Wolfram Weimer benennt sieben gute Gründe für den Austritt Griechenlands aus dem Euro (Grexit):
Warum also versuchen EU und G8 Staaten alles, damit Griechenland in der Euro-Zone bleibt?
Weimers Argumente ignorieren die Angst der politischen Eliten, dass ein erfolgreicher Grexit zugleich das Ende des Euro beschleunigen dürfte. Die Befürchtung ist ausgesprochen logisch:
* Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende? Was aber wenn Griechenlands Rückkehr zur eigenen Währung sich schon nach ein paar Jahren als wirtschaftlich erfolgreich erweist? Viele andere Euro-Verlierer würden dann ebenfalls einen Austritt anstreben.
* Griechenland bekäme endlich wieder ein Instrument in die Hand, sich über Abwertungen der Drachme und eine flexible Wechselkurspolitik Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Genau davor haben Euro-Politiker die meiste Angst. Griechenland könnte wieder wettbewerbsfähig werden, während die meisten anderen Staaten im festen Euro-Korsett viel zu teuer und unflexibel verblieben, um auf den Weltmärkten mithalten zu können?.
* Europa würde seinen Problemfall los? Das eigentliche Risiko ist doch, dass ein erfolgreicher Austritt der Griechen andere, größere Länder wie Spanien oder Italien ermutigen würde, ebenfalls auf einen Austritt und die eigene Währung zu setzen.
Die Angst der Euro-Bürokraten vor dem Grexit ist mithin völlig verständlich.
Die Frage ist, wie lange Griechenland braucht, die einzig realistische Option mit beiden Händen zu ergreifen. Die Griechen (und die anderen Club Med Mitglieder) brauchen ja nur nach Island zu blicken, um zu erkennen, wie schnell eine vernünftige Wirtschafts- und Währungsreform Erfolg haben kann:
In European Crisis, Iceland Emerges as an Island of Recovery
Three years after a spectacular financial collapse, Iceland is coming back, largely on the strength of its strong exports. In 2008, Iceland was the first casualty of the financial crisis that has since primed the euro zone for another economic disaster: Greece is edging toward a cataclysmic exit from the euro, Spain is racked by a teetering banking system, and German politicians are squabbling over how to hold it all together.
But Iceland is growing. Unemployment has eased. Emigration has slowed.
Iceland has a significant advantage over stressed euro-zone countries—a currency that could be devalued. That has turned its trade deficit into a surplus and smoothed its recovery.
Iceland—with its own currency, its own central bank, its own monetary policy, its own decision-making and its own rules—had policy options that euro-zone nations can only fantasize about. Its successes provide a vivid lesson in what euro countries gave up when they joined the monetary union. And, perhaps, a taste of what might be possible should they leave.