Rainer Bonhorst / 17.01.2021 / 16:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 23 / Seite ausdrucken

Zwei „Deutsche“ im neuen Weißen Haus

Man stelle sich vor, der deutschstämmige, sowohl optisch als auch politisch sehr weiße Donald Trump wäre mit einem deutschen Schäferhund ins Weiße Haus eingezogen. Das hätte allerlei Kommentare zur Folge gehabt. Schließlich schleppt der deutsche Schäferhund, der einerseits ein ganz liebes Tier ist, andererseits ein historisches Image-Problem aus seiner alten Heimat mit sich herum. Hätte ein Schäferhund Trumps Wiederwahl-Chancen verbessert oder verschlechtert? Eine müßige Frage. Donald und Melania zogen es vor, den Amtssitz plus Einliegerwohnung ohne Haustier zu betreten. Auch keine Katze durfte rein, die ohnehin nicht zu ihm gepasst hätte. Zu ihr vielleicht. Jedenfalls war Trumps Amtszeit – anders als die der meisten Präsidenten vor ihm – eine haustierlose Zeit.

Jetzt wird alles anders und traditioneller. Joe Biden, der Anti-Trump, öffnet das Haus wieder für die Tierwelt. Er bringt gleich zwei deutsche Schäferhunde, Major und Champ mit. Der baldige Präsident kann sich dieses symbolpolitisch problematische Vergnügen leisten. Denn er hat – quasi als politischen Kontrapunkt zu Major und Champ – das bunteste, diverseste Regierungsteam aller Zeiten zusammengestellt. Alle Farben, alle Geschlechter und Neigungen und alle Altersstufen, mit ihm am oberen Ende der Alterspyramide.

Er übertrifft sogar Barack Obama darin, dass er Deb Haaland als Angehörige der ursprünglichen amerikanischen Bevölkerung in sein Kabinett geholt hat. Die Indianerin deckt wie auch Vizepräsidentin Kamala Harris als nichtweiße Frau gleich zwei Diversitäts-Katagorien auf einmal ab. Man könnte von Diversifizierungs-Effizienz sprechen. Diese Effizienz will Biden fortführen. Schon jetzt hat er angekündigt, er werde den nächsten freien Platz im Obersten Gerichtshof mit einer afroamerikanischen Frau besetzen. Ideal wäre vielleicht sogar eine homosexuelle afroamerikanische Frau. Das wäre ein Triple. Wie auch immer: Insgesamt sind in seinem erweiterten Team die Weißen und die Männer in der Minderheit. Nicht sehr, aber immerhin: 60 Prozent sind Frauen und 55 Prozent sind von dunklerer Hautfarbe als der lupenreine „Kaukasier“ Biden mit seinen ausschließlich europäischen, vor allem irischen Wurzeln.

Das ganze Farben- und Geschlechter-Spiel ist mehr als das Hobby eines alten weißen (altersweisen?) Mannes. Joe Bidens Team spiegelt die Wählerschaft der Demokraten wider. Während Donald Trumps Republikaner vor allem vom weißen Amerika lebte, auch von weißen Frauen, sind die Demokraten längst die Partei der versammelten Minderheiten und der Frauen aller Farben geworden. Die gute Nachricht dabei für die Demokraten und die schlechte für die Republikaner in ihrer derzeitigen Verfassung: Der Trend zum Bunten ist der Trend Amerikas. Noch sind die Leute mit europäischen Vorfahren nicht in der Minderheit, aber das wird in absehbarer Zeit kommen.

Ein Bollwerk gegen linke Attacken

Die Zukunft der Republikaner hängt davon ab, ob und wie sie diesen Trend auch für  sich nutzen können. Die allzu enge Konzentration auf das weiße Amerika gleicht einer abschüssigen Straße. Donald Trump hat darum immer wieder darauf hingewiesen, dass er ganz praktisch, nämlich auf dem Job-Markt, mehr für das nichtweiße Amerika getan habe als die Demokraten. Da könnte sich eine Tür für die künftigen Republikaner öffnen: Jobs und Geld als Gegenstück zu demokratischer Symbolpolitik.

Ein Kommentator des „Economist“ sieht noch einen anderen interessanten Aspekt der bunten Biden-Politik: Sein diverses Team hält die Linken seiner Partei in Schach. Die könnten sich energisch zu Wort melden, da die Demokraten künftig in beiden Häusern des Kongresses ohne Rücksicht auf die Republikaner agieren könnten. Joe Biden, ein Mann der Mitte und der Kooperation, hat sich mit seinem bunten Team ein Bollwerk gegen linke Attacken gebaut: Was kann die Linke, die sich als Speerspitze der Diversität versteht, gegen eine so sichtbar diverse Regierung unternehmen? Kaum etwas. Dabei ist Bidens Truppe, so bunt sie aussieht, für demokratische Verhältnisse eher konservativ.

