Gastautor / 27.03.2017 / 06:00 / Foto: Government.ru / 52 / Seite ausdrucken

Die neue Kunst: Zwischen den Zeilen lesen

Von Jochen Heistermann.

„Denn was man schwarz auf weiß besitzt kann man getrost nach Hause tragen“, dichtete Goethe in seinem Faust und drückte damit aus, wie vertrauenswürdig das gedruckte Wort zu seiner Zeit war. Mir geht es seit einiger Zeit so, dass ich bei Nachrichten – insbesondere von Gewaltverbrechen – die Kunst entwickele, zwischen den Zeilen zu lesen, also die eigentliche Botschaft eines Artikels zu entschlüsseln. Diese Methode führt leider auch zu Vorurteilen. Eine bessere Aufklärung seitens der Medien würde die Ressentiments allerdings obsolet machen.

Ich bediente mich im Februar 2015 erstmals bewusst dieser Technik.  Damals kam es zu zwei Anschlägen in Kopenhagen binnen weniger Stunden auf ein Cafe und eine Synagoge, wobei der Einzeltäter mehrere Menschen erschossen beziehungsweise verletzt hat und dann gefasst wurde. Über den Täter war zu lesen, dass er aus Kopenhagen stamme und „gebürtiger Däne“ sei. Ich hatte damals aufgrund des Tathergangs und der zeitlichen Nähe zu Charlie Hebdo spontan an islamischen Terror gedacht und sah mich eines Besseren belehrt - offenbar verübten auch Dänen solche Anschläge. Nur der Begriff „gebürtiger Däne“ verwirrte mich, da er von den Medien unisono benutzt wurde. Ein Blick in die Presse unserer Nachbarländer brachte Erstaunliches zutage, dort war von dem gleichen Anschlag die Rede, nur als Täter wurde „der in Dänemark lebende Islamist Omar Abdel H.“ genannt, außerdem gab es ein Foto, das einen arabisch aussehenden schwarzbärtigen Mann zeigte mit wirrem Blick. Er sah genau so aus wie sich Lieschen Müller einen Terroristen vorstellt.

Der nächste Fall kam aus Graz in Österreich. Dort raste im Juni 2015 ein „26jähriger Österreicher“ mit seinem SUV durch die Stadt, tötete drei Menschen und verletzte 36 weitere. Hier war meine spontaner Gedanke auch, dass nun auch Österreicher solche Anschläge begehen und nicht nur Islamisten. Aber da ich mich an Kopenhagen erinnerte, brachte eine Recherche der meist ausländischen Medien zutage, dass der Täter mit seiner Familie als Kind aus Bosnien eingewandert war und Kontakte zum IS hatte. Laut einem Gutachten galt er als schizophren und damit schuldunfähig, später wurden andere Gutachten erstellt und er als schuldfähig diagnostiziert. Nachdem ein islamischer Hintergrund zunächst kategorisch ausgeschlossen worden war, kam heraus, dass er seine Frau unter Schlägen zum Tragen eines Kopftuchs gezwungen hatte und diese ihn daraufhin verlassen hatte.

Leser-Kommentare schließen häufig die Lücken der Berichterstattung

Den aktuellen Fall des „39jährigen Franzosen“, der in Paris Orly einen Anschlag versuchte, brauchte ich gar nicht mehr im Ausland nachzulesen. Unter den Leserkommentaren der deutschen Medien fanden sich genug Leser, die mir diese Arbeit abgenommen haben und die ausgeblendeten Informationen dort nachlieferten. Also scheine ich nicht allein zu sein mit meiner neuen Art des Lesens.

Beim Attentat in London kamen die deutschen Leitmedien durch ihre Leser stark unter Druck. Während die Engländer stets Fakten berichteten, die sie Stück für Stück erweiterten, um nach etwa 24 Stunden ein klares Bild des Anschlags zu liefern, quälten sich die deutschen Medien weiterhin damit, ihren Lesern das Wissen zusammen mit der „richtigen“ Meinung zu verkaufen. Die Leser informierten sich allerdings parallel aus den englischen Medien und ergänzten in den Kommentaren gleich die in Deutschland zurückgehaltenen Fakten.

