Dieses Schicksal steht prototypisch für eine der dunklen Facetten der DDR, die ihren ideologischen Antikapitalismus konsequent menschenverachtend und ohne Rücksicht auf Verluste durchzog. Dass das endlich zum krachenden Zusammenbruch des DDR-Regimes geführt hat, darf die unzähligen Opfer nicht vergessen machen. Danke für diesen sehr persönlichen Text, Herr Klinkigt.
Ja, ein sehr trauriges Schicksal schildern Sie. Jemand der die Kompetenzen und den Mut hat darf nicht. Ich kann mir gut vorstellen dass irgendwann einer sagt: “Schluss jetzt beendet diesen perversen Film!” Ich befürchte solche Probleme - Licht ausknipsen - werden wir wiederbekommen. Schauen wir nur nach Griechenland ... ... und warten wir ab was bei uns in der BRD passieren wird.
Ein Schicksal, das es Wert ist, wahrgenommen zu werden. 1972 machte ich in der DDR Abitur und bekam keine Spur mit von der damaligen Verstaatlichungswelle. Später führt mich das Schicksal mit ungewöhnlich vielen Menschen zusammen, die genau davon betroffen waren und erlebte in dieser Hinsicht eine breite Palette von Schicksalen, sowohl banal als auch kurios oder erschütternd usw. und nach der “Wende” die Weiterverläufe, die auch jeweils eines Romans Wert waren. Ich denke, dass der “Todesstoß” für die DDR nicht erst bei der Biermann-Ausbürgerung einsetzte. 1972 war ganz gewiss einer der Todesstöße - im allgemeinen Bewusstsein wenig verankert -, die die DDR sich selbst versetzte für ihren sowieso vorprogrammierten Zusammenbruch.
Mir sind viele solcher traurigen Geschichten von meiner DDR-Verwandtschaft, von Flüchtlingen oder freigekauften Häftlingen bekannt, wobei die SED gerade durch solche Massnahmen den Staat DDR zu einer hochverschuldeten Kloake verkommen ließ, da die Genossen zwar viel idiotischen Firlefanz veranstalteten, aber wenig von Verantwortung und noch weniger von harter Arbeit hielten. Dabei sollte eine kluge Politik bewirken, dass die Betriebe nicht nur Arbeits- und Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, sondern dem Staat die notwendigen Mittel durch üppig fliessende Abgaben in die ewig klammen Kassen spülen. Natürlich gibt es auch bei den Unternehmern schwarze Schafe und fintenreiche Hasardeure, aber dafür hat der Staat nun einmal seine an Gesetze gebundenen speziellen Beamten. Und: Wer nicht in der Lage ist, die Kontrollfunktionen ordnungsgemäss wahrzunehmen, der ist erst recht in der Lage, einen Betrieb erfolgreich zu führen. Übrigens hat die Stasi das erfolgreichere System der Bundesrepublik in diesem Bereich erkannt und duch ihre Einflussagenten insbesondere im ehemaligen Westberlin in perfider Weise dafür gesorgt, dass der 1989 installierte SPD/AL-Senat mit gefälschten Gesetzen und unzutreffenden Gründen unter schlimmstem Missbrauch der Verwaltungsgesetze unbescholtene Bürger (Selbständige und Hausbesesitzer) wie Verbrecher verfolgen ließ, während letztere unbehelligt blieben, da die damalige Justizsenatorin nun einmal “Täter interessanter als Opfer fand”. Oppositionsführer Diepgen (CDU) erkannnte das Ungeheuerliche zwar, sprach im Parlament von einer Diktatur und prangerte die “schlimmste Gleichschaltung seit der NS-Zeit von Ämtern, Justiz und sogar der Wissenschaften” an, handelte aber aus unerfindlichen Gründen nicht.
Danke, Herr Klingigt, für diese Erinnerung. Es muss Sie noch immer schmerzen! Meine Mutter arbeitete in einem kleinen gut florierenden Textilbetrieb, der ähnlich gut funktionierte und 1972 ebenfalls verstaatlicht wurde. Zuvor jedoch machte man der Besitzerin einen Prozess wegen Steuerhinterziehung. Das stand groß in der Zeitung und empörte die Leute ganz mächtig, weil sie gewohnt waren zu glauben, ein privater Unternehmer schwimme in Geld. Was keiner wusste: Ein Unternehmer musste in der DDR enorm hohe Steuern zahlen. Und zwar bei einem Gewinn von 50.000 M und mehr 34.000 M + 89% des 50000 M übersteigenden Betrags! Dass mancher da schummelte, um überhaupt die wesentlich niedriger besteuerten Löhne seiner Angestellten zahlen zu können, ist wohl verständlich. Meine Mutter musste vor Gericht gegen ihre Chefin aussagen. Die kam dann für Jahre ins Gefängnis und war hinterher eine gebrochene Frau. Keiner redete mehr mit ihr, sie war für die Leute quasi eine Verbrecherin. Auch meine Mutter hat nie wieder Kontakt zu ihr gesucht. Heute schäme ich mich dafür, für das Denken und Tun meiner Mutter. Ich war ein Kind damals und unwissend, aber ich verehrte die Chefin meiner Mutter. Heute weine ich bittere Tränen ,wenn ich an die arme Frau denke…..
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