Vera Lengsfeld / 12.08.2023 / 10:00 / Foto: Uli Masuth / 31 / Seite ausdrucken

Der Angriff auf die Kunstfreiheit

Plötzliche Absagen von Veranstaltungen, seien es Vorträge oder künstlerische Vorstellungen, sind inzwischen trauriger Alltag in Deutschland. Und manche Medien fordern das Canceln mancher Künstler regelrecht. Auch Uli Masuth musste das erfahren, und leider regt das niemanden mehr auf.

Plötzliche Absagen von Veranstaltungen, seien es Vorträge oder künstlerische Vorstellungen sind inzwischen trauriger Alltag in Deutschland, über den sich kaum noch jemand aufregt. Das Bewusstsein dafür, dass ohne Meinungsfreiheit alle anderen Freiheitsrechte verloren gehen, nimmt in erschreckendem Maße ab. Das kaltblütige Kassieren unserer grundgesetzlich garantierten Rechte und deren Umwandlung in „Privilegien“ für gehorsames Erdulden von Corona-Maßnahmen traf auf viel zu wenig Widerstand.

Das ist wohl auch ein Grund, weshalb die Denunziationskultur, die sich, gefördert, ja gefordert von der Politik, in unserem Land breitgemacht hat, immer neue Blüten treibt. Nun macht auch schon die Presse mit, die ihre Aufgabe, die Politik kritisch zu begleiten, im eigenen Auftrag umgewandelt hat in Anprangerung von Regierungskritikern. Mit welcher Arroganz der Macht dabei vorgegangen wird, hat der Kabarettist Uli Masuth aus Weimar kürzlich erfahren müssen. 

Masuth hatte einen Gastspielvertrag mit der Stadt Ettlingen, in der er bereits zweimal erfolgreich aufgetreten ist. Deshalb hatte sich das Kulturamt entschieden, Masuth wieder einzuladen. Er sollte am 24. Februar in einer neuen „Kultur live“-Reihe im Epernaysaal des Schlosses mit seinem aktuellen Programm „Lügen und andere Wahrheiten“ auftreten. Nun ist ihm abgesagt worden. 

„Für Kabarett dieser Art ist Ettlingen keine Adresse“

Der Vorwurf: Masuth sei seit Corona in der „Querdenkerszene“ in Thüringen aktiv gewesen. Möglicherweise setzt er sich in seinem Programm auch mit der Corona-Politik auseinander. Unbeachtet der Tatsache, dass inzwischen fast alle Corona-Maßnahmen, sei es Maskenzwang, Schulschließungen, Lockdowns, das Verbieten von Kulturveranstaltungen und vor allem der Impfzwang, inzwischen als nutzlos, beziehungsweise sogar als schädlich eingeschätzt werden, und zwar von Politikern wie Karl Lauterbach und Experten wie Lothar Wieler, soll Masuth mundtot gemacht werden.„Für Kabarett dieser Art ist Ettlingen keine Adresse“, befand der Kulturamtsleiter plötzlich. Ist in Ettlingen eine Aufarbeitung der Fehler in der Corona-Pandemie nicht erwünscht? Das wage ich nicht zu beurteilen. 

Klar ist allerdings die schäbige Rolle der Badischen Neuesten Nachrichten. Die Forderung, Masuth auszuladen, wurde von dieser Zeitung erhoben. Die ist auch noch stolz darauf, obwohl es mit ihrem journalistischen Auftrag nichts zu tun hat. Das Blatt entblödet sich auch nicht, einen Kommentar abzudrucken, der allen journalistischen Standards ins Gesicht schlägt. Die Kommentatorin agiert als Aktivistin. Sie beginnt damit, dass jemand „die Kurve gekriegt hätte“, das Auftrittsverbot für Masuth sei richtig und wichtig. Masuth müsse man sich als Veranstalter und Gast nicht anhören. Im Klartext: Die Zeitung maßt sich an, zu bestimmen, was das Publikum hören und sehen darf und was nicht. Das kennt man sonst nur aus Diktaturen. Dann erdreistet sich die Dame noch zu bemerken, die Schadenersatzforderungen dürften sich in Grenzen halten, denn Masuth sei kein „Superstar“. Seit wann gelten bei uns zweierlei Gesetze, solche für Superstars, oder was ein Provinzblatt dafür hält, und solche für alle anderen? 

