Warum schweigen Feministinnen zum Hamas-Horror?

Feministinnen haben häufig eine Abneigung gegen Israel – sogar nach den Ereignissen des 7. Oktober solidarisieren sich einige mit Palästina.

Im Jahr 2005 veröffentlichte ich ein Buch mit dem Titel „The Death of Feminism“. Damals befasste ich mich damit, wie westliche Feministinnen mehr von der angeblichen „Besetzung“ eines Landes, das es nie gegeben hat – Palästina –, besessen waren als von der tatsächlichen Besetzung der Körper von Frauen im Gazastreifen und im Westjordanland, die zu Hijab, Niqab, Kinderehen und arrangierten Ehen gezwungen oder von ihren Familien wegen kleiner oder eingebildeter Vergehen umgebracht wurden. Diese Form des Femizids ist in erster Linie ein Verbrechen von Muslimen an Muslimen, sowohl im Westen als auch in muslimischen Ländern. Sie findet in geringerem Maße aber auch unter Hindus in Indien und, weniger häufig, unter Sikhs statt. Der Ehrenmord ist wahrscheinlich ein Stammesbrauch, schrieb ich, den die religiösen Führer nicht abgeschafft haben und an dem auch Frauen mitwirken.

Sowohl stalinisierte und palästinensisierte Feministinnen als auch wütende Islamisten denunzierten mich als „islamophob“, weil ich die Rechte farbiger Frauen über die Rechte der farbigen Männer (und Frauen) stellte, die sie terrorisierten und sogar töteten. Ich wurde auch als „Zionist“ verurteilt, weil ich die Heiligkeit der palästinensischen Opferrolle infrage stellte. So gehöre ich vielleicht zu der Handvoll Menschen, die das Schweigen der Feministinnen zum Pogrom der Hamas am 7. Oktober nicht überrascht. Es stimmt mich sorgenvoll, dass so viele andere, einschließlich der weltweiten Medien und Professorenschaft, der Menschenrechtsgruppen und der Vereinten Nationen, sich ebenfalls aktiv jeden Tag an der Leugnung des 7. Oktober sowie an unerbittlichen und bösartigen Ritualmordlegenden gegen den jüdischen Staat beteiligen.

Am späten Nachmittag des 7. Oktober war ich eine entflammte kognitive Kriegerin. Zwischen dem 11. Oktober und dem 25. Januar hatte ich 24 Artikel zu diesem Thema veröffentlicht und wurde zehnmal dazu interviewt. Die meisten Zweite-Welle-Feministinnen sind gestorben, haben einen Schlaganfall erlitten oder kämpfen mit Demenz oder Krebs. Viele sind behindert. Sie „tanzen nicht mehr auf der Straße“. Aber einige meiner langjährigen Verbündeten nehmen immer noch an Konferenzen teil, marschieren, unterschreiben Petitionen, schreiben Artikel und melden sich zu Wort. Das sind die feministischen Verbündeten, die nicht auf die Artikel reagiert haben, die ich ihnen über ihr beschämendes, ja, unerträgliches Schweigen geschickt habe. Vielleicht waren sie der Meinung, dass Israel alles verdient, was es bekommt. Vielleicht war es ihnen aber zu peinlich, mir das zu sagen. Stattdessen sagten sie nichts.

Nur eine dieser feministischen Verbündeten schickte mir Artikel von Masha Gessen und Judith Butler. Sie schlug vor, dass die Lektüre ihrer Ideen über die moralische Überlegenheit des verletzlichen jüdischen Lebens in der Diaspora und die Vorteile der Auflösung des jüdischen Staates „meinen Geist für die Wahrheit öffnen“ würde. Sie schickte mir auch einen Artikel, in dem Benjamin Netanjahu – und nur Netanjahu – für das Scheitern einer „Zweistaatenlösung – der einzig fairen Lösung“ verantwortlich gemacht wurde. Ich schickte ihr sofort meine Kritik an Butler und Gessen sowie Bassem Eids faktenbasierten Artikel in Newsweek. Eid fasst die lange Geschichte der arabischen Ablehnung der Angebote für einen palästinensischen Staat zusammen, die zuerst von den Briten, dann von der UNO und schließlich von Israel mindestens sechsmal unterbreitet wurden. Bislang hat sie nicht reagiert. Eine andere langjährige Feministin (eine Freundin, nicht nur eine Verbündete) beharrt darauf, dass Israel „Völkermord begeht“ und ein „Apartheids-, Kolonial- und Besatzungsstaat“ ist. Ich habe ihr gesagt, dass wir nie wieder über Israel sprechen können. Aber jetzt sind unsere Gespräche ausgedünnt, spröde. Wir können nicht über den 7. Oktober sprechen, ohne unsere plötzlich zerbrechliche Freundschaft zu gefährden.

Leben in einem islamischen Staat

Warum sind meine Ansichten so anders? Dies ist einer meiner Gründe. Die meisten westlichen pro–palästinensischen Feministinnen haben nie in einem muslimischen Land gelebt oder sich in muslimischen Kreisen bewegt, wie ich es getan habe – und immer noch tue. Als ich jung und ach so töricht war, reiste ich mit meinem westlich orientierten afghanischen Ehemann, den ich an der Universität kennengelernt hatte, nach Kabul. Als wir gelandet waren, nahm mir ein Flughafenbeamter ganz sachte und offiziell meinen amerikanischen Pass ab; ich sah ihn nie wieder. Ich fand mich im 10. Jahrhundert gefangen, ohne Möglichkeit, in die Zukunft zurückzukehren. Ich wurde unerwartet in Gefangenschaft gehalten. Ich musste bei meiner Schwiegermutter leben, die eine von drei Ehefrauen und die Mutter von sechs der 21 Kinder ihres polygamen Mannes war. Sie versuchte jeden Tag, mich zum Islam zu bekehren. Ich lernte viel über das Leben in einem islamischen, theokratischen Staat, in dem sowohl Ungläubige als auch schiitische Muslime (Hazara) verabscheut, Bedienstete routinemäßig misshandelt und Frauen verachtet wurden.

