Peter Grimm / 15.12.2022 / 14:00 / 39 / Seite ausdrucken

Ferdas Verdienstkreuze

Die Bundes-Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman sorgte mit einer Äußerung, wem nach ihrer Meinung das Bundesverdienstkreuz zustünde, für Erregung. Warum eigentlich? Beim Verdienstkreuz gab es schon immer Fehlgriffe.

Das politische Personal der Ampel-Koalition brilliert zuweilen durchaus mit kuriosen Ideen. Jüngst meldete sich beispielsweise die Anti-Diskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman mit folgendem Gedanken zu Wort: „Trans* Personen werden in sozialen Medien dermaßen extrem mit Hass und Hetze konfrontiert, dass jede*r von ihnen, der*die im Netz bleibt und trotzdem Gesicht zeigt, ein Bundesverdienstkreuz verdient hätte. Meine Meinung.“

Es gibt wirklich Ideen, da kommt man aus dem Kopfschütteln gar nicht raus. Was soll man dazu noch sagen. Manche Kommentatoren begannen beispielsweise darüber zu sinnieren, für welche Verdienste um dieses Land Menschen eigentlich die höchsten staatlichen Auszeichnungen bekommen. Seit diesem Vorschlag machen sich plötzlich viele Mitbürger öffentlich Sorgen um eine mögliche Entwertung der Bundesverdienstkreuze. 

Vielleicht entspringt diese Sorge aber auch einer leichten Überbewertung dieser höchsten Auszeichnung, denn – wie im richtigen Leben – finden sich neben den vielen höchst ehrenwerten Ordensträgern auch einige, die alles mögliche, mit Sicherheit aber keine Auszeichnung verdient hätten. Allerdings machte man mit Orden schon immer Politik. 
Das führte schon vor Ferda Ataman zu höchst bedenklichen Vorschlägen für Ordensträger, die dann auch tatsächlich ausgezeichnet wurden. 

Kein Aufregerthema

Wer beispielsweise den kommunistischen Diktator Rumäniens, Nicolae Ceaușescu, für die Auszeichnung vorgeschlagen hat, ist wahrscheinlich nicht bekannt, aber 1971 bekam er das Bundesverdienstkreuz. Die Bundesregierung wollte ihn offenbar auch mit einer solchen Ehrung gewogen stimmen, u.a. hatte kurz zuvor der Freikauf von Rumäniendeutschen durch die Bundesrepublik begonnen. Wer wollte da über die Verbrechen der kommunistischen Diktatur sprechen? Lieber log man sich den Diktator in Bukarest lange Zeit wegen angenommener leichter Distanz zu Moskau schön.

Ceaușescu blieb nicht der einzige kommunistische Diktator unter den Bundesverdienstkreuzträgern. Josip Broz Tito folgte ihm drei Jahre später. Auch in Bezug auf Jugoslawien sah man in der Bundesrepublik wegen etwas größerer Weltoffenheit als im Sowjetblock und der Distanz zu Moskau gern darüber hinweg, dass es sich dennoch um eine kommunistische Diktatur handelte. 

Solche Diktatoren sind in der langen Liste der Verdienstkreuzträger eine kleine Minderheit. Wer sich diese Liste aber näher anschaut, wird dennoch – insbesondere unter den Politikern – wahrscheinlich so manche Persönlichkeit finden, die von etlichen Bürgern womöglich nicht unbedingt als auszeichnungs- und ordenswert bewertet wird, wie beispielsweise Mario Draghi oder Jean-Claude Juncker. Verschwörungsliebhaber können sich daran erfreuen, auch Klaus Schwab und Christian Drosten auf dieser Liste zu finden. 

Letztlich ist das Bundesverdienstkreuz einfach kein Aufregerthema. Und Ferda Atamans irritierender Spruch hat allenfalls Unterhaltungswert. Diesen kann man kurz genießen und seine Aufmerksamkeit dann auf wirklich problematische Ideen aus dem Regierungslager lenken. Die gibt es zuhauf, auch von Frau Ataman.

