Uwe Steinhoff, Gastautor / 24.01.2023 / 14:00 / Foto: Pixabay / 26 / Seite ausdrucken

Blutspender: Diskriminierung oder Risiko-Vorsorge?

Von Uwe Steinhoff. 

Karl Lauterbachs Vorstoß, homosexuelle Männer bei der Blutspende nicht zurückzustellen, gefährdet die Gesundheit. Das sieht auch die Bundesärztekammer so. 

Die SPD feiert sich auf Twitter gerade für die Abschaffung des „Blutspendeverbots“ für homosexuelle Männer. Auch die Welt hat diese Formulierung übernommen und Zeit Online und FAZ sprechen in diesem Zusammenhang immerhin noch von der Beendigung der „Diskriminierung Homosexueller“ bei der Blutspende.

Die Bundesärztekammer jedoch teilt dies Begeisterung nicht, wie das Ärzteblatt berichtete. Sie warnt vielmehr „vor Bestrebungen der Politik, die Richtlinienkompetenz von der Bundesärztekammer auf weisungsgebundene Bundesoberbehörden zu verlagern“ und erklärt: „Wenn die politischen Entscheidungsträger bei den Auswahlkriterien für die Blutspende von diesem wissenschaftlichen Stand abweichen wollen, dann stehen sie auch in der unmittelbaren Verantwortung gegenüber den Menschen, wenn diese zu Schaden kommen.“ Aus Gründen der Sicherheit der Patienten sei evident, dass nur wissenschaftliche Erkenntnisse und Daten Grundlage von Richtlinien in der Medizin sein dürften.

Kurz: Die Zurückstellung Homosexueller bei der Blutspende ist keine Diskriminierung, sondern sachlich begründet.

Kein Spendeverbot, sondern Einschränkungen 

Was besagen die bisherigen Richtlinien aufgrund welcher wissenschaftlichen Erkenntnisse? Tatsache ist zunächst einmal, dass es kein Blutspendeverbot für homosexuelle Männer gibt. Vielmehr gibt es Einschränkungen. Nach der maßgeblichen Richtlinie der Bundesärztekammer dürfen Männer, die Sex mit Männern haben, Blut nur dann spenden, wenn sie in den zurückliegenden vier Monaten keinen Geschlechtsverkehr mit einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner hatten. Diese viermonatige Sperre besteht bei allen anderen Personen nur bei häufig wechselnden Partnerinnen und Partnern.

Hier wird also in der Tat ein Unterschied zwischen Männern, die mit Männern Sex haben, und anderen Menschen gemacht. Darin liegt jedoch keine Diskriminierung. Wie das allgemeine Gleichstellungsgesetz ausdrücklich erklärt, ist eine Ungleichbehandlung zulässig und mithin nicht diskriminierend, wenn sie „der Vermeidung von Gefahren, der Verhütung von Schäden oder anderen Zwecken vergleichbarer Art dient.“

Das Infektionsrisiko von Männern, die mit Männer schlafen, ist um ein Hundertfaches höher. Dies ist hier der Fall. Dem den aktuellen Wissensstand darstellenden gemeinsamen Papier „Blutspende von Personen mit sexuellem Risikoverhalten“ des wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer, des Robert Koch-Instituts, des Paul-Ehrlich-Instituts und des Bundesministeriums für Gesundheit lassen sich unter anderem vier Punkte entnehmen:

1. Tests reichen zur Sicherung des Blutes für Transfusionen nicht aus, da diese nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters hinreichend aussagekräftig sind. 2. Daher ist es notwendig, Menschen mit sexuellem Risikoverhalten für eine bestimmte Zeit vom Blutspenden zurückzustellen. 3. Männer, die mit Männern Sex haben, haben ein 100 (hundert!) mal höheres Risiko, sich mit HIV anzustecken als heterosexuelle Männer (der Unterschied ist noch höher zu heterosexuellen Frauen, und mit anderen Geschlechtskrankheiten verhält es sich ähnlich). 4. Homosexuelle Männer füllen die Formulare, in denen das Risikoverhalten abgefragt wird, häufiger unwahrhaftig aus als Vergleichsgruppen.