Am Ende stellten die großen deutschen Medien fast schon erleichtert in den Vordergrund, dass der Täter „gebürtiger Brite“ sei, während die englischen Leitmedien eine Art Steckbrief über den Täter herausbrachten, aus dem klar wurde, dass dieser zwar einen britischen Pass hatte und in England lebte, aber geprägt war von einer islamischen Parallelgesellschaft. Diesen Zusammenhang muteten uns die deutschen Medien nur ungern zu.

Im Grunde war ich niemals sonderlich an der Berichterstattung über Gewalttaten interessiert. Der Grund dafür war, dass ich in Deutschland selber nie in Gefahr war, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden. In den 30 Jahren, in denen ich in München lebte, wurde ich nicht einmal angegriffen, obwohl meine Endstation Neuperlach-Süd als „gefährlich“ galt, was sie aber definitiv nicht war. Ein Blick in die Statistik der Morde in Deutschland unterstützte mein subjektives Empfinden: In der Zeit vor 2015 gab es unter 300 Morde im Jahr bei immerhin 82 Millionen Einwohnern, wobei fast alle Fälle im privaten Raum passierten, das heißt auf der Straße konnte man eher davon ausgehen, eines natürlichen Todes zu sterben als durch einen Angriff.

Nach der Grenzöffnung 2015 strömten bekannterweise über eine Million meist junger Männer aus Krisengebieten ins Land und ich wurde etwas verunsichert dadurch, dass die meisten dieser Männer ohne Identifizierung der Person eingelassen wurden. In der "Welt" war bereits im Februar 2015 ein Artikel erschienen, der von dem Einschleusen von Terroristen des IS als Flüchtlinge berichtete. Zu meiner Beruhigung versicherte Justizminister Heiko Maas jedoch, dass Terroristen ausschließlich mit dem Flugzeug kämen und es undenkbar sei, dass sie sich unter die Flüchtlinge mischten.

Verschweigen führt zum Verdacht

Nun fand ich das aber gar nicht so undenkbar und mittlerweile gibt es genug Gewaltverbrechen von Paris über Brüssel bis Berlin, an denen Terroristen beteiligt waren, die sich unter die Flüchtlinge gemischt hatten und es ausnutzten, dass sie in Deutschland nicht ordnungsgemäß erfasst wurden. Mir geht es aber nicht primär um Terroristen, denn es reicht aus, wenn ich zusammengeschlagen, ausgeraubt oder niedergestochen werde auf der Straße, was wahrscheinlicher ist als Opfer eines Terroristen zu werden.

Diese Situation veränderte meine Wahrnehmung insofern, als dass ich seit geraumer Zeit bei Berichten über Gewaltverbrechen wissen möchte, ob es sich um eine Einzeltat handelt oder einen Terroranschlag. Mir ist dabei recht, dass es einen Täterschutz gibt in Form von Anonymisierung der Daten, nur möchte ich erfahren, ob die Gewalttaten im öffentlichen Raum einen terroristischen Hintergrund haben. Dazu sind mir ein paar Daten wichtig wie Vorname, gegebenenfalls Religion oder politische Einstellung. Damit kann ich dann einordnen, ob die Gewalt durch einen Gestörten kam oder von links, rechts beziehungsweise Islamisten. Mehr muss ich nicht wissen, außer wie es den Opfern geht und der Rest geht mich einfach nichts an. Aber weniger zu wissen reicht mir nicht, denn das Verschweigen dieser Informationen führt zu dem Verdacht, dass Medien und Politik die Folgen ihres Verhaltens verschweigen wollen. Diese fehlenden Informationen machen mich wachsamer und misstrauischer und wirken in keiner Weise beruhigend.