Darüber habe ich in „An American Bride in Kabul“ geschrieben. Ich habe fast jedes Buch über das Land gelesen, alle Memoiren von Afghanen und von Ausländern, die muslimische Länder besucht haben. Ich recherchierte die Geschichte der Juden in Afghanistan und fand eine erschreckende, persönliche Verbindung zu ihrer Geschichte. Das Buch wurde mit dem National Jewish Book Award für 2013 ausgezeichnet. Im Gegensatz zu mir hatten die meisten Feministinnen absolut keine Ahnung von islamischer geschlechtsspezifischer und religiöser Apartheid, von islamischem Imperialismus, islamischem Kolonialismus oder islamischer Bekehrung mit Gewalt. Ihnen fehlte das Wissen darüber, dass Muslime antischwarze Sklaverei und Sex-Sklaverei praktizierten.

Im Gegensatz zu mir hatten nur wenige Israel besucht oder sich dort aufgehalten, wenngleich einige es getan hatten. In jedem Fall waren so viele erfolgreich indoktriniert worden, zu glauben, dass Israel das schlimmste Land der Welt sei. Vielleicht hatten die meisten Feministinnen im Gegensatz zu mir nicht zwischen fünf und 14 Jahren die hebräische Schule in Boro Park besucht. Und nur wenige waren wie ich Mitglied in radikalen, linksgerichteten zionistischen Gruppen gewesen – Gruppen, die sie wahrscheinlich respektiert hätten.

Als paranoide Zionistin beschimpft

Das Schweigen der Feministinnen hat mich aber auch aus einem anderen Grund nicht überrascht. In den frühen 1970er Jahren erlebte ich unpolitischen Antisemitismus unter linken und lesbischen Feministinnen. Mir wurde gesagt, dass Juden wie ich zu aufdringlich, zu klug, zu sexy seien und die Bewegung übernehmen würden. Solche Ansichten haben mich direkt nach Israel getrieben. Eine kleine Gruppe, zu der die Gründerin der Zeitschrift Lilith, Aviva Cantor Zuckoff, Cheryl Moch und ich gehörten, hielten eine Pressekonferenz zu diesem Thema ab; jahrelang versuchten wir, führende jüdische Feministinnen für eine Diskussion zu gewinnen. Zu dieser Zeit waren weder Andrea Dworkin noch Letty Cottin Pogrebin an einer solchen Diskussion interessiert.

Mitte der 1970er Jahre versuchte ich, Unterschriften von Feministinnen für Petitionen gegen die UN-Resolution zu bekommen, die Zionismus mit Rassismus gleichsetzt. Einige unterschrieben, aber viele Feministinnen weigerten sich, dies zu tun. Ich erklärte, dass Antizionismus mit Rassismus gleichzusetzen ist. Bei den feministischen Marxistinnen und bei anderen, die Juden aus eher persönlichen Gründen hassen, kam ich nicht weiter. Ich begann auch, mit israelischen Feministinnen in Haifa, Jerusalem und Tel Aviv zusammenzuarbeiten und amerikanische Journalistinnen nach Israel zu bringen, in der Hoffnung, dass sie ihre Ansichten ändern oder erweitern würden. Und das taten sie auch.

1979 wurde ich von den Vereinten Nationen beauftragt, eine feministische Konferenz in Oslo zu organisieren, die unmittelbar vor der UN-Frauenkonferenz in Kopenhagen stattfinden sollte. Lilith interviewte mich unter einem Pseudonym über das Prä-Durban-ähnliche psychologische Pogrom, zu dem sich Kopenhagen entwickelte. Wie andere Frauen, die bei der UNO gearbeitet haben, wurde auch ich von meinem dortigen Arbeitgeber, dem verstorbenen Dr. Davidson Nicol, einem Untergeneralsekretär und Exekutivdirektor des UN-Instituts für Ausbildung und Forschung, sexuell belästigt und vergewaltigt. Ich hatte meine Verbündete und gute Freundin Robin Morgan als Ersatz für Gloria Steinem in letzter Minute zu der Konferenz in Oslo eingeladen. Sie weigerte sich, mich bei der Konfrontation mit Davidson zu unterstützen (er hatte auch andere Frauen in Oslo sexuell belästigt). Robin begründete ihre Weigerung mit seiner dunklen Hautfarbe – eine Sorge, die ihr angebliches Engagement gegen sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, für Schwesternschaft und Freundschaft übertrumpfte.

Robin sagte: „Es würde schlecht aussehen, wenn eine weiße Feministin einen schwarzen Mann der Vergewaltigung beschuldigen würde.“ Diese Sorge wurde von vielen der schwarzafrikanischen Frauen, die an der Konferenz teilnahmen, nicht geteilt. Wie die verstorbene Motlalepula Chabaku sagte: „Lasst uns diesem Schwein entgegentreten.“ Nach ihrer Rückkehr nach New York beschimpfte mich Robin als (paranoide) Zionistin. Sie tat dies, um ihre geplante Zusammenarbeit mit Nicol im Namen der Zeitschrift Ms. zu vertuschen. Nicol erlaubte ihr, die „Einführung in das Verfahren“ der Konferenz zu schreiben, die ich und meine Assistentin, Dr. Barbara Joans, organisiert hatten – und sie „lieh“ sich die besten Feministinnen, die wir gefunden hatten, für ihre Anthologie „Sisterhood Is Global“. Sie „eignete“ sich auch dieselben Frauen an, die zu Schlüsselfiguren im globalen Netzwerk der Zeitschrift Ms. wurden. Das war sehr schade. Ich hätte Robin mein Rolodex (Karteien) gegeben, wenn sie nur gefragt hätte. Ich lege nicht wie sie Sammlungen an. Hätte sie mich jedoch unterstützt, hätte Robin vielleicht nicht den Zugang zur UNO bekommen, den sie wollte.

Der Feminismus darf nicht schlecht aussehen

Ich konnte Nicol nicht verklagen – er hatte diplomatische Immunität. Auf jeden Fall wollte ich feministische Gerechtigkeit hinter verschlossenen Türen. Ich wollte nicht, dass Nicol in dem Glauben in sein Grab geht, er könne Leute wie uns entzweien. Ich bat Gloria Steinem um ihre Hilfe. Sie stimmte zu. Wir hielten ein Treffen in Glorias Wohnung ab. Es wurden Versprechungen gemacht, die nie eingehalten wurden. Robin hat nie öffentlich zugegeben, was sie getan hat. Niemand hat Nicol jemals zur Rede gestellt. Ich hatte Charlotte Bunch und Letty Cottin Pogrebin zu diesem privaten Treffen eingeladen. Letty sagte mir, „wenn Robin ihr das angetan hätte, hätte sie sie umgebracht“. Meine enge Freundin Andrea Dworkin las meine ausführliche Erzählung, seufzte und sagte, sie glaube, dass er mich vergewaltigt habe. Sie glaubte aber auch, dass Robin wirklich besorgt war, dass es den „Feminismus“ schlecht aussehen lassen könnte, wenn eine weiße Feministin einen schwarzen Mann der Vergewaltigung beschuldigen würde. Das war typisch Andrea. Sie wusste immer, zu wem sie nett sein musste und wen sie auf keinen Fall beleidigen durfte.

