Archi W. Bechlenberg / 31.05.2020 / 06:15 / Foto: Archi Bechlenberg / 31 / Seite ausdrucken

Eulen sind die Katzen unter den Vögeln (1)

Frisbee haust am Rande der Stadt Reno, Nevada, und gehört einer Bevölkerungsgruppe an, die als „White Trash“ bezeichnet wird. Er hat sechs oder mehr Kinder (genaues weiß man nicht), seine minderjährige, dauerschwangere Frau ist seine Cousine, und alle zusammen hausen in einer Art Campingwagenwrack, das mit Tarnnetzen gegen Blicke aus dem All geschützt ist.

Frisbee bekommt häufiger Besuch von Beamten des Washoe County Sheriff’s Department; man kennt sich und geht durchaus respektvoll miteinander um. Was nichts daran ändert, dass gewissen Vorfällen, deren Ursprung auf Frisbee zurückgeführt werden könnte, von der Polizei nachgegangen werden muss. So geht es einmal um einen Banküberfall. Zeugen haben ausgesagt, dass die Fahrerin des Fluchtwagens eine minderjährige Schwangere war, auf dem Rücksitz hätte ein halbes Dutzend Kinder gesessen, und der Täter sei mit Pfeil und Bogen bewaffnet gewesen. Das geraubte Geld sei allerdings mit blauer Farbe markiert worden, so dass der Täter mit Sicherheit blau gefärbte Hände haben müsse. Ob Frisbee diese Beschreibung irgendwie bekannt vorkomme und ob er mal eben seine Hände aus den Hosentaschen nehmen könne?

Bei einer anderen Gelegenheit geht die Polizei Schüssen auf ein startendes Flugzeug nach. Die seien aus der Richtung von Frisbees Grund und Boden – der natürlich jemand Anderem gehört – gekommen. „Unmöglich“, kontert der Beschuldigte, er schieße nicht auf Linienmaschinen, sondern nur auf Aliens und ihre Flugmaschinen. Wie er die von regulären Flugzeugen unterscheiden könne? „Es sitzen Aliens drin!“. Dann entdecken die Beamten einen ringsum mit Sandsäcken gesicherten, durch eine Plane abgedeckten MG-Bunker. Frisbees Frau weiß Bescheid: „Das gehört uns gar nicht!“ Was selbst Frisbee nicht für glaubwürdig genug hält und sie zusammenfaltet. „Das habe ich von einem Garagen-Flohmarkt, habe es ewig nicht angerührt.“ Die Polizisten sind nicht überzeugt, und einer gibt sich daran, das Maschinengewehr auf Tauglichkeit zu testen...

Frisbee, seine Familie und die kaum weniger skurrilen Polizeibeamten gehören zur Fauna der Mockumentary „Reno 911!“, in der scheinbar reale Erlebnisse einer Gruppe von Sheriffs und Hilfssheriffs gezeigt werden. Da, von einem dünnen Handlungsfaden abgesehen, fast alles improvisiert wird, besitzt das Dargestellte eine erstaunliche Authentizität und kann zumindest von geistig schlichteren Zuschauern für echt gehalten werden. Kein US-amerikanisches Phänomen, auch deutsche TV-Sender leben weitgehend von eben solchem Publikum. Nicht ganz so schlichte Gemüter, die an der Fiktionalität der Serie keine Zweifel hatten, entdeckten in dem Klamauk anders gelagerte Realitäten des US-amerikanischen Lebens. Wenn einer der Sheriffs glaubt, das Fehlen der Milch in seinem Kaffee sei ein verstecktes Zeichen der Diner-Bedienung für ihn, es sei ein Überfall im Gange und er dann wieder in den Laden stürmt und wie selbstverständlich den einzigen Schwarzen für den Täter hält, ist das ebenso aus dem Leben gegriffen wie der Redneck Frisbee, der an Aliens glaubt, die in Reno landen wollen. Um da eine Spielbank zu knacken? Um tödliche Viren auszustreuen? Alles ist denkbar, denn nicht nur Frisbee glaubt an Aliens. Zum Glück schießen nicht alle auf die Sirianer, Atarianer und anderen Alfs mit einer Melmacke. 