Seit Anfang März 2017 häufen sich Gewalttaten in der Öffentlichkeit und die Presse verlegt sich auf eigene, sehr seltsame Sprachschöpfungen, die den Raum für Spekulationen weit öffnen. Beginnen wir mit dem Fall, bei dem die Informationen sogar für mich zu viele waren. In Herne wurde ein 9jähriges Kind ermordet und über den Täter erfuhren wir mehr, als das sonst üblich ist: Der volle Name „Marcel Hesse“ wurde mitgeteilt und ein unverpixeltes Bild veröffentlicht. Aus meiner Sicht hätte die Nennung des Vornamens gereicht und eine knappe Personenbeschreibung. Hierzu gab es auch keine wilden Spekulationen, da alles klar beschrieben war.

Ganz gegenteilig verlief der Fall in Heidelberg, bei dem ein Amokfahrer in der Innenstadt einen Menschen mit dem Auto totgefahren hatte, weitere Passanten verletzte und schließlich niedergeschossen wurde, als er nach dem Aussteigen aus dem Pkw ein Messer zückte. Hier gab es nur spärliche Informationen (35jähriger deutscher Student ohne Migrationshintergrund, psychisch labil). Auch auf vielfache Anfragen aus den sozialen Medien hin rückte die Polizei bis heute den Vornamen nicht heraus, was den Fall mysteriös macht und den Verdacht schürt, dass mehr dahinter steckt, was den Leser verunsichern könnte.

Im März 2017 häuften sich die Gewalttaten mit unvollständigen oder sogar inzwischen verniedlichenden Angaben. Aus Düsseldorf wurde gemeldet, dass ein „Teenie“ einem 15jährigen Mädchen die Kehle durchgeschnitten hatte und dass er schuldunfähig sei. Unter „Teenie“ stelle ich mir ein Kind mit Zahnspange vor und keinen Mörder, der seinem Opfer die Kehle durchschneidet. Name und Herkunft des Täters bleiben im Dunkeln. Im Rheinland war es ein „Teenager“ ohne Namen und Hintergrund, der mit einem Samurai-Schwert einen jungen Syrer lebensgefährlich massakrierte. Diese Verniedlichung schwerster Gewalttaten wurde vor einigen Wochen durch den Fußballtrainer C. Streich eingeleitet, der sich zum Mord an Maria L. durch einen afghanischen Asylbewerber dahingehend äußerte, dass es sich um einen „Bub“ handele, der etwas „Schlimmes gemacht habe“. Mit „Bubenstreich“ assoziiere ich allerdings keine Morde, sondern eher lokale Vorkommnisse wie zum Beispiel auf der Bodensee-Apfelplantage von Obertheuringen, wo Schüler regelmäßig Äpfel stahlen zum Verdruss des Besitzers. Auch im März 2017 war aus Österreich zu lesen, ein  „Bub“ habe auf einen Jugendlichen mit dem Messer eingestochen.

Auffällig schnelle Diagnose einer Krankheit als Tatgrund

Ich habe Anfang März 2017 innerhalb einer Woche mehr als 20 öffentliche Gewalttaten gezählt mit Axt, Messer oder Machete. Außer bei Marcel H. aus Herne bekam ich wenig bis keine Informationen über den Hintergrund dieser Taten. Das beunruhigt mich, da der IS immer wieder zu genau solchen Taten (Angriffe auf die Bevölkerung mit Axt, Messer und Autos) aufgerufen hat und ich einfach wissen will, ob diese Serie an Gewalttaten damit zu tun hat oder eben nicht. In den Leitmedien finde ich dazu leider gar nichts. Inzwischen habe ich jedoch gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen, und zeige das an einigen Beispielen auf:

Düsseldorf (März 2017): Der Täter, der auf dem Hautbahnhof Menschen mit der Axt angriff, wurde als „36jähriger Wuppertaler aus dem ehemaligen Jugoslawien" bezeichnet, der psychisch krank sei. Auffällig ist die schnelle Diagnose der Krankheit als Tatgrund und vor allem, dass er aus einem Land stammt, welches es seit vielen Jahren nicht mehr gibt. Den Vornamen nannte man dem Leser auch nicht. Ich vermutete, dass der Vorname Hinweise auf die Religion geben könnte und die Nennung der Republik Jugoslawiens diesen Hinweis erhärten würde. Nach einiger Zeit kam denn auch heraus, dass er als abgelehnter und geduldeter muslimischer Asylbewerber aus dem Kosovo stammt und Fatmir heißt.