Fast 40 Jahre später, im Jahr 2018, habe ich über all dies in A Politically Incorrect Feminist“ geschrieben. 1981 berief ich auf der Jahrestagung der National Women's Studies Association, die in Storrs, Connecticut, stattfand, eine Diskussionsrunde zum Thema Feminismus und Antisemitismus ein. Ich übergab die Tonbänder an Letty Cottin Pogrebin, die daraufhin einen Artikel über dieses Thema für die Zeitschrift Ms. schrieb, der wiederum zu einem Kapitel in ihrem 1991 erschienenen Buch „Deborah, Golda, and Me“ führte. Elf Jahre nach Oslo unterstützten sowohl Robin als auch Gloria Anita Hill, als sie ihre Anschuldigungen gegen Richter Clarence Thomas vorbrachte (Anm. d. Red.: Hill hatte Thomas sexuelle Belästigung vorgeworfen, nachdem dieser für den Obersten Gerichtshof nominiert worden war – und später auch ernannt wurde. Hill wurde schließlich der Falschaussage bezichtigt). Für sie war dies eine akzeptable feministische Option, da sowohl die Anklägerin als auch der Angeklagte schwarz waren. Noch wichtiger war, dass Hill eine liberale Feministin und Thomas ein Konservativer war.

Daher habe ich schon vor langer Zeit verstanden, dass führende Feministinnen einige ihrer Grundprinzipien für andere Prinzipien und/oder für persönliche, politische oder finanzielle Vorteile opfern würden. Feministinnen sind menschliche Wesen, die den Affen ebenso nahestehen wie den Engeln. Sie sind auch politische Tiere. Einige von ihnen sind gefährlich fehlerhafte menschliche Wesen. Es gibt noch etwas anderes, was nicht über das Schweigen der Feministinnen am 7. Oktober gesagt wurde. Etwas, worüber ich einmal mit Professorin Amy Elman gesprochen haben.

Gewaltverherrlichende Pornografie

Vor langer Zeit lehnten einige Feministinnen (die „Abolitionistinnen“) Pornografie entschieden ab; andere waren der Meinung, dass eine Zensur der Pornografie ihre eigenen sexuellen Rechte als Lesben oder als Heterosexuelle außerhalb der Ehe beeinträchtigen würde. Einige Feministinnen waren gegen sadistische Gewalt gegenüber prostituierten Frauen. Andere fanden entweder Gefallen daran oder waren bereit, damit zu leben. Die Pornografie ist jedoch noch sadistischer geworden. Sie hat Teenager dazu gebracht, sich wie „Huren“ zu kleiden, und Prominente dazu, halbnackt aufzutreten und wie erotisch verrückte Tiere auf der Bühne herumzukriechen, selbst wenn sie von männlichen Partnern im Smoking begleitet werden.

Meiner Meinung nach wurde das, was ISIS und Hamas getan haben, von der gewalttätigsten Pornografie beeinflusst. Feministinnen hätten dies als Erste erkennen müssen. Stattdessen haben sie nicht nur monatelang geschwiegen – sie haben die Taten von Hamas und ISIS nie mit dem Einfluss von Pornografie in Verbindung gebracht. Erinnern wir uns daran, dass die US-Spezialeinheit Navy Seals, die Osama bin Laden ermordet haben, auch einen riesigen Vorrat an Pornografie gefunden haben, der nie veröffentlicht wurde. Bin Laden war ein Mann, der seine vier Frauen Burkas tragen ließ, selbst wenn sie in ihrem eigenen privaten Pool schwimmen gingen.

Feministische Abolitionistinnen, die noch aktiv sind, aber geschwiegen haben, wurden jedoch gelehrt, Israel zu hassen und die Hamas als „Widerstandsbewegung“ zu betrachten. Ihnen fehlt der Mut, ihre eigene unpopuläre Einschätzung von Pornografie öffentlich zu machen, damit sie nicht zur Unterstützung Israels benutzt wird. Als die Hamas mithilfe des Iran den Horror des 7. Oktobers entfesselte, verstand ich, dass die Welt nie wieder dieselbe sein würde – zumindest nicht für Israelis und nicht für Juden, denen das Überleben Israels und der Juden am Herzen liegt. Der 7. Oktober würde den Dritten Weltkrieg zwischen dem jüdisch-christlichen Westen und denen, die sich ein globales Kalifat wünschen, vorantreiben.

Schweigen oder Diffamierung

Am 8. Oktober waren meine Freundin und Verbündete Mandy Sanghera, eine britisch-indische Sikh-Aktivistin, und ich in den sozialen Medien aktiv. (Ich hatte mit Mandy bereits bei unserer Rettung von 398 Frauen aus Afghanistan im Jahr 2021 und bei anderen Projekten zur Bekämpfung von aus Gründen der Ehre begangene Gewalt zusammengearbeitet, Achgut berichtete). Wir waren empört über das Pogrom/Massaker der Hamas – und über das kollektive feministische Schweigen. Mandy postete auf ihrem WordPress-Blog einen Beitrag mit dem Titel „Yet Again, Sexual Violence is a Weapon of War, This Time in Israel. What Are We Going To Do About It?“ („Wieder einmal wird sexuelle Gewalt als Kriegswaffe genutzt, diesmal in Israel. Was werden wir dagegen tun?“) Am 11. Oktober hatte ich beim Jewish News Service einen Artikel über die „frauenhassenden Frauen, die die Hamas unterstützen“ veröffentlicht, der ebenfalls weit verbreitet wurde.

