Gastautor / 17.05.2012 / 09:50 / 0 / Seite ausdrucken

Jesiden in bester Gesellschaft

Thomas Baader

Das Jesidentum hatte in Deutschland bis vor kurzem noch wenig Aufmerksamkeit genossen, was freilich an der geringen Zahl seiner Mitglieder liegt. Das Jesidentum ist eine kleine Religion, seine Anhänger sind in der Regel ethnische Kurden. In ihren Heimatländern waren sie als Teufelsanbeter verschrien und stetiger Verfolgung ausgesetzt.

An dieser Stelle soll es aber nicht um das Jesidentum an sich gehen, sondern um den im Jesidentum grassierenden Extremismus, wobei aufgrund mangelnder Forschung keine verlässliche Aussage darüber gemacht werden kann, welches Ausmaß diese Form des Extremismus bereits angenommen hat. Wir sind also auf Spekulationen angewiesen, allerdings sollte es sich dabei stelbstverständlich um begründete und plausible Spekulationen handeln.

Das von Jesiden genutzte Internetforum Daweta erlaubt aufschlussreiche Einblicke in eine Parallelgesellschaft. Hitzige Debatten werden geführt zwischen modernen, liberalen Jesiden - man könnte auch sagen: den Gewinnern des Integrationsprozesses - und den reaktionären Kräften. Letztere charakterisieren sich (erfreulicherweise für uns) immer wieder selbst und folgen dabei sich stets wiederholenden Schemata: Die “jesidische Seele” wäre bedroht; Deutschland wäre “verdorben”, jesidische Frauen und Mädchen müssten wissen, “wo ihre Grenzen sind” und dass sie sich an “die Regeln” zu halten hätten; es wird Hass auf andere Ethnien und Religionen geäußert. Kurz: Vertreten werden rückwärtsgewandte, menschen- und demokratiefeindliche Positionen.

Von einem Extremismus kann in diesem Fall gesprochen werden, weil tatsächlich die freitheitlich-demokratische Grundordnung beseitigt werden soll, und sei es nur im engen Rahmen der jesidischen Community. Nehmen wir als Beispiel “die Regeln”: Sie sind Resultat einer nicht rational begründbaren Tradition und basieren somit auf einem völlig unreflektierten und unreflektierbaren “So ist es eben bei uns”. Diese Regeln besagen beispielsweise, dass Frauen und Mädchen kontrolliert werden müssen, dass ihnen nicht dieselben Freiheiten zustehen wie den Männern (eine Gleichheit der Geschlechter also offen abgelehnt wird) und dass die freie Wahl des Ehegatten nicht gegeben ist.

All diese Regeln sind nicht durch demokratische Entscheidungsprozesse legitimiert und stünden, selbst wenn sie es wären, in eklatantem Widerspruch zu den Menschenrechten. Ein Unrechts- oder auch nur Problembewusstsein findet man indes bei ihren Vertretern nicht.

Der Mordfall Arzu Özmen zeigt exemplarisch die hasserfüllte Ideologie des jesidischen Extremismus in aller Deutlichkeit: So äußern in dem genannten Internetforum nicht wenige (darunter selbst solche, die den Mord verurteilen), dass das Opfer Arzu Özmen selbst Schuld trage, eben aufgrund einer durch sie begangenen Verletzung der erwähnten “Regeln”.

Dieses Denkmuster ist typisch für extremistische Gruppierungen oder für individuelle Vertreter menschenverachtender Positionen: So äußern Vergewaltiger regelmäßig, das Opfer ihrer Tat trage durch ihre Kleidung oder ihr Verhalten die eigentliche Schuld. Die Nationalsozialisten gaben den Juden die Schuld an ihrem Schicksal aufgrund ihrer bloßen Anwesenheit. Im Streit um die Mohammed-Karikaturen wurden Karikaturisten mit einem “selbst schuld” bedacht, wenn sie das Opfer islamistischer Übergriffe wurden. Rassisten sehen als Ursache ihre Übergriffe nicht ihren eigenen Hass, sondern die Anwesenheit des Fremden. Kinderschänder sprechen von “Einladungen”, die von dem Kind ausgegangen seinen, und sie von jeder persönlichen Schuld entbinden würden.

Die jesidischen Extremisten befinden sich also mit Vergewaltigern, Nationalsozialisten, Islamisten, Rassisten und Kinderschändern in angemessener Gesellschaft. Sie sollten von nun an auch eine entsprechende Aufmerksamkeit genießen. Die Zeit des Wegschauens ist endgültig vorbei. Dies könnte das Vermächtnis von Arzu Özmen sein.
http://www.menschenrechtsfundamentalisten.de/page8.php?post=966

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