Klaus Stuttmanns israelophobe Karikatur war eindeutig besser gezeichnet als die vom „Stürmer“ damals, was jedoch einige Leser nicht abhielt, auf die inhaltliche Nähe des propagandistischen Gehaltes hinzuweisen. Dem Vernehmen nach hat die Karikatur auch in der Tagesspiegel-Redaktion für Diskussion gesorgt und wurde als grenzwertig eingestuft. Mehr kann man nicht verlangen, zumal eine solche Diskussion, vermutlich am runden Tisch unter Achtung aller Meinungen und Interessen, zugleich beispielgebend für den Umgang miteinander im Nahostkonflikt sein könnte. Deshalb wäre es zu schön, wenn die Karikatur wirklich grenzwertig wäre, was sie
leider nicht ist, sondern hetzerisch. Sie drückt keine Meinung über ein Geschehen aus, sondern behauptet ein Geschehen. Man muss schon sehr mündig sein, um als Medienkonsument die geistige Arbeit aufzubringen, sich damit auseinanderzusetzen. Wer zuvor von Überreaktion und Kriegsvorbereitungen mitten im Waffenstillstand gelesen hat, dem erscheint diese Zeichnung passend.
Mehr als eine kontroverse Diskussion mit einer Konsensformel kann man den Medienarbeitern beim Tagessiegel nicht abverlangen; das ist alles, was an normativer Reflexion zu erwarten ist, wenn man die Welt hauptsächlich aus Agenturen und dem Internet kennt.
Die vereinzelten Leserbeschwerden blieben, das darf man voraussetzen, im zivilisierten Sektor, mithin im Bereich der bunten Vielfalt aller Meinungen, die es zu bedienen gilt, und bedeuten keine Sanktion für einen Regelverstoß. Einen solchen bekäme die Redaktion unverblümt mitgeteilt und würde sich umgehend entschuldigen.