Bernd Zeller / 12.09.2014 / 19:19 / 2 / Seite ausdrucken

Hat sich die Wende überhaupt gelohnt?

Ein Auszug aus “Hat sich die Wende überhaupt gelohnt?Buchauszug: Der große Vergleich DDR—EU”

Es ist nun schon wieder fünfundzwanzig Jahre her und bald noch länger, dass mit Wende und
Wiedervereinigung die Grundlagen für die europäische Einigung gelegt wurden, denn mit
der DDR wäre keine EU möglich gewesen. Insofern verbietet sich von selbst jede Frage da‐
nach, ob sich die Wende gelohnt habe, schließlich profitieren wir alle von Großeuropa, ob
uns nun immer so klar ist oder nicht, wer mit wir eigentlich gemeint sein soll. 
Dennoch bietet ein solches Jubiläum den Anlass für einen Ausblick auf Visionen, die man nur
in der Rückschau sieht. Es soll auch nicht der Anschein entstehen, als scheue Europa diesen
Vergleich. 

Betrachten wir also fair und sachlich die Umstände und Erscheinungen in beiden Staatswe‐
sen bezogen auf das Leben der Menschen, wobei eingeräumt sei, dass gerade diese Objekti‐
vität der DDR einen Vorteil im emotionalen Bereich verschafft. Auf persönlicher Ebene gibt
es bei ehemaligen DDR‐Bürgern, den echten Ossis, etwas Einmaliges: die DDR‐Biographie. 
Sie ermöglicht es, Befindlichkeiten als absolut auszugeben und dafür Respekt einzufordern, 
als wäre das Dabeisein eine Leistung. Ein europäisches Gegenstück gibt es nicht. Niemand
hat eine EU‐Biographie, außer vielleicht Martin Schulz und nicht einmal der. Aber das kann ja
noch werden, die EU wird schließlich immer besser. 
Die DDR auch. 

Starten wir also bei Punktegleichstand. 
 
Parlament
 
Beginnen wir unsere Untersuchungen an einer politischen Institution von nachrangiger Be‐
deutung, damals und jetzt, den Parlamenten. Die DDR‐Volkskammer besticht gegenüber
dem EU‐Parlament mit ihrer Bescheidenheit in Anzahl der Abgeordneten, Ausstattung und
Prunk. Sie tagte im Palast der Republik, hatte keine Kompetenzen und diente zur Wahrung
des Anscheins einer Mehr‐Parteien‐Demokratie. Das EU‐Parlament tagt verschiedenenorts, 
hat mehr Mitarbeiter, Abteilungen und Arbeitsstäbe und auch keine Kompetenzen. Damit ist
die Volkskammer bereits effizienter. 
Für die Wahrung des Anscheins einer pluralistischen Demokratie hingegen ist das EU‐
Parlament weder zuständig noch in der Lage, hier kann man demnach ein höheres Maß an
Ehrlichkeit verorten. 
Dennoch war das Mandat in der Volkskammer eine Ehre. Sogar eine im Vergleich zu anderen
damaligen Ehren recht ehrenvolle. Das lag nicht nur daran, dass es sich um das einzige Par‐
lament handelte, womit bereits eine gewisse Exklusivität verbunden ist, zudem wurde Wert
darauf gelegt, dass die Abgeordneten ansonsten einer richtigen Arbeit nachgehen. Natürlich
war damit bezweckt, dass sie nicht auf die Idee kommen, das Parlament mit einer Bedeu‐
tung aufzuladen, die ihm nicht zukam. Eine Sorge, die unbegründet ist, wie die heutigen Par‐
lamente zeigen. 
EU‐Parlamentarier zu sein, bedeutet das Gegenteil einer Ehre. Man hat für gewöhnlich einen
schmählichen Abgang hinter sich und soll auch noch denen dankbar sein, die einen nach Eu‐
ropa abgeschoben haben. 
Da Ehre heutzutage kein positiv besetzter Begriff ist, kann der Punkt noch nicht an die DDR
gehen. 
Die Sitzverteilung war quotiert, alle Parteien und Massenorganisationen hatten eine festge‐
legte Zahl von Abgeordneten, damit alle Kräfte sich auf Augenhöhe vertreten fühlen. Dazu
wird das EU‐Parlament erst noch kommen. 
Der entscheidende Aspekt liegt in der Wahl. In der DDR konnte man dadurch, nicht zur Wahl
zu gehen, Protest und Widerstand ausdrücken. Ähnliches ist heute nicht möglich, Nichtwäh‐
ler interessieren noch weniger als Wähler, das Parlament wird immer voll. Da müssten schon
die Kandidaten selbst nicht wählen. 
Deshalb geht der Punkt an die DDR für das demokratischere Parlament. 
 
