Peter Grimm / 21.08.2017 / 17:06 / Foto: Pressens bild / 10 / Seite ausdrucken

„Einige Faschisten hatten Probleme bei der Anreise“

„Alle reden vom Wetter, wir nicht", hieß einmal ein berühmter Werbeslogan der Deutschen Bahn. Der scheint jetzt viele Medien zu inspirieren. So nach dem Motto: "Alle leiden unter Anschlägen auf die Bahn und Zugausfällen, wir nicht". Da wird durch Brandanschläge auf geschickt ausgewählte Signalanlagen der gesamte Bahnverkehr der deutschen Hauptstadt in Richtung Nordwesten und Westen für Tage gestört, während deutsche Medienmacher viel zu entspannt sind, um zu fragen, wer denn eigentlich einen solch wirkungsvollen Anschlag zu verantworten hat. Diese neue deutsche Gelassenheit ist wirklich beeindruckend.

Am Sonnabend wurde man in den Nachrichten kurz informiert, dass es diese Anschläge im Großraum Berlin gegeben habe und deshalb alle Züge aus und in Richtung Hannover und Hamburg weiträumig umgeleitet werden müssten. In manchen Berichten war von Auswirkungen auf weite Teile des ost- und norddeutschen Bahnverkehrs die Rede. Aber gut, es war Samstag, da musste man sich nicht aufregen, denn wer ist da schon unterwegs? Bis zum Sonntag würden die Signalstörungen schon behoben sein. Das hat zwar explizit kein Verantwortlicher behauptet oder gar versprochen, aber durch die äußerst zurückhaltende Berichterstattung konnte man das annehmen. Und zum Glück hatte ich ja auch erst für den Sonntag eine Bahnfahrt geplant. Außerdem nicht aus Norden oder Westen, sondern aus dem Süden nach Berlin.

Am Sonntag wurde dem Reisenden bei einem Blick auf die Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn schnell klar, dass nicht alle Schäden behoben sein konnten. Bei dem Anschlag muss es sich also doch um etwas Größeres gehandelt zu haben. Allerdings blieb die Berichterstattung weiterhin äußerst entspannt. Gut, vielleicht haben sich die Maßstäbe da auch verschoben, denn hier waren keine Menschenleben zu beklagen, wie bei den Fahrzeug- und Messerattacken der Tage zuvor.

Vandalismusschäden?

Wenn alle so entspannt sind, dann kann man ja ganz gelassen in den ICE nach Berlin einsteigen, der hernach weiter nach Hamburg fahren soll. Die Bahn informierte im Zug ganz schnell mit der Ansage, dass der Zugverkehr „aufgrund von Vandalismusschäden“ umgeleitet werden müsse und sich die Fahrzeit nach Hamburg dadurch voraussichtlich um zwei Stunden verlängere. Unter den Mitreisenden schwanden Entspannung und Gelassenheit. Jetzt machten Geschichten vom Chaos auf den Schienen die Runde. Vandalismus? Eine merkwürdige Umschreibung. Man denkt an Jugendliche, die die Scheibe eines Buswartehäuschens zerstören oder einen Sitzbezug aufschlitzen. Aber damit kann man nicht tagelang Bahnstrecken stilllegen. Warum diese Verharmlosung? Warum werfen die Berichterstatter über Anschlag und Bahnchaos nicht einmal die Frage auf, wer denn dafür mutmaßlich verantwortlich war?

Eigentlich weiß natürlich jeder, warum: Diejenigen, die sich im politisch-medialen Komplex besonders engagiert geben, möchten die Antwort auf diese Frage nie bekommen, weil sie sich in ihrem Weltbild als falsch anfühlt. Das ist wie mit den Mördern, die mit einem „Allahu akbar“-Ruf auf den Lippen „Ungläubige“ umzubringen versuchen und man, so lange es geht, liest und hört, dass das Motiv noch unklar sei und es sich ja auch um eine psychische Störung des Täters gehandelt haben könnte. Allerdings sind die Männer, die für Allah töten, nicht bekannt dafür, dass sie gezielt Bahnsignalanlagen zerstören, mit denen man zwar den Bahnverkehr lahm legt, die aber meist nicht tödlich enden, mithin nach dem Geschmack der meisten Islamisten wahrscheinlich zu wenig Schrecken verbreiten. Aber auch Linksextremisten gehören ja in einigen Redaktionen und Ministerien eher zu einer schützenswerten Spezies und gelten als Verbündete im "Kampf gegen rechts". Wenn die mal über die Stränge schlagen, dann darf man nicht kleinlich sein.

