Am Tag nach dem Attentat, als die islamistische Gesinnung des Mörders noch unbekannt war, führte die Union Jüdischer Studenten bei einem Schweigemarsch in Paris ein Plakat mit sich, auf dem zu lesen war: »In Frankreich tötet man Juden, Schwarze und Araber« – ein Warnruf, aus dem fast der Wunsch sprach, es möge doch ein rassistischer Terrorist vom Schlage des deutschen NSU gewesen sein, gegen den sich alle gefährdeten Minderheiten vereint fühlen könnten. Dass Salafisten Juden attackieren, weil sie diese für das Leiden palästinensischer Kinder veranwtortlich machen, ist eine Erfahrung, die auch die in Frankreich lebende Community seit Beginn der Zweiten Intifada Anfang 2000 immer wieder machen musste. Viele berichten von Pöbeleien, Angriffen und antijüdischen Schmierereien. Selbst der mit einem unbezwingbaren Optimismus ausgestattete Rabbiner Michel Serfaty, einer der prominentesten Aktivisten in Sachen jüdisch-muslimischer Verständigung in Frankreich, muss festsstellen, dass in den letzten Jahren immer mehr Juden die mehrheitlich von Muslimen bewohnten Banlieues verlassen haben und sogar Gemeinden aufgelöst worden sind: »Viele Juden ziehen in die Innenstädte, zum Teil hört man sogar von Gemeindegründungen in Vororten, wo weniger arabischstämmige Menschen wohnen.« http://jungle-world.com/artikel/2012/13/45135.html