Mandy und ich sprachen und schrieben weiter. Zum ersten Mal in ihrer Karriere bekam sie Rückschläge für ihre „zu pro-israelischen“ Ansichten. Mandy wurde gewarnt, schikaniert, und ihre Freunde distanzierten sich von ihr. Die nicht-feministischen Medien, jüdische Medien und Journalisten mischten sich ein. Liel Leibowitz bei Tablet am 8. Oktober; Monica Osborne bei Newsweek am 10. Oktober. Ebenfalls am 8. Oktober gab das Presseteam des Independent Women's Forum (IWF), einer konservativen Gruppe, eine Erklärung mit dem Titel „Unprovoked Terror Attack by Hamas On Israel, Israel Responds: It’s War.” („Unprovozierter Terrorangriff der Hamas auf Israel, Israel antwortet: Es herrscht Krieg.“) Dr. Meaghan Mobbs, Senior Policy Fellow, prangerte die „barbarischen Angriffe auf Frauen und Mädchen als abscheulich an, die die Verachtung der Welt verdienen“. Senior Fellow Dr. Qanta Ahmed beschrieb den 7. Oktober als „abscheuliche Taten islamistischer Dschihadisten, die vom Iran unterstützt werden, [die] alle Nationen, die sich für den Frieden mit Israel einsetzen, gefährden“. Der IWF hat zwischen dem 8. Oktober 2023 und dem 1. Januar 2024 zehn solcher Artikel veröffentlicht.

Am 10. Oktober meldete sich das Weiße Haus von Joe Biden zu Wort. Der Präsident bezeichnete die Taten der Hamas als „böse“, aber die Massenmedien beharrten weiterhin darauf, dass „solche Berichte [über Vergewaltigungen] aus der Luft gegriffen“ seien. Am 11. Oktober behauptete die linksgerichtete Zeitung Forward, die Angaben von Tablet bestünden aus „undurchsichtigen“ „Behauptungen“, die „nicht belegt“ seien, und diffamierte Leibowitz als „rechtsgerichteten“ Journalisten. Mit einer Ausnahme hüllten sich die linksliberalen Feministinnen in Schweigen. Am 12. Oktober veröffentlichte die radikalfeministische Gruppe Women's Declaration International USA, deren Ansichten ich teile, eine Erklärung:

„Wie viele andere haben wir mit Entsetzen beobachtet, wie die Hamas in den Süden Israels eindrang, jüdische Frauen und Mädchen vergewaltigte, unschuldige Zivilisten ermordete und (Zivilisten) als Geiseln nahm. .... Wir sind angewidert von Berichten über Amerikaner, die sich für die Sache der Hamas einsetzen.“

Am 13. Oktober veröffentlichten Mandy und ich in der New English Review einen Artikel mit dem Titel „Rape as a Weapon of War, This Time in Israel. Why are Feminist Silent?“ („Vergewaltigung als Kriegswaffe, dieses Mal in Israel. Warum schweigen die Feministinnen?“), der ins Polnische übersetzt und breit aufgegriffen wurde. Ich schickte alle meine Artikel an Gloria Steinem, mit der Bitte um Hilfe. Sie antwortete sofort und sagte, sie würde „die Leute von Feminist Majority [die Ms. herausgeben] fragen, ob sie geantwortet haben“. Es dauerte zwei Monate, bis die Zeitschrift Ms. etwas veröffentlichte, und als sie es tat, ließ der Artikel sehr zu wünschen übrig.

Pro-Hamas-Demos

Als ich über den 7. Oktober schrieb, war ich vom Anblick und dem Lärm der Demonstranten auf den Bildschirmen und den Straßen in meiner Stadt überwältigt. Sie marschierten für die Hamas! Der Anblick von jüdischem Blut hatte sie erregt und ihre Mordlust entfesselt. Sie marschierten durch die Straßen Amerikas, sowohl Frauen als auch Männer – für „Palästina“. Überall erzeugten Anarchisten, Islamisten, Lesben, „Queere“, Feministinnen und Linke einen akustischen Albtraum mit ihren vielen Trommeln, Pfeifen und Megaphonen. Sie skandierten unaufhörlich, trugen „palästinensische“ Fahnen, trugen Keffiyehs, sperrten Brücken, Tunnel und Bahnhöfe, erschreckten Kinder in Krebskliniken und griffen körperlich und verbal jüdische Menschen an. Sowohl in Universitäten als auch auf der Straße, in Restaurants und zu Hause.

Ich habe nicht gehört, dass diese Pro-Hamas-Marschierer, insbesondere die lesbischen, „queeren“ und feministischen, ein Ende der Vergewaltigung, des Frauenmordes oder der Verfolgung von Homosexuellen und „Queers“ in Gaza forderten. Ich sah keine Schilder, auf denen Ehrenmorde oder Polygamie verurteilt wurden. Niemand forderte die reproduktive Freiheit für amerikanische Frauen oder ein Equal Rights Amendment. Am 18. Oktober veröffentlichte ich zusammen mit Mandy einen Artikel in der New York Post mit dem Titel „Response to Hamas horror shows the feminist movement has lost its moral compass.” („Die Reaktion auf das Grauen der Hamas zeigt, dass die feministische Bewegung ihren moralischen Kompass verloren hat.“) Der Artikel wurde weithin veröffentlicht. Keine führende amerikanische Feministin oder langjähriger feministischer Verbündeter hat mich kontaktiert.

Am 17. beziehungsweise 24. Oktober veröffentlichten zwei israelische Journalistinnen, Shalva Weil und Hamutal Gouri, Artikel in den israelischen Medien, in denen sie sowohl die UNO als auch westliche Feministinnen für ihr Schweigen verurteilten und das Massaker der Hamas als „entsetzlich“ bezeichneten. Am 23. November beschrieb eine dritte israelische Journalistin, Amelie Botbol, das Massaker vom 7. Oktober als ein „entsetzliches Bild systematischer sexueller Übergriffe“. Führende amerikanische Feministinnen, die sich mit Gewalt gegen Frauen, einschließlich Vergewaltigung und dem Vergewaltigungs-Trauma-Syndrom, befassen, schwiegen weiterhin. Am 23. Oktober forderten Dutzende israelischer Frauengruppen und einige jüdische Gruppen UN Women auf, eine Erklärung abzugeben. Sie schrieben: „Es ist undenkbar, dass eine UN-Agentur, die für die Rechte der Frauen zuständig ist, die Entführung von Frauen, Babys, Mädchen, Kindern und Männern ... und die Ermordung von über tausend Zivilisten ignoriert.“ Bislang haben sich nur westliche Konservative, Israelis und einige Juden für die ermordeten, gefolterten und entführten Opfer des 7. Oktober eingesetzt.

