Peter Grimm / 01.03.2023 / 08:37 / Foto: zarteste / 0 / Seite ausdrucken

Morgenlage: Kessel und Kämpfe

Guten Morgen, es ist der 1. März, also der meteorologische Frühlingsanfang, und es ist ein Mittwoch, also ein Tag, an dem die Morgenlage einen kleinen Überblick über die Nachrichtenlandschaft bietet. Anlässe für Frühlingsgefühle bieten die Meldungen des Morgens erwartungsgemäß nicht, aber das erwartet ja derzeit wohl auch niemand von den täglichen Nachrichten.

Steht Bachmut vor der Einkesselung?

Der erste Blick heute richtet sich wieder auf die Ukraine, konkret auf die Kampfgebiete im Osten des Landes. Die Schlacht um Bachmut erreicht hier nach Medienberichten die entscheidende Phase: Nach monatelangem Artilleriebeschuss und unablässigen Angriffen am Boden sollen russische Truppen die einst rund 75.000 Einwohner zählende Stadt am Rand des Donbass von drei Seiten umschlossen haben. In verlustreichen Vorstößen würden sich russische Stoßtrupps jetzt der letzten offenen Verbindungsstraße nähern. Schwere Gefechte gebe es übereinstimmenden Berichten zufolge sowohl bei Ivanivske im Westen des Bachmuter Stadtzentrums als auch im Nordwesten der Stadt bei der Siedlung Jahidne. Auch im Stadtgebiet von Bachmut selbst werde den Berichten zufolge intensiv gekämpft. Dort seien russische Angriffsspitzen in den vergangenen Tagen in brutalen Häuserkämpfen in der Osthälfte von Bachmut näher an den Fluss Bachmutka herangerückt. Auch von Norden her seien russische Einheiten bereits ins Stadtgebiet eingedrungen. (Quelle: n-tv)

Wieder Kampfhandlungen beim Atomkraftwerk Saporischja

Auch rund um das russisch besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja sind die Kämpfe wieder aufgeflammt, berichtet die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA). Es seien zuletzt rund 20 Detonationen offenbar in der Nähe der Anlage zu hören gewesen, habe IAEA-Chef Rafael Grossi gestern unter Berufung auf die in dem Kraftwerk stationierten Experten der UNO-Behörde erklärt. In jüngster Vergangenheit sei eine zunehmende Sicherheitspräsenz auf dem Gelände zu verzeichnen. „Dies ist ein besorgniserregender Trend, der die Dringlichkeit und Bedeutung der Einrichtung einer nuklearen Sicherheits- und Schutzzone im Kernkraftwerk Saporischschja zeigt“, wird Grossi weiter zitiert. Das Gelände von Europas größtem Atomkraftwerk ist im Ukraine-Krieg schon mehrfach getroffen worden. Die Ukraine und Russland beschuldigen sich bekanntlich gegenseitig, dafür verantwortlich zu sein. (Quelle: ORF)

Finnland beginnt mit Grenzzaun-Bau an russischer Grenze

Finnland ist bekanntlich im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine zum NATO-Beitrittskandidaten geworden. Jetzt hat die finnische Regierung mit dem Bau eines 200 Kilometer langen und drei Meter hohen Zauns an der Grenze zu Russland begonnen. Nach der Rodung von Wald solle im März mit dem Straßenbau und der eigentlichen Zauninstallation begonnen werden, habe der finnische Grenzschutz erklärt. Für den Bau sind Kosten in Höhe in der Höhe von rund 380 Millionen Euro eingeplant. Insgesamt hat Finnland eine 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland. (Quelle: n-tv)

Polen bestellt 1000 neue Schützenpanzer

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sehen sich bekanntlich einige Staaten durch Russland bedroht und rüsten auf, so auch Polen. Jetzt bekommt die polnische Armee mehr als 1.000 neue Schützenpanzer des Typs Borsuk und dazu Hunderte Begleitfahrzeuge. Eine Vereinbarung darüber habe Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak gestern bei der Herstellerfirma Huta Stalowa Wola in Südostpolen unterschrieben. Gegenüber dem TV-Nachrichtensender TVP Info habe Blaszczak erklärt, dass der Auftrag das bisher größte Projekt der polnischen Rüstungsindustrie sei. Die ersten vier Borsuk-Panzer sollten der Vereinbarung nach bereits im Laufe des Jahres 2023 an die polnische Armee ausgeliefert werden. (Quelle: ORF)

Dänemark streicht Feiertag

Auch Dänemark will mehr Geld ins eigene Militär investieren. Um das zu finanzieren, sollen die Dänen künftig u.a. auf einen gesetzlichen Feiertag verzichten. Nach stundenlanger Debatte stimmte das dänische Parlament gestern mit 95 gegen 68 Stimmen dafür, den „Store bededag“ (deutsch: Großen Gebetstag) zu streichen. Der gesetzliche Feiertag – der immerhin schon 1686 als solcher eingeführt wurde und auf den vierten Freitag nach Ostern fällt – soll ab 2024 als allgemeiner Arbeitstag gelten. (Quelle: ORF)

