Achgut.com veröffentlicht in dieser Reihe regelmäßig Texte aus den vergangenen Jahren, deren Mahnungen, Warnungen, Voraussagen sich jetzt bewahrheiten. Man konnte alles wissen, wenn man nur wollte.
Das betrifft alle Gebiete. Beispielsweise bei Themen wie Migration, Energiewende, Covid und Antisemitismus, um nur einige Stichworte zu nennen. Beim Thema Antisemitismus sagen wir seit langem voraus, was jetzt die sogenannten Mainstream-Medien schreiben. Diese Beitragsfolge soll auch eine Vergewisserung für Sie, liebe Leser, sein, dass Sie das richtige Medium lesen. Es gab und gibt immer wieder Versuche, uns zu diskreditieren und politisch zu stigmatisieren. Die Zeit und die Tatsachen arbeiten aber für uns.
Heute veröffentlichen wir einen Beitrag vom 27.09.2019 von Achgut.com-Autor Wolfgang Röhl unter dem Titel „'Der Spaß hat aufgehört.' Keimt eine Grüne Armee Fraktion?“. Schon damals fühlte er sich durch die Klimaaktivisten an die RAF erinnert – und ihren Niedergang. Zitat: „Und dann? Was wird geschehen, wenn die Klimakanzlerin hinfort ist, ihre Knappen in den Vorruhestand entsorgt werden, die Sozen sich anders positionieren müssen, um wenigstens nicht unter die Fünf-Prozent-Hürde zu rutschen? Wenn die Prima-Klima-Nummer nicht mehr zieht, weil die astronomischen Kosten nicht länger weggeschwafelt werden können? Wenn die vollmundig verkündeten Maßnahmen zumindest teilweise rasiert werden (der listige Gerhard Schröder setzte seine Versprechungen gern 'unter Finanzierungsvorbehalt')?
Wolfgang Röhl, geboren 1947 in Stade, studierte Literatur, Romanistik und Anglistik. Ab 1968 war er Journalist für unterschiedliche Publikationen, unter anderem 30 Jahre Redakteur und Reporter beim „Stern“. Intensive Reisetätigkeit mit Schwerpunkt Südostasien und Lateinamerika. Autor mehrerer Krimis (zuletzt: „Brand Marken“). Lebt in Niedersachsen und Hamburg. Hier ist sein Text:
„Der Spaß hat aufgehört.“ Keimt eine Grüne Armee Fraktion?
Am 14. Mai 1970 begann ein turbulentes Kapitel der bundesdeutschen Geschichte. Eine sechsköpfige bewaffnete Truppe befreite in einem minutiös geplanten Akt den inhaftierten Kaufhausbrandstifter Andreas Baader aus dem Westberliner „Zentralinstitut für soziale Fragen“. Baaders Sympathisanten, darunter ein Rechtsanwalt und ein Verleger, hatten für ihn einen Besuchstermin im Institut erschlichen, zwecks vorgeblicher Buch-Recherchen.
Bei der Schießerei wurde ein Institutsangestellter lebensgefährlich verletzt. Die Aktion gilt als Geburtsstunde der linksterroristischen „Rote Armee Fraktion“ (RAF), die das Land in den Folgejahren noch oft in Atem hielt.
In linken und liberalen Kreisen rief der Coup einiges Entsetzen hervor. Vor allem, weil dabei auch Ulrike Meinhof zugegen war, eine damals in diesen Zirkeln hoch angesehene Publizistin. Sie war die erste Figur der RAF, deren Gesicht auf Fahndungsplakaten aufschien. „Baader-Meinhof-Bande“ wurde die Truppe von den meisten Medien genannt. Wer ihr ein gewisses Restverständnis entgegenbrachte, wie nicht wenige Journalisten, Professoren, Schriftsteller, nannte sie „Baader-Meinhof-Gruppe“.
Meinhof war eine der wenigen Frauen im politischen Kommentarbetrieb jener Tage. Als Kolumnistin des linken Magazins „Konkret“, gefragte TV- und Funk-Autorin und scharfe Zunge in Fernsehrunden genoss sie Respekt weit über die radikale Linke hinaus. Sich diese Person, Mutter von Zwillingstöchtern, mit der Knarre in der Hand vorzustellen, erschien absurd. Als ihre Erklärung an die Genossen publik wurde, auf „Bullen“ dürfe „natürlich“ geschossen werden, weil diese „Pigs“ – Schweine – seien, wuchs die Verstörung der linksbürgerlichen Szene noch.
Radikalisierung von Kolumne zu Kolumne
Was nur aufzeigte, dass man dort die Zeichen nicht richtig gedeutet hatte. Tatsächlich war Meinhofs Radikalisierung von Kolumne zu Kolumne kenntlicher geworden. „Vom Protest zum Widerstand“ hieß ein Artikel vom Mai 1968, der mit den Sätzen schloss: „Der Spaß hat aufgehört. Protest ist, wenn ich sage, das und das paßt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, daß das, was mir nicht paßt, nicht länger geschieht.“
Anfang 1969, kurz vor der Baader-Freischießung, nannte sie den politischen Journalismus in ihrer Konkret-Kolumne eine „eingezäunte Spielwiesenfreiheit“ und „Selbstbetrug“. Kolumnismus sei quasi nur eine Ablenkungsfütterung des herrschenden Schweinesystems: „Damit aus der Theorie keine Praxis wird, leistet man sich Kolumnisten, ohnmächtige Einzelne, Außenseiter, Stars.“ Wenig später vertauschte Meinhof die Schreibmaschine mit der Beretta.
