Berlin hat abgestimmt. Und trozt der Kampagne der “Bild”-Zeitung Pro Reli gab es am Ende weniger als 15 Prozent für einen staatlichen Religionsunterricht mit Zwangscharakter. Das übel gelaunte Genöle derjenigen, die in einer demokratischen Abstimmung unterlegen sind, geht aber weiter.
Matthias Heine spricht in der “Welt” von der “Kulturellen Hegemonie des Atheismus” in der Hauptstadt, als sei es schuld der Atheisten, dass die Kirchen und die anderen Religionsgemeinschaften nicht einmal ihre eigenen eingeschriebenen Mitglieder an die Wahlurnen bringen konnten; er fühlt sich als Teil eines “bürgerlichen Rests”, mit dem “die Macht” jetzt so umspringen könne, wie sie wolle, und empfiehlt aus dieser von den 68ern abgeguckten Gesellschaftsanalyse (“Wir sind eine kleine, radikale MINDERheit! Be-Be-Benedikt!”) seinen Mit-Bürgerlichen eine ebenfalls den 68ern abgeguckte “Alltagsguerillamentalität”: “Ich jedenfalls freue mich schon darauf, den Ethik-Lehrern meiner kleinen Tochter später das Leben zur Hölle zu machen”. Als Vater einer erwachsenen Tochter sage ich jetzt schon: Ach, Matthias, wer wem das Leben zur Hölle machen wird, wenn deine Tochter so zwölf, dreizehn Jahre alt ist, das kann ich dir jetzt schon sagen. Aber ich will dir die unschuldige Vorfreunde auf intellektuelle Scharmützel mit ihren Ethik-Lehrern nicht verderben.
(Übrigens: es ist Christen, Juden, Muslimen, Buddhisten, Bahai und gemäßigten Satanisten nicht veboten, sich als Ethik-Lehrer ausbilden zu lassen. Ja, das ist anstengender als der vorsortierte und kleine Religionsuntericht. Aber hey, Anstrengung ist bürgerlich, oder?)
Warum aber die Abstimmung Contra Reli eine Niederlage der 68er war, und zum Genöle der FAZ hier meine Blattkritik.