Eine vage Aussage

Am 26. Oktober bezeichnete die Assistentin von Gloria Steinem die Artikel, die ich ihr immer wieder schickte, als „wunderbar“, mailte mir aber folgende Worte:

„Im Moment zieht sie [Gloria] sich aus allen Projekten und Verbindungen, vor allem außerhalb ihres eigentlichen Fachgebiets aufgrund ihrer eigenen schriftstellerischen Tätigkeit zurück. Sie kann mir hier nicht mehr helfen, aber wir werden gerne weiterhin alles lesen und unterstützen, was Sie uns schicken. Vielen Dank!“

Es mag zutreffen, Gloria ist immerhin fast 90 Jahre alt. Wie auch immer, weiter im Text, damit ich meine sentimentale Zuneigung zu ihr behalte.

Am 27. Oktober veröffentlichte das UN-Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) eine vage Erklärung zur „geschlechtsspezifischen Dimension des Konflikts“. Es schrieb:

„Der Ausschuss fordert alle Parteien auf, sich systematisch mit der geschlechtsspezifischen Dimension des Konflikts zu befassen. Er ist zutiefst besorgt darüber, dass sich die geschlechtsspezifischen Dimensionen des Konflikts für Frauen, die innerhalb des Landes vertrieben wurden, erheblich verschärfen werden.“

Ich habe noch nie eine so klare Aussage gelesen – Sie etwa?

Stumme Verbündete

Ich habe den ganzen November hindurch Artikel über den 7. Oktober veröffentlicht. Am 23. und 25. November wurden in der Times of Israel sowie bei MSNBC Artikel über die Vergewaltigungen durch die Hamas veröffentlicht, die alle das Schweigen der UN und der „Feministinnen“ thematisierten. Am 25. November, 49 Tage nach dem Pogrom/Massaker, zitierte die Washington Post den israelischen Polizeichef Kobi Shabtai. Sie stellte aber auch die Aussage eines Hamas-Offiziellen fest, der sagte, die „israelischen Behauptungen seien unzutreffend“.

Am 29. November publizierte ich bei RealClearPolitics einen weiteren Artikel mit dem Titel „The Failure of Western Feminism When It's Most Needed“ („Das Scheitern des westlichen Feminismus, wenn man ihn am meisten braucht“). Dieser Artikel wurde von hunderttausenden von Lesern aufgerufen. Meine feministischen Verbündeten blieben stumm. Aber am 30. November veröffentlichte Dahlia Lithwick, eine Anwältin, Journalistin, leitende Redakteurin bei Slate (und Jüdin), zusammen mit fünf anderen Autoren einen wichtigen Artikel bei Slate über den 7. Oktober – ebenso wie die Journalistin und Autorin Christina Lamb in der Times of London nur ein paar Tage später am 2. Dezember. Lamb schrieb, dass eine Delegation von „israelischen Feministinnen und Menschenrechtsexperten vor dem UN-Hauptquartier Lobbyarbeit betreiben und protestieren“ werde. Sheryl Sandberg, die ehemalige Geschäftsführerin von Facebook, werde eine Rede halten.

Am 1. Dezember publizierte das IWF eine deutliche Erklärung mit dem Titel „Independent Women's Forum und Independent Women's Voice verurteilen die Vergewaltigung von Frauen und Mädchen in Israel und rufen alle Fürsprecher der Frauen auf, die Hamas zu verurteilen“. Ebenfalls am 1. Dezember, fast zwei Monate nach dem 7. Oktober, veröffentlichte UN Women endlich eine eher vage Erklärung über israelische und palästinensische Frauen, die von „geschlechtsspezifischer Gewalt“ bedroht sind. Wenn palästinensische Frauen vergewaltigt werden – wer sind dann die Vergewaltiger? Sicherlich nicht die Mitglieder der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte IDF. UN Women schrieb: „Wir bedauern zutiefst, dass die Militäroperationen im Gazastreifen wieder aufgenommen wurden, und wir bekräftigen, dass alle Frauen, israelische Frauen, palästinensische Frauen, wie alle anderen auch, ein Recht auf ein Leben in Sicherheit und frei von Gewalt haben.“ Nach diesem im UN-Stil der irreführenden Objektivität Geschriebenen heißt es in der Erklärung: „Wir verurteilen unmissverständlich die brutalen Angriffe der Hamas auf Israel.“

60 Tage danach

Am 4. Dezember begann sich das Blatt zu wenden, als sich die Philanthropin und Technologiemanagerin Sheryl Sandberg der israelischen Mission bei der UN-Sondersitzung zu den Vergewaltigungen, Folterungen, Entführungen und Morden der Hamas an israelischen Zivilisten am 7. Oktober anschloss. „Schweigen ist Mittäterschaft ... und im Angesicht des Terrors können wir nicht schweigen“, erklärte sie. „Deshalb sind wir heute alle hier, um über die unaussprechlichen Taten zu reden“. Am 4. Dezember, 58 Tage nach dem Pogrom, begannen die linksliberalen Medien, über das Massaker zu berichten.

Am 5. Dezember veröffentlichte Letty Cottin Pogrebin einen Artikel mit dem Titel „Today no jokes, memes, politics, or culture. Just Israel, Hamas, women & children“ („Heute keine Witze, Memes, Politik oder Kultur. Nur Israel, Hamas, Frauen und Kinder“) auf Substack.  Einen fast identischen Artikel veröffentlichte sie am 13. Dezember im Forward. Darin hinterfragte sie das feministische Schweigen zum 7. Oktober und schrieb: „Als Jüdin und als Frau wehre ich mich dagegen, dass der brutale Angriff der Hamas auf israelische Frauen und Mädchen im Nebel des Krieges vergessen wird.“ Aber, fügte sie hinzu:

„Ich setze mich seit mehr als 30 Jahren für die palästinensische Eigenstaatlichkeit ein und protestiere gegen die Besatzung. Heute gehe ich auf die Einzelheiten der Grausamkeit der Terroristen ein, nicht um das extreme Leiden der Palästinenser durch Israel in den Hintergrund zu drängen, sondern um das Fehlen von Empörung oder Mitgefühl für das jüdische Leiden durch die Hamas zu unterstreichen.“

Ein raffinierter Trick. Letty war selbst eine der stillen Feministinnen. Und niemand kann ihr vorwerfen, dass sie kein Mitgefühl für die Palästinenser hat. Auch ihre Kritik an Israel im Stil der jüdischen Organisation J-Street war bekannt. Es waren nun 60 Tage nach dem 7. Oktober und etwa 55 Tage, seit ich Gloria Steinem zum ersten Mal kontaktiert hatte, vergangen. Am 6. Dezember stellte die Zeitschrift Ms. endlich eine „Übersicht“ bereit über die Vergewaltigung von Frauen in vielen Kriegsgebieten wie dem Kongo, Äthiopien, Jemen, Syrien und der Ukraine, die sich auch auf die Versuche von Frauen konzentrierte, „Frieden zu schaffen“.