Warum man sich an diese Zeit ab und zu erinnern sollte? Weil Signale für Radikalisierungen derzeit wieder an manchen Ecken blinken, und diese Ecken liegen beileibe nicht nur ultrarechts. Durch den anschwellenden Klima-Alarmismus der letzten Jahre sind etliche Wissenschaftler, Politiker und Medienmenschen auf Gedanken verfallen, deren Bekanntgabe sie früher aus dem zivilisierten Diskurs katapultiert hätte.
Von der „Großen Transformation“ schwärmt etwa der Klimapapst a. D. Hans Joachim Schellnhuber. Wohinter kaum kaschiert die Einschätzung steckt, in Demokratien könnten weise Ratgeber (wie Schellnhuber) nichts Robustes gegen den Klimawandel anschieben. Dazu bräuchte es härteren Tobak, sprich autoritäre Regime. Weltrettung und Plapperbuden passen zusammen wie Frösche und Rasenmäher, finden auch die Fußtruppen der großen Klimaschlacht.
Koalition aus grünen und schwarzen Blöcken
Manche Journalisten haben mittlerweile den Klimaleugner zum ultimativen Hassobjekt erkoren, noch vor dem Nazi, dem Rassisten, dem Sexisten. Sie zeichnen ihn als Krebs, der überall Metastasen bildet, die Erde kaputt macht. Und wie lautet die Therapie? Na, wie schon anno 1970: Macht kaputt, was euch kaputt macht! Zwei forsche Schreibkräfte haben einen Entwurf vorgelegt, die den Klima-Pigs das Handwerk legen soll:
„Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer den menschengemachten Klimawandel in einer Art, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung leugnet oder verharmlost.“
Voll aufgedreht wurde das „Leugner!“-Gebölk, als vor einem Jahr der Aufstand der Klimazwerge begann. Die Gruppe „Extinction Rebellion“ und Ableger wie „Ende Gelände“ setzen Meinhofs Losung „Vom Protest zum Widerstand“ derweil beherzt um. Bei Aktionen gegen den Braunkohleabbau im Hambacher Forst flogen gegen die Pigs nicht bloß Kot und Steine, auch schon mal Molotow-Cocktails.
Öfters tauchen auf Klimademos vermummte Linksextremisten auf, die Morgenluft wittern. „Burn capitalism, not coal!“ oder „No climate change – regime change“ lauten die Parolen. Beim Abfackeln von SUVs, Sabotieren von Automessen oder Krawall vor Kreuzfahrtdampfern ist nicht immer ganz klar, wer gerade die Strippen zieht. Aber sie macht wohl Fortschritte, die Koalition aus grünen und schwarzen Blöcken.
Der Verfassungsschutz will „linksextreme Vernetzungsbemühungen in das zivildemokratische Spektrum“ registriert haben. Was heißt hier zivildemokratisch? Zivil oder demokratisch in dem Sinne, dass sie Wahlergebnisse respektiert oder andere Einschätzungen zum Klimawandel erträgt als die der amtlichen Ökopriester, verhält sich auch die (noch) gewaltfreie Greta-Fraktion nicht mehr.
Eine GAF, eine „Grüne Armee Fraktion“?
Ist die Befürchtung völlig abwegig, aus den Reihen frustrierter Klimaerleuchteter könnte irgendwann ein bewaffneter Arm erwachsen? Sozusagen eine GAF, „Grüne Armee Fraktion“?
Vielleicht nützlich, daran zu erinnern, wie es weiland zur RAF kommen konnte.
Zeitraffer: In den Jahren 1967/68 fand in einigen westlichen Industriestaaten eine Art Jugendrevolte statt, deren ideologische Grundlagen alte weiße Männer gelegt hatten. Der Treiber war nicht der Klimawandel, versteht sich, es handelte sich vielmehr um den Vietnamkrieg. Die ideologischen Paten der Bewegung – etwa Herbert Marcuse in den USA oder Theodor W. Adorno in Deutschland – waren streng antikapitalistisch gepolt. Es ging ihnen um den Systemwechsel.
Für ein Weilchen erschien einer größeren Anzahl von Studenten und Intellektuellen die totale Umwälzung der alten Ordnung ganz nah, fast selbstläufig. Ein „Gespräch über die Zukunft“ im linken Theoriemagazin „Kursbuch“, das der Kursbuch-Herausgeber Hans Magnus Enzensberger im August 1968 veröffentlichte (geführt wurde es schon ein dreiviertel Jahr davor), ist noch immer eine spannende Lesefrucht.
