“So ist es nur schwer nachvollziehbar, warum Menschen, die mehrere 10.000 Euro für ein neues Auto oder tausende von Euros für teure Urlaubsreisen ausgeben, nicht auch ein paar Tausend Euro für neue Zähne ausgeben sollten.” Gesetzlich versicherte GEBEN mehrere 1000 Euro pro “neuem” Zahn aus, sehr geehrter Herr Professor.
Das ist spannend geschrieben, die Sache mit dem Segelfrachter kannte ich nicht, hochinteressant. Hierzu gehört auch der Flugzeugabsturz in den Anden, wo (ebfs. selektiver) Kannibalismus betrieben wurde mit der Folge lebenslanger Schuldgefühle für die Überlebenden. Aber es setzt zu spät an. Ein Beispiel. Ein befreundeter Chirurg berichtet von einem Patienten, der mit voller Tüte (Röntgen, CT, MRI, Laborlatte) zur Operation eines unter der Haut gelegenen Lipoms erscheint. Alles , was er dabei hat, ist teuer und vor allem überflüssig. Ein Lipom (Fettgewebsgeschwulst) ist ein gutartiges Wachstum, das von einem erfahrenen Chirurgen ohne weiteres erkennbar ist und auch von einem guten Allgemeinmediziner. Es handelt sich um eine weiche, abgegrenzte Geschwulst, die verschieblich ist, und die man am kostengünstigsten einfach entfernt und in die Pathologie schickt, um auszuschießen, dass bösartige Anteile im Sinne eines Liposarkoms enthalten sind. Patienten mit Atheromen, ähnlicher Befund, haben oft die gleiche Überdiagnostik hinter sich. Falls im Arbeitsprozess, ebfs. überflüssiges häufiges Fehlen während des Prozesses. Soll heißen, die Gerätemedizin inkl. Labor wird profus und flächendeckend eingesetzt und führt zur Kostenexplosion, wo eine einfache ärztliche Diagnose und Therapie oft reicht. Das Gesundheitssystem ist Sklave einer ausufernden Gerätemedizin geworden. Und hat sich einer verschuldet mit einem gut ausgestatteten Labor oder einem Kernspintomographen, setzt er es natürlich ein, auch wenn er gelegentlich um den Unsinn weiß. Laborbeispiel. Ich gehe zum Arzt und weiß in etwa, welches Organ betroffen ist, Der Arzt nimmt aber nicht nur die Werte, die interessant sind ab, sondern gute fünf Röhrchen Blut, die Laborlatte. Werde ich eingewiesen, macht das KH genau dieselbe Latte noch einmal. Der Ansatz ist, diesen Unfug in Zukunft zu unterlassen und vor allem das ärztliche Gespräch wie auch die körperliche Untersuchung, beides die halbe Miete, besser zu entlohnen.
Diese Diskussion sachlich zu führen ist tatsächlich notwendig. Aber bevor man gleich die absolut „schärfste“ Form der Entscheidung, nämlich die, zwischen Leben und Tod, durchkaut, gibt es eine wirklich umfangreiche Anzahl von Behandlungen, die ohne weiteres privatisiert werden könnten. Das wichtigste wäre es den weit verbreiteten Missbrauch zurück zu führen, alles Mögliche an Zusatzleistungen anzubieten. Wieso werden z.B in D. Zahnspangen bezahlt? Das ist nur ein Beispiel. Eine konsequente „Auslagerung“ solcher nicht lebensnotwendigen Leistungen könnte die Leben-Tod-Debatte weit hinaus schieben. Also auch in dieser Beziehung bitte weniger „Horror“ und mehr Sachlichkeit. In den USA gäbe es sicher auch prinzipiell genug Geld, um dies Problem human zu lösen.
Danke Herr Krämer. Eines von vielen Tabus in der deutschen Debatte. (Wenn man es genau nimmt, ist irgendwie alles Tabu.) Wir haben bloß noch Schönwetterpoltiker: die Elterngeneration der Schneeflöckchen.
Eigentlich müsste ein Notfallplan für den Katastrophenfall doch derartige Rationalisierungsüberlegungen enthalten. Und sie sollten in einem demokratischen System auch in der Öffentlichkeit diskutiert worden sein. Gerade weil uns heutzutage derartige Entscheidungen so schwer fallen, ist es wichtig sie öffentlich zu treffen, bevor die Katastrophe da ist, solange also noch auf einer theoretischen Ebene diskutiert werden kann, ohne dass der Sensenmann konkret an die Tür klopft. PS: Tipp zum Weiterlesen: Wir kurieren uns zu Tode (Walter Krämer, 1997)
Ähnlich ist es auch mit den begrenzten Ressourcen im Sozialwesen. Wo andere Länder ernsthaft diskutieren, wer Unterstützung bekommt, veranstaltet Deutschland eine folkloristische Komödie mit Jecken und Hofnarren in bunten Kostümen, für die selbstverständlich nur die radikalste und edelste Lösung in Frage kommen: Kein Sozialbetrug ist illegal. – Bald werden wir auch alle realen und gefühlten Covid-Patienten aus Nigeria und Brasilien zu uns einladen. Denn Corona ist sowieso nur ein gesellschaftliches Konstrukt von Transatlantikern und Bilderbergern, von Illuminaten und Reptiloiden, von Soros und Gates (zutreffendes bitte ankreuzen). – Solange wir noch ein Prozent Reiche haben, können uns die Ressourcen gar nicht ausgehen.
Witzig, dass der Autor glaubt, ausgerechnet dieses Thema würde durch den Austausch von Argumenten diskutiert werden können. Eine Triage in Deutschland würde natürlich so aussehen: Autoren der Achse und andere Leugner, Rechte und Widerständler ins Kröpfchen, freie Bahn für alle mit der richtigen Gesinnung oder der politisch akzeptierten Freigabe (Asylanten, Frauen, Behinderte). Triage als weitere Variante der Privilegierung der üblichen Verdächtigen.
Es handelt sich hier um einen klassischen Verteilungskonflikt. Oft wird dann versucht, wie Sie es angeführt haben, Bewertungskriterien für die Verteilung zu finden. Dann gibt es Punkte bei der Erfüllung der einzelnen Kriterien und so soll das ganze dann objektivierbar werden. Wer die meisten Punkte hat gewinnt. Das Problem: Man verlagert den Verteilungskonflikt hin zu einem Bewertungskonflikt. Was gilt als relevant, was nicht. Da hilft auch nicht eine Auffächerung mit z.B. 1, 2 oder 3 Punkten. Am Ende ist es wieder eine Frage der Macht, wer seine Bewertungskriterien und ihre Gewichtung durchsetzt. Um den Konflikt kommt man nicht herum, er hat nur einen andere Spielfläche. Der Konflikt wird IMMER durch Lobby oder Macht entschieden.
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