Annette Heinisch / 22.09.2023 / 16:00 / Foto: Alex Grech / 26 / Seite ausdrucken

Im Kampf mit der deutschen Angst

Von Annette Heinisch und Gunter Weißgerber. 

Tatsächlich schützt nur ein versierter, durch Training verfestigter Umgang mit Gefahren, nicht aber die Flucht vor diesen. Im Gegenteil, dadurch wird Deutschland ruiniert.

Angst ist in jeder Hinsicht ein vorherrschendes Thema in Deutschland. Das ist problematisch, denn sie befördert Denkfehler und eine verzerrte Wahrnehmung.

Angst dient als Ersatz für inhaltliche Auseinandersetzungen und ist beherrschendes Instrument der politischen Lenkung. Mit dem gezielten Schüren von Ängsten wird die Macht des Staates, der alles regeln und kontrollieren soll, immer weiter ausgedehnt. Damit sollen Sicherheit und Stabilität erreicht werden. Kontrollzwang wird definiert als eine Zwangshandlung, bei der die betroffene Person wiederholt Kontrollen ausführt, die das Eintreten potenziell gefährlicher Situationen vermeiden sollen. Klingt wie eine Beschreibung realen Verhaltens.

Tatsächlich schützt nur ein versierter, durch Training verfestigter Umgang mit Gefahren, nicht aber die Flucht vor diesen. Im Gegenteil, dadurch wird Deutschland ruiniert: Ein typischer Fall von Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Das Ziel, dass die Bürger in einem wohlhabenden und sicheren Land leben, wird also konterkariert durch die Methoden, die zur Zielerreichung genutzt werden: Mehr Regeln, mehr Kontrolle und Überwachung sowie Planwirtschaft. Welche Ziele in welcher Zeit zu erreichen sind, wie viele Wärmepumpen bis wann eingebaut werden müssen oder wie viele E-Autos fahren, all das ist Planwirtschaft pur. Kein Wunder, dass speziell die Bürger, die schon einmal den Untergang eines Staates wegen dieser Methoden erlebten, nun vehement dagegen opponieren.

Dennoch blüht in Deutschland das Geschäft mit der Angst, Klima-, Atom- sowie Kriegsangst. Und wieder zeigt sich, dass die Methoden, die zur Zielerreichung angewandt werden, kontraproduktiv sind. Unterwürfig und schwach sein, lautet die Devise zur Friedenssicherung, obgleich die Erfahrung lehrt, dass genau das lebensgefährlich ist. Die speziell deutsche Abwegigkeit zeigt sich z.B. daran, dass in Deutschland, anders als in allen anderen NATO-Staaten, nur eine Minderheit für einen NATO-Beitritt der Ukraine ist. Man will ja nicht provozieren… Hier ist Deutschland ebenso wie bei der Energie- und letztlich auch der Migrationspolitik der Geisterfahrer.

Déjà-vu

Vieles an der heutigen Debatte ist ein Déjà-vu: Die gleichen, auch inhaltlich nahezu identischen Debatten gab es ab 1979, als die NATO ihren sogenannten Doppelbeschluss fasste. Der für diesen Beschluss eintretende damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde von seiner Partei 1982 deshalb gestürzt. Schmidt wusste, dass Verhandlungsbereitschaft beim Gegenüber dann entsteht, wenn man selbst Entschlossenheit und Stärke zeigt. Seine Partei, die SPD, war damals (wie heute) eher „Gefolgsmann“ Russlands (damals UdSSR).

„Lieber rot als tot“, war die Devise, Feigheit wurde als Tugend verkauft, und die Mitbürger in der damaligen DDR, die den Preis des bequemen West-Friedens zahlten, waren vielen egal.