Konstanz (März 2017): „Ein Deutscher hat einen 19jährigen Schweizer bei einer Streiterei vor einer Shisha-Bar erstochen“, war in dürren Worten in lokalen Blättern am Bodensee zu lesen. Der Fall erregte wenig Aufsehen, obwohl es nach meiner Kenntnis der erste Fall am Bodensee war. Misstrauisch machte das Fehlen der Vornamen von  Opfer/Täter und jeglichen Hintergrundes. Hier half ein Blick in die Schweizer Medien, die auskunftsfreudiger vermittelten, dass  der Tote ein in der Schweiz lebender Kosovare und der Tatverdächtige ein in Deutschland lebender Syrer namens Omar H. sei. Das hörte sich ganz anders an als „Deutscher ersticht Schweizer“.

Massenschlägerei von Jugendlichen und Einheimischen in Hanau und Gelnhausen (März 2017): Laut Medien kam es zu mehreren Massenschlägereien, zu denen die Beteiligten teilweise extra anreisten und bei denen bis zu 150 junge Männer beteiligt waren (!). Hier wirkt der Begriff „Einheimische“ irreführend. Treffen sich deutsche Jugendliche nach der Schule wirklich zu Massenschlägereien und das wiederholt? Einige Zeit später berichtete die FAZ, dass es sich um türkische Jugendgruppen und afghanische Asylbewerber handelte, einen Peter oder Hans gab es weder in der einen noch in der anderen Gruppe.

Ich liste im folgenden (unvollständig) mir bekannte Gewalttaten allein im März 2017 auf: in Düsseldorf (Machetengriff auf Rentner, 15jähriger Kehle durchgeschnitten, Axtattacke am Hauptbahnhof, Messermord nach Streitigkeit), Osnabrück (Ermordeter im Fluss), Ahlen, Essen, Wiesbaden, Gütersloh (jeweils Messerangriffe), Minden und Bonn (Leichen von Ermordenen auf offener Straße gefunden), Freiburg (Ehefrau mit Hammer erschlagen), Weimar (Messermord auf offener Straße). Eschborn (Passanten niedergestochen), Frankenthal (Messerangriff auf Passanten), Kiel (Ehefrau vor der Schule mit Messer ermordet), Dortmund (Jugendliche stürmen Schule und verletzten Schüler mit Messer), Friedrichshafen (Messerangriff und Schusswechsel unter Asylbewerbern), Hessen (Massenschlägereien mit bis zu 150 Jugendlichen). In allen diesen Fällen gibt es zu Tätern und Opfern nur dürftigste Beschreibungen, ein möglicher Hintergrund wird in wenigen der Fälle genannt. In der Politik findet diese Serie kaum Beachtung, in den allgegenwärtigen Talkshows wird das Thema nicht diskutiert.

Fehlende Informationen springen auffällig ins Auge

Mir springen die fehlenden Informationen derzeit mehr ins Auge als die gelieferten Daten. Dabei führt  die Wortakrobatik der Journalisten zu Vermutungen der Leser, die sich oft bewahrheitet haben. Eine kleine Übersicht zeigt auf, was der geübte Leser mittlerweile unter den gebotenen Textbausteinen versteht.