Autos

Sieht man einmal davon ab, dass es damals mit einem DDR‐Auto möglich war, das staatliche
Territorium an einem Tag zu durchqueren, hingegen es mit einem heutigen nicht zu schaffen
ist, in derselben Zeit durch Europa zu reisen, ist gar nichts anderes möglich, als den Auto‐
Punkt der EU zu geben. Der Trabant und sein Gehilfe Wartburg waren Meisterwerke der
Technik der Zwanzigerjahre, der Benzinverbrauch entsprach auf die Leistung bezogen dem
eines Rolls Royce; sie verursachten Lärm einer solchen Lautstärke, als hätten alle Bürger
schon ihre Wartezeit herum und den Motor angeworfen, ganz zu schweigen von der Um‐
weltbelastung – es ist erstaunlich, dass dort, wohin die Autos fuhren, überhaupt noch Um‐
welt gewesen sein soll. 
Dafür war es leichter, einen Parkplatz zu finden. 
 
Autobahn
 
In der DDR wäre niemand auf die Idee gekommen zu sagen: „Wenigstens hat er die Auto‐
bahnen gebaut“, denn man fuhr noch auf den Originalen. 
Auch die Autobahnraststätten müssen noch die ursprünglichen gewesen sein, vermutlich
auch die servierten Speisen und der Kaffee. 
Heute ist das alles bequemer, man fährt rüttelfreier und kann an Fast‐Food‐Restaurants her‐
anfahren. Bei den Auffahrten muss man nicht mehr anhalten und warten, bis mal keiner
kommt. 
Aber in der DDR herrschte das Tempolimit von einhundert Stundenkilometern. Das ist ja nun
der Traum aller heutigen Verkehrsexperten. Dieser Punkt muss an die DDR gehen. 
 

Fernsehen

Etwas anders sieht es beim Fernsehen aus, soweit es sich nicht für journalistisch hält. Für das
DDR‐Fernsehen spricht eine Menge. Es unterlag, obwohl staatlich, keinem öffentlichen Ver‐
dummungsauftrag. Eine Zielgruppe war nicht bekannt, deshalb meinte man nicht, alle zu
erreichen, indem man noch blöder wird. 
Es gab keine Casting‐Shows. 
Die internationale Show mit ausländischen Gästen kam ohne Wetten aus, allerdings wäre
auch sie von Markus Lanz runtergenudelt worden. 
Die Nachrichtensendung Aktuelle Kamera hatte keinen unwitzigen Satire‐Ableger Aktuelle‐
Kamera‐Show. 
Nicht ganz eindeutig ist, was mit dem Schwarzen Kanal zu vergleichen wäre. Fernsehschnip‐
sel kommentieren,  das hat Stefan Raab abgeguckt.  Den Titel Schwarzer Kanal hat Jan
Fleischhauer auf Spiegel‐Online übernommen, und den Job von Karl‐Eduard von Schnitzler
verübt am selben Kolumnenplatz der Verleger des Freitag. 
All das Schätzenswerte wird aber aus zwei Gründen vom heutigen Fernsehen übertroffen. 
Erstens sind die Fernseher heute größer. Zweitens wären da die Fernsehkrimis. In den DDR‐
Krimis waren die Polizisten immer die Guten und die Verbrecher die Bösen. Heute sind zu‐
mindest im öffentlich‐rechtlichen Gremienfunk die Polizisten zwiespältig bis gangstermäßig
gestrickt, was dem herrschenden Bild von der Polizei entspricht. Die Kriminalisierten haben
soziale Ursachen, wenn es sich nicht gerade um Unternehmer als Täter handelt, die aber
meistens gerechterweise in einer Art Notwehr einer Verzweiflungstat zum Opfer fallen, falls
man da noch von Opfer sprechen kann. 
Unter den schwerwiegenden sozialen Aspekten geht der Fernsehpunkt an die heutige Fern‐
sehlandschaft. 
 