Die Generation im Westen Deutschlands war in einer vergleichbaren Situation wie derzeit die Mitbürger in den östlichen Bundesländern. Sie war die erste, die Wohlstand aufgebaut hatte und voller Angst, dieses bisschen Sicherheit und Stabilität zu verlieren. Alle hatten eigentlich das selbe Ziel, nämlich Sicherheit. Die rational Denkenden wurden jedoch mit Schmutz beworfen, damals (wie heute) als Hetzer und Kriegstreiber verunglimpft. Die totalitär Gesinnten nutzen die Angst gezielt für ihre Zwecke aus und verkauften sich als Friedenstauben. Dabei kam es ihnen zugute, dass strategisches Denken in Deutschland praktisch nicht vorhanden ist. Auch das hat sich bis heute nicht geändert. Böse Zungen mögen behaupten, es läge sehr gezielt im Interesse der Mächtigen, dass es zwar zahlreiche Genderlehrstühle gibt, aber praktisch keine zu internationaler Sicherheits- und Machtpolitik. Joachim Krause beschreibt dies in der FAZ völlig zutreffend:

„Was die Beschäftigung mit Fragen der internationalen Sicherheit und Machtpolitik (im Ausland nennt man das „strategische Studien“) betrifft, besteht an deutschen Universitäten jedoch durchweg eine auffällige Leere. In den meisten westlichen Demokratien gibt es universitäre Lehrstühle und Institute, die sich mit der Erforschung von Kriegen, Machtpolitik, militärischen Kräfteverhältnissen, Konfliktanalysen, Rüstungskontrolle und Prozessen internationaler Ordnungsbildung befassen.“

Es waren die Konservativen, mit deren Stimmen der Doppelbeschluss 1983 umgesetzt wurde. Im Gegensatz zum Selbsthass vieler anderer politischer Gruppierungen waren sie der Ansicht, dass es in Deutschland Bewahrens- und damit Verteidigungswertes gibt. Sie hatten außerdem eine grundlegend andere Staatsauffassung. Die fundamentale Unterscheidung zwischen einem Konservativen und den Totalitären jedweder Farbe ist die (auf christlichen Werten beruhende) Verfasstheit des Staates: Der einzelne Mensch und Bürger (als Ebenbild Gottes) soll die Herrschaft über sein Leben besitzen und nicht Untertan sein. Daraus folgte die Westbindung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese von Adenauer durchgeführte Weichenstellung war die grundlegende, anti-totalitäre Neuausrichtung Deutschlands. Sie brachte Sicherheit und Wohlstand.

Neue Grundausrichtung

Diese neue Grundausrichtung wurde von Anfang an heftig bekämpft. Antiamerikanismus und Antikapitalismus sind nur zwei bekannte Schlagworte, unter denen sich das alte totalitäre Gedankengut verbirgt. Tatsächlich ist die Staatsgläubigkeit, also die Vision eines Staates, der dem Leben des Einzelnen Sinn und Richtung gibt, nicht mit dem Dritten Reich ausgerottet. Diese Prägung lebt wie der Antisemitismus in vielen Facetten weiter.

Völlig zu Recht wies Karl Lagerfeld darauf hin: „Wir können nicht, selbst wenn Jahrzehnte zwischen den beiden Ereignissen liegen, Millionen Juden töten und Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land holen.“ Er sagte auch, Merkel wolle „ein freundliches Gesicht zeigen“, weil – und hier kommt wieder die Angst ins Spiel – Deutschland sonst wieder als rassistisch gebrandmarkt würde. Und Merkel wäre ins Fadenkreuz der Medien geraten, hätte für ihren Standpunkt eintreten, kämpfen müssen, sogar ihre Macht gefährden – unvorstellbar!

So ergaben sich die Konservativen kampflos, andere begrüß(t)en diejenigen, die in unser Land strömen und es verändern. Derartige Invasionen haben das Römische Reich zerstört.

Zeitgleich steht Europa also zwei grenzverletzenden Invasionen gegenüber.

Deutschland kämpft nicht um sein Überleben, es scheint totalitäre Systeme (noch immer?) zu bevorzugen. Tatsächlich ist die „Hufeisen-Vorstellung“ der linken und rechten Parteien, von der Sitzordnung des Parlaments herrührend, das völlig falsche Bild. Vielmehr gibt es zwei sich prinzipiell ausschließende Staatsvorstellungen: Freie oder totalitäre Staaten. Tertium non datur.