„Täter mit südländischem Äußeren“: Migrant aus Afrika oder dem nahen Osten, kein Italiener oder Grieche

„Deutscher" ohne Nennung des Vornamens: in Deutschland lebender Migrant

„Gebürtiger Deutscher/Schwede/Franzose etc.“: In jeweiliger Parallelgesellschaft aufgewachsener Mann

„Psychisch gestörter Täter“: Islamist oder wirklich Psychopath

„U-Bahn-Schubser“ – Krimineller, der ohne Anlass Passanten die Treppe heruntertritt oder ins Gleisbett wirft

„Antänzer oder Grabscher“: schwere sexuelle Belästigung bis hin zur Vergewaltigung von Frauen in der Öffentlichkeit

„Bub“, „Teenie“ oder „Teenager“ : Junger Schwerverbrecher (meist mit Stichwaffe) mit Migrationshintergrund

„Mann oder Gruppe von Männern“: Migrant oder Gruppe von Migranten

„Jugendliche Einheimische“: Bande von ethnisch homogenen in Deutschland aufgewachsenen jungen Migranten

„Streitigkeit“: brutale Schlägerei, oft mit Hieb- und Stichwaffen und vielen Verletzten

„Streit mit Eisenstangen“: Interne Schlägerei im Asylheim, wobei Teile des Mobiliars zweckentfremdet wurden

„Kampf gegen jede Form des Terrorismus“: Täter ist eindeutig Islamist

Ich habe diese Liste anhand vieler Beispiele zu validieren versucht, in fast allen Fällen war meine Vermutung richtig oder der Täter bleibt unklar.

Ich halte eine Änderung der Berichterstattung für dringend erforderlich. Wenn unter Berücksichtigung des Täterschutzes klar wird, wer die Tat begangen hat, dann wird der Druck auf die Politik massiv, sich wiederholenden Tätermustern zu stellen und Maßnahmen gesetzlich zu verankern. Als Leser eines Artikels bin ich mündig genug, mit den Informationen umzugehen.

Englische Berichterstattung zeigt, wie es auch geht

Die englische Berichterstattung aus London kam diesem Bild sehr nahe. Dort wurden erst die dünnen Fakten berichtet, die dann immer wieder um gesicherte Erkenntnisse ergänzt wurden. Natürlich gab es Raum für Spekulationen, denn zum Beispiel das Bild des am Boden liegenden Täters verleitete Leute dazu, Bilder von potentiellen Tätern zu posten, die voreilig als der Attentäter dargestellt wurden. Die englische Presse behielt aber stets das Heft in der Hand und stellte klar, dass die Identität des Attentäters noch ermittelt werde.

Als diese gesichert feststand, wurde das entsprechend klar kommuniziert und widerlegte die wilden Spekulationen. Wohltuend war auch, dass die Engländer wenig diskutierten, wem jetzt dieses Attentat nutze und dass Populisten profitieren könnten. Ich fühle mich von dieser Berichterstattung vollkommen ausreichend informiert und kann die Fakten selbständig interpretieren ganz im Sinne von Immanuel Kant, der im Rahmen der Aufklärung forderte, dass der Mensch sich seines eigenen Verstandes bedienen sollte und damit mündig werde.

Die deutsche Praxis macht die Leser misstrauisch und führt zu weiterem Vertrauensverlust gegenüber Medien, Behörden und Politikern. Im Grunde ist das die schlechteste Lösung des (politisch) korrekten Berichtens, denn die Leitmedien nehmen ihren Informationsauftrag nicht mehr wahr und verlieren ihre kritischen Leser.

Dr. Jochen Heistermann hat in theoretischer Informatik promoviert. Er war dann selbstständig und lebt nun als Privatier am Bodensee.

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Leserpost

netiquette:

