Nach dem Hetzartikel gegen die Montagsgebete in der „Leipziger Volkszeitung“ nun die Hetzjagd: wieder werden Besucher des Montagsgebetes festgehalten, ihre Personalien überprüft, vorläufig festgenommen. Einer der Gebetsteilnehmer, Sven Kulow, wird beim Verhör zusammengeschlagen, dann verhaftet. Er bleibt bis zur Amnestie für alle politischen Gefangenen im Oktober in Haft.
„Bild“ beschäftigt sich mit den „heimlichen Rauchern von Bonn“ und präsentiert sie mit Foto: Kohl, Rau, Blüm und andere, die heute schon ganz vergessen sind. Nichts ist so vergänglich, wie der Ruhm von Politikern.
Das „Neue Deutschland“ berichtet vom Beschluss der 11. Tagung des Zentralrates der Freien Deutschen Jugend, Ende Mai 1990 das XIII. Parlament der FDJ in Berlin abzuhalten. Natürlich konnte niemand ahnen, dass der Beschluss schon im Moment, da er gefasst wurde, Makulatur war.
Die G8-Staaten veranstalten einen peinlichen Eiertanz um die Ereignisse im Iran, der einem Verrat an der Demokratiebewegung gleich kommt. Zwar verabschieden sie ein Papier, in dem sie ihre „tiefe Besorgnis“ über die Gewalt gegen die Demonstranten ausdrücken, machen aber gleichzeitig klar, dass sei sich nicht in die „inneren Angelegenheiten“ des Iran einmischen werden. Von Sanktionen ist nicht mal andeutungsweise die Rede. Während ein hoher Geistlicher im Iran heute die Todesstrafe ohne Gnade für die Anführer der Demonstranten fordert, verhalten sich die Politiker des Westens, wie sie sich der Opposition in Osteuropa gegenüber verhalten haben: distanziert, abwartend, ohne wirkliche Sympathie. Politiker scheinen es generell nicht zu mögen, wenn die Macht eines der Ihren auf der Straße in Frage gesellt wird.