Die Märchentante vom Ministerium

Die Beziehung von Umweltpolitikern zu Fakten als gestört zu bezeichnen, wäre verharmlosend. Denn in Wahrheit agieren Ökologisten völlig losgelöst von der Realität. Einen schönen Beleg für diese These lieferte jüngst einmal mehr Barbara Hendricks. In Vorbereitung des Gipfeltreffens der zwanzig wichtigsten Industrienationen im Juli in Hamburg hatte unsere Umweltministerin für den 16. und 17. März nach Berlin geladen, um über das Thema Ressourceneffizienz zu diskutieren. Daniel Wetzel von der "Welt" zitiert sie in diesem Zusammenhang mit folgender Aussage:

Der Bedarf an Lithium, das für Informationstechnik wie etwa Smartphones bislang unersetzlich ist, könnte sich bis zur Jahrhundertmitte vervierfachen. „Eine solche Menge“, sagte Hendricks, „steht überhaupt nicht zur Verfügung.“

Und das ist falsch.

Der geologische Dienst der USA (USGS für United States Geological Survey) vermeldet für das Jahr 2015 eine globale Lithium-Produktion von 32.500 Tonnen. Die wirtschaftlich nutzbaren Reserven werden mit 14 Millionen Tonnen angegeben, die technisch erreichbaren Ressourcen mit 40 Millionen Tonnen. Die statische Reichweite allein der Reserven liegt damit bei über 400 Jahren beziehungsweise bei über 100 Jahren, wenn sich der Bedarf wirklich vervierfacht. Es gibt also für alle halbwegs sinnvollen Planungszeiträume mehr als genug Lithium.

Warum verkündet Frau Hendricks trotzdem eine so offensichtliche Unwahrheit? Ist es schlicht ein Mangel an Wissen? Oder steckt politisches Kalkül dahinter? Es geht vielleicht vor allem darum, in Zeiten, in denen sich die Klimakatastrophe hartnäckig ihrem Eintreten verweigert, das alte Märchen von der Ressourcenknappheit wieder aufzuwärmen, um eine zusätzliche Begründung für ökologistischen Aktivismus zu konstruieren. Man darf es sich aussuchen: Entweder ist Barbara Hendricks inkompetent oder selbstherrlich genug, anzunehmen, die Wähler würden die Bären nicht bemerken, die man ihnen aufbindet.

Immer wieder die gleichen grundsätzlichen Denkfehler

Mehr als 40 Jahre nachdem der "Club of Rome" seine Fehlprognosen hinsichtlich ausgehender Rohstoffe veröffentlichte, sollten sich die grundlegenden Denkfehler hinter den "Grenzen des Wachstums" doch auch bis zu den Aktivisten im Umweltministerium herumgesprochen haben. Nicht unzureichende Daten oder ein Mangel an Rechenleistung waren ursächlich für den Irrtum, sondern die Ignoranz gegenüber der schieren Größe der Erde einerseits und der Erfindungskraft des Menschen andererseits.

Bei einer mittleren Tiefe von 35 Kilometern und einer mittleren Dichte von 2,7 Tonnen pro Kubikmeter beträgt die Masse der Erdkruste etwa 10 hoch 19 Tonnen. Lithium macht, so die Geologen, mehr als ein hundertstel Promille davon aus, das wären 10 hoch 14 oder 100.000 Milliarden Tonnen. Aus dieser schier unglaublichen Menge kann der Mensch schöpfen. Neue Bergbautechnologien, die dann entstehen, wenn wachsende Bedarfe Investitionen in solche Innovationen induzieren, füllen die Ressourcen- und schließlich auch die Reservenbasis immer wieder auf.

Es scheint paradox, aber es entspricht der Faktenlage: Je intensiver ein Rohstoff genutzt wird, desto größer werden die Vorräte, die noch übrig sind. Weil die Menschheit sich durch technische Fortschritte nicht etwa bestehenden Grenzen annähert, sondern diese immer weiter hinausschiebt. Und dieser Prozess wird allein auf diesem Planeten noch viele, viele Jahrtausende anhalten können. Wenn wir unsere Ambitionen nicht zurückschrauben, eine Welt zu schaffen, in der jeder Mensch seine Bedürfnisse so gut wie möglich stillen kann. Der Weg verzichtserzwingender Regulierungen aber, den Hendricks mit den Worten "eigentlich dürften SUVs nur für Bauern und Jäger erlaubt sein" vorzeichnet, führt am Ende nur in die Mangelwirtschaft, die vermeiden zu wollen man doch eigentlich vorgibt.

Foto: Maximilian Bühn CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Annemarie Schnürer / 21.03.2017

Danke für den treffenden Artikel!

JF Lupus / 21.03.2017

Eine aus dem schier unerschöpfliche Politikerreservoir “Lehrer”. Ahnungslos, inkompetent, arrogant. Von sowas sollen wir uns regieren lassen! Müsste diese Pwrson mit ehrlicher Arbeit und Leistung ihren Lebensunterhalz bestreiten, was sie noch nie tat, wüde sie verhungern.

Dr. Bredereck, Hartmut / 21.03.2017

Neben den geologischen Betrachtungen, spielt, wie im Artikel angedeutet, der menschliche Erfindungsgeist eine große Rolle. Für fast alle Rohstoffe und Ressourcen gibt es heutzutage Recyclingtechnologien. Auch für das Lithiumrecycling existiert bereits ein Forschungsprojekt “LithoRec”. Hiermit können zukünftig auf mechanischem und hydrometallurgischem Weg, bedeutende Mengen an Lithium aus Akkus zurückgewonnen werden.

Axel Heinz / 21.03.2017

Sehr geehrter Hr.Heller, Sie schreiben “Entweder ist Barbara Hendricks inkompetent oder selbstherrlich genug”. Wahrscheinlich ist sie beides ! Was erwarten Sie von einer (immerhin !) studierten Geschichts- und Sozialwissenschaftlerin, die mit dem Thema “Die Entwicklung der Margarineindustrie am unteren Niederrhein” promoviert hat? Nachdem ihre politisch Erfolge sich auf das Aufstellen neuer Bauernregeln beschränkt haben, die immerhin für Aufsehen bei den Landwirtschaftsverbänden gesorgt hatten, ist so doch bisher brav im Ruder gelaufen. Sie verlangen von dieser Frau zu viel, denke ich. Schließlich ist ihre Vorgesetzte - immerhin eine studierte Physikerin - auch unbelastet jeglicher Sachkenntnis nach erneutem Nachdenken zu dem Ergebnis gekommen, dass Atom (nicht KERNenergie doch gefährlich ist und hat gleich darauf eine Expertenkommission einberufen. Da war so ziemlich alles vertreten - nur keine Fachleute. Geht Ihnen da nichts auf, Hr.Heller ? Das gehört so in der Politik. Damit man unbefangen von Sachkenntnis, reinen Gewissens die eigene Ideologie verkaufen kann, MÜSSEN die so handeln. Am Ende kämen ihnen da doch Zweifel. Die kann man in der Politik gar nicht gebrauchen !

Walter Ernestus / 21.03.2017

Sehr geeehrter Herr Heller, Das schlimme an der Sache ist zudem, das durch diese Einstellung auch Forschung und Entwicklung eingestellt wird. Wir forschen nicht mehr, wir entwickeln nichts mehr, es lohnt sich ja nicht. So werden wir in Deutschland langsam den Anschluß verlieren und zum Bauerland,, mit viel “Genderwissenschaft” . Auch ein Weg Deutschland zu vernichten.

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