Joachim Gauck hat recht. Der taz-Autor, und nicht nur er, erschauert vor der »Singularität des wahnhaften Mordens« und fühlt sich deshalb auf der vermeintlich sicheren Seite der Geschichte. Gauck tritt dagegen als Skeptiker, als Geschichtspessimist in die Arena, als nachdenklicher Humanist, der mit den Abgründen des Menschlichen rechnet. Er weiß, dass seine beiden Eltern wie viele Millionen andere Deutsche Hitler nachgelaufen sind und sich doch nicht wesentlich von uns Heutigen unterschieden. Er weiß mit Raul Hilberg, dass die deutsche »Vernichtungsmaschine« Ergebnis moderner Zweckrationalität war. Deshalb kann sich ein Verbrechen wiederholen, das in seiner Struktur dem Holocaust ähnlich ist. Wer das nicht sehen will oder einfach »entlastende Erklärungsmuster akzeptiert«, der macht sich »potentiell suizidaler Blindheit« schuldig. http://www.zeit.de/2012/10/Gauck-Holocaust