Fundstück / 07.04.2012 / 13:32 / 0 / Seite ausdrucken

Das Grass-Debakel

Ich gestehe jedem Deutschen das Recht zu, Kritik an Israel zu äußern. ABER . Wenn ausgerechnet ich - in jedwede Form auch immer - an General Custers Abschlachtung der Sioux (obwohl defacto die damalige Regierungs-“Politik”) beteiligt gewesen wäre, würde ich mich heute tunlichst hüten, mich öffentlich über “Indian affairs” zu äußern…und erst Recht zu deren noch andauernden Kampf ums überleben. Genau diese Bescheidenheit (und Einsicht der eigenen Schuld) fehlt den großen deutschen “Moralisten” GraSS.  - Don F. Jordan

Man wird den Eindruck nicht los, dass der so eilfertig betriebene Sport der Israelkritik in Deutschland letztlich dazu dient, unsere Seelen abzuhärten. Abzuhärten gegen den moralischen Skandal unserer Zeit: dass abermals ein Regime aufgestanden ist, welches dem jüdischen Volk mit Vernichtung droht. Und welches bald auch die Waffen in der Hand haben könnte, die Arbeit Hitlers zu vollenden, wenn es ihm denn gefällt.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article106161108/Natuerlich-darf-man-Israel-hierzulande-kritisieren.html

„Du bist geblieben, was Du freiwillig geworden bist: der SS-Mann, der das 60 Jahre verschwiegen hat, aber den Bundeskanzler Kohl anpöbelte, weil der Hand in Hand mit einem amerikanischen Präsidenten einen Soldatenfriedhof besuchte, auf dem auch 40 SS-Gefallene liegen – nie gab es einen meisterhafteren Tartuffe als Dich!” http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/19/0,3672,8506771,00.html
http://www.bild.de/politik/inland/guenter-grass/wegen-anti-israel-gedicht-geht-dramatiker-hochhuth-auf-grass-los-23534030.bild.html

Grass selbst versucht indes, in der “SZ” zu erklären, was er mit seinem Vorwurf einer “Gleichschaltung der Meinung” sagen wollte. Es gebe einen Hordenjournalismus gegen ihn, klagte er. “Ich bin entsetzt, wie 30-, 35- und 40-jährige Journalisten, die das Glück gehabt haben, in einer langen Friedensperiode aufzuwachsen, über einen Mann urteilen, der im Alter von 17 Jahren in die Waffen-SS gezogen wurde, sich nicht freiwillig gemeldet hat.” Diese Kritik komme von einer Generation, “die von ihren Freiheitsrechten viel zu wenig Gebrauch macht”. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,826246,00.html#ref=rss

Drei Tage ist nun Günter Grass’ “Was gesagt werden muss” in der Welt, und es wird kommentiert und darüber geurteilt, als wäre dieses Gedicht ein großes politisches, wenn nicht sogar militärisches Ereignis. Es ist es aber nicht. Es ist immer noch ein Gedicht, der in holpernde Verse und willkürlich gesetzte Strophen gekleidete Aufschrei einer zumindest scheinbar gequälten Seele, die Gehör und Anerkennung einfordert. http://www.sueddeutsche.de/kultur/debatte-um-grass-gedicht-auf-kosten-des-verstandes-1.1327756

... bis hin zum Vorwurf des Antisemitismus!
http://www.3sat.de/mediathek/index.php?display=1&mode=play&obj=30320
http://www.3sat.de/mediathek/index.php?display=1&mode=play&obj=30322
http://www.3sat.de/mediathek/index.php?display=1&mode=play&obj=30321
http://www.3sat.de/mediathek/index.php?display=1&mode=play&obj=30323
http://www.youtube.com/watch?v=hfaYLjc79MA&feature=player_embedded#!
http://tagesschau.vo.llnwd.net/d3/video/2012/0405/TV-20120405-1911-5601.webl.h264.mp4

Grass‘ aberwitzige Behauptung, Israel drohe mit der präventiven Vernichtung des iranischen Volkes, eine Behauptung, die er geschickt als Tatsache präsentiert, um anschließend argumentieren zu können, sie müsse verhindert werden, ist entweder eine antisemitische Fantasie oder eine groteske zynische Erfindung, die bei vielen Deutschen ins Spiel kommt, wenn es um die Projektion des Nazismus auf die Juden und Israel geht.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article106161226/Grass-Ignorant-oder-berechnender-Zyniker.html

Sicher, vieles von dem, was er in seinem „Gedicht“ verbreitet, hält einem Check mit der Realität nicht stand, wie man auf dieser Seite sehen kann. Aber: Günter Grass ist kein Politiker und kein Journalist. Er muss nicht sorgfältig Argumente abwägen. Sein Ziel ist nicht die Analyse, sondern die Emotion. Sein Tonfall ist polemisch, aber die Kritik richtet sich gegen eine Politik, nicht gegen ein Volk. Vielleicht wollte Günter Grass – von dem es nur noch wenig Literarisches zu berichten gibt – sich vor allem wieder einmal zu Wort melden. Man kann ihm vorwerfen, dass dieser Versuch ziemlich misslungen ist. Ein Antisemit ist er deshalb nicht.
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.az-meinung-ein-antisemit.ddf58a51-a402-42c7-b4e8-fd9824d0b925.html

“Eine Politik, die gegen jede UN-Resolution den Siedlungsbau fortsetzt. Ich kritisiere eine Politik, die Israel mehr und mehr Feinde schafft und das Land mehr und mehr isoliert.” Netanjahu sei nach seiner Einschätzung der Mann, der Israel zurzeit am meisten schade, “und das hätte ich in das Gedicht noch hineinbringen sollen”, sagte der 84-Jährige. http://www.stern.de/kultur/buecher/weiter-massive-kritik-am-nobelpreistraeger-grass-relativiert-seine-israel-kritik-1810556.html

Es gibt hier kein israelisches Verbrechen, kein geplantes Verbrechen, keine deutsche Rolle in diesem nicht existierenden Verbrechen, keine Notwendigkeit, dass endlich etwas gesagt werden muss, es gibt keine deutsche Verantwortung oder moralische Autorität in dieser Angelegen… Es gibt nichts außer dieser Fiktion, die Grass ein Gedicht nennt, eine surrealistische Umkehrung der Realität, und die sich haltende Frage: Ist Grass wirklich so ignorant, oder ist er ein berechnender Zyniker? http://www.welt.de/debatte/kommentare/article106161226/Grass-Ignorant-oder-berechnender-Zyniker.html

 

 

 

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