Ich entdeckte die Serienschnipsel von „Reno 911!“ vor kurzem bei Youtube. Ganze Folgen liefen in Deutschland, so las ich inzwischen, vor Jahren auf einem Privatsender, sie entgingen mir daher. Wer danach googelt, findet (kostenpflichtige) Quellen für die insgesamt sechs Staffeln, auf die es die Serie brachte.

Bevorzugt Bikinis, Strumpfhosen, Schuhe, Kleider, Röcke

Ich schaue, gerade in Zeiten der Ausgangssperre, gerne bei Youtube vorbei. Und staune über das, was menschlicher Geist zu leisten imstande ist. Youtube hilft dabei; hat man nach einem bestimmten Stichwort gesucht, bekommt man immer wieder Clips empfohlen, die eng oder nicht so eng etwas mit diesem Stichwort zu tun haben. Das kann nützlich sein, aber auch äußerst störend bis verstörend.

Einmal suchte ich bei Google (Youtube gehört zu diesem Unternehmen) nach der Bedeutung des mir nicht bekannten Begriffs „Haul“. Es hat nichts mit „Howl“ (Geheul) zu tun, ein Wort, das mir aus früheren Zeiten durch das berühmte Poem von Allen Ginsberg ein Begriff ist. Bei einem Haul handelt es sich hingegen um ein typisches Online-Phänomen. Ein Haul ist ein Videoclip, in dem ein Mensch, überwiegend eine junge Frau, Dinge auspackt, in die Kamera hält und anschließend anwendet (zum Beispiel Kosmetika) oder anzieht; bevorzugt Bikinis, Strumpfhosen, Schuhe; Kleider, Röcke usw., allesamt Plünnen, die laut und noch lauter „F*** mich!“ schreien. Ob bei Hauls auch Pudelmützen, Birkenstocksandalen, Hosenanzüge und Rosa-Luxemburg-Blusen präsentiert werden, entzieht sich meiner Kenntnis, ich sah mir bloß ein paar dieser Clips an, bis ich das Phänomen begriffen hatte, dann war es auch gut.

Dumm ist allerdings, dass Youtube mich jetzt offenbar als „Haul-Fan“ verortet; dem entsprechend oft bekomme ich nun immer wieder Tipps, die mich animieren, doch mal den neusten Haul von Amber-Samantha anzuschauen, die hätte sich von Wish (einem chinesischen Plunderversand) 10 Mikrobikinis kommen lassen und würde die jetzt in ihrem Jungmädchenzimmer präsentieren.

Damit Sie wissen, von was ich schreibe, habe ich nach langem Überlegen mal ein Beispiel ausgesucht. Es könnte auch jedes andere aus diesem Genre sein; sie unterscheiden sich weder in Kulisse noch Drehbuch noch Hauptdarstellerin wesentlich voneinander. Zum Vergleich noch dies. Ich bin versucht, über diesen Tussi-Kram die Nase zu rümpfen, das hier verlinkte Video habe ich keine zwei Minuten lang ertragen; wer es länger schafft, möge das unbedingt hier unter die Kommentare schreiben. Übrigens: die erste junge Dame hat 833.000 Abonnenten. Vermutlich gibt es auch welche mit Millionen Anhänger*. Da muss man erst mal drauf kommen.

Doch sage ich mir bei aller möglichen und legitimen Kritik: „Ganz ruhig, Brauner! Wäre es besser, diese Frauen würden über „Gender Studies als inter- und transdisziplinäre Disziplin der Wissenschaft“ referieren? Über „Polarisierung der Geschlechtscharaktere am Beispiel der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben“? Nicht Klamotten vorstellen, sondern Bücher über Theorie, Methoden, Empirie in der Frauen- und Geschlechterforschung? Oder sich Zöpfe flechten und dann aus Protest gegen CO2 vor die Discos setzen? 

„Bilharziose: Würmer in der Blase“

Youtube empfahl mir übrigens nach Abbruch des Haulvideos den Film „Bilharziose: Würmer in der Blase“. Welcher Algorithmus dafür verantwortlich ist? Wüsste ich auch gerne.

