Das „Neue Deutschland“ titelt passend zu den Ereignissen des Tages: „Unser Land braucht die Ideen und taten eines jeden Bürgers“. Das setzen die Bürgerrechtler in die Tat um. In Dresden treffen sich 20 Bürgervertreter zum zweiten Rathausgespräch mit Oberbürgermeister Berghofer. Der erklärt, dass die Gespräche beendet werden müssten. In Halle versammeln sich 2000 Demonstranten auf dem Marktplatz. Sie stehen einem Großaufgebot von Sicherheitskräften gegenüber, die versuchen, durch Rempeleien und Schläge die friedliche Kundgebung zu Gewaltakten zu provozieren. Das gelingt nicht. In Leipzig finden wieder in zwei Kirchen Friedensgebete statt. Danach demonstrieren 120000 Menschen . Diesmal begeleitet sie der Ruf „Wir sind das Volk!“ von Anfang an.Angeblich soll Egon Krenz in der Stadt sein, um den Einsatz der Sicherheitskräfte persönlich zu überwachen. Die sind aber mehrheitlich nicht mehr gewillt, gegen ihre Nachbarn, Freunde, Bekannte oder sogar die eigene Familie vorzugehen. Die Machthaber in der DDR haben den Dialog bisher verweigert. Die Straße sei dafür nicht der geeignete Ort. Nun zeigen die Demonstranten auf einer Vielzahl von Spruchbändern, was sie in diesem Dialog sagen wollten. Staatschef Honecker verfolgt in Berlin in einer Direktübertragung des operativen Fernsehens der Staatssicherheit die Demonstration gemeinsam mit Stasichef Mielke und andern Politbüromitgliedern. Er ist erschüttert. Erstmals können auch die Menschen in der Bundesrepublik Bilder von der Montagsdemonstration sehen. Walter Kempowski sitzt vor dem Bildschirm, freut sich an den Bildern und fragt sich, wann seine Heimatstadt Rostock endlich aufwacht.