Bernd Zeller / 26.09.2009 / 22:46 / 0 / Seite ausdrucken

Das Faszinierende am Kopftuch für linke Frauen

Wie eine Elterninitiative gegen brüllende Lehrer, die nicht registriert, wenn Lehrer die Schüler mit Prügelstrafe belegen, und sich nicht zuständig fühlt für Schüler, die ihre Lehrer verprügeln, so erscheinen grünlinksmultikulturelle Gutmeinende angesichts unserer Problemreligion Islam und dem Kopftuch. Von den Erben der Achtundsechziger hätte man alles andere erwartet als die Verteidigung von kopfbetuchten bis verhüllten Frauen, schon gar nicht von Frauen selbst. Hätte man in den späten Siebzigern eine Prophezeiung formuliert über den heutigen Zustand, wäre sie als Spinnerei abgetan worden; Feministinnen und Kirchenkritiker hätten im Dutschke-Stil gerufen: „Wir werden es dem Patriarchat nicht erlauben, unter islamischem Etikett ein klerikalfaschistisches Regime zu restaurieren! Nein, auch nicht als Parallelgesellschaft!“
Man hätte erwartet, dass Aktivistinnen den Frauen ihr Kopftuch herunterreißen würden, während Intellektuelle die strukturelle Gewalt entlarven.
Warum sind es nun gerade die ihrem Selbstverständnis nach linken Frauen, die sich von außerhalb des Kopftuchs dafür begeistern? Auch wenn Reste kirchlicher Erziehung Rachegelüste auslösen, jetzt endlich den Jesus mit dem Mohammed auszutreiben, müsste das Kopftuch Schaudern auslösen.
Der Befund lautet:

Es liegt an fehlender Selbstachtung.
Zwar haben sie alle eine hohe Meinung von sich angesichts dessen, zu den besten Menschen mit den guten Absichten zu gehören, doch sie bewegen sich mental ausschließlich in virtuellen Bereichen. Damit kommt die Kompetenz über das eigene Leben abhanden, oft auch über den eigenen Körper. Motive des Handelns sind Visionen und Wünsche, Ideen und Ideologien, die Tätigkeit ist vielleicht sogar mit einer vollen Stelle versehen, doch die Erfolge sind gleichfalls virtuell und weit entfernt von dem ursprünglichen Charakter der Arbeit, Ursache zu setzen für eine Wirkung. Lieber tritt man ein für eine Politik, die eine Welt schafft, in der die Wirkung gegeben ist.
Jedes Pseudohandeln führt weiter in Richtung Selbstentfremdung, ausgeglichen durch das gute Gewissen, das deshalb gut ist, weil es sich nie entwickeln konnte.
Diese Leute wissen nicht, wer sie sind, wobei es auch nicht viel zu erfahren gäbe.
Das Konkrete wird als gefährlich empfunden. Konkret sind die Erfahrungen von Seyran Ates, so dass die taz reagiert, indem sie mit einem Artikel die Quelle liefert, warum Seyran Ates künftig nicht mehr zitierfähig ist und sowieso nur eine einzelne. Das Weltbild ist gerettet.
Der Mangel an Persönlichkeit bestimmt den Blick auf die Kopftuchträgerinnen. Die haben, scheinbar, eine Identität, wie niedlich, sogar eine kollektive.
Aber das ist noch nicht alles. Diese Frauen stehen offenkundig niedriger als man selbst. Die werden keine Konkurrentinnen.
Etwas Schöneres kann Loserinnen und Losern nicht passieren, als dass sie die Herabsetzung der anderen nicht einmal mehr selbst vorzunehmen brauchen.

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