Die Verfolgung der Überlebenden

Seltsamerweise enthielt das Magazin nicht den Artikel, den ich 1995 für die Zeitschrift On the Issues geschrieben habe, vielleicht der erste seiner Art zum Thema Vergewaltigung als Kriegswaffe. Darin beschrieb ich Vergewaltigung als „Geschlechtersäuberung“ und dokumentierte den Einsatz von Vergewaltigung als politische Waffe durch muslimische Männer gegen muslimische und hinduistische Frauen in Afghanistan, Algerien, Bangladesch, Indien, Iran und Pakistan. Ich stellte fest, dass die UNO ebenso wie muslimische Führer geschwiegen hatten. Ich schrieb:

„Der bosnische Botschafter bei der UNO sagte, er könne ‚keine [vergewaltigte] Frau finden, die in der Lage ist, zu sprechen‘. Alexandra Stiglmayer nahm die (bosnischen) vergewaltigten Frauen als ‚gebrochen‘, ‚eingeschüchtert‘, ‚zurückgezogen‘, ‚weinend‘, ‚von Albträumen geplagt‘, ‚Schlaflosigkeit‘, ‚Depressionen‘, ‚Panikstörungen‘,‚selbstmordgefährdet‘ wahr.“

Schon damals habe ich festgestellt: Überlebende werden von denen verfolgt, die ihre Schreie hörten, sich aber abwandten; von denen, die dem Opfer die Schuld gaben und mit dem Vergewaltiger/Folterer/Mörder kollaborierten. Sie werden von denen nicht losgelassen, die verharmlosten oder übertrieben oder nicht verstehen, worum es bei Vergewaltigung oder Folter geht. Sie werden von denen gequält, die autoritär und selbstgerecht gegen Rache predigen, aber keine Gerechtigkeit im Sinn haben.

Vielleicht war es jetzt sicher genug für die Funktionäre der Demokratischen Partei und die führenden Frauenrechtlerinnen, eine Erklärung abzugeben. Und das taten sie auch bald. Am oder um den 10. Dezember veröffentlichten führende Frauenrechtlerinnen und gewählte Funktionäre der Demokratischen Partei im Staat New York eine Erklärung. Mir wurde gesagt, dass die Arbeit an dieser Erklärung am 29. November begann und es sieben Tage dauerte, sie zu verfassen. Als ich eine der Organisatorinnen, eine sehr fleißige und anständige Feministin, anrief, entschuldigte sie sich dafür, dass sie mich zunächst nicht gebeten hatte, die Erklärung zu unterzeichnen (was ich später tat). Ich fragte, ob sich ihre Gruppe an Feministinnen gewandt habe, die es abgelehnt hatten, die Erklärung zu unterzeichnen. Sie bejahte es. Die Namen wollte sie aber nicht nennen. Ich musste lachen und sagte ihr, wie die Namen wahrscheinlich lauteten. Sie war sehr überrascht.

Was ist aus #metoo geworden?

Beispielsweise hatte kein einziges Mitglied der Koalition gegen Frauenhandel unterschrieben. Das erklärte auch, warum es sieben Tage dauerte, um das gewünschte ausgewogene Dokument zu erstellen. Hier sind einige ihrer Formulierungen:

„Wir trauern angesichts der herzzerreißenden Qualen von Frauen, Kindern und all jenen, die sowohl in Israel als auch im Gazastreifen ohne eigenes Verschulden leiden. Wir trauern um so viele palästinensische und israelische Zivilisten, die in diesem Krieg ums Leben gekommen sind. Wir sehnen uns nach einem gerechten Frieden. Wenn wir Vergewaltigung als Kriegswaffe anprangern, bedeutet das nicht, dass wir die Regierungskoalition in Israel gutheißen oder uns ihr anschließen, und es bedeutet auch nicht, dass wir die Bombardierungen in Gaza unterstützen. Aber als Feministinnen sind wir dem universellen Grundsatz verpflichtet, dass Vergewaltigung immer zu verurteilen ist; wir bezeugen den Berg von Beweisen, dass die Hamas und andere Terrorgruppen Vergewaltigung als Kriegswaffe gegen israelische Frauen und Mädchen eingesetzt haben; und wir fordern Rechenschaft für Verbrechen, die von der Weltgemeinschaft niemals toleriert werden dürfen. Vor allem aber stehen wir an der Seite der Opfer geschlechtsspezifischer Gräueltaten, der Überlebenden und derjenigen, die nicht überlebt haben, und wir erheben unsere Stimme in Solidarität mit ihnen.“

Am 12. Dezember verurteilte Bidens Weißes Haus die Weigerung der Hamas, Geiseln zurückzugeben sowie den Einsatz von Vergewaltigungen zur Terrorisierung: „In den Wochen seit dem 7. Oktober haben Überlebende und Zeugen mutig von schwerer sexueller Gewalt durch Hamas-Terroristen gegen Frauen und Kinder in Israel berichtet.“ Ehemals schweigsame Demokraten hatten begonnen, sich die Geschichte „zu eigen“ zu machen. Wollten sie behaupten können, sie hätten sich für Israel eingesetzt, um die Pro-Israel-Wähler zu beeindrucken? Würde die Erklärung vom 10. Dezember und Lettys später Artikel es den Pro-Biden-Demokraten erlauben, zu behaupten, sie hätten die Vergewaltigungen vom 7. Oktober verurteilt?

