Die Kinorezensenten haben dem Film 96 Hours (Taken) übereinstimmend die volle Punktzahl verweigert, weil der von Liam Neeson dargestellte Protagonist schlimme rechtsstaatswidrige Dinge tue und Selbstjustiz verübe, wobei er auch noch zu weit gehe. Beide Urteile müssen korrigiert werden. Der Film ist tauglich, wie man es von einem Actionfilm nur erwarten kann, Buch, Regie, Darsteller und Effekte hätten den Oscar der Woche verdient. Punktabzug für negative politische Bildung ist nicht nur so was von siebziger, sondern auch in diesem Fall kaum zu begründen. Wenn der Protagonist zu weit ginge,
wäre der Film schon früher zu Ende. Er geht genau so weit wie nötig. Die Dramaturgie verlangt es von ihm. Moralisch verwerflich ist sein Handeln nicht, er will seine Tochter aus den Händen übler Mädchenhändler befreien. Wenn er es nicht tut, tut es niemand, die Rezensenten jedenfalls würden ihm nicht beistehen. Genaugenommen übt er keine Selbstjustiz, sondern gemäß der Gewaltenteilung Selbstexekutive. Die Rezensenten müssten erklären, an welcher Stelle sie auf der Seite der Mädchenhändler sind.
Was sie erschreckt, ist wohl eher die Eigenverantwortung, die der Protagonist übernimmt.
Die dem Film vorenthaltenen Punkte seien hiermit doppelt zurückgegeben.