Bjørn Lomborg / 17.06.2014 / 09:35 / 2 / Seite ausdrucken

Nicht Klimawandel sondern Luftverschmutzung ist die tödliche Gefahr

Politische Schwergewichte wie US-Außenminister John Kerry und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon bezeichnen den Klimawandel als das “beherrschende Thema unserer Zeit” und “vielleicht die Furcht erregendste Massenvernichtungswaffe der Welt”. In Wirklichkeit aber ist die größte tödliche Umweltgefahr, mit der wir es zu tun haben, die Luftverschmutzung in geschlossenen Räumen.

Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung – 2,9 Milliarden Menschen – verbrennt zum Heizen und Kochen nach wie vor Holz,  Holzkohle und Dung in Innenräumen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind im Jahre 2012 rund 4,3 Millionen Menschen an den Folgen der Innenraumluftverschmutzung gestorben. Ein Vergleich dieser Zahlen mit den Todesfällen durch die Erderwärmung ist aufschlussreich. Im neuen Bericht des UN-Klimarates wird eingeräumt: „Gegenwärtig ist die weltweite Belastung durch klimawandelbedingte Humanerkrankungen relativ gering im Verhältnis zu anderen Stressfaktoren.” Aus Berechnungen der WHO und anderen geht hervor, dass zwischen 30 und 150 Mal mehr Menschen durch Innenraumluftverschmutzung zu Tode kommen als durch die Erderwärmung. Letztere beherrscht allerdings die Schlagzeilen.

Allein im 20. Jahrhundert starben 260 Millionen Menschen an den Folgen von Innenraumluftverschmutzung - mehr als in den zahlreichen Kriegen dieses Jahrhunderts zusammen. In Zusammenarbeit mit 21 Top-Ökonomen aus aller Welt habe ich die Auswirkungen eines breiten Spektrums globaler Probleme über einen Zeitraum von 150 Jahren analysiert, darunter auch die Luftverschmutzung. Um einen Vergleich der Entwicklung im Zeitablauf zu ermöglichen, berechneten wir die Kosten dieser Probleme in Prozent des globalen BIP. Die gute Nachricht ist, dass wir bei der Luftverschmutzung durchaus einige Verbesserungen erkennen konnten. Während im Jahr 1900 die Gesamtkosten hierfür noch 23 Prozent des weltweiten BIP ausmachten, liegen sie heute bei etwa 6 Prozent des weltweiten BIP und wir rechnen mit einem Rückgang dieses Anteils auf 4 Prozent bis zum Jahr 2050.

Durch den vermehrten Zugang zu Elektroherden und Elektroheizungen ist das Problem heute viel weniger gravierend als früher. Es ist daher bedauerlich, dass einige wegen des Klimawandels besorgte westliche Politiker eine weitere Elektrifizierung wegen der CO2-Emissionen in Frage stellen. Statt den 2,9 Milliarden Menschen den Zugang zu billigem und reichlich vorhandenem Strom zu erleichtern und damit unser größtes Umweltproblem zu bekämpfen, bestehen wir darauf, dass die Entwicklungsländer sich schwerpunktmäßig den erneuerbaren Energien zuwenden. So haben beispielsweise die USA beschlossen, in Entwicklungsländern den Bau von Kohlekraftwerken nicht mehr zu subventionieren.

Von der Heuchelei abgesehen (wir im Westen beziehen nur 1,2 Prozent unserer Energie von Sonne und Wind), entscheiden wir uns damit letztlich bewusst dafür, rund 70 Millionen Menschen der Dunkelheit und der Armut zu überlassen. Eine Analyse des Center for Global Development kam zu dem Ergebnis, dass wir 90 Millionen Menschen aus der Armut befreien können, wenn die Overseas Private Investment Corporation (OPIC), das wichtigste US-Entwicklungsfinanzierungsinstitut, die nächsten 10 Milliarden USD für Gasverstromung ausgeben würde. Würde es dagegen wie bisher Investitionen in Solar-, Wind- und andere emissionsarme Energieprojekte bevorzugen, kämen die gleichen 10 Milliarden USD nur zwischen 20 und 27 Millionen Menschen zugute.