Dann bekommt der Kulturamtsleiter sein Fett weg, er hätte trotz der erfolgreichen vorangegangenen Auftritte von Masuth gerade nach der Pandemie genauer hinschauen müssen. Verschwörungstheoretikern und Pandemieleugnern müsse die Stadt keine Plattform bieten. Was macht Ettlingen, sollte Gesundheitsminister Lauterbach, der von „Exzessen“ sprach, die während der Pandemie in einigen Bundesländern stattgefunden hätten, auf die Idee kommen, in der Stadt auftreten zu wollen? Wie positioniert sich dann die Kommentatorin? 

Ich weiß nicht, wie es um die Leserschaft der Badischen Neuesten Nachrichten aussieht, vermute aber, dass auch sie von den sinkenden Abozahlen und Kioskverkäufen betroffen ist. Kommt in der Redaktion wirklich niemand auf den Gedanken, dass es diese Art des Nicht-Journalismus ist, die Leser sich abwenden lässt?

Wer Uli Masuth erleben will, der sollte nach Weimar kommen. Dort findet vom 1. bis 3. September ein Freiheitsfestival statt

Foto: Uli Masuth

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Leserpost

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R. Reger / 12.08.2023

Mein Rat: Einfach den Schwanz zwischen die Beine klemmen und klein bei geben. Vielleicht sollte er sich schnell noch Ulla Masuth nennen. Das würde ihre Erfolgsaussichten auf das Engagement erheblich steigern. Mann muss mit der Zeit gehen.

Gerd Heinzelmann / 12.08.2023

Die besten Schauspieler arbeiten ohne Netz und doppelten Boden. Tja, so ist das, liebe Frau Lengsfeld. Deutschland kann sich Neutralität nicht leisten.

Dirk Jungnickel / 12.08.2023

Also, liebe Vera, falls der Klabauterbach auftreten sollte, kannst Du doch nicht ausschließen, das der ausgepfiffen würde. Natürlich goutiert der ganz dämliche deutsche Michel jeden der in ein gehobes Amt gehievt wurde, aber der Kanzler - wie heißt er noch mal ? - mußte sich neulich im Osten von Absurdistan, wo kritische Geister wegen der “DDR” - Erfahrung !!! - überwiegen dürften, hatte richtig Mühe glaubhaft auszuweichen…Da kommt keine Hoffnung auf, aber sie keimt immerhin… (Übrigens sehr schade, dass Deine Beiträge auf der Achse so rar sind !)

Rolf Lindner / 12.08.2023

@ Peter Woller: STIMMENVIEH - Des Öfteren frage ich mich: Was haben die im Kopfe, die scheinbar haben einen Stich, ‘nen Vogel unterm Schopfe? - Denkt jemand, ich würde meinen, die gibt’s nur bei den Bossen, ich denk’ besonders an die Kleinen und hier nicht an die Großen. - Denn ihren Stich ausleben die Kleinen, wenn sie wählen, wenn sie ihre Stimme vergeben denen, die sie quälen. - Gleich einem Masochisten Blockparteien wählen sie, als ob sie es nicht wüßten, sie sind für die nur Stimmenvieh. - Das Vieh, das man füttert mit Phrasen, mit Lügen speist man ab die Massen, gemeinsam hin zum Abgrund rasen, die treiben und sich treiben lassen. - Mehr und mehr das Stimmvieh wittert, in falscher Richtung läuft die Herde, schon mancher der Treiber erzittert, nicht mehr im Zaum laufen die Pferde. - Gegen die aus dem Trott ausscheren, die Treiber in den Weg sich stellen, gegen die sich der Hatz erwehren, lassen sie ihre Hunde bellen. - Das Stimvieh hat ‘ne Eigenschaft, wenn die ‘ne neue Richtung haben, sind nicht nur Treiber hingerafft, die Hunde sind gleich mitbegraben.

