Zweischneidiges Impeachment: Ein Rentner kommt selten allein

Mit angehaltenem Atem (oder auch nicht) beobachtet die Welt, wie es mit Donald Trump weitergeht. Wird er nun seines Amtes enthoben, nachdem er es gar nicht mehr innehat? Oder darf er Präsident bleiben, der er – wenn es so weit ist – gar nicht mehr sein wird? Wer das Absurde in der Politik sucht, was meist gar nicht so schwer ist, hat hier ein herrliches Beispiel.

Genau eine Woche vor seinem Ausscheiden hat das amerikanische Repräsentantenhaus also ein Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump eingeleitet. Da aber nicht die Abgeordneten des „Unterhauses“ darüber entscheiden, sondern der Senat, kommt das Ja oder Nein erst, nachdem Trump schon längst als Privatier Golf spielt, auch wenn ihn die Schotten nicht reinlassen.

Da aber eine Kuriosität gerne die andere nach sich zieht, bekommt Trump sein Prüfungsergebnis vermutlich nicht sobald wie möglich. Es gibt Überlegungen, ihm seine Abgangsnote erst dann zu überreichen, wenn er sich schon als gestandener Altrentner fühlen darf. Wieso das? Nun, die Demokraten, die das Schauspiel verfasst und inszeniert haben, fühlen sich offenbar nicht ganz wohl in ihrer Haut. Wie es scheint, haben sie irgendwann gemerkt, dass der Impeachment-Kampf keine ideale Kulisse für ihren eigenen künftigen Präsidenten vorne auf der Bühne ist.

Erstens würde er vom großen Auftritt ihres Hauptdarstellers medial ablenken. Und zweitens könnte dieser neue Trump-Kampf mit den Republikanern einem Präsidenten Joe Biden seine Arbeit auch mittelfristig erschweren. Nun, das Mittelfristige ist nicht unbedingt das Forte aller Politiker. Das Kurzfristige schon eher. Ergo überlegt man, die ersten hundert Regierungstage möglichst frei von Ablenkungen zu halten. Also auch frei vom Thema Trump. Weshalb der dann hauptberufliche Golfspieler womöglich erst nach hundert Rentner-Tagen sein weiteres Schicksal erfahren wird.

Ahnen kann er es ja schon. Zwar haben im Repräsentantenhaus zehn Republikaner mit den demokratischen Amts-Enthebern gestimmt. Aber Trump wird guter Hoffnung sein, dass er im Senat noch ausreichend Freunde hat, um das Impeachment-Verfahren zu kippen.

Das Risiko der Demokraten: Der Frust der Trump-Anhänger könnte sich noch steigern

Ganz sicher kann er allerdings nicht sein. Donald Trump hat mit seinen verantwortungslosen Anfeuerungsrufen an die Kapitol-Demonstranten, von denen viele dann zu Kapitol-Erstürmern wurden, eine Linie überschritten, die kein Präsident überschreiten sollte. Er hat sich – eine Premiere – das zweite Amtsenthebungsverfahren selber eingebrockt. Aber die Demokraten haben sich auch etwas eingebrockt.

Ihr zweiter, im Prinzip berechtigter, aber etwas rachsüchtiger und vor allem dämlicher Football-Tackle gegen Donald Trump wird ihnen ihre Zukunft als Regierungspartei vermasseln. Dabei könnten sie als knappe Mehrheits-Besitzer in beiden Häusern sogar zur Durchregierungspartei werden. Aber Rache ist süß, nicht nur für Demokraten wie Speaker Nancy Pelosi, sondern auch für die verbleibenden Republikaner, die sich nicht ganz von ihrem Donald absetzen wollen. Wie viele das sind, wird sich noch zeigen. Trump hat mit seinem Veitstanz der letzten Amtswochen auch bei seinen Leuten viel verspielt. Aber er hat bei seinen Anhängern draußen im Flachland, die er dank des höchst bedenklichen Twitter-Maulkorbs nur noch um die Ecke erreichen kann, noch eine Menge Goodwill.

