David Harnasch / 13.03.2013 / 16:15 / 0 / Seite ausdrucken

Zweierlei Einseitigkeiten

Die Freiheit, über die Medien zu mosern ist für das Funktionieren einer pluralistischen Gesellschaft ebenso wichtig, wie das Recht der Medien, nach eigenem Gutdünken berichten und kommentieren zu dürfen. Kein Angehöriger irgendeiner Minderheit findet die Berichterstattung über “seine” Minderheit adäquat. Ich beispielsweise käme niemals auf die Idee, von den weit überwiegend grünrot gestimmten Kollegen aller Medien eine freundliche oder auch nur faire Berichterstattung über liberale Anliegen zu erwarten. Ich genieße aber das Recht, auf diesen Missstand hinzuweisen. Auch als Freund Israels wundert man sich oft, welche grundfalschen Behauptungen zuerst laut auf allen Kanälen in die Welt geblasen und dann bestenfalls halbherzig und im Flüsterton korrigiert werden. Nun lernen wir aus der taz: “Eine Studie zeigt, dass die meisten die Darstellung von Migranten in deutschen Medien als zu negativ empfinden. Forscher fordern mehr Sensibilität.” Verwunderlich ist an dieser Meldung nur der zweite Satz. Denn die Wissenschaft und also “Forscher”, die die Bezeichnung verdienen, sind schlicht an Erkenntnisgewinn interessiert. Sensibilität zu fordern, ist der Job der Lobbyisten wie des “Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR)”, dem sie ja auch gebührend nachkommen. Natürlich ist die Frage nach dem Empfinden der Medienrezipienten nicht per se unwissenschaftlich, aber spätestens in der politischen Folgerung grob irreführend. Ob irgendeine Gruppe in der Berichterstattung über sie unverhältnismäßig schlecht oder gut dargestellt wird, definiert sich nicht danach, ob irgendwer die Berichterstattung als tendenziös empfindet. Sondern schlicht danach, ob die Berichterstattung tendenziös ist. Wenn 80% aller Berichte über Gewaltkriminalität die “südländische Herkunft” eines Täters betonen würden, obwohl diese Gruppe nur 20% der Gewaltkriminellen ausmacht, hätten wir einen klaren Fall kritikwürdigen Medienversagens. Wenn es das gäbe, wüsste ich es auch gerne. Ich werde es aber nicht erfahren, so lange die “Forschung” zum Thema sich in der Frage nach Befindlichkeiten erschöpft. Schade eigentlich.

David Harnasch ist Chefredakteur des “liberal”-Magazins der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. In der aktuellen Ausgabe befasst sich Necla Kelek exklusiv für liberal mit dem Thema “Ehrverbrechen”.

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