Im reichen Teil der Welt hat die Elektrifizierung dem Übel der Luftverschmutzung in Innenräumen ein Ende gemacht und damit Millionen Menschen das Leben gerettet. Für uns im Westen ist unsere zuverlässige Stromversorgung eine Selbstverständlichkeit. Zugleich halten wir unsere Klimasorgen für wichtiger, als den Menschen Zugang zu einer modernen Energieversorgung zu verschaffen, die sie dringend benötigen, weil sie sonst an den Folgen der Innenraumluftverschmutzung sterben. Es wird Zeit, die richtigen Prioritäten zu setzen.

Übersetzung: Cornelia Kähler

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Falk Mraze / 19.06.2014

“Fairtrade” ist ein Produkt von NGO’s und Kampagnen-Konzernen wie GREENPEACE, WWF etc. Der entmündigende Gedanke, der dahinter steckt: Es gibt Leute und Organisationen, die sich anmaßen zu entscheiden, was fair ist und was nicht. Sie trauen also dem Individuum nicht zu, allein zu entscheiden, was es für fair und gerecht hält. Die Kampagnen-Konzerne stülpen ihre (a-)moralischen Werte den Menschen über. Ich halte es für zutiefst unfair, wenn Leute sich über andere erheben und darüber entschieden, welchen Preis ich für irgendetwas zu zahlen habe. Es ist unfair, Menschen ihre Produktionsweise vorzuschreiben (nur ÖKO und BIO sind angeblich gut und akzeptabel). Es ist unfair, Handel zu reglementieren. Fair ist dagegen, wenn sich diese Kampagnen-Konzerne und Gutmenschen endlich dahin zurückziehen, wohin sie gehören: in den Orkus der Geschichte und als das gelten, was sie sind: die Lachnummer freier, selbstbestimmter Individuen in einer aufgeklärten, liberalen Marktwirtschaft mit hoher Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung des Einzelnen für die Gemeinschaft.

Matthias Fixmer / 17.06.2014

SCHEMA F „Fairtrade ist ein egoistisches Projekt selbsternannter Weltverbesserer. Von Anfang an beruhte das Konzept von Fairtrade auf niedrigen, „nachhaltigen“ Erwartungshorizonten für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Armen. Die Urheber dieses Konzepts halten die Bedürfnisse der Menschen in Afrika und anderen Orten der Dritten Welt offenbar für grundverschieden von unseren westlichen. Die Fairtrade-Bewegung hat ihren Ursprung nicht bei mittellosen Bauern in Entwicklungsländern, sondern bei westlichen NGOs. Mit ihren Armeen von Freiwilligenjahr-Weltverbesserern sind sie versessen darauf, ihre rückwärtsgewandte „Small is beautiful“-Ideologie einem Afrika aufzudrücken, das sich verzweifelt nach jeglicher Art von Veränderung sehnt. Im Fairtrade-Weltbild sind die ärmlichen Kleinbauern der Welt im Grunde ganz glücklich mit ihrem Schicksal und wünschen sich lediglich einen stabilen, wenn auch niedrigen, Preis für ihre Erzeugnisse. Sobald dieser garantiert werden kann, können sie ihr einfaches, idyllisches Dasein genießen. Das Vorbild des Westens, durch schnelle Industrialisierung und Verstädterung extreme Armut überwunden zu haben, lasse sich nicht auf Afrika übertragen, wird argumentiert. Stattdessen ist es von höchster Bedeutung, dass Fairtrade „die kulturelle Identität und traditionellen Fähigkeiten von Kleinproduzent(inn)en (…) fördert, schützt und [an]erkennt“. Sie sollten genug Geld erhalten, um nicht verhungern zu müssen, aber nicht genug, um sich einen Auslandsurlaub zu leisten oder ein Kind zur Universität schicken zu können, oder überhaupt irgendwelche der Dinge zu tun, an denen wir im Westen uns erfreuen, damit ihre kulturelle Identität nicht in Gefahr gerät.” Wenn man jetzt ‘Fairtrade’ gegen ‘erneuerbare Energien’ tauscht, hat man im Grunde einen passenden Kommentar zu dieser Entwicklung!

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