Alan Posener (Gastautor) / 19.02.2009 / 09:03 / 0 / Seite ausdrucken

Wer steckt hinter der Papstkritik?

Jetzt, wo selbst hier auf der Achse Papstkritik gang und gäbe ist, obwohl sie doch, wie mir noch vor Wochen bedeutet wurde, eigentlich vom viel wichtigeren Kampf gegen das Zentrum für Antisemitismusforschung und andere trojanische Pferde der Islamisierung Europas ablenkt, jetzt also hätte ich beinahe Lust, aus Daffke den Vatikan zu verteidigen. Allein, die Herren in Rom und ihre deutschen Statthalter machen es einem wahrhaft nicht leicht. So schickte mir mein Freund Ingo Langner - fraglos in der guten Absicht, mich auf den rechten Weg zu bringen - diese Erklärung des Kardinals Paul Josef Cordes “aus römischer sicht” zu. Die Erklärung lohnt genaue Lektüre. Allein schon die Einleitung hat es in sich. So behauptet Cordes allen Ernstes, die Kritik an der Entscheidung des Papstes, die Exkommunikation der judenfeindlichen Lefebvre-Sekte auzuheben, sei “gut orchestriert”, also eine Art Verschwörung - so, als könnten die demokratischen Medien in Deutschland durch den Beschluss eines Gremiums ähnlich schnell auf Linie gebracht werden wie die kirchliche Presse. Wer aber “orchestriert” diese Kampagne? Wer hätte die Macht dazu? Das macht der Kardinal deutlich, indem er von einer “Brunnenvergiftung” spricht. Man weiß ja, wer die Brunnen im Mittelalter nach Meinung der alleinseligmachenden Kirche vergiftete, um damit ordentliche, ungewaschene Christenmenschen der Pest auszuliefern: die Juden. Schtonk!
Wie es scheint, können manche katholischen Würdenträger dieser Tage nicht einmal ihren Mund aufmachen, ohne Antijüdisches von sich zu geben. Cordes behauptet weiterhin - und dies ist, das betonen er und die Tagespost, “die römische Sicht” der Dinge: “Das Copyright der Heiligen Schrift liegt bei der Kirche.” Sprich in Rom. Sprich bei Ratzinger. Nun, gewiss, die “Benedikt-Bibel” gibt es dank der “Bild-Zeitung” überall zu kaufen, allein war mir nicht klar, dass die Urheber der Heiligen Schrift, die Juden nämlich, ihr Urheberrecht an Rom abgetreten hätten. Das sollte man schleunigst allen Synagogenvorstehern mitteilen, auf dass sie nicht ohne Einwilligung Roms die Propheten nach ihrer Art auslegen. Ein Einwand, der aber nicht erhoben werden darf: “Wer nicht zur Kirche gehört, hat überhaupt kein Recht, in Glaubensdingen Einspruch zu erheben.”
Nun geht es aber beim Fall Ratzinger nicht um Glaubendsdinge, es sei denn man betrachtet die Frage, ob die Juden das Volk der Gottesmörder seien oder nicht, als Glaubensfrage, die im Vatikan noch nicht entschieden sei. Man dachte jedoch, der Antijudaismus sei tatsächlich mit Vatikan II ad acta gelegt, und dass deshalb die Position des Sektenführers Lefebvre, der zum Kardinal Jean-Marie Lustiger sagte: Wie können Sie Kardinal sein, da Sie Jude sind? - dass diese Position in der Katholischen Kirche keinen Platz habe. Wir sind eines Schlechteren belehrt worden. Von den Positionen des Holocaust-Leugners Williamson habe der Papst nichts gewusst, schreibt Cordes. Nebbich. Die Position der Pius-Brüder kennt er. Und seine Meinung ist, nach reiflicher Erwägung: Wer geschieden ist, darf die Sakramente der Kirche nicht empfangen. Wer Juden hasst, sehr wohl. Das ist, wie mein Freund Hannes Stein in einem anderen Zusammenhang schrieb, kein Skandal. Es ist das Erwartbare. Und ich kritisiere das ja nicht - darf ich ja nicht, ich bin nicht in der Kirche. Wer das allerdings innerhalb der Kirche kritisiert, darf das auch nicht. Dann ist das “Beleidigung des Papstes”. Kopf ich gewinne, Zahl du verlierst: Kritik von außen ist nicht erlaubt, Kritik von innen ist eine Beleidigung. Und alles zusammen eine “gut orchestrierte Brunnenvergiftung”. Wie sagte der große Jude Jesus von Nazareth (der allerdings kein Copyright auf seine Worte hat) über die frommen Heuchler seiner Tage, die das Copyright der Heiligens Schrift für sich beansprucht hatten: ““Ihr Nattern, ihr Schlangenbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?” (Matthäus 23,33)

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