Peter Grimm / 11.12.2023 / 14:02 / Foto: Pixabay / 20 / Seite ausdrucken

Millionen-Bonus fürs Scheitern beim Staatsbetrieb

Die Bahn verzeichnet Rekorde bei Verspätungen und Zugausfällen, die Lokführer streiken, aber der Vorstand genehmigt sich Millionen-Boni. Das ist nicht nur Sache des Unternehmens und seiner Kunden, denn die Bahn ist ein Staatsbetrieb.

Die Deutsche Bahn ist zwar eine Aktiengesellschaft, gehört aber dennoch dem deutschen Staat. Die Pläne früherer Bundesregierungen, mit dem umorganisierten Staatsunternehmen an die Börse zu gehen, wurden bekanntlich schon vor vielen Jahren ad acta gelegt. Geblieben ist die AG als Organisationsform, die dem Spitzenpersonal das Kassieren von Spitzeneinkommen ermöglicht, die im alten Staatsbetrieb Bundesbahn unmöglich ausgeschüttet werden konnten.

Nun steckt die Bahn in einer tiefen Krise. Sie schreibt rote Zahlen, wird immer unpünktlicher, die Fahrgäste leiden unter immer häufigeren Zugausfällen und Streiks, weil die Lokführer besser entlohnt werden wollen, als es ihnen das Management gönnt. Umso passender, wenn heute unter Berufung auf ein Rechercheteam von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung  berichtet wird, dass sich der Bahn-Vorstand für das vergangene Jahr Boni in Höhe von fünf Millionen Euro gönnt. Für jeden, der in diesen Monaten die Unzuverlässigkeit des Bahnverkehrs erleiden muss, erübrigt sich an dieser Stelle jeglicher Kommentar, zumindest wenn man bei halbwegs gesitteten Formulierungen bleiben möchte. 

Man könnte jetzt natürlich auch fragen, wieviele Lokführer man für diese fünf Millionen bezahlen könnte. Wer wissen will, mit welcher Begründung angesichts der Katastrophen-Bilanz des Unternehmens überhaupt Bonus-Zahlungen gerechtfertigt werden können, muss sich bei der Antwort entscheiden, ob er sie für eine spezielle Art von Humor der heutigen „besseren Kreise“ hält. 

Wie bild.de schreibt, soll Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz 1,3 Millionen Euro Boni bekommen haben, weil das Unternehmen bestimmt in seinem Vertrag festgeschriebene Ziele besonders gut erfüllt hätte. „Wegen hoher Zufriedenheit der Mitarbeiter (nein, nicht der Kunden) und des gestiegenen Anteils weiblicher Führungskräfte (27 Prozent) gab es laut des Recherche-Teams rund 384.000 Euro, für die Übererfüllung der CO2-Einsparziele 440.000 Euro“, heißt es dort. Mehr weibliche Führungskräfte und weniger Züge – das gefällt dem Unternehmenseigner offenbar. Und wer weniger fährt, spart auch beim CO2-Ausstoß. Wirklich toll. Wen interessieren da noch diese Beförderungsfälle, also die zahlenden Fahrgäste. Die sollten sich vielleicht daran erinnern, dass es sich bei diesem Unternehmen um einen Staatsbetrieb handelt, für den letztlich auch der jeweils amtierende Bundesverkehrsminister Verantwortung trägt. Bis zur nächsten Wahl können die Bahnfahrer ihre Wartezeit auf verspätete Züge dazu nutzen, um über ihre Stimmabgabe nachzudenken.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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W. Renner / 11.12.2023

Ein verdienter Bonus für den Lutz wäre ein 49 Euro Ticket, mit der Verpflichtung alle Geschäftstermine unter Nutzung dieses Tickets anzutreten. Solche Koryphäen direkt aufs Gleis zu binden bringt schliesslich auch nichts, wenn die Wahrscheinleichkeit, dass da jemals noch ein Zug fährt, fast gegen Null geht.

Franz Kutschke / 11.12.2023

Ich kenne jemanden, der bei der Bahn hingeschmissen hat, weil er den Saftladen nicht mehr ausgehalten hat. Das erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit, richtig? Aber da haben wir es wieder: Die schlechten Ergebnisse sind schlicht Ergebnis falsch und sachfremd festgelegter Ziele. Da soll man nochmal jemand sagen, das Desaster sei nicht gewollt.

Gus Schiller / 11.12.2023

Wer handelt solche Verträge mit so schwachsinnigen Bedingungen aus? Warum kein Bonus für jeden ausgefallenen Zug oder jede Minute Verspätung oder jeden kranken Lokführer?????

H.-J. Pöschl / 11.12.2023

Wenn nach 20-minütiger Verspätung doch noch der Zug kommt, sollte man dank seiner Schafsgeduld glücklich sein, dass man diesmal noch befördert wird. Oder auch nicht, denn seit einigen Jahren sind die Züge auf vielen Strecken total überfüllt. Fahrkartenkontrolle nicht durchführbar. Endlich im Waggon, stelle ich immer wieder fest, dass ich wahrscheinlich die einzige deutschsprachige Person bin. Zum Glück und zur Sicherheit steht mein Auto immer auf dem Bahnhofsvorplatz. Bahn fahren könnte so schön sein.

Fred Burig / 11.12.2023

@jan blank : “.... Angesichts dieser zunehmenden “Get it while you can” - Haltung frage ich mich ernsthaft, ob ich der einzige Idiot bin, der noch keine Flucht - Datsche in Malibu oder sonstwo besitzt.” Flucht aus der Heimat ist quasi Aufgabe - das kann nicht befriedigend sein! In der Masse sind wir stark - tun wir lieber was dafür, dass diese für unsere “Unterdrücker” kritische Masse an Gegnern zusammenkommt ...... etwas über 20% sollten reichen - packen wir es an! MfG

Rolf Mainz / 11.12.2023

Kleiner Tipp: das meiste CO2 lässt sich einsparen, wenn gar kein Zug mehr fährt. Dann noch alle Männer entlassen, um die Frauenquote auf 100% zu treiben. Schon ist das Optimum der Incentives erreicht.

Dr. Joachim Lucas / 11.12.2023

Warum wird der Mann nicht an der Kundenzufriedeheit, Pünktlichkeit oder Servicequalität gemessen? Weils da mangels Erfüllung keine Boni gäbe. Und sowas interessiert die auch nicht. Aber für Wokismus und den ganzen Trash kann man sich in einem Staatsladen halt ohne Anstrengung eine goldene Nase verdienen. Und ob die eigenen Mitarbeiter zufrieden sind, daran wage ich zu zweifeln. Wer arbeitet schon gerne in einem Looserunternehmen?

Dr. Günter Crecelius / 11.12.2023

Sie wissen doch - wer nicht (ordentlich, effizient) arbeitet. der soll wenigstens gut essen. Dieses Motto gilt in allen Bereichen der Verwaltung im weiteren Sinne dieses Staates.

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