Mal schauen, ob diese Rechnung des „Economist“ (und Bidens?) aufgeht. Tut sie es, dann wäre Joe Biden nicht nur ein grauer Panther, sondern auch ein schlauer Fuchs. Ein Champion der Diversität ist er auf jeden Fall. So sehr, dass er ohne Probleme sogar drei deutsche Schäferhunde mit ins Weiße Haus nehmen könnte.    

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Eckhart Diestel / 17.01.2021

Schäferhunde haben ein Imageproblem ? Wusste ich gar nicht, glaube ich auch nicht. Das ‘weisse’ Amerika - Präsident Trump lebt nicht vor allem vom “weissen” Amerika, sondern von seiner Energie und Schaffenskraft. Biden als Champion der Diversität - Präsident Trump ist nach meinem Wissen uneingeschränkt divers, er legt allerdings erhöhten Wert auf die Leistung einer Person.

Peter Wachter / 17.01.2021

Was soll es bedeuten, Söder hat jetzt auch einen Schäferhund !? Allerdings nicht Deutsch, starkpigmentiert (schwarz) und sehr jung, es kann ja noch dauern, bis er in das Weiße Haus, ähh, den Reichstag einzieht.

Hans-Peter Dollhopf / 17.01.2021

Herr Bonhorst, Sie glauben, er “hat sich mit seinem bunten Team ein Bollwerk gegen linke Attacken gebaut”? Das wäre sinnlos, weil bekanntlich sind Linke permanent aggressiv. Die Idee mit der Tüte Haribo soll nämlich von seiner Altenpflegerin stammen, damit er die Leute in seiner Umgebung anhand ihrer Farben leichter auseinanderhalten kann.

Hilde Maas / 17.01.2021

Den Minderheiten ging es unter Trump bekanntlich ökonomisch deutlich besser als in den Jahren zuvor mit Biden als Vizepräsident. Es geht den Demokraten auch nicht darum, Minoritäten zu fördern, sondern es geht ihnen darum, das freiheitliche Amerika zu zerschlagen und die Staatsmacht + Big Tech auszubauen. Das tut man z.B., indem man das Leistungsprinzip abschafft und Posten nach Quoten besetzt. So geschieht es längst selbst an den (ehemaligen) Elite-Universitäten.

Dr. Roland Mock / 17.01.2021

Mannomann, jetzt wird die Regierung in Washington nach Farbe und Geschlecht ausgewählt. Was für ein rassistisches Land sind die USA unter ideologischer Vorherrschaft der Linken doch geworden!

RMPetersen / 17.01.2021

Diversität als Selbstzweck bedeutet auch Ineffizienz - bekanntlich arbeiten teams um so bessr zusammen, je homogener sie sind. Nun ist Effizienz bekanntlich kein Kriterium für eine Regierungsmanschaft, chon Adenauer hat maximalen Wert darauf gelegt, dass alle CDU-Landesmannschaften prozentual an den Pöstchen beteiligt waren. (Entschieden hat ohnehin er allein.) Das wurde mit der Zeit ausdifferenziert, Quoten und Quötchen für Frauen kamen hinzu, bei den Grünen auch solche für “Fundis” und “Realos”. Quaotierungen nach sexuellen Vorlieben hat es - laut ausgesprochen - meines Wissens in Deutschland bisher nicht gegeben. Wenn Intelligenz ein Kriterium wäre, sollten mehr Personen fernöstlicher Herkunft vertreten sein.  Aber das Kriterium gehört ja nicht zu den wichtigen.

alma Ruth / 17.01.2021

@S.Riedel, @B.Ollo—Vielen Dank euch Beiden! Genauso war es nämlich. Trump hat viel getan sowohl für die Afroamerikaner als auch für die Latinos. So wie er das versprach.— “... der erste farbige Präsident und die erste farbige Vize-Präsidentin keine afroamerikanischen Wurzeln haben…” - Eine gute Frage. Umso eher, weil die AA die größte Minderheit in den US ist. lg alma Ruth

Horst Kruse / 17.01.2021

Und wo bleiben die ” Transen ” ? Will sich Herr Bonhorst dem Vorwurf der ” Transphobie ” aussetzen ? Das ist unverzeihlich und muss rückgängig gemacht werden !

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