In freien Staaten ist der Bürger weder Diener noch Mündel des Staates, auch nicht eines demokratischen Staates. Jeder bestimmt selbst über sein Leben, und der Staat ermöglicht (!) dieses dadurch, dass er die hierzu erforderliche Sicherheit garantiert. Jede Art von Invasion steht dem entgegen.

Maßstab guten Regierens ist, inwieweit ein Staat seinen Bürgern ein Leben ermöglicht, in dem jeder Einzelne bedeutsam ist und wirksam sein kann: Nicht nur Fallnummer, nicht nur Akte, sondern ein Mensch mit Gesicht, Gefühlen und Geschichte.

Nicht links und rechts sind also das Gegensatzpaar. Die Kommunisten waren zwar die Gegner der Nationalsozialisten, aber deshalb nicht „gut“. Sie hatten lediglich eine andere totalitäre Vorstellung, darauf beruhte die Gegnerschaft. Aber es waren beides totalitäre Ideologien, wie zwei Äste desselben Baumes sozusagen aus einem Holz geschnitzt. Ähnliche Polarisierung ist heute zu beobachten.

Das binäre Denken in der Rechts-links-Schablone ist ein ebenso fundamentaler wie fataler Denkfehler. Es ist der Grund, warum die deutsche Politik wie in einer Endlosschleife das alte Lied von rechts = böse und links = gut immer und immer wieder abspult. Das ist aber ist nicht nur katastrophal, weil die ethische Bewertung „gut oder böse“ politische Fragen zu religiösen macht. Es ist zudem falsch, denn links und rechts sind zwei Seiten derselben furchtbaren Medaille.

Der wahre Gegensatz ist der reformierte, aufgeklärte Staat mündiger Bürger.

„The skunk of the garden party”

Sowohl das binäre Denken im links-rechts Schema als auch die Überhöhung politischer Fragen ins Religiöse (gut – böse) und damit Totalitäre befördern eine verzerrte oder komplett fehlerhafte Wahrnehmung der Realität. Ein klares, möglichst akkurates Lagebild ist aber Grundvoraussetzung für sinnvolle Reaktionen. Die Realität lässt sich nicht dauerhaft leugnen, daher hilft es nichts, die Boten der schlechten Nachricht (mund)tot zu machen. Vielmehr verschärfen sich Lagen, je später man sich ihnen stellt. Probleme zu ignorieren oder negieren, weil der „Falsche“ darauf hinweist, ist nicht nur infantil, es offenbart auch Inkompetenz, denn der Mangel an Willen, sich inhaltlich mit Problemen auseinanderzusetzen, lässt auf mangelnde Fähigkeit schließen.

Geheimdienste sind häufig „the skunk oft he garden party“, niemand will hören, was sie zu sagen haben. So wurden auch die Warnungen des deutschen Geheimdiensts vor dem Krieg in der Ukraine ignoriert, denn solche Warnungen gab es. Nur der exakte Zeitpunkt des Angriffs konnte nicht benannt werden, weil Deutschland keine Aufklärungssatelliten mehr hat. Die Überraschung unserer führenden Politiker mitsamt „Zeitenwende“ war mithin schlicht geheuchelt. Übrigens sind die kolportieren Bedenken von Kanzler Scholz bezüglich der Taurus-Lieferungen daher als Unsinn und taktisch als Panikmache zu entlarven. Bei den Taurus handelt es sich um deutsche Marschflugkörper, welche die Ukraine gerne als Ersatz der verschossenen britischen und französischen Marschflugkörper hätte. Angeblich zögert Scholz aufgrund der Befürchtung, Deutschland müsse zur Programmierung Geo-Daten liefern und könne daher zur Kriegspartei werden. Gezielte Feindaufklärung ist aber in Deutschland mangels entsprechender Satelliten gar nicht möglich, so dass sich die Frage, ob die Übermittlung solcher Daten eine Beteiligung am Krieg wäre, nicht einmal stellt.