Silas Loy / 12.08.2023

Sehr geehrte Frau Lengsfeld, es ist vielleicht gar keine so gute Idee, sich von irgendwelchen Kulturämtern abhängig zu machen, wenn man denn ein echter Kabarettist ist. Wir haben doch schon wirklich zu viele Staatscomedians und ein Mann wie Pispers hat sicher nicht zufällig das Handtuch geworfen. Lisa Fitz ist zwar noch da, aber draussen, besser so. Es passt ja auch am Ende nicht: hier die Politik, da die Stachelschweine. Das “Freiheitsfestival” ist schon besser und das Tingeln durch die Lande mit Auftritten bei wirklich unabhängigen Veranstaltern ist das Mittel der Wahl. Das klappt ja auch z.B. bei Nena oder Rammstein, wo Sie neulich waren. Die gehen nicht gnädigerweise zu “Kultursommern” auf Steuerzahlerkosten und die kann eine durchgeknallte Provinzblattgouvernantende sowieso mal gerne haben.

Rex Kramer / 12.08.2023

Die BNN betreibt eine verwerfliche, auf moralisch niederster Stufe stehende Hetzte gegen einen andersdenkenden Künstler. Das ebenso selbstgerechte wie bornierte, niederträchtige und verfassungsferne (Meinungsfreiheit, Kunstfreiheit) Pamphlet der Autorin zeugt von einem postdemokratischen “gesunden Volksempfinden” (sie will “Ettlingen” sauber halten von dem Unrat abweichender Meinungen) und erinnert im Stil an den “Stürmer” aus dem NS-Terrorstaat (vorgeblich „Deutsches Wochenblatt zum Kampfe um die Wahrheit“) oder an das “Neue Deutschland”, die Staatszeitung des DDR-Stasi-Mauerschützen-Unrechtsstaates . Die Autorin hätte mutmaßlich bei beiden Blätter eine größere Karriere hingelegt, als sie ihr das schäbige badische Provinzblatt bieten kann. Letztlich stellt sich der Artikel als vorsätzliche sittenwidrige Schädigung des Künstlers dar.

Wilfried Düring / 12.08.2023

@Reinmar von Bielau: Sie können ’ Stille ist’s ’ sich auch als Lied auf youtube anhören. Duett-Parner ist leider der unsägliche Konstantin Wecker -  aber dafür kann das Lied ja nichts. Bettina Wegner halte ich für eine ganz große und begabte Liedermacherin. Es ist so schade wie bezeichnend, daß ihr ‘Stern’ im Westen - unter Marketing-Gesichtspunkten - nach wenigen Jahren schnell erloschen ist. Wegner selber, hat dies in einem anderen Text mal so skizziert: ‘... Was ich will ist doch nicht zuviel || ist doch wirklich ‘n Kinderspiel || - nicht mal König von Deutschland sein || ich will nur in die Sender rein!’. Und dazu muß man eben - hüben wie drüben - wendig sein und sich - wenigstens ein bisschen - anpassen. Aber Anpassung war - hüben wie drüben - nie die Sache der Bettina Wegner; denn (und jetzt zitiere ich aus ihrem einzigen ‘Hit’ (den wunderbaren: ‘Sind so kleine Hände’): ’ ... Gerade klare Menschen wär’n ein schönes Ziel; Leute ohne Rückgrat hab’n wir schon zuviel!’ Bettina Wegner darf von sich sagen, daß SIE Rückgrat gehabt hat und ihre persönliche Integrität über jeden Zweifel erhaben ist. Danke Bettina.

Thomin Weller / 12.08.2023

@Sabine Schönfeld Kultur wird gelebt und entwickelt sich meist weiter. Nur in Diktaturen/Faschismus wird sie diktiert. Basam Tibi hat recht als er von einer arabischen Lärmkultur sprach. In dem lesenswerten Artikel der BaZ Online //“Die Tyrannei der Willkommenskultur. Wer in Deutschland dem Glaubenssatz «Wir schaffen das!» nicht zustimmt, wird als «Populist» und «islamophob» ausgegrenzt. Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun”// rechnet er mit der neogermanischen Kultur ab.

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