Ansgar Neuhof / 17.01.2020 / 15:00 / Foto: Tomaschoff / 22 / Seite ausdrucken

Zwischen Verschissmuss und Klimaschismus 

Worte zu Unworten zu erklären, ist eine Unart politkorrekten Zeitvertreibs. Gerade erst ist das Wort Klimahysterie zum Unwort des Jahres 2019 gekürt worden ist. Nun ist für alle Verwender dieses Begriffs guter Rat teuer, will man nicht dem Verdikt der Sprachpolizei unterfallen. 

Schon manche Ersatzbezeichnung wurde vorgeschlagen, zum Beispiel Klima-Paranoia oder Klima-Schwindel. Aber auch das hat irgendwie etwas leicht Provozierendes oder gar Polemisches. Und das will man doch eigentlich nicht. Persönlich gefällt mir deswegen auch die Bezeichnung Klimaschismus am besten.  

Klimaschismus klingt eingängig, ist verständlich, hat geradezu etwas Anheimelndes an sich und ist nicht beleidigend wie etwa Klima-Sau. Und anders als bei Schwindelanfällen benötigt man bei Klimaschismus keinen Arzt; es genügt, Achgut zu lesen. Für die sprachwissenschaftlich interessierten Achgut-Leser (also alle außer die mitlesenden Sprach-Politoffiziere) noch ein etymologischer Hinweis: Klimaschismus leitet sich ab von Verschissmuss. 

Das Wort Verschissmuss wurde erstmals im Jahre 2019 nachgewiesen, als es ein Ruhrpott-Blumenmädel aus Mülheim auf eine SPD-Trauerschleife drucken ließ. Nein, es ging – noch – nicht um die Beerdigung der SPD. Vielmehr hatte die SPD anlässlich des Volkstrauertages einen Kranz mit Schleife zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Auftrag gegeben.

Die Verlogenheit deutschen Gedenktums in einem Wort

Wie jedes Jahr wurde dergleiche Kranz beim selben Blumenladen mit demselben Text bestellt. Wie jedes Jahr und wie auch sonst bei jeder Gelegenheit wollte man dabei die eigene ideologische Nähe zu den Tätern verschleiern, indem man von den Opfer des Faschismus sprach statt von den Opfern des (National-)Sozialismus. Wie jedes Jahr wurde der Kranz abgelegt, ohne dass jemand hinsah, und vermutlich wurden auch die gleichen Reden wie jedes Jahr gehalten.

Bis es irgendeinem, wenn auch nicht von der SPD, doch auffiel. Da stand auf der Schleife doch tatsächlich das neudeutsche [hier passt der Begriff mal wirklich] Wort Verschissmuss. Filmreif die Reaktion der SPD [vielleicht ja demnächst in ihrem Kino bei #eskenfilme]: statt sich einfach nur dafür zu schämen, holte man die große Keule raus: man vermutete eine dunkle Verschwörung, meinte im verwendete Doppel-s einen Geheimcode zu erkennen, eröffnete eine Hexenjagd auf die arme Frau aus dem Blumenladen und alarmierte Anwalt, Polizei und Staatsschutz. 

Dabei war es nur ein Versehen der Blumenfrau. Wenn auch ungewollt, hat sie mit nur einem Wort vollbracht, wofür Chaim Noll oder Henryk Broder noch lange Artikel benötigt haben (siehe hier oder hier): die ganze Verlogenheit des deutschen Gedenktums zu beschreiben. 

Foto: Tomaschoff

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Leserpost

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Sabine Schönfelder / 17.01.2020

Dieses ganze ´verschissene Mußˋ aus der grün-linken Dominatorecke sollte nicht auch noch durch eine Wortschöpfung (Verschismus) geadelt werden. Ich favorisiere den Vorschlag von Herrn@ Jünger und plädiere für Klima-outrage- porn. Das ist international und die englischsprachige Welt kann sich an deutscher Angst und Klimahysterie mit erfreuen. Außerdem beinhaltet dieser Ausdruck die Momente der Lust, Begierde und Schamlosigkeit. Weiterhin das pathologische Verlangen zur Selbstdestruktion durch das Überschreiten natürlicher menschlicher Instinkte zur eigenen, schnellen Triebbefriedigung. Porno halt! Es beschreibt den überreizten, lustvollen und kurzatmigen Umgang der linken Politik- und Medienwelt mit dem Klima ziemlich genau. Pornoanhänger treiben es gerne so weit, daß sie im erektivsten Zustand, der durch künstlich verursachte mangelnde Sauerstoffzufuhr schneller zu erreichen ist, Leib und Leben aufs Spiel setzten und mitunter beides verlieren. (Ein interessantes und gern erörtertes Thema auf internationalen Pathologenkongressen) Meistens hätte man das nie von gerade diesen Menschen erwartet, dieses fahrlässige, perverse Verhalten zur eigenen Befriedigung, jenseits natürlicher Bedürfnisse, - diese gewisse Hinterfotzigkeit; und hier lieber Leser schließt sich der Kreis zum ewig empörten Pornoklimaten. Die Gier und die Verschlagenheit sind identisch, der Orgasmus entsteht durch Macht- und Gelderwerb. Leib und Leben werden durch Stromunterversorgung und Klimaflüchtlinge aus aller Welt täglich aufs Spiel gesetzt. Porno halt.

Dieter Weingardt / 17.01.2020

Ich wäre für den Helvetismus „Chli-Ma-Wandel“, da er nebenbei einen migrationsbedingten Wandel der Bevölkerungszusammensetzung im eher proletarischen Segment anzeigt und somit alle politisch sensiblen Fliegen mit einer Klappe schlägt.

Wilfried Cremer / 17.01.2020

Vornehmer klingt Klimatismus (mit Fugenlaut). Das ist die Abkürzung für Weicheiklimatismus.

Emma W. Broakulla, Schweden / 17.01.2020

Klimaschismus ist perfekt. Ich werde es gerne und oft verwenden. Danke für den Tipp :-))

Rolf Lindner / 17.01.2020

Anti-Grimme-Preis für die Frau!

Dr. Joachim Lucas / 17.01.2020

Bestimmt gibt’s eines nicht so fernen Tages den großen Katzenjammer bei den verblendeten Hüpf-Wählern der Vergrünten. Da wäre dann ein Gedenktag fällig für die Opfer des Beschissmus.

Peer Munk / 17.01.2020

Bis jetzt habe ich keine Erläuterung gehört, die überzeugend dargelegt hätte, warum der Begriff Klimahysterie unangebracht sei. Auf FB hielt man mir nur entgegen, dass ich ja wohl von der Afd gesteuert sei oder nur achgut und Bild lesen würde. Rahmstorf erklärt in einem sog. Essay, dass Klimaskeptiker rechts seien, nicht diskutieren wollten und außerdem würde ihnen in den Medien ständig viel zu viel Raum gegeben für ihre skeptischen Theorien. Letzteres ist mir allerdings noch nicht aufgefallen, Rahmstorf lebt offenbar in einem Paralleluniversum. Eine Erklärung, warum das nicht als Hysterie zu bezeichnen sei, wenn Bild schreibe, wir hätten noch bis 2020 Zeit, den Untergang abzuwenden, oder wenn im Glacier National Park auf Schildern stand, 2020 werde der Gletscher weggeschmolzen sein, bleibt er schuldig.

Hans-Werner Eisglor / 17.01.2020

Klimaschismus ist gut, ich gebe jedoch neuerdings dem Sprachbild der Klima-Ayatollahs den Vorzug.

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