„Hauls“ und anderen, sehr seltsamen Genres bei Youtube (zum Beispiel Clips mit Frauen, die ungewöhnlich luftig gekleidet Haus- oder Gartenarbeit verrichten) verdanke ich immerhin eine plausible Erklärung für das vielfach beklagte Phänomen der "Dickpics". Die findet man zwar nicht (? – ich habe mich nicht getraut, danach zu suchen) auf Youtube; dauerhaft unter Testosteron leidende Männer dürften sich allerdings von erotisch angehauchten Haul- und Hausarbeitsvideos durchaus animiert fühlen, als virtueller Gliedvorzeiger aktiv zu werden und Bilder vom Sitz ihres Hirns zu verschicken. Als Frau würde ich darauf vermutlich so reagieren wie eine souveräne Dame, die einem Dickpic-Schicker antwortete: „Besten Dank für die Erinnerung, ich muss unbedingt noch Shrimps kaufen.“ 

In einem völlig anderen Metier ist Helge Schneider bei Youtube unterwegs. Der postet gerade zur Zeit aus der selbst gewählten Quarantäne wundersame Kurzfilmchen, ähnlich denen, die er vor etlichen Jahren mit dem klugen Alexander Kluge produzierte. Oder Kluge mit ihm. Man fühlt sich an das geniale Zusammenspiel zwischen Karl Valentin und seiner Stichwortgeberin Lisl Karlstadt erinnert. Schneider gibt in den improvisierten Gesprächen jeweils einen Experten oder Fachmann, Kluge stellt naiv-bewundernde Fragen zu dem, was Schneider inbrünstig erzählt.

Highlights sind aus dieser von Kluge als intellektuelles Alibi für Prekariatssender (die vertraglich verpflichtet sind, einen gewissen Anteil ihrer Sendezeit kulturellen Themen zu widmen) produzierte Portraits nur schwer wählbar, da ist eins so gut wie das andere. Ob Helge Schneider als Alfons Hitler-Bergedorf, ein Großneffe Hitlers, ob als Berater von Glaubenskriegern, ob als Skilehrer der Kanzlerin, als Bestatter, als Berufsberater für Revolutionäre („in der 3. Generation“) oder als Neffe des Konfuzius – man fragt sich beim Zusehen immerzu, wie Kluge und Schneider das hinbekommen haben, ohne dabei vor Lachen den Verstand zu verlieren. Unter diesem Link bekommen Sie eine hübsche Sammlung solcher Gespräche anzgezeigt. Und einen kurzen Blick hinter die Kulissen kann man hier werfen; kommentiert hat das ein offensichtlich politisch korrekter, aber geistig unterbelichteter Zuschauer mit „Was unterscheidet diesen Mummenschanz von blackfacing?“

Jetzt haben Kluge und Schneider die Reihe wieder aufgegriffen und online gestellt, der Anlass ist, wie soll es auch sonst sein, die aktuelle Weltkrise durch eine infektiöse organische Struktur. Selbst ältere Gespräche sind von einer unglaublichen Aktualität, so wie der Dialog zwischen Alexander Kluge und Helge Schneider als „Schweinegrippe General“  vom September 2009.

Mit 48 Prozent schon fast Desinfektionsmittel

Als durch und durch unkomischer Mensch, der nicht fernsieht, ist mir der Name Michael Mittermeier bekannt, aber kein Begriff. Auf ihn stieß mich gestern Youtube mit einem Videotipp, der sehr deutlich erkennen lässt, wie die Google'sche Überwachungsindustrie funktioniert. Ich hatte via Google nach dem aktuellen Online-Angebot für Laphroaig (gesprochen Lafröik) gesucht, der legendären Whiskymarke von der Insel Islay (gesprochen: Eilah), deren Geruch in etwa so beschrieben werden kann: Wie ein abgebranntes altes Ledersofa, das man zum Löschen in einem Torfmoor versenkt hatte, wo es 10 Jahre lag. Der Geschmack hingegen ist kaum zu beschreiben.