Durschnittlich höhere Promiskuität erhöht Risiko

Die ersten drei Punkte sind explizite Aussagen des Dokuments, der vierte Punkt lässt sich aus den angegebenen Daten (im Abschnitt 7.2 und 7.3 des Papiers) erschließen. Aus diesen Aussagen kann man nun Folgendes ableiten: Für das Vorliegen eines monogamen oder relativ nicht-promiskuitiven Verhaltens hat man nur das Wort dessen, der das Formular ausfüllt. Punkt 4 zeigt, dass dies nicht unbedingt verlässlich ist. Aber selbst wenn der Befragte nicht bewusst lügt, so kann er sich über die Exklusivität seiner Partnerschaft doch irren, da sein Partner ihn anlügen mag.

Angesichts der im Durchschnitt um Größenordnungen höheren Promiskuität homosexueller Männer (welche ja ein wesentlicher Teil der Erklärung für das 100-fach größere Ansteckungsrisiko unter Punkt 3 ist), ist in der Tat davon auszugehen, dass solche Irrtümer unter homosexuellen Blutspendewilligen um ein Vielfaches höher ist als bei Vergleichsgruppen. Wenn also erklärt wird, die Zurückstellung homosexueller Männer sei „diskriminierend“ oder „verletze ihre Menschenwürde“, so ist dies angesichts des Sachgrundes zurückzuweisen.

Befremdlich ist auch Lauterbachs Aussage: „Die Bundesärztekammer muss endlich nachvollziehen, was im gesellschaftlichen Leben längst Konsens ist.” Für jemanden, der wie Lauterbach doch sonst immer der Wissenschaft folgen will und zumindest bei Corona gar nicht genug zur Vorsicht mahnen kann, ist dies ein befremdlicher Kommentar. Offenbar haben die Autoren des oben genannten gemeinsamen Papiers zu Recht gewarnt. „Die medizinisch-wissenschaftliche Diskussion um die Zulassungskriterien zur Blutspende wird teilweise mit gesellschaftspolitischen Fragen vermischt.“ Genau das tut Lauterbach.

Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass es in der Gesellschaft in der Tat weitgehend Konsens ist, Homosexuelle nicht zu diskriminieren. Einen Konsens darüber aber, die Befindlichkeiten einer Minderheit über die Gesundheit der Allgemeinheit zu stellen, mag es in der Ampelkoalition geben, aber nicht in der Gesamtgesellschaft.

Uwe Steinhoff ist Professor und Head am Department of Politics and Public Administration der Universität Hongkong. Seine gegenwärtige Forschung konzentriert sich auf die Ethik der Gewalt, die Natur von Rechtfertigungen, globale Gerechtigkeit, Einwanderung und das Recht auf Ausschluss. Ein weiteres Thema ist die Redefreiheit, für die er entschieden eintritt.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Karin Wendorff / 25.01.2023

Der schweizer Naturheilpraktiker George Della Pietra startete im November 2022 seinen gemeinnützigen “Safe Blood Donation Service”, die erste mRNA freie Blutbank. Er gibt zu bedenken, dass Menschen aktuell den mRNA-Impfstoff durch Bluttransfusionen indirekt “durch die Hintertür” erhalten.  Seine ambitionierte Iniziative soll ermöglichen, dass impffreie Blutspender mit ebensolchen Empfängern in 65 Ländern zusammen gebracht werden. Mehr Informantionen unter safeblood(punkt)ch

Torsten Hopp / 24.01.2023

Herrgott, dann muss man eben FFP aufsetzen. Schützt auch bei Transfusionen hat Lauterbach in 1001 Studie gelesen.

T. Merkens / 24.01.2023

Ja, einem “gemeinsamen Papier [...] des wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer, des Robert Koch-Instituts, des Paul-Ehrlich-Instituts und des Bundesministeriums für Gesundheit” kann man nach den herausragenden Leistungen der vergangenen 3 Jahre natürlich nur das allerhöchste Vertrauen entgegen bringen! Wahrscheinlich folgt in Kürze die Empfehlung, alle Blutreserven prophylaktisch mit mRNA-“Impfstoff” zu versetzen. Ich stimme Herrn Hjalmar Kreutzer zu und empfehle bzgl. HIV die Bücher “Das wahre Gesicht des Dr. Fauci” sowie “Viruswahn”. Im Übrigen sind mir “Mensch:Innen, die mit ens Männer:div Se:X haben” sowas von absolut und in jeder Beziehung gleichgültig!