Hauptstadt

Der Vergleich der Hauptstädte ist nahe am Unentschieden. Ostberlin und Brüssel haben als
Gemeinsamkeit eine verbotene Zone, die man nur unter Lebensgefahr begehen kann. Der
Unterschied besteht darin, dass man, wenn man die Grenze erfolgreich überwunden hat, in
Westberlin angekommen ist und sich einigermaßen sicher fühlen kann, in Brüssel jedoch
eine Art Slum oder Failed State betritt. Aber das muss ja niemand. 
Beiden Staatswesen ist das Bestreben eigen, diesen Zustand auf andere Ortschaften zu über‐
tragen. Jede größere Stadt hat heutzutage mindestens einen Stadtteil, der als Problembezirk
bezeichnet wird, damit es sich so anhört, als wären die Probleme eingegrenzt. Die DDR schuf
städtische Westteile durch die Einrichtung der Intershops. 
Um dem Unentschieden zu entgehen, richten wir unser Augenmerk auf die Befindlichkeit
der Westberliner. Sie denken mit Wehmut an die Mauer zurück, die ihnen ein Leben in Saus
und Braus garantierte. In Brüssel hat niemand die Absicht, eine solche zu errichten, was ja
ganz furchtbar ausgrenzend wäre. Wegen der Freude, die man in Westberlin an der Insellage
hatte, gewinnt hier die DDR. 
 
Toilettenpapier

Eine Zeitlang gab es keins, damit die Bevölkerung mehr Zeitungen kauft. Aber das ist nicht
der Punkt, auf den es ankommt. 
Gab es welches, dann das Grobkrepp mit Sandpapierfühlung. Der Witz, damit wäre be‐
zweckt, noch mehr gerötete Hinterteile zu erzeugen, erlangte traurige Berühmtheit. 
Was fehlte, war der heute als selbstverständlich angesehene Kern der Papprolle, um den das
Klopapier herum aufgewickelt ist. Der ist auch völlig überflüssig. Die Beschränkung aufs We‐
sentliche zeigte sich ebenso im Fehlen der Perforation, an der man einzelne Blätter abreißt. 
Als ob man es nötig hätte, vorgeschrieben zu kriegen, und sei es auch nur in Form einer Hil‐
fe, wo man das Klopapier abreißt. Die Bevormundung des DDR‐Bürgers erstreckte sich also
keineswegs auf alle Lebensbereiche. 
Heute droht eine Spaltung der Gesellschaft in mindestens zwei Klassen hinsichtlich der Be‐
nutzung ihres Toilettenpapiers. Die Reichen können sich ökologisch recyceltes und dennoch
extraweiches saugverstärktes allergiepräventives mit Erdbeerduft leisten, während die Ar‐
men mit billigem extraweichem saugverstärktem genmanipuliertem Vorlieb nehmen müs‐
sen, für das ganze Eukalyptuswälder abgeholzt wurden. 
Der Toilettenpapier‐Punkt geht eindeutig an die DDR. 
 
Zeitungen
 
Eine Zeitlang kaufte man sie als Ersatz für nicht erhältliches Toilettenpapier, aber das ist
nicht der Punkt, auf den es ankommt. Das Massenmedium Zeitung diente nicht der Informa‐
tion, sondern der Propaganda. Erfolge bei der Planerfüllung und der Besuch Erich Honeckers
im Ministerium für Volksbildung bei der Ministerin für Volksbildung Margot Honecker und
die Begrüßung der sowjetischen Delegation waren nicht etwa eine ausgiebige Meldung wert, 
sie geschahen eigens als Stoff für ausgiebige Meldungen der täglichen Zeitungen, wobei man
annehmen kann, dass Besuch und Empfang wirklich stattfanden, wogegen die Erfolge in der
Produktion keine Vorlage in der Realität hatten. Die DDR‐Zeitungen waren demzufolge die
Vorwegnahme des heute gängigen Formats der Scripted Reality. 
Das Sympathische war, dass sie sich keine Mühe geben mussten, die Verlogenheit auch noch
überzeugend zu gestalten. Geglaubt hat den Kram sowieso keiner, man war aber überzeugt
und froh, sich die Überzeugung nicht auch noch selbst vorschwindeln zu müssen. 
Das ist nun bei den heutigen Zeitungen ganz anders. Hier wird Propaganda betrieben auf
perfide, emotional abgesicherte Art. Der Leser soll glauben, was da beschönigt und verharm‐
lost wird. Ein hochbezahlter Experte sagt: Kein Problem. So was hätte es in der DDR nicht
gegeben, da gab es keine Probleme, die ein Experte hätte leugnen müssen. 
Die Trennung von Meinung und Fakt wird den Journalistenschülern noch als Wert bekannt‐
gegeben, doch schon von den sie unterrichtenden Großjournalisten missachtet, mit bestem
Gewissen, weil sich die Fakten der Meinungslage in der Redaktion zu fügen haben. 
DDR‐Journalismus hatte Klassenstandpunkt zu vertreten, den das Politbüro langwierig ermit‐
telt hat. Die mussten das so machen, das war der Deal. Kein Leser hätte etwas anderes er‐
wartet. 
Die heutigen Journalisten müssten ihren Unsinn nicht selbst glauben, wollen aber, und die
Leser erst recht. 
Den Punkt für Zeitungen hat sich die DDR redlich verdient. 
 