„Die Polizei geht davon aus, dass Linksextremisten hinter den Anschlägen stecken und die Taten im Zusammenhang mit dem bevorstehenden G20-Gipfel in Hamburg stehen“, hieß es noch im Juni in der Berichterstattung über eine ähnliche Anschlagsserie auf Bahn-Signalanlagen, mit den regionalen Schwerpunkten Berlin und Hamburg. Doch der G20-Gipfel ist schon eine Weile Vergangenheit. Das Staatsversagen in Hamburg, als es einem linksextremen Mob gelang, eine Zeit lang ganze Straßenzüge zu terrorisieren, zu rauben und zu brandschatzen, ohne von der Polizei gestört zu werden, ist gerade etwas vergessen. Eine vertiefte Berichterstattung über neue linksextreme Anschläge könnte in der Öffentlichkeit die unschönen Erinnerungen wieder hervorholen. Doch wer will sich schon, Wochen vor der Bundestagswahl, mit solchen Fragen befassen?

Kein Thema für die öffentliche Debatte

Jeder weiß natürlich, dass solche Anschläge auf die Bahn bei den Linksextremisten äußerst beliebt sind und dass sie inzwischen Erfahrungen gesammelt haben, wie man den Bahnverkehr am effektivsten lahmlegt. Bei den Anschlägen im Juni hatten es die Täter geschafft, deutschlandweit 13 Bahnstrecken massiv zu beschädigen.

Ging es damals um G20, so bot sich diesmal der „Kampf gegen rechts“ als willkommener Anlass an. In Berlin wollten Neonazis den Todestag von Rudolf Heß für eine Demonstration am Ort des ehemaligen Kriegsverbrechergefängnisses in Berlin-Spandau nutzen. Dies wollten alle "Kämpfer gegen rechts", egal welcher politischen Couleur, natürlich gern verhindern. Dass das mit den Anschlägen auf die Bahn auch teilweise gelang, erfreute die Aktivisten auf Linksunten.indymedia, auch wenn sich niemand explizit dazu bekannte: „Einige Faschisten hatten aufgrund von Brandanschlägen auf die Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg Probleme bei der Anreise. Sie konnten nicht bis nach Spandau gelangen, führten aber mit ca. 200 Leuten eine Spontandemonstration in Falkensee durch.“ Für viele Wohlmeinende ist es auch kein Thema für die öffentliche Debatte, was die Verbündeten im „Kampf gegen rechts“ so treiben.

Also wird die Berichterstattung möglichst zurückgefahren oder auf andere inhaltliche Schwerpunkte verlagert, auch wenn sich die Kollegen, die in diesem Zusammenhang nichts von Linksextremen berichten wollen, dabei nicht immer ganz geschickt anstellen, wenn man in den Medien am Montag sieht.

Am ersten Tag nach dem Wochenende stockt der Verkehr auf den anschlagsbetroffenen Strecken noch immer. Die Verspätungen werden zwar kleiner, aber die Folgen sind für viele Bahnreisende spürbar. Und was schreibt beispielsweise die Welt? Unter der Überschrift „Neonazis stranden und wüten in Kleinstadt“ erfährt der geschockte Leser: „Die Gruppe meldete daraufhin eine Spontandemonstration in Falkensee im Havelland an, lief zwei Stunden lang durch die Kleinstadt und beschädigte dabei das Schaufenster eines Büros der Grünen.“

Es wird kein Wort darüber geschrieben, wie viele Bahnreisende an den drei Tagen von den Anschlagsfolgen betroffen waren. Der Schaden, den zahlreiche ganz normale Reisende hinnehmen mußten, dürfte größer gewesen sein als der Gegenwert einer Falkenseer Schaufensterscheibe.

Ein Zusammenhang wird nicht ausgeschlossen

Wer am Sonntag in Berlin gesehen hat, wie gereizt und genervt Reisende nach Hamburg oder Hannover waren, hätte einen anderen Schwerpunkt in der Berichterstattung wählen müssen.

Kommen wir am Ende doch noch zu den Urhebern: Noch schöner als alles bisher Zitierte ist jener Satz, der in den Artikeln vieler Blätter auftaucht, weil er wohl einer Agenturmeldung entnommen ist. So ganz kommt man ja schließlich nicht umhin, die mutmaßliche Urheberschaft an diesen Anschlägen zu erwähnen: „Die Polizei schließt bei dem Motiv für die Brandanschläge einen Zusammenhang mit der Neonazi-Demo in Berlin nicht aus.“

Da wurde jedweder Hinweis auf den Linksextremismus aber ungemein geschickt umspielt. Läge darin nicht eine unglaubliche Verharmlosung von Anschlägen auf die Verkehrsinfrastruktur, so könnte man darüber lachen. Oder ist es vielleicht doch einfach nur die neue Gelassenheit? Dann müssten die Meinungsbildner ja ebenso entspannt sein, wenn irgendwann Rechtsextremisten am Schienennetz zündeln sollten.