Und was empfiehlt mir Youtube danach anzuschauen? Wenn das kein Zufall ist: eine Laphroaig Verkostung, ins Netz gestellt von eben diesem Michael Mittermeier. Genauer, es geht um den in kleinen Fässern gereiften Quarter Cask, der mit 48 Prozent schon fast als Desinfektionsmittel für die beim Einkauf zu tragenden Masken geeignet ist. Mittermeier ist offenbar Whiskyliebhaber, sein Laphroaig Clip gehört zu einer Reihe, die er „Mittermeiers Whisky Montag“ nennt und in der auf Youtube Whiskys präsentiert werden. Ich habe mir das Video angesehen und für gut befunden, dennoch zögerte ich zunächst, es hier zu empfehlen. Denn dass Mittermeier ausgerechnet mit „Herrn Bongo“ (Captain Beefheart über den Gutsänger Bono von U2) eine Flasche kostbaren Laphroaig 30 geleert hat, ist schwer zu verzeihen. Bono ist nun einmal Bongo, und außerdem kennt sich „pro Bongo, contra malum“ als Ire vielleicht mit Whiskey, aber niemals mit Whisky aus. Bongo würde einen schottischen Single Malt, und koste er Fantastillionen Euro, vermutlich mit Cola und Eis trinken, Hauptsache, die Cola ist fair angebaut und das Wasser fürs Eis fair gezapft. Eine Schande. Dennoch, ich will Mittermeier das durchgehen lassen; seine Vorstellung der Laphroaigs bei Youtube ist sympathisch, ganz und gar nicht snobistisch und gekünstelt, und außerdem soll man mit Menschen, die dem Spiritussellen zugewandt sind, niemals über Politik, Religion, (V)Iren und Bongo streiten.

Zurück zu extraterristrischem Geschehen. Wegweisend für das Genre des Science Fiction Films war die Serie „Flash Gordon“, produziert in den 1930er Jahren nach einer beliebten Comicserie mit dem Schwimmer, Olympiasieger und Mimen Buster Crabbe, diversen Fieslingen und schönen Frauen wie Jean Rogers (blond) und Priscilla Lawson (unblond). Flash Gordon kommt an unfreiwilliger Komik mühelos an die Clips des oben bereits verlinkten Channelmediums Nancy Holten heran, bietet darüber hinaus auch noch jede Menge Action. Etliche Episoden von Flash Gordon in deutscher Synchronisation kann man unter diesem Link bestaunen; hier muss allerdings mal wieder der dringende Hinweis  gegeben werden, dass man sich das tunlichst nur mit absolut dichter Gummihose wagen sollte.

Dies gilt auch für die allermeisten Filme, die der Youtube Kanal „Cult Cinema Classics“ und etliche andere bieten. Ob Krimi oder Science Fiction, ob Horror oder Abenteuer – Filme mit Titeln wie „Das Ungeheuer aus der verfluchten Höhle“, „Der Schurke verfolgt sie“, „Krieg der Satelliten“, „König der Zombies“ oder „Der Roboter gegen die Aztekenmumie“  sind allesamt Beispiele dafür, dass das Filmen von tollpatschig herumstolpernden Monstern, Robotern oder Zombies viel zu billig möglich war und sich quasi jeder, der ein paar Dollar gespart oder geschnorrt hatte, als Filmemacher versuchen konnte. Ed Wood ist vielleicht der bekannteste dieser Filmemacher, er scheute sich nicht, einer Kirchengemeinde beizutreten und dieser zu versprechen, dass ihre Botschaft im Film verbreitet würde, um sich von dieser im Gegenzug seinen Film bezahlen zu lassen.

Natürlich kam die Botschaft nirgends vor, dafür flogen Radkappen (manche sagen, es waren Mülltonnendeckel) an Fäden durch die Luft, deren Insassen – Aliens natürlich – froh sein konnten, dass Frisbee aus Reno zu dieser Zeit noch gar nicht auf der Welt war. Woods wohl berühmtestes Machwerk ist „Plan 9 from Outer Space“, ein Film, so gnadenlos tumb, dass er eine weltweite Fangemeinde besitzt. Nicht nur die Ufos sind skurril, auch der Auftritt des einst berühmten, inzwischen aber physisch und psychisch abgestürzten Bela Lugosi hat es in sich. Zu allem Unglück stellte während der „Arbeit“ an „Plan 9“ Lugosi auch noch seine metabolischen Prozesse für immer ein, wodurch Ed Wood gezwungen war, eine Reihe von Szenen mit einem Ersatzvampir zu drehen; der besaß allerdings nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Original. „Plan 9 from Outer Space“ sollte man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen, auch wenn einem beim Zuschauen die Frage durch den Kopf geht, wie wohl die Pläne 1 bis 8 ausgesehen haben mögen.

