Rainer Grell / 19.08.2016 / 06:15 / 15 / Seite ausdrucken

Gott ist nicht das Problem - aber seine Stellvertreter

Wie, Sie wissen nicht, was Leprechauns sind? Nun, dass sind Zwerge, Kobolde, Gnome, Wichtel, Trolle, lutins also, dwarfs. Sie kommen nur in Irland vor. Ihr Kennzeichen: Sie verfügen immer über genügend Gold. Manche Leute sprechen auch von Elben oder Alben (König Alberich), das sind jene Geister, die uns Albträume verursachen, Nachtalben oder Nachtmahre (nightmare, cauchemar), vielleicht wegen des Goldes. Doch das würde jetzt zu weit führen.

Schauen wir lieber auf die Peris, Feen, Nymphen, Undinen, Elfen, Sirenen, Melusinen, Nixen, Rusalkis, Najaden, Sidhen, Wilen und andere mehr oder weniger gute Geister. Sie gibt es in den Märchen und Mythologien aller Völker oder vieler jedenfalls. Sie befriedigen unser Bedürfnis nach Wundern und Hilfe in ausweglosen Situationen. Wenn wir nicht mehr aus noch ein wissen und alles verloren scheint, dann erscheint uns eine gute Fee, ein mitleidiger Zwerg oder eine verhutzelte Alte (die in Wirklichkeit natürlich auch eine Fee oder etwas ähnliches ist) und beschenkt uns so reich, dass wir ein für alle Mal ausgesorgt haben. Wer nicht auf solche Wunder warten möchte, spielt Lotto mit einer Gewinnchance von eins zu 140 Millionen. Aber damit die Romantik nicht ganz verloren geht, heißt die Dame, die Samstagabend die Lottozahlen bekannt gibt, die „Lottofee“.

Doch Vorsicht: Nicht alle diese Wesen meinen es gut mit uns. Besonders in Wassernähe sollte man oder besser Mann vorsichtig sein. Da kann plötzlich eine begehrliche Nixe oder Nymphe (beim Übersetzen aus dem Englischen sollte man darauf achten, „nymph“ nicht mit „Nymphomanin“ zu verwechseln; aber wenn’s dann doch passiert, wie ich das im Pantheon von Stourhead, einem Landhaus und Landschaftsgarten in der Grafschaft Wiltshire in Südengland, gesehen habe, ist es auch nicht so schlimm) auftauchen und einen, vor allem wenn man noch ein Jüngling ist, zu sich hinabziehen: „Halb zog sie ihn, halb sank er hin und ward nicht mehr gesehen“, wie Goethe in seiner Ballade „Der Fischer“ über dessen Begegnung mit einem „feuchten Weib“ berichtet. Also nochmal: Vorsicht in „Feuchtgebieten“.

Haben Sie schon mal ein Pferd oder eine Kuh beten sehen?

Natürlich glaubt heutzutage niemand mehr ernsthaft an diese mythischen Gestalten. Sie taugen lediglich dazu, Kindern harmlose Unterhaltung und wichtige Entwicklungshilfen zu bieten (wer weiß, wie lange noch), im günstigsten Fall von einer gütigen Oma (ein Opa tut’s notfalls auch) mit schauspielerischem Talent vorgelesen, so dass wir uns noch lange nach ihrem (oder seinem) Dahinscheiden daran erinnern. Manch einen mögen sie auch dem verlorenen Paradies seiner Kindheit nachtrauern lassen. Kinder brauchen Märchen (Bruno Bettelheim).

Aber, und nun muss ich wohl oder übel die Katze aus dem Sack lassen, warum glauben wir dann an die Existenz eines Gottes (welches auch immer), der Himmel und Erde geschaffen hat, mit allem, was darauf kreucht und fleucht (der irische Theologie und Erzbischof von Armagh, Nordirland, James Ussher hat als Datum der Schöpfung Samstag, den 22. Oktober 4004 v. Chr. errechnet), oder von Göttern, von Engeln und Teufeln oder wenigstens einem, von so genannten Heiligen (einer der letzten war Papst Johannes Paul II.) , die Wunder tun, ja zuweilen sogar Tote auferwecken? Warum sind diese über- oder außerirdischen Wesen realer als jene Geister, die uns in Märchen, Legenden und Sagen begegnen?