Am 14. Dezember veröffentlichten die Veteran Feminists of America (VFA) (die zuvor durch ihren gemeinnützigen Status eingeschränkt waren) eine Erklärung zu „Vergewaltigung als Kriegswaffe“:

„Wir verurteilen Vergewaltigung zu jeder Zeit und insbesondere als Kriegsinstrument, wie sie von der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober praktiziert wurde. VFA wendet sich gegen jegliche Diskriminierung, geschlechtsspezifische Gewalt und alle Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“

Am 15. Dezember folgte die marxistische Feministin Katha Pollitt dem Beispiel von Letty und forderte in einem Artikel in The Nation das feministische Schweigen heraus. Wie Letty hatte auch Katha selbst viele Monate lang geschwiegen. Sie schrieb:

„Dieses Schweigen passt seltsam dazu, dass unsere Bewegung so schnell dabei war, weitaus unwahrscheinlichere Behauptungen anzuerkennen und das Bewusstsein für sexuelles Fehlverhalten zu schärfen, das weit unter einer Vergewaltigung liegt. Was ist aus dem klaren Aufruf geworden, 'Frauen zu glauben'? Was ist aus #metoo geworden?...
Wo ist der Women's March? Die Feministische Mehrheit? Die National Women's Studies Association?“

Muslimische Frauen erheben ihre Stimme

Am 19. Dezember – 73 Tage nach dem Massaker – veröffentlichte die Zeitschrift Ms. einen Artikel, in dem alle Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt erwähnt wurden, insbesondere die Opfer von Konflikten in Afghanistan, dem Kongo, Äthiopien, Iran, Südsudan, Sudan, Ukraine und Jemen. Geeta Rao Gupta schrieb:

„Wir sind zutiefst besorgt über das erhöhte Risiko [geschlechtsspezifischer Gewalt] für Frauen und Mädchen im Gazastreifen und im Westjordanland, das unter anderem auf Vertreibung zurückzuführen ist.“

In diesem Artikel wurde Israel nur im vierten Absatz erwähnt, und auch nur als Teil eines Arguments über palästinensische und israelische Frauen. Die Autorin versuchte, die Geschehnisse vom 7. Oktober zu normalisieren (oder zu vertuschen), indem sie sie mit anderen Vergewaltigungen in Konfliktgebieten zusammenfasste.

Im Januar, auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos (15. bis 19. Januar), führten israelische Regierungsvertreter das 48-minütige Video des Pogroms drei verschiedenen Gruppen vor. Mandy Sanghera moderierte eine von Shelley Zalis' Female Quotient gesponserte Diskussionsrunde, in der Vergewaltigungen in der Ukraine, Afghanistan und Israel erörtert wurden. Auf einem anderen Podium sprachen die Familien israelischer Geiseln.

Am 25. Januar veröffentlichten vier muslimische Frauen (Farhana Khorshed, Soraya Deen, Raheel Raza und Zainab Khan), von denen ich drei kenne und mit denen ich zusammengearbeitet habe, und eine, die kürzlich eine Reise in den Süden Israels finanziert bekommen hatte, einen Beitrag in Newsweek, in dem sie schrieben:

„Wir als muslimische Frauen haben die Anschläge vom 7. Oktober verurteilt ... Unser Glaube verlangt, dass wir unsere Stimme erheben und sicherstellen, dass es keine Rechtfertigung für diese grausamen Taten gibt ... Über diese Verbrechen zu sprechen, ist die einzige Möglichkeit, den Opfern beizustehen, was für die Heilung der Überlebenden von entscheidender Bedeutung ist ...

Es scheint sehr wahrscheinlich, dass Vorurteile, Antisemitismus und Politik zu diesem Schweigen beigetragen haben ... Wenn wir als muslimische Frauen unsere Stimme nicht dagegen erheben, geben wir anderen extremistischen Gruppen wie Boko Haram, ISIS und der Hisbollah, die in ihren Terror- und Gewalttaten bereits ermutigt sind, grünes Licht, wie die Hamas zu handeln.“

„Wir müssen unsere politischen Gegensätze vergessen“

Am 31. Januar leitete Sheryl Sandberg auf Einladung von Lord John Mendelsohn eine Veranstaltung im House of Lords mit dem Titel „Stand Against Sexual and Gender–Based Violence in the October 7th Hamas Terror Attack“ („Widerstand gegen sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt im Zusammenhang mit dem Hamas-Terroranschlag vom 7. Oktober“). Gestatten Sie mir, Sandberg das letzte Wort zu überlassen. In einem CNN–Artikel, der im November veröffentlicht wurde, schrieb sie:

„Am 7. Oktober haben Hamas-Terroristen unsägliche Gräueltaten begangen, über die wir sprechen müssen – und zwar lautstark. Zahlreiche Zeugen haben ausgesagt, dass sexuelle Gewalt an diesem Tag weit verbreitet war ... Einige leugnen jedoch rundheraus, dass diese Gräueltaten stattgefunden haben ... Die Vergewaltigungen vom 7. Oktober – oder alle Vergewaltigungen – nicht lautstark zu verurteilen, ist ein massiver Rückschritt für die Frauen – und Männer – der Welt ... Wir müssen diese Vergewaltigungen in jedem Gespräch, bei jeder Kundgebung und auf Schildern an jeder Straßenecke anprangern. Wir müssen unsere politischen Gegensätze vergessen und uns an unsere gemeinsame Menschlichkeit erinnern.“

Sheryl: Brava! Und – Hineni. Hier bin ich, zusammen mit einer kleinen und sehr wertvollen Gruppe amerikanischer und kanadischer feministischer Zionistinnen – wir sind alle bereit, Ihre Arbeit in jeder Weise zu unterstützen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei The American Spectator.

 

Phyllis Chesler ist emeritierte Professorin für Psychologie und Frauenstudien an der City University of New York (CUNY) und Autorin von 20 Büchern.

Foto: Phyllis Chesler

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Michael Müller / 27.02.2024

@Johannes Schuster: “Die neurotischen und psychotischen Folgen der Vernichtungslager wurden in einer psychologischen Subkultur thematisiert, bis heute gibt es einen Mantel des Schweigens über die familiären und familiaristischen Konsequenzen in den engeren und weiteren sozialen Gebäuden. Man muß den Feminismus untersuchen, welche Anschlußbegriffe er trägt.” Wo gibt es diesen erstklassigen Stoff, den Sie nehmen? Hören Sie, ich will den auch!!!