Was drei Köpfe der „Außerparlamentarischen Opposition“ mit Namen Rudi Dutschke, Bernd Rabehl und Christian Semler da unter ständigen Verweisen auf ihre Gurus („Du weißt, Mao spricht von vier Berufen...“) diskutierten, war nämlich keineswegs die Frage, ob eine Revolution stattfinden würde. Für die drei stand deren baldiger Advent fest, und zwar zunächst in Westberlin. Besprochen wurde, wie es hernach mit Wirtschaft, Bildung usw. weitergehen sollte und wie die „Selbstverwaltung der Produzenten“ zu organisieren sei.
Das liest sich teils unfreiwillig komisch, teils gruselig. Da den Revoluzzern bewusst war, dass ein Teil der Bevölkerung sich den kommenden revolutionären Errungenschaften verweigern würde, zog man krasse Möglichkeiten in Betracht. Zitat Bernd Rabehl: „Wo es ganz klar ist, dass eine Umerziehung unmöglich ist, etwa bei älteren Leuten und bei bestimmten Verbrechen, da sollte man den Betreffenden die Möglichkeit geben, auszuwandern.“
Weltenrettung erlaubt keine Humanitätsduselei
Leicht vorzustellen, dass die damaligen Pläne von Umerziehung und Gegner aus dem Land jagen auch durch so manche zeitgenössische Birne geistern, die bei „Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“, „Zeit“ et al. über Klimafragen kolumniert. Weltenrettung erlaubt keine Humanitätsduselei. In Gefahr und höchster Not ist der Mittelweg der Tod.
Wie bekannt, zerfiel die APO gegen Ende 1968 in Grüppchen und Sekten, welche sich hauptsächlich untereinander zankten (Semler zum Beispiel landete bei den Mao-Jüngern und später, vom gröbsten Wahn geläutert, bei der „Taz“). Das Gros der APO-Aktivisten und Mitläufer machte hingegen relativ rasch seinen Frieden mit dem Schweinesystem.
Denn inzwischen hatte sich der Wind gedreht. Ab 1969 regierte die SPD mit Hilfe einer winzigen, aber runderneuerten FDP die Republik für lange Zeit. Statt Revolution setzte es Reformen. Staat und Gesellschaft wurden modernisiert, gewandelte Moralvorstellungen im Ehe- und Familienrecht festgetackert. Die Mitbestimmung in der Wirtschaft wurde eingeführt. Höhere Löhne, jede Menge Stellen im gepimpten Bildungssektor – die Reparatur des Kapitalismus kam zügig in die Gänge und wurde von der Bevölkerungsmehrheit akzeptiert. Da bahnte sich für fanatische Antikapitalisten der GAU an. Den konnte aus ihrer Sicht nur der bewaffnete Kampf abwenden. Auch das war Grund für die Terrorwellen der 1970er, ein Grund.
Kann so etwas wieder geschehen, heute, unter ganz anderen Prämissen? Ein Szenario wird man wohl machen dürfen. Also, der Klimahype, besonders in seinem Turbostadium der letzten zwölf Monate, hat in den Köpfen der Aktivisten Machtphantasien aufpoppen lassen, die unmöglich erfüllt werden können. Ein veganes Land von Fahrradfahrern, entkleidet seiner Schlüsselindustrien, das unbotmäßige Bewohner schurigelt, abzockt, mit Strafen belegt; ein Land, in dem sich alles nur mehr um halluzinierte Untergänge dreht, von denen ihnen gerissene Ökoindustrielle und das Panikorchester ahnungsloser Kinder ins Ohr jaunern – ein solches Land wird es nicht geben.
Die Wirklichkeit zurück in den deutschen Stromponyhof
Irgendwann wird der Spuk einköcheln wie die Revolte von 1968. Wahlergebnisse könnten helfen, die entgleiste Politik wieder auf Schienen zu heben. Eine schwere Wirtschaftskrise würde das sogar ziemlich schnell bewirken. Oder ein großer Blackout dank EEG, der die Wirklichkeit zurück in den deutschen Stromponyhof holt.
Und dann? Was wird geschehen, wenn die Klimakanzlerin hinfort ist, ihre Knappen in den Vorruhestand entsorgt werden, die Sozen sich anders positionieren müssen, um wenigstens nicht unter die Fünf-Prozent-Hürde zu rutschen? Wenn die Prima-Klima-Nummer nicht mehr zieht, weil die astronomischen Kosten nicht länger weggeschwafelt werden können? Wenn die vollmundig verkündeten Maßnahmen zumindest teilweise rasiert werden (der listige Gerhard Schröder setzte seine Versprechungen gern „unter Finanzierungsvorbehalt“)?
Schon das jüngst verabschiedete „Klimapaket“ der Regierung erzeugte lautes Wehklagen bei enttäuschten Funktionären der etablierten Ökoverbände. Und das sind noch die Vernünftigsten im Tollhaus der Klimahysterie.
Nochmals: und dann?
Aus Greta, keine Angst, wird nie eine Ulrike. Aber in ihrem Turf steckt Potenzial. Wer ´68 ff. erlebt hat, kann es sich bunt ausmalen.