Eine schwierige Frage, die wohl zu der Gruppe von Fragen gehört, die sich niemals abschließend beantworten lassen. Soll man sie deshalb einfach beiseiteschieben oder lohnt es sich trotzdem, sich mit ihr zu befassen? Versuchen wir es einfach mal.

Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Die Sprache? Das Selbstbewusstsein? Der Glaube an Gott? Langsam, langsam! Schön der Reihe nach. Die Sprache natürlich. Oder haben Sie schon mal ein Tier sprechen gehört? Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit den Papageien. Die sprechen nicht, die ahmen nur nach. Affen können nachweislich nicht sprechen, allein schon wegen der Lage ihres Kehlkopfes. Und sonst? Nichts. Also weiter. Auch beim Selbstbewusstsein landen wir schnell wieder bei den Affen, genauer gesagt den Menschenaffen. Die scheinen zumindest ansatzweise so etwas wie ein Selbstbewusstsein zu haben, wenn man an die Versuche mit ihrem Spiegelbild denkt. Aber natürlich kein Vergleich mit der Krone der Schöpfung. Bleibt noch der Glaube an Gott. Haben Sie schon mal ein Pferd oder eine Kuh beten sehen? Auch sonst ist von keinen Tier bekannt, dass es Kirchen oder Altäre baut. Es gibt auch nicht das geringste Anzeichen dafür, dass Tiere – welcher Art auch immer – irgendetwas Göttliches kennen, geschweige gar verehren. Selbst die Gottesanbeterin nicht.

Nur der Mensch kennt Gott, irgendeinen jedenfalls

Nur der Mensch kennt Gott, irgendeinen jedenfalls. Ob er ihn nun Dieu, Choda, Jahwe, Manitu, Allah, Shiva, Wotan oder Zeus nennt. Aber da wird’s schon schwierig. Wie viele Götter gibt es überhaupt? Einen? Gut, aber welchen? Kommen Sie mir jetzt nicht mit Lessings Ringparabel. Das beeindruckt mich überhaupt nicht. Denn der gute Nathan hat bei seiner Erzählung völlig außer Acht gelassen, dass ein Ring auf jeden Fall echt war und zwei nachgemacht, zwar so gut, dass man sie nicht unterscheiden konnte, aber immerhin. Also, das führt uns nicht weiter. Nehmen wir den Hinweis, dass immer derselbe Gott gemeint ist, und nur die Namen unterschiedlich sind. Klingt zunächst ganz nett. Aber erzählen Sie das mal einem Muslim, dass Allah und der christliche (dreieinige!) Gott identisch sind. Der wird Ihnen was erzählen, der Muslim.

Also nehmen wir an, dass es Gott nicht nur einmal, sondern mehrfach gibt. Wie oft dann? Zweimal, dreimal oder dreihunderttausendmal. Und welcher hat die Welt geschaffen und uns nach seinem Ebenbild? Etwa Hanuman, der Affengott, oder Ganesh, der kleine Dicke mit dem Elefantenkopf? Ist doch nicht so wichtig, sagen Sie? Na, Sie sind gut! Um diese Fragen wurden zahllose Kriege geführt und unzählige Menschen umgebracht. Und nichts im menschlichen Leben ist so vielfältig, wie die Art und Weise, andere Menschen zu töten. Doch das würde jetzt zu weit führen.

Ja, was machen wir denn jetzt? Wie geht’s weiter? Nun, an sich ist es doch ganz einfach. Steht alles in der Bibel. Deswegen lese ich so gerne darin. Ihre Verfasser, wer immer sie auch gewesen sein mögen, waren unheimlich kluge Leute. Gott hat die Menschen geschaffen, heißt es in Genesis. Und zwar nach seinem Ebenbild. Also wissen wir genau, wie Gott aussah: wie wir. Moment, wenden Sie ein. Das war aber vor dem Sündenfall, die Bibel sagt nichts über die Zeit danach, nach der Vertreibung aus dem Paradies. Meinetwegen. Aber sie sagt auch nichts darüber, dass wir oder Gott unser Aussehen danach geändert hätten. Aber Gott war das Wort, sagt Johannes. Ja klar. Gott war nichts als das Wort. Und der Mensch, der als einziger sprechen konnte, sein Schöpfer.