Russischer Plan zur endgültigen Vernichtung der Ukraine

Bei der Lagebeurteilung müssen die Absichten und Pläne des Gegenübers möglichst korrekt erfasst werden. Aufschlussreich ist insoweit ein umfassendes außen- und sicherheitspolitisches Strategiepapier für die russische Regierung, das von einer russischen News-Site unter dem Titel „Karaganow erstellte einen Geheimbericht für Putin. Für Migranten alles, für Russen Abschiebung nach Sibirien und Zwangsarbeit“ geleaked wurde.

Die Autoren schlagen u.a. vor, das MTCR-Regime (Missile Technology Control Regime – Anm. d. Red.) zu verlassen. „Vielleicht besteht keine Notwendigkeit, sofort aus dem NVV (Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen – Anm. d. Red.) auszutreten; im Gegenteil, wir sollten (unaufrichtige) Forderungen nach einer endgültigen Abschaffung von Atomwaffen unterstützen“. Die Verbreitung von Atomwaffen könne die multipolare Weltordnung befördern. Es sei „notwendig, die Frage der Lieferung von Technologien zu prüfen, die dem Iran bei der Herstellung von Atomwaffen helfen. Die Gefahr eines begrenzten Einsatzes von Atomwaffen wird zunehmen. Aber es wird auch ein multilaterales nukleares Abschreckungssystem entstehen“, so die Verfasser der Studie.

Diese schlagen weiter vor, „ein Gespräch mit den führenden Ländern der Weltmehrheit über die Möglichkeit (Zweckmäßigkeit, Unvermeidlichkeit) zu beginnen, begrenzte Atomangriffe gegen Länder zu starten, die den Krieg in der Ukraine unterstützen, vor allem NATO-Länder.“ Sie meinen, dass „das Durchsickern solcher Gespräche (die gefördert werden können) dazu beitragen wird, die Abschreckung zu stärken.“ Um einzuschüchtern, fordern sie den „Rückruf von Familienangehörigen und dann der Diplomaten selbst“ in Ländern, die aktiv an der Unterstützung der „Kiewer Junta“ beteiligt sind (Litauen, Lettland, Polen, Deutschland, Slowakei, Tschechische Republik, Rumänien usw.).

„Wenn die Westler nachgeben, können sie ,belohnt' werden, indem die Intensität der Warnungen und Drohungen abgeschwächt und die diplomatische Präsenz erhöht wird“, glauben die Autoren des Dokuments, ohne jedoch anzugeben, was zu tun ist, wenn die Drohungen keine Wirkung haben.

Die Ukraine soll komplett zerstört werden, mindestens 1 bis 2 Millionen Ukrainer (zusätzlich zu den Kriegsgefangenen) sollen nach Sibirien deportiert werden. Nach der Besetzung der Ukraine soll dort sämtliche Infrastruktur zerstört werden, also Verkehrswege, Energieerzeugung, Industrie und größere Siedlungen. Am Ende der Vernichtung soll die Ukraine ein leerer Agrar-„Hinterhof“ werden.

Dieses Strategiepapier wurde von führenden russischen Wissenschaftlern unter Leitung von Sergei Alexandrowitsch Karaganow entwickelt. Karaganow ist nach Wikipedia „ein russischer Politikwissenschaftler, der den Rat für Außen- und Verteidigungspolitik leitet. Er ist außerdem Dekan der Fakultät für Weltwirtschaft und internationale Angelegenheiten an der Wirtschaftshochschule Moskau. Karaganow war ein enger Mitarbeiter von Jewgeni Primakow sowie auch Berater der Präsidenten Boris Jelzin und Wladimir Putin. Er soll sowohl Putin wie dem Außenminister Sergei Lawrow nahestehen. Er ist seit 1998 Mitglied der Trilateralen Kommission. Seit 1983 ist er stellvertretender Direktor des Europa-Institutes an der Russischen Akademie der Wissenschaften.”

Die These, Russland habe Angst vor der NATO, ist daher nachweislich falsch. Vielmehr hält Russland die NATO-Staaten für sehr leicht einzuschüchtern. Auch die Tatsache, dass Russland bis auf eine Notbesatzung sämtliche Truppen von der NATO-Grenze abgezogen hat, unterstreicht dieses.

Die bisherige Methode der Vermeidung einer realistischen Lagebeurteilung ist mithin existenziell gefährlich.