Merkel
 
Angela Merkel war in der DDR Physikerin und ist jetzt Bundeskanzlerin. Ohne Frage geht der
Punkt an die DDR. 
 
Kartoffeln

Bei einem heutigen Sack Kartoffeln liegt der Kartoffelanteil bei nahezu einhundert Prozent. 
In der DDR lag er nach Abzug von Fäulnis und Dreck zwischen dreißig und zweiunddreißig, 
bei neuen Kartoffeln um die fünfzig Prozent. Die Kartoffelzüchtung wurde, wirklich, aus ideo‐
logischen Gründen vernachlässigt; man ging davon aus, dass die Kartoffeln unter sozialisti‐
schen Bedingungen aufwachsen und deshalb bestens gedeihen müssen. Die Prämisse stimm‐
te ja auch, nur die Schlussfolgerung erwies sich als irrtümlich beziehungsweise hätte sich als
irrtümlich erwiesen, wenn es Irrtümer unter sozialistischen Bedingungen hätte geben und
deren Erweis beachtet werden dürfen. Aber das hätte bedeutet, dass man darüber nach‐
denkt, was die Kartoffeln über die sozialistischen Bedingungen aussagen. 
Die heutigen Kartoffeln sagen nichts über ihre sozialen Hintergründe, und das ist sehr ange‐
nehm. Der Punkt geht nach Europa. 
 
Rechtsstaatlichkeit

Eine der bizarrsten Debatten, die regelmäßig durch die Feuilletons schwappt, ist die, ob es
sich bei der DDR um einen Rechtsstaat oder bloß keinen Unrechtsstaat gehandelt habe. 
Als Rechtsstaat hätte sich die DDR nicht einmal selbst bezeichnet, Rechtsstaatlichkeit war
überhaupt kein Wert, weder ein propagierter noch ein praktizierter. Justiz gehört zum Staat
und ist damit Teil des Machtinstruments der herrschenden Klasse, hat demzufolge im Sozia‐
lismus Justiz der Arbeiterklasse zu sein. Das Recht unterlag, ganz unverhohlen, den Interes‐
sen der Partei. 
Rechtsstaatliche Ansprüche waren damit nicht verbunden. Das hätte man gesagt gekriegt, 
„der Sozialismus ist die höchste Form der Rechtsstaatlichkeit“. War nicht. 
Öffentlich tauchte das Wort einmal auf von Gregor Gysi ausgesprochen; die neu einzurich‐
tenden Verwaltungsgerichte seien ein Schritt in Richtung Rechtsstaatlichkeit. Ein Schritt in
diese Richtung kann nur von woanders her gegangen werden. Ob das so gewesen wäre, war
nicht mehr zu erleben.  Sozialistische Verwaltung kontrolliert durch Verwaltungs‐
Klassenjustiz, spannend. 
Im Nachhinein ist man geneigt zu glauben, die anwaltsfreie Rechtsordnung bedeute, na ja, 
da ist eben alles ein bisschen strenger, passt man eben etwas besser auf und hält sich an die
Regeln. So einfach war es ja nun auch wieder nicht. Zwar war anders als heute Mord als sol‐
cher angeklagt, verurteilt und bestraft. Im Alltag aber war in dem Nicht‐Rechtsstaat über‐
haupt nicht eindeutig klar, was nun eigentlich erlaubt ist – da kann es sein, man kriegt von
offizieller Seite was geboten, wo andere für weniger eingebuchtet wurden. Man ist also lie‐
ber vorsichtig, und zwar lieber zu vorsichtig, fällt am besten gar nicht auf, denkt sich seinen
Teil, wenn überhaupt. 
Genau wie jetzt. 
Während die heutige Erosion des Rechtsstaates dem vorgeblichen Anspruch komplett wider‐
spricht, ging es damals gemessen am eigenen Anspruch, kein Rechtsstaat zu sein, nun wieder
recht rechtsstaatlich zu. Den Punkt kriegt die DDR. 
 
