In den USA, wo einerseits vor Jahrzehnten schon DJ-Artisten mit dem “Mixen” (= Klauen) von Musikschnipseln angefangen haben und wo auch vieles andere wesentlich freizügiger als in Deutschland vom Schutzmantel der freien Meinungsäußerung gedeckt ist, reagieren andererseits Literaten wie Journalisten berechtigterweise immer noch sehr unfreundlich auf Plagiatsschreiberei; wer dessen überführt wird, wie 2006 die Harvard-Studentin Kaavya Viswanathan, muß damit rechnen, daß sein Buch vom Markt verschwindet und es eine lange Zeit braucht, bis Gras über die Sache wächst—wenn überhaupt jemals.
Laut gestriger New York Times sieht das in Deutschland anders aus; da wird der Wortdiebstahl noch mit Bestsellertum (= Moneten und Ruhm) und Preiskrönungsanwärterschaft belohnt. Fragt sich: Was unterscheidet die Agenten und Verleger solch intellektueller Räuberei, die Buchhändler, die so ein Buch ins Schaufenster und auf die Regale stellen und die Juroren des Leipziger Messepreises, die da noch publizistisch nachhelfen oder gar 20.000 Euro Preisgeld nachlegen wollen, von gewöhnlichen Hehlern?
BERLIN — It usually takes an author decades to win fawning reviews, march up the best-seller list and become a finalist for a major book prize. Helene Hegemann, just 17, did it with her first book, all in the space of a few weeks, and despite a savaging from critics over plagiarism…
Hier ist der ganze New York Times-Artikel: http://www.nytimes.com/2010/02/12/world/europe/12germany.html?em