Wilfried Cremer / 27.02.2024

Teil 2: Geiseln sind in der Gewalt der Rachsucht, und da Tiere keine Rache kennen, sind es nicht mal Bestien. Dass zweimal Südamerikanerinnen ihren Männern deren Penis abgeschnitten haben, findet das Verständnis von Frau Alice Schwarzer.

Johannes Schuster / 27.02.2024

Dieser Artikel weist auf ein Problem hin, welchem sich keiner zuzuwenden scheint: Wenn eine Atombombe fällt, kann man den Fallout noch nach Jahrhunderten nachweisen. Gleiches gilt für soziale Atombomben. Jeder spricht über den zweiten Weltkrieg, niemand, selbst intellektuelle jüdische Kreise diskutiert über die differenzierten sozialen Folgen in den Weltbildern in der Frage von Macht und Begriff. Die neurotischen und psychotischen Folgen der Vernichtungslager wurden in einer psychologischen Subkultur thematisiert, bis heute gibt es einen Mantel des Schweigens über die familiären und familiaristischen Konsequenzen in den engeren und weiteren sozialen Gebäuden. Man muß den Feminismus untersuchen, welche Anschlußbegriffe er trägt.Das Frauenbewußtsein unter Opferkindern und dem christlichen Spektrum des römischen Imperialdenkens erscheint bloß artverwandt, grundlegend sind aber der Feminismus unter Jüdinnen und jener im christlichen Einflußbereich unterschiedliche Antworten auf unterschiedliche Einflüsse der Sozialisation. Der soziale Fallout des Krieges und des Holocaust ist in den Rollen und ihren Mengengebilden nie zureichend aufgearbeitet worden und diese fehlende Verarbeitung führt zu Verzerrungen in den sozialen Errichtungen und Erklärungen. Eine wirkliche historische Sozialforschung gibt es nicht. Die Effekte erklären sich jedoch nicht im zeitlichen Kontext, dieser ist bloß eine Offenbarung von Introjekten und ihrer sozialen Verhandlung. Statistische Forschung und Mathematik sollten hier fundieren, weniger die bloße narrative Psychologie.

Karsten Dörre / 27.02.2024

“Der Anblick von jüdischem Blut hatte sie erregt und ihre Mordlust entfesselt. Sie marschierten durch die Straßen Amerikas, sowohl Frauen als auch Männer – für „Palästina“.” - Ähnlich konzertiert, gut organisiert und durchgeplant sind die Aufmärsche der wahren Demokratieverteidiger nach “Wannsee 2.0 - ein B-Movie von Correctiv mit autarker Apple-Watch-Kamera”. Alle extremistischen Massen sind locker manipulierbar und glauben jeden Mist, der offensichtlich stinkt.

Silas Loy / 27.02.2024

Es ist etwas merkwürdig, die vielfältigen Grausamkeiten vom 7. Oktober derart langatmig unter einem feministischen Blickwinkel zu betrachten, eine “Opfergruppe” herauszugreifen. Das war ein allgemeiner Terror. Warum schweigen die Feministinnen? Irgendwie absurd. Entweder man schweigt dazu überhaupt oder überhaupt nicht. Anders liegt der Fall bei den inzwischen Hunderten vergewaltigter deutscher Frauen durch “Geflüchtete”. Diese Verbrechen sind in der Tat gezielt geschlechtsspezifisch. Dazu schweigen die Feministinnen allerdings auch und das ist vollkommen unverständlich.

Wilfried Cremer / 27.02.2024

hi, Selbstmitleid und falsches Mitleid sind verwandte Leidenschaften. Weltschmerz tut sein Übriges.

Peter Wachter / 27.02.2024

Nicht zu vergessen, diese weiblichen Genitalverstümmelungen, begangen nur von Frauen an Mädchen, auch in Deutschland, mehr kann ich dazu nicht sagen bzw. schreiben, mir fehlen die Worte und es ist eh sinnlos !?

Martin Ertner / 27.02.2024

Atheist zu sein ist in Progressiven Zirkeln heute Aufnahme-Voraussetzung und historisch wohl sehr tief verankert. Das Problem ist das Gilbert Keith Chesterton wohl den Nagel auf den Kopf Traf als er das Berühmte Zitat erfand welches Lautet: „Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, glauben sie nicht an nichts - sie glauben an irgendetwas.“ Also woran Glaubt jemand der ein Linkes Waldbild pflegt? An die Erzählung der Macht! Israel ist nicht nur ein Staat, sondern auch noch ein überaus erfolgreicher. Es hat also Macht und In der Erzählung der Macht ist derjenige wer sie Inne hat und nicht ausnahmslos alles tut was der Andere verlangten immer der Unterdrücker. Und seien die Forderungen und Anschuldigungen noch so Haarsträubend (hier: Vernichte dich selbst, denn ich hasse dich), also hat man gefälligst gegen den Unterdrücker zu sein. Nun ist die Sekte der Linken stetig gewachsen an Einfluss, Themen und Institutionen. Dabei sind völlig willkürlich Opferklassen definiert worden die sich teilweise sogar gegenseitig widersprechen können. Hier: Ein weißer Mann in Europa schlägt eine Frau, Er ist Unterdrücker und damit des Teufels. Eine Frau wird gesteinigt in Afghanistan, weil ihr Ehebruch vorgeworfen wird, der Feminismus hat zu schweigen. Den Afghanistan wird ja vom Globalen-Westen Unterdrückt also ist dieser Schuld. So kommen total unlogische Verhaltensmuster zu tage, sowie Doppelstandards welche von allen Einzuhalten ist. Oder man zieht den Zorn aller auf sich. Prominentes Beispiel: Alice Schwarzer die in Linken-Kreisen defacto mit Hitler gleichgesetzt ist, da Sie es gewagt hat nicht alle ungeschrieben Regeln der Linken-Orthodoxie zu folgen sondern auch noch Wiederworte gegeben hat als man von Ihr gehorsam verlangte. Und genau wie damals ist das schlimmste verbrechen nicht die Blasphemie, sondern die Kritik an der Inquisition welche dich auf den Scheiterhaufen bringt. Die Feministen von heute sind sich dessen bewusst, doch statt sich zu wehren wird geschwigen.

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