Die IAEA hat fast waffentaugliches Uran im Iran gefunden

Doch natürlich ist die westliche Welt nicht nur vom Ukraine-Krieg beunruhigt, sondern beispielsweise auch durch die Möglichkeit einer atomaren Bewaffnung des Mullah-Regimes im Iran. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat dort Partikel von sehr hoch angereichertem Uran gefunden, heißt es in Medienberichten. Demnach habe IAEA-Chef Rafael Grossi gestern Abend erstmals offiziell bestätigt, dass das Uran einen Reinheitsgrad von 83,7 Prozent hatte. Das sei nur noch knapp unter den 90 Prozent, die für Atomwaffen nötig wären. Die Spuren waren bereits im Januar während einer Inspektion einer Anlage zur Uran-Anreicherung in Fordo entdeckt worden. Die iranischen Behörden hätten der IAEA erklären wollen, dass der extrem hohe Anreicherungsgrad eine "nicht beabsichtigte Fluktuation" sei. Das glaubt man einem solchen Regime natürlich sofort, oder? (Quelle: n-tv)

Viele Tote bei Zugunglück in Griechenland

Zu Krieg, Krisen und Naturkatastrophen kommen an manchen Tagen auch noch katastrophale Unfälle. Bei einem schweren Zugunglück in Griechenland sind in der Nacht zu Mittwoch nach Angaben der Feuerwehr mindestens 32 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 53 Menschen seien schwer verletzt und würden in Krankenhäusern behandelt. Ein aus Athen gestarteter Personenzug soll nach ersten Angaben frontal mit einem aus Thessaloniki kommenden Güterzug zusammengestoßen sein. „Die Such- und Rettungsaktion dauert an“, habe ein Sprecher der Feuerwehr im Staatsfernsehen erklärt. Der Unglücksort liege nahe der Stadt Larissa. Mit Kränen und anderen schweren Geräten versuchten die Retter, die entgleisten Waggons zu heben, um nach Überlebenden und Opfern zu suchen. (Quelle: Welt)

Nigerias Opposition beklagt Wahlbetrug

Nach den Wahlen in Nigeria wird über das Ergebnis gestritten. Nach offiziellen Angaben der staatlichen Wahlkommission hat Bola Tinubu, der als der Kandidat des politischen Establishments beschrieben wird, die Präsidentenwahl in Nigeria gewonnen. Doch die beiden größten Oppositionsparteien haben nun die Annullierung der Präsidentschaftswahl vom Wochenende gefordert. Die "gesamte Wahl" wäre "unwiederbringlich kompromittiert", habe der Parteivorsitzende der Labour-Partei (LP), Julius Abure, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern der Demokratischen Volkspartei (PDP) erklärt und eine neue Abstimmung gefordert. Der Umgang mit den abgegebenen Stimmen hätte nicht den gesetzlichen Vorschriften entsprochen. Was das Versagen bei der Organisation von Wahlen angeht, hat Deutschland ja inzwischen Dank seiner Hauptstadt auch so einiges vorzuweisen. Nur in Nigeria kann das für blutige Unruhen sorgen. (Quelle: Deutsche Welle)

Wissing sorgt für höhere Kosten für Migranten-Hilfsschiffe

Und was gibt es Neues in Deutschland? Der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) soll planen, Schiffe für "humanitäre Aktivitäten", also die deutschen Migranten-Hilfsschiffe im Mittelmeer, künftig nicht mehr dem Freizeitbereich zuzuordnen. Es gehe aber nicht darum, "private Seenotretter" an ihrer Arbeit zu hindern, sondern um mehr Sicherheit für die Menschen an Bord. Dennoch würden Hilfsorganisationen wie Mission Lifeline oder Sea-Watch höhere Kosten befürchten, weil sie dann womöglich zusätzliche Technik einbauen und sich anders versichern müssten. (Quelle: Deutschlandfunk)

Dürr will Gas- und Ölheizungsverbot verhindern

Und der FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Christian Dürr, zeigt sich ebenfalls plötzlich aufmüpfig gegenüber der rot-grünen Koalition, der die FDP zwar auch angehört, aber ohne dass man das inhaltlich nennenswert bemerkt. Er kündigt an, das vom grünen Wirtschaftsminister Habeck geplante Verbot neuer Gas- und Ölheizungen verhindern zu wollen. Deutschland solle technologieoffen bleiben und dafür sorgen, dass auch klassische Heizungen klimaneutral betrieben werden könnten, habe er gesagt. Nun ja, die FDP merkt offenbar, dass sie immer weniger wahrgenommen wird. Aber wer glaubt noch, dass sie tatsächlich die Umsetzung irgendeines nennenswerten rot-grünen Plans verhindern kann und will? (Quelle: Deutschlandfunk)

Und damit endet die erste März-Morgenlage, wie immer mit den besten Wünschen für den heutigen Tag.

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