Dass der Mensch Gottes Ebenbild sein soll, ist schon ein starkes Stück

Jetzt reicht’s Ihnen? Das empfinden Sie als Blasphemie? Nun, mir geht es genau umgekehrt. Dass der Mensch Gottes Ebenbild sein soll, ist schon ein starkes Stück. Was wäre das für ein erbärmlicher Gott! Einer, der Nero, Dschingis Chan, Hitler, Stalin, Pol Pot, Heinrich Pommerenke oder Jürgen Bartsch zum Ebenbild hätte. Aber anders herum ergibt es durchaus Sinn: Der Mensch stilisiert sich selber hoch, indem er Gott bzw. das Wort „Gott“ schafft und es dann so darstellt, als ob er Ebenbild eben dieses Gottes ist.

Okay, brechen wir hier mal ab und wenden uns einem anderen Gedanken zu: Warum das Ganze? Auch darauf hat die Bibel eine Antwort: Weil der Mensch vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte und zwischen Gut und Böse unterscheiden konnte. Das kann kein Tier. Alles, was danach aussieht, ist antrainiert (beim Hund beispielsweise). Das Tier folgt seinen Instinkten und zwar nur diesen. Es weiß immer genau, was es zu tun hat, und wird nicht von Zweifeln und Skrupeln geplagt. Der Mensch aber stellte irgendwann fest, dass er Wahlmöglichkeiten hat. Dass er selbst den Sinn seines Daseins definieren muss. Das war eben genau in dem Moment, als er vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte: Und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, sahen sich in ihrer ganzen erschreckenden Hilflosigkeit. Und das war die Katastrophe, der Sündenfall eben.

In Wirklichkeit erstreckte sich dieser Prozess natürlich über einen längeren Zeitraum. Aber irgendwann kam dem Menschen diese Erkenntnis und erschreckte ihn zutiefst. Ja mehr noch: Ihn ergriff panische Angst, existentielle Panik. Was sollte er tun - ausgeliefert den gewaltigen Kräften der Natur, den wilden Tieren, den reißenden Flüssen, dem eisigen Schnee, dem tobenden Sturm, der vernichtenden Kraft des Gewitters und vor allem seinesgleichen? Welchen Weg sollte er einschlagen? Was war in dieser oder jener Situation die richtige Entscheidung? Alles Fragen, die sich ein instinktgesteuertes Tier niemals stellt. Und vor allem: Was passierte mit ihm nach seinem Tod?

Starr vor Angst und Entsetzen erfand der Mensch Gott

In dieser Situation – starr vor Angst und Entsetzen – erfand er Gott. Als Ersatz für seinen unwiderruflichen Bruch mit der Natur. Er brauchte ganz einfach etwas, auf das er sich verlassen, zu dem er seine Zuflucht nehmen konnte, nachdem er sich seiner Winzigkeit im riesigen Universum bewusst geworden war. Dieses Bewusstsein ist universell, jedem Menschen eigen, wenngleich in unterschiedlichen Ausprägungen. Deswegen gibt es keinen einzigen Menschenstamm auf der Erde, der nicht in irgendeiner Form an Gott glaubt. Und eben deswegen sind die Gottesvorstellungen der verschiedenen Völker so unterschiedlich. Einigkeit besteht nur in den Punkten, die für die Erfindung Gottes maßgebend waren: Er ist allmächtig und allwissend, er gibt unserem Leben einen Sinn, auch nach seinem Ende, und er hilft uns, wenn wir nicht mehr weiter wissen, und das ist sehr schnell und sehr oft der Fall. „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag“ (Dietrich Bonhoeffer). Eine geniale Erfindung.