Pech beim Denken

Kanzler Scholz hat sich bereits in der Vergangenheit als unfähig erwiesen, klar erkennbare Gefahren wahrzunehmen und diesen angemessen zu begegnen. So hat er die in vielen Zeitungen vorhergesagten Gefahren anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg verharmlost. „Scholz sagte: „Wir richten ja auch jährlich den Hafengeburtstag aus. Es wird Leute geben, die sich am 9. Juli wundern werden, dass der Gipfel schon vorbei ist.“ Und: „Wir können die Sicherheit garantieren. Wir werden Gewalttaten und unfriedliche Kundgebungsverläufe unterbinden.“ Außerdem: „Es ist eine gute Sache, dass es diesen G20-Gipfel in Hamburg geben wird.“

Bekanntlich war die Lageeinschätzung falsch.

Wer dann noch unklare oder gar widersprüchliche Ziele hat, kann nicht lageangepasst handeln. Das Ziel, ein freiheitlicher Staat mündiger Bürger zu sein, ist beispielsweise das Gegenteil des Ziels, möglichst Macht über Massen infantiler, ergo unmündiger „Schafe“ zu besitzen, die man nach Lust und Laune drangsalieren kann. Letzteres scheint das Ziel der Ampelregierung zu sein, jedenfalls stellt sich deren Politik so dar.

Nach einer möglichst realistischen Lageeinschätzung ist eine Abwägung verschiedener (gerade nicht widerstreitender) Ziele mit klarer Schwerpunktsetzung erforderlich. Dabei gilt die Devise, dass zunächst die Mittel für das Notwendige zur Verfügung stehen müssen; wenn noch Mittel vorhanden sind, können sie für das Nützliche eingesetzt werden. Erst wenn dann noch Kapazitäten zur Verfügung stehen, kann man sich um Angenehmes kümmern. Derzeit scheint es jedoch so zu sein, dass derartige Differenzierungen nicht einmal mehr denklogisch vorgenommen werden, das Angenehme mit dem Notwendigen gleichgesetzt wird.

Wer die Migrationswellen, d.h. eine Art von Invasion, als begrüßenswert ansieht, wird sie nicht bekämpfen. Wer von dem russischen Angriff angeblich überrascht war, diesen für gefährlich hält, dann aber nicht schnell und entschieden reagiert, handelt entweder verantwortungslos, weil er die Gefahren für das Gemeinwesen maximiert, oder aber verlogen. Wo Taten den Worten widersprechen, entlarven sich letztere als leere Worthülsen.

Bei zu treffenden Maßnahmen sind die Risiken abzuwägen: Was passiert, wenn die befürchtete Gefahr eintritt und man entsprechend darauf eingestellt war, und was passiert, wenn die Gefahr sich dann doch nicht realisiert?

Hier kann man sehr einfach erkennen, dass die Risikoabwägung z.B. bezüglich des Klimawandels schlicht fehlerhaft ist. Nichts, was wir tun, kann daran etwas ändern. Also sind keine Verhinderungs-, sondern Anpassungsmaßnahmen durchzuführen, um ggf. die Bevölkerung zu schützen. Passiert nichts, sind Maßnahmen z.B. des Katastrophenschutzes immer noch sinnvoll verwendetes Geld. Demgegenüber kann es extrem bitter werden, wenn die als realistisch einzustufenden Bedrohungsszenarien durch die Migration und die militärische Bedrohung sich als richtig herausstellen, aber nicht entsprechend umgesteuert wurde.

Es werden also schon die einfachsten Grundsätze des Risikomanagements grob missachtet. Methodisch fehlerhaftes Denken speziell in Umgang mit Risiken (hierunter fällt auch die „Euro-Rettung“) häuft sich. Ein derart massiertes Auftreten von Denkfehlern und fehlender Risikokompetenz kann zu einer potenziell existenziellen Krise führen.

Offenbar bemerkt Kanzler Scholz seine Überforderung selbst, wenn er einerseits in Verkennung der objektiven Lage meint, man solle Deutschland nicht in eine wirtschaftliche Krise hineinreden, andererseits aber die Opposition aufruft, ihn bei der Krisenbekämpfung im Rahmen einer nationalen Kraftanstrengung zu unterstützen.