Johannes Schumann / 24.01.2023

Was macht man eigentlich mit Männern, die behaupten, sie wären eine heterosexuelle Frau.

S. Marek / 24.01.2023

Seit wann ist   Die Bundesärztekammer   um unsere Gesundheit besorgt !!!  Die viel größere Gefahr für die Gesundheit von durch ihre natürliche Immunität geschützte Menschen, d.h alle die sich NICHT dem Drück und Zwang durch Politik, Medien,  Arbeitgebern,  “Freunden”  und Familienangehörigen gebeugt haben und sich nicht die Spritze mit den experimentellen medRNA Inhalt abgeholt haben.  ist statistisch gesehen viel größer durch das Blut der s.g. “geimpften”  als durch das Blut eines Homosexuellen der mit HIV infiziert ist, sich mit den aktiven Teilen der medRNA verseuchen zu lassen.  Da sollte klare Reglung bestehen, daß diese zwei Gruppen von Blutspendern auf keinen Fall durch-gemixt werden.  Bei medizinischem Bedarf und auf ausführliches Verlangen sollen die s.g. “mit medRNA Substanzen ungeimpften”  mit Blutkonserven von ebenfalls “ungeimpften Blutspendern” erhalten.

Dr Stefan Lehnhoff / 24.01.2023

@ S Heinrich: Leider kann ich Ihnen das schon sagen: Es wird definitiv übertragen.

Egon Schieler / 24.01.2023

“Tests reichen zur Sicherung des Blutes für Transfusionen nicht aus, da diese nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters hinreichend aussagekräftig sind…. ...Männer, die mit Männern Sex haben, haben ein 100 (hundert!) mal höheres Risiko, sich mit HIV anzustecken als heterosexuelle Männer” Dann lieber verbluten !

Sabine Heinrich / 24.01.2023

Diejenigen, die sich die Giftbrühe haben spritzen lassen, durften/dürfen weiterhin Lebenssaft abliefern, obwohl m.W. noch niemand sagen kann, ob die lebensbedrohlichen Stoffe an den Spendenempfänger weitergeleitet werden - was in meinen Augen logisch wäre. Die Fragebögen sind ohnehin ein Witz! Wer beantwortet denn intimste Fragen, deren Antworten der fremde Arzt, dem man gegenübersitzt, lesen kann? Da wird man doch förmlich zum Lügen gezwungen. Ein schlechter Witz ist auch die Tatsache, dass ich als Dauerblutspenderin - inzwischen bei der 89. angekommen - 4x nicht zum Spenden beim DRK zugelassen wurde, weil ich nicht bereit war, mir die entstellende, entmenschlichende Schnabeltüte aufzusetzen - wohl aber die medizinische, aber das reichte den Herr-und Damschaften nicht. - Warum ich überhaupt noch Blut spende, lässt sich nicht mehr mit Vernunftgründen erklären, da ich als Schwurblerin, Leerdenkerin, Verantwortungslose , Unsoziale,  Egoistin, natürlich auch “Dumme” usw. usf. so ziemlich alle Titel eingeheimst habe, die es einzuheimsen gibt. Und solchen Leuten - also ca. 90% der Bevölkerung - soll ich im Fall des Falles das Leben retten? Menschen, die mich am liebsten in ein Lager gepfercht und von ärztlicher Behandlung ausgeschlossen sähen? Menschen, die - obwohl kerngesund - nie bereit waren und sind, einen einzigen Tropfen Blut zu spenden? - Meinen Organspenderausweis, den ich seit Jahrzehnten hatte, habe ich vernichtet, als die Hetze, die Vernichtungsjagd gegen die C- Ungespritzen losging. Plötzlich war alles vergessen, was man je für seine Mitmenschen getan hat - plötzlich galt ich als dumm, unsozial, egoistisch. - Ich werde noch immer sehr emotional, wenn ich daran denke - und die ganzen Verletzungen, Abwertungen, Distanzierungen - die vergesse ich NIE, und die werde ich auch nie jemandem verzeihen - es sei denn, er entschuldigt sich und bittet um Verzeihung. Aber davon sehe ich bis zum Horizont…NICHTS!

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