Geht es uns gut, nimmt das Bedürfnis, Schutz und Trost zu suchen, stark ab, sind wir dagegen in Not oder gar in Todesgefahr, kann uns dieses Verlangen total beherrschen. Wenn wir buchstäblich nicht mehr aus noch ein weiß, nehmen wir unsere Zuflucht zu Allah, beten zu Gott, rufen Manitu an oder Vishnu oder welche Gottheit auch immer. Und was das Merkwürdige ist: Die meistens Menschen finden Trost im Gebet. In der Medizin nennt man dies Placebo-Effekt: Das Medikament ist objektiv vollkommen wirkungslos, aber die Überzeugung des Patienten von seiner Heilkraft kann eine verblüffende Wirkung entfalten: Es setzt ungeahnte Kräfte in ihm frei. Ähnlich ist es vermutlich auch mit Gebeten. Helfen sie weder subjektiv noch objektiv, kann sich der Gläubige damit trösten, dass der Wille des Herrn eben unergründlich ist und ihn vielleicht für Taten straft, die er längst verdrängt hat.

Medizinmänner,  Schamanen, Gurus und Priester bildeten sich heraus

Doch die Menschen wären nicht die Menschen, hätten sie auch diese geniale Erfindung nicht missbraucht. Schon bald erkannten ein paar besonders Clevere, dass Wissen Macht bedeutet – lange bevor Francis Bacon diese Erkenntnis in das geflügelte Wort fasste. Wer wusste, was Gottes unergründlicher Ratschluss in bestimmten kritischen Situationen war, stand unweigerlich an der Spitze der jeweiligen Gruppe, war zum Führer bestimmt. So bildete sich die Kaste der Medizinmänner, der Schamanen, der Gurus und Priester heraus.

Moses sprach mit Gott und berichtete anschließend seinem Volk, was er ausgehandelt hatte. Mohammed bekam einen epileptischen (oder sonstigen) Anfall und machte daraus eine Erscheinung des Erzengels Gabriel, der ihm nach und nach den Koran offenbarte. Natürlich vergaß er dabei nicht, dem Gesandten Gottes besondere Privilegien einzuräumen (wäre ja noch schöner gewesen). Aisha, seine scharfsinnige Kindfrau hat dies im Zusammenhang mit der Offenbarung von Sure 4, 3 (Polygynie) treffend erkannt und ihm ohne Umschweife vorgehalten: „Allah scheint immer unmittelbar auf deine Bedürfnisse zu reagieren.“ Und Nawal El Saadawi, die „Löwin vom Nil“, schreibt treffend: „wir sollten nicht die Augen davor verschließen, dass ‚Gott’ in den Augen der Unterdrückten ein ganz anderer ist als ‚Gott’ in den Augen der Unterdrücker.“

Sechshundert Jahre früher, als Jesus auf Erden wandelte, war es auch nicht viel besser. Die Priester hatten den Tempel zur „Räuberhöhle“ (Matthäus 21, 13) gemacht. Jesus räumte zwar radikal auf damit, aber das hinderte die Nachfolger seines Jüngers Petrus, eines einfachen (verheirateten) Fischers, nicht, sich als „Stellvertreter Gottes auf Erden“ zu gerieren – für mich die größte Blasphemie aller Zeiten - und in Saus und Braus zu leben.

Und das Tollste daran ist: Gott lässt all dies mit sich machen. Er ist zwar allwissend, so dass ihm das ganze Treiben natürlich nicht verborgen bleibt. Und er ist auch allmächtig, könnte also mit einem einzigen Satz, einem Wort, mit dem ganzem Humbug Schluss machen, so wie Jesus die Verkäufer und Wechsler aus dem Tempel getrieben hat. Aber er tut es nicht. Er lässt zu, dass der verrückte Nero die Christen im alten Rom den Löwen zum Fraß vorwirft, lässt Auschwitz und den ganzen Mummenschanz in Afrika zu, und so weiter und so weiter. Warum? Er ist eben nur ein Wort.