Man möchte der Regierung ja nicht unterstellen, dass sie dumm ist. Aber sie hat wirklich sehr viel Pech beim Denken!

 

Annette Heinisch ist als Rechtsanwältin sowie als Beraterin von Entscheidungsträgern vornehmlich im Bereich der KMU tätig.

Gunter Weißgerber war Gründungsmitglied der Leipziger SDP. Für die SDP/SPD sprach er regelmäßige als Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90. Gunter Weißgerber war von 1990 bis 2009 Bundestagsabgeordneter und in dieser Zeit 15 Jahre Vorsitzender der sächsischen Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion (1990 bis 2005). Den Deutschen Bundestag verließ er 2009 aus freier Entscheidung. 2019 trat er aus der SPD aus. Die Gründe dafür erläutert er hier. Er sieht sich, wie schon mal bis 1989, wieder als „Sozialdemokrat ohne Parteibuch”. Weißgerber ist studierter Ingenieur für Tiefbohr-Technologie. Er ist derzeit Unternehmensberater und Publizist.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Marcel Seiler / 22.09.2023

Die vielen Kommentare hier, die meinen, die Autoren widerlegen zu können, zeigen, wie sehr die Autoren recht haben: Viele Deutsche sind zu klarem Bekenntnis zu den eigenen Werten und dem festen, auch militärischen Eintreten dafür nicht in der Lage. Viele sehen auch nicht – genau das die Botschaft der Autoren –, wie sehr die Westbindung Freiheit und Wohlstand gebracht hat, bei gleichzeitiger Eindämmung deutscher größenwahnsinniger Vorstellungen. Und natürlich spielt Putin liebend gern auf dem Klavier deutscher Illusionen und deutscher Ängste.

Bärbel Witzel / 22.09.2023

Die Winkeladvokaten von links und rechts (adverbiale Ortsbestimmungen): Eine horizontale Drehung um 180 Grad in diesem Fall des Parteienspektrums ergibt folglich, dass links rechts ist und rechts links, vom Blickwinkel, bzw. Standort des Betrachters.

Bärbel Witzel / 22.09.2023

Nach der Grenzöffnung der DDR hat die CDU die meisten Anisemiten in ihre Partei. In den anderen etablierten Parteien gibt es naürlich auch viele Maulwürfe. Merkel wolle ein freundliches Gesicht zeigen. Wirklich? Angela Merkel hat ja erst die Antsemiten ins Land geholt. Warum schmeist man die Antisemiten nicht aus den Parteien? §10 Absatz 4 ParteiG lautet: Ein Mitglied kann nur dann aus der Partei ausgeschlossen werden, wenn es vorsätzlich gegen die Satzung oder erheblich gegen Grundsätze oder Ordnung der Partei verstößt und ihr (der Partei) damit schweren Schaden zufügt. Die Antwort dürfte damit wohl klar sein. Unter der Ägide Merkel sollen Sozialhilfeleistungen an ausländische Terroristen geflossen sein. Ebenso habe Angela Merkel die Terrormiliz Islamischer Staat nicht nur in Syrien unterstützt, ferner soll sie Waffen an Recep Tayyip Erdogan geliefert haben. Darüber gibt es Quellen. 09/11/2001 scheint wohl nur ein Resultat davon zu sein. Ist das nun ein Kriegsverbrechen gegen die Völker in Europa? “Ich unterstütze nie einen Krieg,” so Angela Merkel´s Credo. Die Kultur in Europa war immer jüdisch/christlich geprägt. Es gibt da natürlich auch viel zu kritsieren, das gebe ich zu, aber das ist ein anderes Thema. Kriminelle Politiker vergessen schnell die Verbrechen gegen die Menschlichkeit. “Völkermord ist die Leugnung des Existensrechts ganzer Menschengruppen, wie Mord die Leugnung des Existensrechts einzelner Menschen ist” (Resolution 96 (1) der Generalversammlung vom 11.12.1946).

