Wolfgang Röhl / 24.02.2017 / 10:00 / Foto: Gürkan Sengün / 5 / Seite ausdrucken

„Bald ist Trump Geschichte“ oder: Hellseher mit Dunkelziffer

Es gibt Hoffnung, liebe Donaldisten! Ein „führender amerikanischer Historiker“ („focus online“) namens Ronald L. Feinman „ist sicher“: Der Zerstörer alles Guten und Wahren wird schon „in ein paar Wochen“ weg vom Fenster des Weißen Hauses sein. Seine Präsidentschaft dürfte als die zweitkürzeste der amerikanischen Geschichte in die Annalen eingehen.

Alles easy also. Wir können uns zurücklehnen, müssen nicht mehr jeden Tweet des Ungeheuers mit stockendem Atem verfolgen. Demnächst brauchen wir uns keine Trump-Horrornews von morgens bis abends antun, auf „Deutschlandfunk“ bis zu „Zeit online“.Dieser Knilch wird bald an uns vorübergegangen sein.

Feinmans frohe Botschaft schaffte es auf viele internationale Nachrichtenseiten, sogar im demokratischen Musterländle Nigeria. Natürlich, da sind auch Nörgler, welche seine Vorsehung nicht recht wahrhaben wollen. Laut „Just Talk“ sei das bloßes Gerede. Wunschdenken eines akademischen Bloggers, der sich stolz wie Bolle bei der amerikanischen Linken verortet.

In der Tat ist der „führende Historiker“ zwar ein lustig dreinschauender Zeitgenosse, mit seinem Œvre in Fachkreisen aber nicht übermäßig berühmt geworden. Zu schweigen vom Rest der Welt. Es gibt nicht mal einen Wikipedia-Eintrag über ihn. Noch mehr Wasser in den Wein rinnt, schaut man sich die Prognosen des Profs für den Ausgang der vergangenen US-Wahl an. Noch im Juli 2016 sagte er seinen geliebten Demokraten - nach offenbar tiefem Blick in die Glaskugel - einen beinahe endlos währenden Run voraus, nachzulesen in einen Beitrag für „Newsweek“ . Titel „Will the Republicans ever win the White House again?“

Wohl kaum, fand er:

„The odds of any major change in this Electoral College map for many years after 2024 is highly unlikely. So the Democratic Party would be heavily favored to keep the White House for many terms of office and possibly break the record of six terms and 24 years, which occurred twice, between 1801 and 1825 (when the Jeffersonians prevailed) and 1861 and 1885 (when the GOP prevailed).“

Ein knappes halbes Jahr später sah es etwas anders aus. Kein Grund zum Verzweifeln für einen wie Feinman! Da wäre ja noch Amtsenthebung drin, bloggt er nun in die Weltpresse hinaus. Eine Lösung, welche auch der „Spiegel“ herbeisehnt. Dumm nur: Dieses Schicksal widerfuhr in letzter Konsequenz noch keinem US-Präsidenten. Nicht mal Blowjob-Bill.

Aber vielleicht antizipiert Mr. Feinman, aus der Dunkelkammer des Historikergedächtnisses, ein alternatives Amtsenthebungsverfahren? Immerhin lautet der Titel seines einzigen Werkes, das einer etwas breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, wie folgt: „Assassinations, Threats and the American Presidency“ .

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Leserpost

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Konstanze Barichs / 24.02.2017

Ich habe mir die Reden von D. Trump angehört, sein Vorstellungen und Punkte des Handelns für seinen eventuellen Wahlerfolg angehört und Bücher über und von ihm gelesen und was soll ich sagen: ich bin mit seinen Statements, welcher er abgibt hoch zufrieden. Endlich wird die Journaille in die Schranken gewiesen, die Schwätzer und Berater von ihrem selbst erbauten Thron gestoßen und vieles, wie ich wünsche und hoffe in die richtige Richtung entwickelt. Ich würde mir ähnliches in Deutschland wünschen, aber ich unterstütze gedanklich dabei Herrn H. Hanisch, welcher schrieb: Land kaputt, Justiz kaputt, Schulen kaputt. Solche Art von ungebildeten, charakterlosen und unehrenhaften Menschen haben wir in Deutschland über Jahrzehnte, ob Ost oder West eine Plattform gegeben ( aus vielen Gründen), furchbar.

Bargel,Heiner / 24.02.2017

Der Herr Feinmann wird bestimmt bald im öffentlich rechtlichen Rundfunk als Experte auftreten. Die haben ja letztlich den Professor Bierling aus Regensburg als solchen verloren. Zur Erinnerung: Prof. Dr. Stephan Bierling, Leiter der Professur für Internationale Politik und transatlantische Beziehungen, der im Vorlesungsverzeichnis der Uni Regensburg, Stand 21.10.2016, für den 15.11.2016 folgende Vorlesung ankündigte “Prof. Dr. Stephan Bierling: Warum Hillary gewonnen hat” Vielleicht können ja beide Herren ein “Institut für transatlantische Glaskugelschau und andere Weissagungen” gründen.

Jürgen Althoff / 24.02.2017

Das hat doch der Atlantiker Joffe von der ehemals so seriösen “Zeit” schon im TV fallen lassen: Mord im Weißen Haus. So ticken Leute, die sich für intellektuell und fortschrittlich halten.

Roland Müller / 24.02.2017

Dieser Herr Feinman kommt mir vor wie ein gewisser Professor Pelinka aus Innsbruck der gefühlte drei mal am Tag dem Jörg Haider das politische Totenglöckchen geläutet hat. Manche Zeitgenossen verkraften es halt einfach nicht, das ihre Meinung nicht für alle Mitmenschen das allein selig machende Evangelium ist.

Petra Möhricke / 24.02.2017

Wie weit ist die deutsche Pressewelt gesunken. Die Frage nach der Schmerzgrenze stellt sich täglich.

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