Die Angst vor dem Nichts sitzt so tief wie eh und je

Aber was für eins! Die Kaste der Priester sorgt dafür, dass die Gläubigen ständig in der Furcht des Herrn leben, und sahnt dabei kräftig ab. Die Faszination von Buddha und Jesus beruht vermutlich darauf, dass diese beide so lebten wie sie redeten. Aber ansonsten dachten die klerikalen Führer mindestens ebenso an sich wie an den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Zwar ließen sie ihm prächtige Gotteshäuser bauen, die uns bis auf den heutigen Tag in Staunen und Bewunderung versetzen. Gleichzeitig schafften sie es aber, sich ein Imperium zu errichten, das zeitweise mächtiger war als jede weltliche Herrschaft. Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.

Zwar durchschauen mittlerweile immer mehr Menschen das ganze Theater (von 1970 bis 2000 betrug die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland netto, also abzüglich der Eintritte, 7.380.853, wovon 2.685.190 auf die römisch-katholische, 4.695.663 auf die EKD entfielen), aber ganz ohne den Segen der Kirchen wollen die meisten denn doch nicht sein. Bei Geburt und Tod, bei Hochzeit und den traditionellen Festen möchte man auf „Gottes Segen“ in aller Regel nicht verzichten. So tief sitzt die Angst vor dem Nichts. Besonders die katholische Kirche hat diese Angst jahrhundertelang meisterhaft genutzt. Jetzt sind die Ayatollahs, Mullahs, Imame und Hodschas in ihre Fußstapfen getreten.

Doch ich will nicht zu laut lästern. Wer weiß, wofür das alles gut ist. Dass der Mensch mit Gott fürchterlich ist, hat er in den letzten fünftausend Jahren gezeigt. Aber niemand kann genau sagen, wie fürchterlich er ohne ihn wäre.

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Leserpost

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JF Lupus / 20.08.2016

Es sind arme Geister, die für uns Unbegreifliches und Unerklärliches einen Gott benötigen. Kindliche Gemüter, die auf alle Fragen eine Antwort wollen, und wenn es keine gibt, bauen sie sich eine in Form einer Gottheit. Das alleine wäre ja noch ok, nicht ok ist, dass im Namen von Gottheiten Millionen (Milliarden?) von Menschen abgeschlachtet wurden und werden. Religion sollte nicht geschützt werden, sondern das öffentliche Ausleben einer Religion sollte verboten werden. Soll ein jeder glauben, was er mag. Für sich alleine, nicht in der Öffentlichkeit. Und wer anderen Gutes tun will, der kann das auch ohne einen Gott im Gepäck.

Klaus Elmar Müller / 20.08.2016

Der Autor fragt sinngemäß: Warum sollen die Sagengestalten wie zum Beispiel Nymphen nicht wahr sein, aber Gott wahr? Antwort: Die Menschen aller Kulturen haben eine Erinnerung ans paradiesische Urwissen bzw. angeborene oder kulturell tradierte seelische “Archetypen” (C.G. Jung), eine oft verstellte Erinnerung an die in allem wohnenden Engel und an den dreifaltigen Gott, dessen Offenbarung im Alten und Neuen Testament diese ins Märchenhafte geglittenen Archetypen korrigiert und aufklärt. - Was mich am Artikel stört ist erstens die Kritik an den Renaissancepäpsten, die nicht bequemer und genussvoller und lasterhafter lebten als der heutige Durchschnittsdeutsche mit Zentralheizung, Urlaub und Internet, dafür aber wahre Kunst förderten (!), zweitens das Video, die Abendmahlssatire mit dem “Maler da Vinci”, weil moderner Atheismus respektieren sollte, dass religiöse Menschen nicht gerne verletzt werden wollen. Noch zur angedeuteten Philosophie Feuerbachs: Der Dichter Franz Werfel, Prager Jude, hatte die Antwort: “Der beste Beweis für die Existenz des Wassers ist der Durst.” Damit bekennt sich Werfel zum Sinn, alles ist sinnvoll, gerade unsere Sehnsüchte sind es, sie werden erfüllt. Deo gratias!