Joe Biden, der, wie einstmals unser Johannes Rau, versöhnen, nicht spalten will, hat da von seinen Parteifreunden einen schweren Rucksack aufgebürdet bekommen. Es kommt ja nicht nur auf die Stimmung im Kongress an. Die ist unübersichtlich, weil sich die Republikaner so oder so auf ihre Zukunft nach Trump einrichten müssen. Die aber dürfte sich auch daran orientieren, dass es im Land rumort wie kaum je zuvor. Das Rumoren könnte sich noch verschärfen, wenn Donald Trump tatsächlich noch als Rentner seines längst verlassenen Amtes enthoben würde. Seine eventuellen Pläne, es 2024 noch einmal zu versuchen, wären damit verbaut, was ja das eigentliche Ziel des Impeachments ist. Der Frust der „vergessenen“ Amerikaner aber, die sich bei Trump gut aufgehoben fühlen, würde sich noch steigern. Die Spaltung des Landes würde sich noch vertiefen. Die Versöhnung würde noch schwerer.

Wer möchte unter diesen Umständen in den Schuhen des 78-jährigen Joe Biden stecken? Außer ihm selbst wohl kaum einer.

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Leserpost

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Harald Unger / 15.01.2021

Gossip aus dem Tal der Ahnungslosen. Wer keine Angst vor der Wirklichkeit hat, gebe in die Adresszeile ein und klicke auf den ersten Eintrag >Antifa Protester John Sullivan Brags About Posing As Trump Supporter, Breaking Window At US Capitol< 14.01.2021, mit Untertiteln. - - - Trump hat seine Unterstützer aufgefordert, “in Frieden nach Hause zu gehen”. Worauf er bezichtigt wurde, zum Sturm auf das Capitol aufgerufen zu haben.  - - - Organisiert wurde der Nazifa/Black Lies Matter Sturm auf Twitter und FB. Worauf Twitter und FB den Konkurrent Parler bezichtigte, als Plattform der Erstürmung gedient zu haben. Seither ist Parler vom Netz.

Alex Schindler / 15.01.2021

Ich würde begrüßen, wenn die Achse mal zwei Fakten korrekt bekommen würde: 1. Hat Trump nie zur Gewalt aufgerufen und 2. Gab es keinen “Sturm auf das Kapitol”, einen gewalttätigen schon gar nicht, mal abgesehen von den (jetzt nachweislich, weil der Trottel sich dabei von einer CNN-Reporterin hat aufnehmen lassen) beteiligten BLM- und Antifa-Faschisten sowie der Capitol Police, die eine unbewaffnete Frau regelrecht hingerichtet hat. Dann wären wir schon ein Stück weiter. Ansonsten volle Zustimmung.

Susanne antalic / 15.01.2021

Warum hat sich Trump das Amtserhebungverfahren selbe eingebrockt? Hat er zu Gewalt aufgerufen? Nein, das Gegenteil ist wahr. Man weiss noch gar nicht sicher, wer das alles war und deshalb sollen sie ihn impeatschmenten? Man sieht und man hat gesehn auf ihren und ihren Kollegen, wie sie Trump diffamieren und nur einbischen relativieren. Was hat er falsch gemacht? Er hat viel mehr gutes, als seine Kollegen vor ihn gemacht, sie sind wie die Weiber die nach Äusserlichkeiten wählen, ja er schaut nicht gut aus wie der Obama und das sind wahrscheinlich ihre Kriterien und die Gehirnwäsche macht den Rest.” Antisemit”( deshalb hat er sich für Frieden in Nahenosten )gemacht, “Rassist” warum auch immer?” Frauengrabscher”, weil es die schönste first Lady ever hat? “Kriegstreiber”, weil er so viele Kriege angefangen hat, ja getwittert hat er, weil ihm die Medien jedes Wort in Mund umgedreht hätten und haben. Vieleicht sollten sie in Deutschland bleiben und sich um Deutschland kümmern und nicht andere, die ihnen nicht genehm sind, diffamieren. Aber das eingebrocken, hätte mich von ihnen noch interesieren.