Aus den Mülltonnen eines Filmstudios gezogen

„Killers from Space“, „Frankenstein Meets the Space Monster“, „Invasion of the Saucer Men“, „The Wasp Woman“, „The Amazing Colossal Man“, „Attack Of The Crab Monsters“, „Monster from Green Hell“, „Scared to Death“ mit einem diabolisch dreinblickenden Bela Lugosi, „The Flesh Eaters“ „The Brain Eaters“ – die allermeisten dieser Filme können nicht halten, was ihr Titel oder das Plakat versprach. Die Riesenspinne, die dreiviertel nackte Frau in den Klauen eines Ungeheuers und die mysteriöse Welt eines fernen Planeten kommen entweder gar nicht vor, oder wenn, dann nur für wenige, unterbelichtete Augenblicke, die zudem noch im Dreivierteldunkel spielen, damit man die Fäden an den Fangarmen nicht sehen kann oder die Räder des Autos, mit deren Hilfe sich die Monsterspinne durch die Lande bewegt. Es wird viel gequasselt, beim Autofahren, beim Rumstehen, in spärlich eingerichteten Laboren oder Kommandozentralen sitzend, Frauen stolpern, machen sich Sorgen oder als Assistentin nützlich, manchmal auch als Beute, dazu gibt es billig eingekauftes „Footage“, also fertige Filmsequenzen, die für alles mögliche verwendet werden können. In „Plan 9“ sind das zum Beispiel rollende Panzer, fahrende Jeeps und feuernde Flaks; vermutlich hat Wood die aus den Mülltonnen eines Filmstudios gezogen. Deren Deckel er dann gleich mitnahm. 

Man darf nicht vergessen, dass in der Blütezeit des Schundfilms das Kino der einzige Ort war, der diese Art von Zerstreung bot. Bekloppter als das, was uns heute die Staatsmedien präsentieren, waren Filme über Riesenspinnen, Riesenameisen, Riesenfrauen und Riesenufos damals auch nicht. Die Leute waren dankbar für alles, was ihnen geboten wurde, und natürlich auch die vielen Schauspieler und Regisseure, die sich alle erhofften, eines Tages einmal ein Star zu werden. Manche schafften das, Steve McQueen, Lee van Cleef, Francis Ford Coppola, Clint Eastwood, sie begannen mit schundigen Nebenrollen und B-Movies.

Lee van Cleef zum Beispiel  gerät bei dem Versuch, mit Hilfe einer Lötlampe ein Monster zu töten, das laut Frank Zappa aussieht wie ein auf den Kopf gestelltes Eishörnchen mit Fangzähnen, in dessen Klauen. Zappa liebte den Film, hier kann man die beschriebene Szene sehen, und wenn Sie jetzt von der unerträglichen Spannung angefixt sind: Hier ist der ganze Film, in dem Sie noch ein weiteres bekanntes Gesicht entdecken können. Denn auch Peter Graves war einmal jung und brauchte das Geld. Ein wirklich sehenswertes Beispiel für den Schund der frühen Jahre ist „The Terror“, gedreht vom legendären Roger Corman unter Mitarbeit des jungen Francis Ford Coppola und mit einem Hauptdarsteller, der später einer der ganz Großen in Hollywood wurde. 

Nach so viel Action fürs Auge wird es jetzt wieder ruhiger. 26 Minuten vom Aller- , Allerfeinsten. Harry Rowohlt liest „Knolls Katzen“. Mehr sei nicht gesagt. Oder doch: Absolut dichte Gummihose anziehen! 

Soviel für den heutigen Sonntag. Morgen ist Feiertag, und dann geht es weiter mit meiner furchtlosen Entdeckungsreise durch die wundersame Welt von Haul, Howl und Hohl. Bleiben Sie dran.  

Um noch mal auf Frisbee zurück zu kommen: nach vielen vergeblichen Versuchen, ihn und seine Bagage von dem besetzten Grund und Boden zu vertreiben, gelingt das schließlich zwei weiblichen, also gewitzten Sheriffs. Sie erzählen Frisbee, die Juden hätten Amerika gestern übernommen und alle Bewohner des Landes, vor allem die Kinder, müssten jetzt Juden werden. Unter der Hand stecken sie dem entsetzten Redneck, viele Menschen wären inzwischen auf der Flucht, in Richtung Mexiko. Woraufhin Frisbee eilig seine Familie zusammentrommelt...

Foto: Archi Bechlenberg

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Alexander Seiffert / 31.05.2020

PS: Wie der Zufall es will, startet demnächst eine komplett neu gedrehte Staffel von Reno 911!