Jens Richter / 19.08.2016

Literaturempfehlung: Hans Jonas, der Gottesbegriff nach Auschwitz. Gott kann eben nicht allgegenwärtig, allgütig UND allmächtig sein. Wenn wir einen Schöpfergott hier mal voraussetzen, dann hat er seine Allmacht durch den Prozess der Schöpfung verloren. Er hat sich in Abhängigkeit zu seiner eigenen Schöpfung und ihren Gesetzmäßigkeiten begeben. Er hat, wenn man will, seine Allmacht aus Liebe geopfert. Wenn er tatsächlich allmächtig und allgegenwärtig wäre, wäre er ein bösartiger Gott.

Klaus Elmar Müller / 19.08.2016

Der Autor bietet eine atheistische Argumentation in der Nachfolge Feuerbachs. Aber wenn wir uns in Not nach einem Gott sehnen und ihn darum angeblich erfinden, dann ist diese Erfindung doch sinnvoll. Gott macht Sinn, Atheismus propagiert die Sinnlosigkeit unserer Wünsche. Der Dichter Franz Werfel, katholisierender Prager Jude: “Der beste Beweis für die Existenz des Wassers ist der Durst.”  - Was mich am Artikel wirklich stört: Die Kritik an “Saus und Braus” der die Künste fördernden Renaissancepäpste; jeder Deutsche mit Zentralheizung, Badezimmer und Urlaubsbudget lebt heute bequemer und genussvoller, falls er sich nicht mit Veganertum, Jogging und ähnlichen ersatzreligiösen Dummheiten selber quälen will. - Empört bin ich über den Video-Clip; Jesus Christus ist mir heilig, auch sein Letztes Abendmahl: Muss ein moderner Atheist noch auf religiösen Gefühlen herumptrampeln? Ja, er muss, so unglücklich ist er . . . .

Weiß / 19.08.2016

Widerspruch - allerdings reicht ein Leserbrief nicht, dies angemessen zu kommentieren. Es war schon immer schwierig, wenn die Ameise das Fleigen erklären will. Wir Menschen sind ein paar Dimensionen zu klein, um Gott umfassend erklären zu können (nicht Allah). Aber er existiert und ist durch Jesus Christus erfahrbar, genauso wie der Autor keine “Erfindung” ist. Wer dem allem abschreibt, der wird das “Nichts” nicht los, bildlich gesehen im Dunkeln sitzend. Da möchte ich nicht tauschen! Schließlich sollte man das Christentum nicht immer auf das “Bodenpersonal” reduzieren. Es gibt m.E. nichts, was auf dieser Welt noch woanders eine Hoffnung darstellt, die ewig reicht. Schauen Sie sich bitte mal um,wieviel Gutes der christliche Glaube heute noch an Spuren hinterlassen hat. Ja, Gott hält einiges aus - auch das gehört zu dem Unerträglichen, wenn man es menschlich ausdrücken möchte. Ein Glaube an das Nichts ist auch ein Glauben…

Walter Ernestus / 19.08.2016

Ich empfehle hierzu: Der Gotteswahn von Richard Dawkins (Autor), Sebastian Vogel (Übersetzer), Ullstein Verlag. Nach der lektüre ist vieles klarer

Christian Knauer / 19.08.2016

Oops - würde ich Lotto spielen, hätte ich’s gewusst. Ein Kollege sagte mir, dass es noch eine Superzahl gibt. Insofern waren die (knapp) 1: 140Mio korrekt. Mea culpa :-)

Marc Clemens / 19.08.2016

Den Fussballgott haben Sie noch vergessen. Genial die Ausreden nach dem Spiel, warum alles nicht so geklappt hat, wie man es erwartete. Der Spieler, ein kleines Rädchen im grossen Getriebe, einflusslos und ausgeliefert. Als ich vor 25 Jahren den Golfsport erlernte, begriff ich schnell: für alles Tun ist der Spieler verantwortlich und kann sich nicht herausreden. Von einem “Golfgott” habe ich übrigens noch nie etwas gehört.  Vielleicht haben die Urmenschen am Beginn auch nur die falschen Spiele gespielt. Sozusagen irgendwann falsch abgebogen.

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