... mal hab ich Sie, mal ham Sie se!” (Wolfgang Neuß)
Das Vorgehen bei der Rettung Zyperns sei stümperhaft gewesen, sagte Moody’s-Experte Bart Oosterveld. Die jetzt gewählte Strategie wirke sich auch negativ auf die anderen Mitglieder der Währungsunion aus, zumal der Beitrag der Sparer zur Sanierung der Banken als gefährlicher Präzedenzfall aufgefasst werden könnte.
Für zusätzlichen Schwung in der Debatte hatte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem gesorgt. Der niederländische Finanzminister war in der “Financial Times” dahingehend zitiert worden, dass Bankenrettungen in Europa von nun ab nach einem neuen Muster verlaufen sollten: Zuerst würden Aktionäre in Haftung genommen, dann Anleihebesitzer und danach die Sparer. Erst als letzter Schritt solle der Steuerzahler haften. Während diese Aussage die Finanzmärkte vorübergehend auf Talfahrt schickte, gab es Beifall von der Opposition in Deutschland. Der Prinzipienwechsel sei überfällig, sagte der SPD-Finanzpolitiker Carsten Schneider. “Mit der Einbeziehung der Gläubiger der Banken wird das Prinzip, dass Risiko und Haftung zusammengehören, wieder hergestellt. Die Steuerzahler dürfen nicht länger die Vollkaskoversicherung für den Finanzsektor sein.” http://www.welt.de/wirtschaft/article114830682/Zypern-fuerchtet-Bankensturm-entrechteter-Kunden.html
Siehe auch:
Nach der Rettung Zyperns sieht sich das Euroland Slowenien nicht als nächsten Krisenkandidaten. “Slowenien ist in der Lage, die Dinge in Ordnung zu bringen. Panik ist nicht notwendig”, betonte Regierungschefin Alenka Bratusek vor dem Parlament in Ljubljana. Die Sanierung des maroden Bankensektors stehe ganz oben auf der Prioritätenliste ihrer Regierung, sagte Bratusek, die vor zehn Tagen ihr Amt angetreten hatte. http://www.welt.de/finanzen/article114828544/Slowenien-ist-der-naechste-Krisenkandidat.html
Der zyprische Parlamentspräsident will auch prüfen, ob hohe Beamte ihr Geld ins Ausland geschafft haben, die in Entscheidungszentren der Notenbank oder im Präsidialgebäude sitzen und von der bevorstehenden Entscheidung zur Schließung der Banken am 16. März wussten. Zyprische Medien berichteten ohne Quellenangabe, es seien “Unmengen” von Geld abgehoben worden. http://www.welt.de/wirtschaft/article114799521/Zypern-prueft-verdaechtige-Ueberweisungen-von-Beamten.html
Im EU-Haushalt für dieses Jahr klafft nach Berechnungen der EU-Kommission ein Loch von gut elf Milliarden Euro. Ein Nachtragshaushalt über diese Summe sei notwendig, um noch offene Rechnungen des vergangenen Jahres und noch nicht gedeckte Zahlungen für 2013 zu begleichen, erklärte Haushaltskommissar Janusz Lewandowski.
http://www.welt.de/wirtschaft/article114815413/EU-kann-ihre-Rechnungen-kaum-noch-bezahlen.html
Das Beispiel Zypern dürfte nun alle jene Staaten aufschrecken, die ähnliche Merkmale aufweisen. Malta etwa teilt mit Zypern nicht nur den Status als Mittelmeerinsel, sondern auch den als Steueroase. Der Finanzsektor ist hier im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt sogar noch größer. Die Bilanzsummen der Banken machen zusammengenommen rund das Achtfache der Wirtschaftsleistung aus (siehe Grafik). Den Großteil davon stellen internationale Institute, die Malta als günstigen Standort nutzen. Laut “Handelsblatt” werben internationale Kanzleien bei den Kunden zyprischer Banken schon für eine Umschichtung der Konten nach Malta. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/malta-und-luxemburg-bangen-um-die-letzten-bankenparadiese-a-891297.html
Marktbeobachter wie Jean-Pierre Durante von Pictet führen dies auf die verminderte Attraktivität Europas als Standort für Investitionen zurück. «Die Krise in Zypern hat potenziell schädliche Auswirkungen auf die Eurozone», sagt er zu Bloomberg. Ähnliche Tendenzen nimmt Eurozonen-Analyst Ricardo Garcia von der UBS wahr. «Europa spricht nun nicht nur davon, Anleger bei Bankenrestrukturierungen zur Kasse zu bitten, sondern tut es auch», sagt er zu Tagesanzeiger.ch/Newsnet. Die Zypern-Rettung könne durchaus als Präzedenzfall für den künftigen Umgang mit maroden Banken verstanden werden, vor allem für Anleihen-Investoren und Einlagen über 100’000 Euro.
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/geld/Veraengstigte-Anleger-fluechten-aus-dem-Euro/story/31623755
Viele Russen auf Zypern fühlten sich vom Vorgehen der Regierung verletzt, sagt Iwanow. Denn viele hätten ihr gesamtes Vermögen auf die Insel transferiert. Um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, habe man mindestens 300 000 € auf zypriotischen Konten nachweisen müssen. Je nach Schätzung liegen auf den Konten der Inselbanken bis zu 35 Mrd. € russischer Herkunft, die Statistiken unterscheiden nicht nach Nationalität. Iwanow glaubt, die Regierung hätte die in Zypern lebenden Russen mobilisieren können, in einen Fonds zu investieren. «Ich bin überzeugt, die 6 Mrd. € wären in einer Woche zusammen gekommen.» Doch niemand habe mit ihnen gesprochen. Stattdessen müssen sie nun miterleben, wie ihr Besitz abgewertet wird, Gelder blockiert oder in die «Bad Bank» übergeführt werden. «Wir fühlen uns wie Geiseln», sagt Iwanow, den der Vorwurf, Zypern sei ein Paradies für russische Geldwäscher und Oligarchen, wütend macht. Er zahle Steuern. Sein Vertrauen in die gemeinsame europäische Währung ist auch dahin. Ersparnisse werde er sicher nicht mehr in Euro anlegen. Die Zukunft Zyperns malt Iwanow in düsteren Farben. Mit der steigenden Arbeitslosigkeit werde die Zahl der Selbstmorde steigen. Die Leute würden bald für eine warme Mahlzeit arbeiten, prophezeit er.
http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsnachrichten/eine-frage-des-vertrauens-1.18054156