Der Beitrag erschien auch auf Peter Grimms Blog sichtplatz

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Leserpost

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Michael Hoffmann / 22.08.2017

In Herne wurden in der Nacht zum Dienstag das Privatauto der Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering und ein PKW der SPD abgefackelt. Die Suche nach den offenbar schwarz gekleideten Männern erfolgte mit Hunden und Hubschrauber. Es muß nur die Richtigen treffen, dann läuft der Apparat zur Höchstform auf.  Wer in einer gepanzerten Limousine unterwegs ist, dem ist die Versorgungssicherheit beim ÖPNV ziemlich wurscht. Beim G20-Gipfel konnten unsere Fürsten ja auch genüßlich Champagner schlürfen, während draußen der Mob tobte. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum islamische Anschläge nicht gezielt auf die herrschende Elite gerichtet sind. Dann wäre dieser Spuk nämlich schnell vorbei.

Siegfried Heiden / 22.08.2017

Vor ein paar Monaten blockierten Linksextremisten die Bahnlinie bei Buchholz/Nordheide, um angebliche “Atomtransporte” zu verhindern, in dem sie sich von Brücken abseilten und so die Züge nicht fahren konnten. Zahlreiche Züge mussten umgeleitet werden. Welcher Schaden genau entstand, wurde nicht bekannt. Die Haupttäterin, eine französische Lehrerin mit eigener Wiki Seite, welche in einem Bauwagen in Lüneburg wohnt, ist offiziell schwerbehindert und arbeitsunfähig, und lebt von Spenden, welche ihr von einer Bürgerstiftung zur Verfügung gestellt werden. Der damals noch einer rot-grünen Landesregierung unterstellte Staatsanwalt stellte das Verfahren ein, obwohl die Dame wegen des gleichen Deliktes bereits vorbestraft ist. Das NDR “Hamburg Journal” brachte die Meldung zur jüngsten Streckensperrung so verklausuliert, das man glauben konnte, das die rechten Demo Teilnehmer die Schaltkästen manipuliert hätten.

Stephan Müller / 22.08.2017

Die perfekten Zutaten für den Untergang unserer Demokratie: Ein paar Nazi-Idioten, das Antifa-Netzwerk mit Verbindungen bis in die Parlamente und Ministerien, und Medien, welche dem Bürger Sand in die Augen streuen. Wenn die Destabilisierung einen gewissen Punkt erreicht hat, übernehmen dann die zornigen jungen Männer, welche erst seit kurzem hier wohnen.

Hans-Ullrich Hendriks / 22.08.2017

Kein Terror? Der Terror (lat. terror „Schrecken“) ist lt. wikipedia die systematische und oftmals willkürlich erscheinende Verbreitung von Angst und Schrecken durch ausgeübte oder angedrohte Gewalt, um Menschen gefügig zu machen. Vielleicht wurde ja neben den Gleisen ein Hinweis auf psychische Probleme eines der Täter gefunden (sieh gestriger Anschlag in Marseille). Im Hessischen Rundfunk hörte sich die Nachricht übrigens ungefähr so an: Unbekannte haben Anschlag auf die Bahnstrecke Berlin - Hamburg verübt. 250 Rechtsradikale wurde an der Weiterreise nach Berlin gehindert. Eben auch nichts von Tausenden Reisenden, die nicht weiterkamen oder den Umfang der Schäden. Aber sich aufregen, dass die Bahn “immer” verspätet ist und immer teurer wird.

Hubert Bauer / 21.08.2017

Ich finde es sehr verstörend, wenn Neonazis zum Todestag von Rudolf Hess einen Aufmarsch machen wollen. Sowas ist natürlich auf das Schärfste zu verurteilen. Aber müssen dafür zigtausende Bahnreisende tagelang von linken Vollpfosten in “Geiselhaft” genommen werden? Der allergrößte Teil der Bevölkerung will die rechten Vollpfosten einfach nur ignorieren, was zugleich der sicherste Weg ist, dass sie von alleine verschwinden. Und ansonsten wollen diese Menschen sicher und schnell mit der Bahn zum Shoppen (Sa), zum Sightseeing (So) oder zum Arbeiten (Mo-Fr). Schade, dass unter den Linken nicht mal die Intellektuellen einen Ansatz von Vernunft erkennen lassen.

Arnd Siewert / 21.08.2017

Wenn die Wahrheit so gebündelt von der Medienlandschaft entstellt propagiert gleich den Personenbeschreibungen-blaue Jeans, graue Kaputzenjacke und weiße Turnschuh -drängt sich der Vergleich zur Lüge auf. Diese stellt Tatsachen denn auch nur in ein falsches Licht. Und am Chorcharakter der Berichterstatter wird Vorsatz deutlich und die Polizei wird entmündigt zum Deppen. Unrecht Gut gedeihet nicht. Gleichgeschaltet zeugt von Diktatur

Ralph Paul / 21.08.2017

Heute,  ICE692, Halt Spandau fällt aus wg Vandalismus, Ankunft Berlin Hbf +35. “Alles Faschisten und Nazis im Zug, waa”—Das Pack sagt Danke Gruß aus Braunschweig

Bernhard Freiling / 21.08.2017

Also doch Lügenpresse und Fake-News Verbreiter?

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