Martin Haase / 28.03.2017

Inhaltlich möchte ich Ihren Artikel nicht kritisieren, und vom Grundtenor gebe ich Ihnen durchaus recht. Dennoch benutzen Sie wie auch alle Journalisten, die Sie selbst dafür kritisieren, Adjektive, die die Meinung der Leser in eine gewünschte Richtung dirigieren sollen. Faktisch ist “Teenie” für einen 13 bis 19 Jährigen eine richtige Bezeichnung in der Sie zurecht oder auch nicht eine Verniedlichung sehen. Faktisch ist beispielsweise bei Ihnen die Bezeichnung “in dürren Worten” in Bezug auf die von Ihnen kritisierte Berichterstattung ebenfalls richtig, Überzeichnet aber die zurückhaltende Berichterstattung, oder auch nicht. Bei Ihnen ist viel von Vermutung, Eindruck und vielleicht die Rede. So sollte sich der Journalismus allgemein, sowohl der grenzwertig wohlwollende, als auch der grenzwertig verurteilende, sich doch mehr an die neutrale Berichterstattung halten. Hier darf kein Unterschied gemacht werden in der Namennennung zwischen Opfer und Täter, denn es ist nicht außergewöhnlich, daß Opfer und Täter nicht als weiß und schwarz, sondern in Konflikten oft auch als hellgrau und dunkelgrau gegenüberstehen. Daher gilt die Nennung der Namen in Deutschland generell als unseriös. Man kann natürlich anstreben generell die Vornamen zu benennen. Dies müßte dann allerdings für Täter und Opfer gelten und es müßte gewährleistet sein, daß eine Vorverurteilung nicht stattfindet. Sollte auf Grund der Nennung von Namen und anderen personenbezogener Daten Lynchjustiz ermöglicht werden, erwiese man sich einen Bärendienst. Sie vergleichen in Ihrem Artikel mitunter zwei von der Situation her gänzlich unterschiedlich gelagerte Falltypen: In einem Fall ein flüchtiger hochgefährlicher junger Mann (“Teenie”), der jederzeit weitere Personen angreifen kann; dort also berechtigt aus Gefahrenabwehr mit Bild und Namensnennung, und einen bereits unter Verschluß gehaltenen, oder gar getöteten Angreifer. Ich gebe Ihnen und den meisten Foristen im Grunde recht. Die Berichterstattung ist in den genannten Punkten einseitig und informiert bewußt nicht über Herkunft und Religion, oder verschleiert diese. Da müßten Sie als journalistisch nicht unbeschriebenes Blatt aber auch wissen, daß dies in selbst auferlegten Leitlinien der Journalistenverbände so empfohlen wird. Das soll der Vorverurteilung entgegenwirken. Wie Sie ausführen führt dies aber genau zum gegenteiligen Ergebnis. Die Leser werden zunehmend skeptischer und misstrauischer. Bisweilen kommt es sogar, wie Sie selbst und auch Foristen von sich schreiben, vermehrt zu Vermutungen, daß bei jedem Artikel, der sich der genannten sprachlichen Wendungen (“Wortakrobatik” in Ihrem Empfinden) bedient, es sich um diese Art der Unterdrückung eines muslimisch oder ausländisch geprägten Tathintergrund handelt. Die Lösung wäre meines Erachtens darin zu finden, daß die Leitlinien der verantwortlichen Gremien diesbezüglich geändert werden. Darauf haben die praktizierenden Journalisten den entsprechenden Einfluß. Eine andere Möglichkeit ist sich nicht den Leitlinien entsprechen zu verhalten, wie es einige Journalisten auch tun. Daher bin ich auch hier ein Verfechter nicht verallgemeinernd von Leitmedien zu sprechen, die alle gleichgeschaltet agieren. Zuletzt möchte ich noch auf zumindest eine Ursache für das Verhalten vieler Journalisten in dieser Richtung hinweisen. In vielen Medien meist sozialen Netzwerken wird unerträglich, in immer wiederkehrenden, weiterzitierten, teilweise wissentlich, nachweislich falschen “Tatsachenbehauptungen gegen Asylbewerber, Muslime, Araber, u.a. regelrecht gehetzt. Wenn ich nur die Anzahl der verifizierten Falschmeldungen (auf der Hoaxseite verfügbar) seit Anfang 2015 heranziehe, so komme ich auf eine Falschmeldung alle zwei Tage. Wer die tatsächlichen Zahl der Gewalttaten mit und ohne islamistischen, muslimen oder migrationsbedingten Hintergrund dieser Zahl gegenüberstellt, kommt, das sollte man doch auch zugeben zu einer dramatischen Unterstellung von Gewalttaten dieser Gruppen. Dies ist eine Vorverurteilung die ihresgleichen sucht. Ich wiederhole nochmals, daß Ihre Sichtweise mehr als berechtigt ist, appelliere aber gleichzeitig immer auch in die andere Richtung zu schauen….

