Peter Grimm / 10.10.2017 / 10:13 / Foto: Maya-Anais Yataghene / 5 / Seite ausdrucken

Gefährliche Touristen

Die deutsche Hauptstadt gilt ja vielerorts im Lande als Vorreiter in der Disziplin Staatsversagen; nicht nur in Sachen Flughafenbau und Infratsrukturerhalt, sondern auch im Bereich der inneren Sicherheit. Letzteres fällt in den Verantwortungsbereich von Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD). In einem Interview mit der WELT erfreut er die Leser mit Aussagen nach dem Motto: Ich habe zwar keine Lösung, aber immerhin originelle Erklärungen fürs Problem. Frage: „Berlin ist bezogen auf die Kriminalität pro 100.000 Einwohner die Hauptstadt des Verbrechens, hat Frankfurt am Main abgelöst. Wie erklären Sie sich das?“

Geisel antwortet: „Das liegt an der hohen Zahl von Alltagsdelikten wie etwa beim Taschendiebstahl. Und daran, dass Berlin wesentlich mehr Touristen hat als Frankfurt am Main. Deshalb trügt die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik. Berlin ist eine der sichersten Metropolen der Welt.“

Also sind die Touristen schuld? Kommt mit ihnen die Kriminalität in die Stadt? Oder werden inzwischen andere Personengruppen „Touristen“ genannt, um sie vor Generalverdacht zu schützen?

Der Senator will nachts nicht allein in den Park

Sind denn immer nur die „Touristen“ schuld? Nehmen wir jetzt mal den Bereich der No-Go-Areas, die es nach früheren Aussagen der meisten politischen Verantwortungsträger hierzulande gar nicht gibt. Der Interviewer spricht den Genossen Senator auf den Görlitzer Park an, einen bekannten Umschlagplatz für Drogen, an dem die Polizei den Kampf um die Durchsetzung von Recht und Gesetz augenscheinlich längst aufgegeben hat. „Würden Sie nachts allein den Park durchqueren?“, wird der Senator gefragt.

Die Antwort: „Ich persönlich würde gegenwärtig nachts noch nicht allein durch den Park gehen. Der Park ist aber sicherer geworden, wir sind auf einem guten Weg.“

Woran misst man, dass der Park sicherer geworden ist? Vielleicht daran, dass man das Areal immerhin schon zu fünft sicher durchqueren kann und keine Hundertschaft braucht? Und wer ist es denn nun, der den Park unsicher macht? Der Senator weiß es:

„Es finden sich aber leider immer noch genügend Berliner und Touristen, die dort Drogen einkaufen. Die Polizei kann nur die Symptome bekämpfen – und das tun wir. Wir haben die Polizei in Kooperation mit Sozialarbeitern dort bereits verstärkt.“

Berlin schafft nur das Einfache

Da sind sie wieder die „Touristen“, diesmal verstärkt durch Berliner, die die Stadt unsicher machen. Wer verkauft dort eigentlich Drogen und begeht Gewaltdelikte? Auch „Touristen“? Das sagt der Senator nicht. Er hat die Touristen ja auch schon genug verdächtigt..

Aber es geht in dem Gespräch nicht nur um Touristen, sondern auch um abgelehnte Asylbewerber. In der Hauptstadt steigt die Zahl der Ausreisepflichtigen, während gleichzeitig die Zahl der Abschiebungen sinkt. Es ist selbstverständlich eine böse Unterstellung, dies könne am mangelnden Willen der rot-rot-grünen Koalition liegen. Geisel hierzu:

„Der Senat steht zu Unrecht unter dem Verdacht, nicht abzuschieben. Das ist Quatsch. Derzeit gibt es zu viele komplizierte Fälle – die einfachen Rückführungen sind oft bereits vollzogen.“

Viele einfache Fälle können das nicht gewesen sein, wenn man sich die Zahlen vollzogener Abschiebungen anschaut. Aber die Verantwortungsträger in der Hauptstadt sind mit komplizierten Fällen eben häufiger überfordert als andernorts. Das ist vergleichbar mit dem Flughafen-Bau: Da sind die einfachen Teile auch schon lange fertig. Nur der Rest, der zum Erfolg fehlt, will nie gelingen.

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Leserpost

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Wolfgang Meier / 10.10.2017

Der SPD geführten Berliner Regierung ist inzwischen anscheinend auch gar nichts mehr zu peinlich. Der gesamte Berliner Apparat scheint derartig verkrustet und ideologisch indoktriniert zu sein, dass alles kein Problem ist. Probleme? Wir doch nicht. Unfähigkeit - aber was denken sie denn? Aber den Berlinern scheint es so zu gefallen - sie haben sie schliesslich so gewählt. Berlin eben.

Rudolf George / 10.10.2017

Die politischen Verantwortlichen der Stadt Berlin sind eine Schande. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, außer dass sich die Berliner Krankheit leider über das ganze Land auszubreiten beginnt. Deutschland, was ist nur aus dir geworden?

Udo Kemmerling / 10.10.2017

Die Dreistigkeit dieses Spezialdemokraten macht einen sprachlos!!!

Horst Jungsbluth / 10.10.2017

Nach den Rechten, den Populisten hat man nunmehr dreist die Touristen als neue Schuldige ausgemacht, die für steigende Kriminalität in Berlin verantwortlich sind.  Dabei ist diese Kriminalität genauso wie die Verwahrlosung, die Verschuldung und das Heer der arbeitsfähigen Leistungsempfängern das Ergebnis einer ganz bewusst betriebenen Politik. Angefangen hat das alles abrupt mit dem Start des SPD/AL-Senats 1989, als Innensenator und insbesondere die Justizsenatorin dem Verbrechen Tür und Tor öffneten, um gleichzeitig nach einem Strategiepapier mit gefälschten!!! Vorschriften und unzutreffenden Gründen unbescholtene Bürger (Hausbesitzer und Selbständige) wie Verbrecher zu jagen. 70-80% aller Anzeigen wurde nicht nachgegangen und auch die übrigen Täter hatten nicht viel zu befürchten, weil die Grünen Verbrecher als “gesellschaftlich Geschädigte” einstuften und die Justizsenatorin “Täter interessanter als Opfer fand”. Ein offener Brief von Staatsanwälten, in dem sie der Justizsenatorin vorwarfen, dass “sie mit ihren Maßnahmen die Bevölkerung dem Verbrechen aussetze”, ließ sie unbeantwortet. Wer das so liest, wird nach dem Sinn des Ganzen fragen und der bestand ganz einfach darin, dass damals die SED Westberlin destabilisieren wollte, um die Halbstadt zu besetzen und sich dortige Vermögen anzueignen und mit den Bürgen als Geisel in Bonn “Kasse zu machen”. Und heute? Man macht so weiter und da das mit dem “Kommunismus” nicht so richtig geklappt hat, stützt man sich nunmehr auf den “Islamismus” und wenn nicht endlich der kaum noch zu erkennende Rechtstaat aus seinen tiefen Träumen erwacht, dann Gnade uns Gott.

Karla Kuhn / 10.10.2017

„Ich persönlich würde gegenwärtig nachts noch nicht allein durch den Park gehen. Der Park ist aber sicherer geworden, wir sind auf einem guten Weg.“  Das ist doch nicht zu fassen, will der die Menschen veräppeln ? Wir sind auf einem guten Weg, will aber selber nicht durch den Park gehen. ” Berlin ist eine der sichersten Metropolen der Welt.“  Nur der Überzeugte überzeugt !! Theodor Körner . Ach Gottchen.

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