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A. Ostrovsky / 15.12.2022

@Arne Ausländer : “Und 1960 war bereits Breshnew nominelles Staatsoberhaupt, ”  Alternative Geschichtswissenschaft? Ich habe da ja auch Theorien zu Karl dem Großen, aber das passt hier gerade gar nicht her. Am Ende wird man mit der C14-Methode feststellen, dass Chrustschow bis 1964 oder 1965 regierte. So genau ist Radiokarbon nicht, weil auch die alten Radios gar nicht mehr auffindbar sind. Im Maja-Kalender ist jedenfalls an der Stelle eine Kerbe.

Bertram Scharpf / 15.12.2022

Hitchcock hatte nie einen Oscar bekommen und Lise Meitner nie einen Nobelpreis. Was Preisverleiher eigentlich zu schmücken beabsichtigen, ist das eigene System, und sonst nichts.

giesemann gerhard / 15.12.2022

Irrelevant.

Wilfried Düring / 15.12.2022

Eine würdige Trägerin des bunten Verdienstordens ist Frau Genoss-IN Caroline Emcke. Emcke hat es sich - laut der Webseite des bunten Präsidenten -  ‘zur Aufgabe gemacht, dort, wo Miss-stände herrschen, hinzuschauen, diese mit größtmöglicher Präzision zu benennen und Zeugnis davon abzulegen.’ Das macht die Genossin auf vorbildliche Weise immer wieder. So regte sie öffentlich an, die bewährte Stasi-Praxis der Zwangsadoptionen wiederaufzunehmen. Weil das gerade im dunkleren Teil Deutschland noch etwas, sagen wir, ‘unpopulär’ ist, schlug Genossin Emcke vor,  beim damals 10-jährigen Sohn des Herrn Trump damit zu beginnen. Emcke vereint damit, diese unnachahmliche besser-deutsche Mischung aus Intellektualität und Humor. Beifall! Auch ein - gesunder - Schuß Antisemitismus ist natürlich vorhanden. Als Gastrednerin auf einem bunten Parteitag diverser Grüner, verglich Emcke die gehässige Kritik an Klima-Forschern und -Aktivisten mit der Ausmordung der Juden im selbsternannten ‘Tausendjährigen Reich’. (fehlt bloß noch, daß die Flugplatz-Klebe-Terroristen auch auf die Idee kommen). Das war NATÜRLICH KEIN Antisemitismus - sondern nur ein Mißverständnis. Nazis, einige Joden-Lümmel, der JU-Dödel Ziemiak und andere Dunkel-Deutsche konnten über diese doch so witzige Aussage nicht mitlachen. Ja, es gibt Ewig-Gestrige, die nicht verstehen wollen! Ziemak, gehört übrigens idazu. Nach einem ‘klärenden Gespräch’ sah er seinen Fehler ein, nahm seine Kritik zurück - und kroch zu Kreuze.  Für diese Einsicht könnte er eigentlich auch mal vor der Front belobigt werden ... - Einer dessen Ehrung quasi in letzter Minute verhindert werden mußte, ist der dunkel-deutsche Musiker Tobias Morgenstern. Der hatte ‘umstrittene Kontakte’ zu Impfgegnern, verließ den - gerade für Künstler so wichtigen - Boden der ‘parteilichen Haltung’ und weigerte sich, sich ‘zu distanzieren’. Seitdem steht er - ohne Orden - ‘unter Verdacht’. Andere distanzierten sich von ihm. Recht so! Nun lebt er in Schweden.

Rainer Hanisch / 15.12.2022

@E.Caron - Ja, genau aus diesem Grunde steht mir auch eines zu! Das Blech nimmt mir vielleich ein Schrotthändler ab, aber vielleicht hängen ein paar (oder paar mehr) Euronen dran, die meine als “Rente” getarnte Sozialhilfe etwas aufstocken könnten?

Ludwig Luhmann / 15.12.2022

Wo der Kümmel wächst, da soll es hin!

Dietmar Richard Wagner / 15.12.2022

Dann gibt es einfach zusätzlich ein Buntesverdienstkreuz. Halt, Kreuz ist ja religionssensibel, Orden ist militärisch, also Buntergeschenktblebbl. 

Georg Andreas Crivitz / 15.12.2022

Orden und Medaillen mögen in der Armee ihren Sinn haben, aber ist ein Bundesverdienstkreuz für Zivilisten wirklich noch zeitgemäß? Man sollte diese Auszeichnung einfach ersatzlos streichen.

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