Alexander Rostert / 31.05.2020

Die Szene mit dem Cop, der den fehlenden Zucker im Kaffee für ein geheimes Zeichen hält und zurückkehrt, ist eine Reminiszenz an Clint Eastwood in Dirty Harry 4. “Too much sugar”. Auch auf YouTube.

Alexander Seiffert / 31.05.2020

Glückwunsch zum Entdecken von Reno 911! Wie so viele englischsprachige Comedys, nie akkurat übersetzt und daher heirzulande gefloppt (siehe Seinfeld). Reno ist eine der Serien, die zeitlos sind und immer gehen. Das liegt einerseits am Format mit vielen, kurzen Einsätzen. Aber auch an den Schauspielern. Viele der Gastauftritte sind Komiker, die bereits damals erfolgreich waren oder es bis heute wurden. Mein Lieblingsverbrecher: Terry, der zwanghaft lügende Kleinkriminelle auf Rollschuhen und tuntigster Prostituierter aller Zeiten. Tuntig auch der Anführer der Polizisten, Lt. Dangle. Dessen Schauspielers Klasse wurde mir erst neulich wieder bewusst, als ich das Exklusiv-Interview Stephen Colberts mit Tiger King sah (sehenswert) und mehrmals ergooglen musste ob es echt war - war es nicht, es war Lt. Dangle! Aprospos Stephen Colbert: Er wurde durch “The Colbert Report” berühmt, eine täglich ausgestrahlte Mock-Fox-News-Nachrichtensendung. Darin spielt er einen konservativen TV-Moderator vom Schlage eines O’Reilly oder Hannity. Abgesehen von der schauspielerisch unerreichten Leistung, in dieser Rolle Live-Interviews mit seinen Gästen zu führen, hatte die Sendung etwas, dass sie wie Reno “echter” machte als der Durchschnitt: Stramm linksliberale Komiker, die sich über ihr Feindbild lustig machen (Pampa-Polizisten bzw. Fox-News), es aber in/dank ihrer Rolle hinbekommen sich über ihr eigenes Lager (Polizei- bzw. Fox-News-Hasser) ebenso zu amüsieren. Der Colbert Report dürfte das letzte Mal gewesen sein, dass “social justice warriors” über sich selbst lachten. Weitere Serien-Tipps: Louie (von Louie CK) und Curb Your Enthusiasm

P. Wedder / 31.05.2020

Danke für diesen kurzweiligen Artikel. Und für die vielen YouTube Tipps. Habe mich sehr amüsiert.

Gabriele H. Schulze / 31.05.2020

“Durch und durch unkomischer Mensch”? Gut, Sie als solcher vielleicht, aber obviously haben Sie doch einen ausgeprägten Sinn für Komisches, Herr Bechlenberg. Ich würde ja gern “Get Smart” - die TV-Serie aus den Sechzigern -  auf YouTube oder dailymotion servieren. Allein schon wegen des Schuhtelefons. Gibt es aber leider nur auf DVD. Trotzdem! Schöne Pingschten noch!

Gerd Heinzelmann / 31.05.2020

Ich habe meine Prepaid mal wieder voll überzockt. YouTube also erst in Kürze. Mitter ist empfindlich und er hat keine Ahnung, wer über ihn wacht!

Christian Bangard / 31.05.2020

Lieber Herr Bechlenberg, Danke für die unterhaltsame Sonntagslektüre und die Erinnerung an den Laphroaig, dessen Geschmackserlebnis Sie treffend beschrieben haben. Er ist fester Bestandteil meiner Hausbar und eher mein “Herbstwhiskey”, aber auf diesen gelungenen Artikel werde ich ein Glas leeren. Slainte!

M. Hartwig / 31.05.2020

Schön ist auch El Reno in Oklahoma, da forschte der geniale Videokünstler Geoge Kuchar über die Stürme des Lebens. Die wunderbare Kuratorin Katrin Rhomberg lud Kuchar 2010 zur 6. Biennale nach Berlin ein, zeigte dessen Videos auf unzähligen alten Röhrenfernsehapparaten in einer rottigen Garage hinter dem Finanzamt am Mehringdamm. Kuchar selbst kam damals via skype ins Arsenal-Kino und kam ähnlich schräg rüber wie seine Filme, von denen einige auf youtube zu sehen sind.

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