Philipp Richardt / 28.03.2017

Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge.

JF Lupus / 28.03.2017

Gemeinsam mit den Verantwortlichen in der Politik haben die Schmuddelmedien (vulgo: Lügenpresse) ihre eigene Wahrheit geschaffen. Sie halten uns für zu dumm, die Realität zu erkennen. Sie irren sich gewaltig.

Sabine Pawlowa / 27.03.2017

Sehr geehrter Herr Dr. Heistermann, die neue Kunst: Zwischen den Zeilen lesen, ist auch eine “Alte”. Ich habe 30 Jahre in der DDR gelebt und dieses Talent schon frühzeitig entwickelt. Erschreckend ist, dass ich es heute wieder anwenden muss. Und das nicht nur in dem Bereich der Kriminalität.

Torsten Meinecke / 27.03.2017

Die Menschen werden mit der Zeit immer mehr Gespür dafür entwickeln, um was für einen Sachverhalt es sich gehandelt haben kann. Auch die Menschen in der DDR hatten mit der Zeit erlernt, zwischen den Zeilen zu lesen. Aber in der Auflistung fehlt noch die Begriffe “Familienstreit”, “Polizeieinsatz bei einer Familienfeier”, “Großfamilie”, hier handelt es sich entweder um türkisch/arabische Familien oder um Sinti & Roma Clans. Generell kann man bei Straftaten mit Hieb- und Stichwaffen von türkisch/arabischen Tätern ausgehen, in jedem anderen Fall wird das sehr deutlich gekennzeichnet (wie bei dem im Artikel benannten Marcel Hesse). Bei Taten mit Schusswaffen in der Öffentlichkeit, Cafes, Restaurants, Diskotheken können auch Osteuropäer involviert sein.

Jürgen Fischer / 27.03.2017

Der Autor schildert aufs Feinste, meine eigenen Rezeptionserfahrungen!!! Diese Art von Berichterstattung wird bei mir mit Sicherheit auch schon dazu geführt haben, dass ich “etwas” vermutet habe, wo es gar nichts zu vermuten gab. So zerschiessen sich unsere Qualitätsjournalisten jegliches Vertrauen beim denkenden Leser…

Zagorni, Ulrich / 27.03.2017

Die Kunst ist leider nicht so neu, war unsere Spezialkunst in der DDR. Was man da so alles aus der Aufzählung von Personen erahnen konnte unter all des Wust von Phrasen ... Wirklich erschreckend ist die andere Parallele zur DDR-Presse: die praktische und offensichtliche Gleichschaltung aller Redaktionen. Wie schön, wenn man mal auf eine abweichende Meinungsäußerung trifft

Guido Philippi / 27.03.2017

Vielen Dank für diese höchst zutreffende Darstellung. Die deutschen Medien sind für mich ein Witz. Längst weiss ich, dass man in der ausländischen Presse zutreffender informiert wird. Medien aus der Schweiz und aus England, seltener aus den USA sind meine bevorzugten Informationsquellen. Auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verzichte ich schon länger. Schliesslich möchten die Herrschaften ihre nächste Gebührenerhöhung genehmigt bekommen und die Redakteure möchten ja nicht dem Beispiel N.Brender folgen müssen und ihre Verträge verlängern lassen. Wer wirklich durchblicken möchte und sich der deutschen, “betreuten Berichterstattung” entziehen will ist mit Fremdsprachenkenntnissen klar im Vorteil. Oft sogar schneller informiert, während die deutschen Redaktionen noch in der “Schrecksekunde” stecken. Dieser gut recherchierte Artikel war richtig wohltuend ! Bin ich also doch nicht ganz alleine mit meiner Meinung.

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