Klaus Keller / 22.09.2023

Sigmar Gabriel warnt davor das Herr Trump neuer Präsident der USA werden könne. Er begründet es damit das dieser die NATO nicht als Wert an sich betrachtet und einen schnellen Deal mit Russland haben wolle. Dies wäre schlecht für die Ukraine und Deutschland, berichtet der Kontrafunk. +++ Ich habe den Eindruck das Herr Gabriel Angst vor der Freiheit hat.

Ralf.Michael ( ラルフ. ミハエル ) / 22.09.2023

Ich hatte ein ” Déjà-vu ” der besonderen Art, als der Bundeshosenanzug ihre erste Amtsperiode antrat. Ich stellte plötzlich klasklar fest, das die Deutschen grundsätzlich Alle ” Fundamentalisten ” sind. Ich habe mich daraufhin schnell ganz weit weg vom Acker gemacht. Das wird hier Nichts mehr und die alte Formel ” den Letzten beissen die Hunde ” ist weiterhin gültig.

Elias Hallmoser / 22.09.2023

Es gibt mittlerweile mehr als gute Gründe, einen NATO-Beitritt der Ukraine herauszuzögern, abzulehnen oder gar zu verhindern. Denn die Regierungen der Ukraine seit 2014 sind kriegswillig, grössenwahnsinnig und gemeingefährlich. Solch ein Nato-Mitgliedsland braucht niemand. Das gebieten Vernunft und Verstand und eben nicht Angst.

T.Weidner / 22.09.2023

Fein - und nun bitte eine Aufzählung der Überlegungen US-amerikanischer think tanks bez. der Rolle Europas (insbes. Deutschlands) und der Ukraine hinsichtlich den früheren, aktuellen und künftigen (falls es da Unterschiede geben sollte) geostrategischen Interessenslagen der USA. Und in diesem Zusammenhang einmal die russ. Mittelstreckenraketen auf Kuba vs. die US-amerikanischen Jupiter-Mittelstreckenraketen in Italien und der Türkei… Und wer damit angefangen hat. ___ Was mir persönlich nämlich gewaltig stinkt, ist die ganze Geschichtsklitterung, mit der Demagogen auf beiden Seiten versuchen, die Menschen aufzuhetzen.  Warum stiegen die US-Amerikaner in den 1. Wk. ein? Welche geostrategischen Überlegungen brachten z.B. Polen 1919 dazu, ein dreiviertel!!! Jahr nach dessen staatlicher Wiederauferstehung die UdSSR zu überfallen?Welche ausländische Förderung ermöglichte nach 1918 den Sieg der Bolschwiki über die Menschewiki bzw. über die Weiße Armee und schuf so die Basis für die millionenfachen stalinistischen Massenmorde? ___ Und warum haben die US-Amerikaner überall auf der Welt Militärbasen - etwa weil ihnen “als die Guten” so etwas grundsätzlich zusteht? ___ Und ist es nicht so, dass mit dem Maidan-Putsch die Wiederauferstehung des “russischen Untermenschen” im sog. “zivilisierten” Westen erfolgte? (n.b.: Irgendwie erinnert mich das an die weltweite antisemitische Hetze) ___ Oder aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet: Der europäische, aus den USA gesteuerte Wokismus mit der Willkommenskultur wird letzlich - man betrache allein nur die Geburtenzahlen - zu einer Islamisierung Westeuropas führen. Wo wollen Sie lieber leben, Frau Heinisch und Herr Weißgerber: Unter einem islamischen Ayatollah - oder unter einem russischen Zaren? Oder verfügen Sie vielleicht über ein Refugium außerhalb Europas?

Paul Ehrlich / 22.09.2023

Was braucht der Mensch zum Leben, Nahrung, Wärme eine Behausung und Frieden. Der Rest ist Luxus. Die Ampel raubt jetzt aber diese Grundbedürfnisse und das macht verständlicherweise vielen Menschen Angst. Sie erzeugen Chaos und berauschen sich auch noch daran. Sie glauben damit, die Menschen brechen zu können. Ich hoffe dass Gegenteil passiert.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com