Detlef Dechant / 15.01.2021

Lieber Herr Bonhorst, es wird immer davon geredet, unter Trump wäre die amerikanische Gesellschaft gespalten worden. Ist das so? Hätte Trump vor 4 Jahren überhaupt eine Chance auf die Präsidentschaft gehabt, wenn das Land damals nicht schon gespalten gewesen wäre?  Ferner sollten Sie einmal die ganzen Tweets und sonstigen Äußerungen von Trump vergleichen mit dem, was so deutsche Politiker/innen in den letzten Jahren zum Besten gegeben haben. War es nicht unser ehemaliger Bundespräsident Gauck, der von “Dunkeldeutschland” sprach? Und wie wurde über Trumpnicht zuletzt von unserem jetzigen Präsidenten hergezogen, als er sich zum ersten mal zur Wahl stellte? Wie wurden und werden die Trump-Wähler betitelt? Was tweeten politische Akteure aus dem links-rot-grünen Spektrum alles über wertkonservative den Staat finanzierende produktive alte weiße Männer? Letzteres erinnert mich übrigens an eine psychologische Erkenntnis: In Familien und Gesellschaften wird sehr häufig die Hand, die füttert, mit Hähme und Hass überschüttet, um von der eigenen Minderwertigkeit abzulenken bzw. diese zu kompensieren!

Justin Theim / 15.01.2021

Wie Sie richtig schreiben, müsste ein nicht geringer Teil der Reps mit den Dems stimmen, damit das Impeachment durchgeht. Diese Rep-Abweichler würden den Hass und die Rache der Rep-Wähler zu spüren bekommen, denn schon in zwei Jahren sind Zwischenwahlen. Bis dahin hat sich längst gezeigt, was für eine gequirlte linke Sch**** Biden als Präsident (oder Harris als Nachfolgepräsidentin) angerichtet hat Die Reps wären gut beraten, zu Trump zu stehen und den Hass und die Wut auf die Dems gerichtet und begrenzt zu lassen. So oder so, es stehen den USA schwere Zeiten bevor. Es wird wieder mehr gemordet werden, es werden in Schulen und Unis wieder mehr Amokläufe stattfinden und es wird wieder mehr Krieg auf der Welt geben. Denn das sind und waren schon immer die Folgen der Dems-Politik. Wobei ich die Reps da nicht ausnehmen will.

Paul Franklin / 15.01.2021

Ich verstehe nicht, wieso Trump sich das zweite Verfahren selbst eingebrockt hat. Hat sich seit dem 9.11.2016 etwas geändert? Habe ich etwas verpasst? Bereits am Tag nach seiner Wahl zogen die Demokraten ins Impeachment gegen Trump. Am 20.1.2017, dem Tag der Amtseinführung, titelten Zeitungen “Die Kampagne den Präsidenten zu impeachen hat begonnen.” Trump hat sich nichts selbst eingebrockt. Bei jedem anderen Präsidenten oder Politiker wäre argumentiert worden, dass die Taten der Demonstranten nicht demjenigen anzulasten sind, der zu friedlichem Protest aufgerufen hat, wie Trump es tat. (Siehe BLM, etc.) Das ist einfach der x-te Teil des jetzt schon mehr als 5,5 Jahre dauernden Feldzugs gegen Trump. Die ganze Schuldzuweisung ist an der Haaren herbeigezogen und basiert auf einem abgrundtiefen Hass gegen Trump. Und an diesem Hass ist Trump nicht schuld - sondern lediglich sein fehlender Mitgliedsausweis im Zirkel der globalen politischen Elite.

Volker Kleinophorst / 15.01.2021

“Der Antifa-Anführer John Sullivan ist am Donnerstag von der US-Bundespolizei wegen seiner Beteiligung am „Sturm aufs Kapitol“ verhaftet worden. Seine eigenen Filmaufnahmen zeigen, dass Sullivan mit der CNN-Journalistin Jade Slacker bei der Randale beteiligt und beim Tod der Trump-Anhängerin Ashli Babbitt mit involviert war.” (PI-News nach US-Quellen inkl. Video von AMP News).

Frank Stricker / 15.01.2021

Wieder ein seltsamer Beitrag von Herrn Bonhorst ; Wieso hat Donald Trump sich das erneute Impeachment selber eingebrockt ?  Er hat seine Anhänger eindeutig nur zum Demonstrieren aufgefordert, nicht zur Gewalt ! Wer was anderes behauptet, ist entweder durch den “Staatsfunk” schlecht informiert, oder hört auf den Namen Nancy Pelosi…........

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