Überwachung

Wie man sich denken kann, geht der hier zu vergebende Punkt nicht etwa an die bessere
Überwachung. Es geht darum, bei welcher es sich um die humanere Form handelt, ohne mit
dieser Formulierung schon die DDR einseitig zu bevorzugen. 
Heute werden bekanntlich Daten, die es damals gar nicht gab, in unüberschaubaren Mengen
abgeschöpft, gesammelt und gespeichert. Nur die Daten, aber aus denen besteht man heut‐
zutage nun mal. Die meisten dieser Daten sind unbescholten, werden aber trotzdem ver‐
dächtigt und in Untersuchungshaft gelagert. Man erfährt nicht einmal, von wem man gene‐
ralverdächtigt wird: von einem Programm oder einem Computersystem oder von Drohnen. 
Die damit einhergehende Verunsicherung, die in Verängstigung münden kann, kommt da‐
her, dass man überhaupt nicht einschätzen kann, was von einem denn nun erwartet wird. 
Was will die Überwachungskamera? Dass man keinen Raub begeht? Das kann nicht sein, das
würde nie ausreichen, um einen Überwachungsstaat zu installieren. Sollen Polizisten einge‐
spart werden? Wäre denkbar, wohl eher werden die Polizisten als Geheimpolizisten ge‐
braucht. Sagen kann man alles, aber man braucht als harmloser Bürger nur zufällig mal seine
Drogen bei einem Handelsvertreter der Taliban zu bestellen, schon ist das Telefonat mit Te‐
lefonnummer in der Verbindungsdatendatei. 
Experten, und wer wäre das nicht, äußern öfters, von einer solchen Datenerfassung hätte die
Stasi nur träumen können. Nicht ganz richtig. Der Traum der Stasi war, dass die Leute erst
gar kein Telefon haben, wo sie sich über die Konterrevolution oder die Entschleunigung des
Klassenkampfes unterhalten könnten. 
Dieser Traum war in Erfüllung gegangen. 
Man könnte sich durch die Unmassen von Daten in Sicherheit wiegen, doch gerade das muss
Teil des Tricks sein, wie auch die Proteste gegen die Überwachung. Man soll sich nicht ein‐
mal mehr darauf verlassen können, dass ein Überwachungsstaat einer ist, in dem man das
Wort Überwachungsstaat lieber nicht ausspricht. 
Dessen konnte man sich in der DDR ganz sicher sein. Das Überwachungssystem bestand aus
Leuten, die niemandem geschadet haben und nur unwichtige Details weitergaben. Das Ver‐
hältnis war ohnehin viel persönlicher. Nicht jeder Sicherheitsdienst legt Wert auf freund‐
schaftliche Beziehungen zwischen seinen Mitarbeitern und den Objektelementen. Sogar ar‐
rangierte Eheschließungen sorgten für manches zwischenzeitliche Happy‐Ending. 
Desgleichen schneidet die DDR im Vergleich mit den heutigen analogen Überwachungsper‐
sonen besser ab, das sind solche, die ihren Herrschaftsanspruch verdeutlichen durch ideolo‐
gisch legitimierte Aggressionen. „Das heißt Sinti und Sintinnen!“ oder „Wir brauchen mehr
und du bist rassistisch!“ Sie überwachen des Überwachens wegen, es geht ihnen nicht um
den Nutzen für etwaige Schützlinge, sondern allein um das Vorschieben von angeblich zu
schützenden Unterarten zwecks eigener Machtausübung im eigenen Interesse. 
Gegenüber diesem Überwachungswesen bestand in der DDR geradezu Gewaltenteilung zwi‐
schen Politik und Sicherheitsapparat. 
 
Wellness

Betrachtet man das allgegenwärtige Angebot an Wellnessoasen,  Spaßbädern, 
Wohlfühlreisen, Angenehmmachprogrammen und Entspannungskursen, wovon in der DDR
nichts zu finden war, kommt man zu der Schlussfolgerung, dass damals so etwas überhaupt
nicht benötigt wurde, weil das Wohl des Volkes bereits staatlich garantiert war. 
Diesen Punkt gewinnt die DDR. 

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Leserpost

netiquette:

Chris Deister / 12.09.2014

Ähm… kann man das nochmal in einem leserlichen Format einstellen ohne die erzwungen Zeilenumbrüche? Danke.

Peter Merbt / 12.09.2014

Großartig! Ich hätte gern mehrmals gelacht, wusste aber nicht, ob sich das gehört. Nun bin ich aber mal auf den Kommentar von Frau Lengsfeld gespannt.

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