Dem Lamento, dass sie sich “überfremdet” fühlt, lässt die Autorin einen kaum verklausulierten Aufruf zur Gewalt folgen, “Doch könnte der auf so vielfältige Weise bedrängte, von allem Vertrauten entfremdete und in die Enge getriebene Mensch etwas überwunden Geglaubtes, letztlich aber nur durch die dünne Schicht der Zivilisation Überdecktes in sich wieder entdecken und in einem archaischen Reflex so reagieren wie ein auf der Jagd gestelltes, aller Fluchtmöglichkeiten beraubtes Tier, dem nur die Wahl zwischen Angriff und Tod bleibt. ” Das einzig Befremdliche an diesem letzten Satz ist der Konjunktiv, denn längst haben die Deutschen den zivilisatorischen Firnis abgelegt und zeigen ihren gewalttätigen Rassismus durch Angriffe auf Flüchtlingsheime.
In der Tat beschleicht einen Beklemmung hinsichtlich der rasanten Veränderungen im öffentlichen Raum und in den darüber geführten politischen Debatten. Betritt man beispielsweise an einem sonnigen Wochenende eine öffentliche Grünanlage in Hamburg, sieht man sich als gebürtiger Deutscher leicht in der Minderheit. Das wäre sicher noch nicht per se schlimm, aber es ist eben der Anblick zahlreicher tief verschleierter Frauen und unergründlich blickender bärtiger Männer nebst großem Anhang, der einen doch etwas verunsichert. Das mag in Istanbul passen, aber hier “bei uns”? So schnell geht man da nicht wieder hin…, aber eigentlich ist man dort auch längst ein Fremdkörper, der wie aus der Zeit gefallen wirkt. Gleiches gilt für abendliche Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln. Man hat mitunter das Gefühl, nicht mehr in einer norddeutschen Großstadt unterwegs zu sein . Die Sprache nicht zu verstehen, die Blicke und Gesten nicht deuten zu können. Das junge Frauen und Mädchen heute nicht mehr “einfach so” ausgehen können, ohne zumindest Gedanken an mögliche Belästigungen haben zu müssen, wird offenbar ebenfalls als unvermeidlich von Behörden und Politik angesehen, denn: wirksame Gegenmaßnahmen lassen auf sich warten, wie auch das Bedauern über die bekannten Ereignisse seit Sylvester sich eher in Grenzen hielt. Weiterhin vergeht eigentlich seit Monaten kein Tag, an dem nicht in irgendeiner Form über den Islam, dessen Kultur und Religion debattiert wird. Diskussionen über Buddhismus oder den Katholizismus verzeichnen wir dagegen so gut wie keine. Wie kommt das eigentlich? Deutschland war doch ein aufgeklärter, säkularer Staat? Steter Wandel ist sicher etwas natürliches, aber die Frage ist doch, in welche Richtung dieser geht? Werden den Deutschen nicht Debatten aufgezwungen von interessierter Seite zu Fragen, die für die Mehrheit dieses Landes völlig belanglos sind? Kopftuch am Arbeitsplatz? Verhalten in Schwimmbädern? Gebetsräume in Schulen und Universitäten? Dispens vom Sportunterricht? Weiblichem Lehrpersonal die Hand geben? Dolmetscher beim Arzt? Schweinefleisch in der Kantine? Gebetspausen am Arbeitsplatz etc. pp.? Drohen die wirklich wichtigen Zukunftsfragen dieser Gesellschaft demgegenüber nicht in den Hintergrund zu treten? Wie wollen wir in Zukunft leben und arbeiten? Wie erhalten wir unsere plurale, freiheitliche und wohlhabende Gesellschaft, um nur einige zu nennen. Wen wundert es, dass mancher “Ur-Einwohner” den jüngsten Entwicklungen daher ablehnend oder zumindest skeptisch gegenüber steht? Mich verwundert dagegen viel eher, dass politsche Parteien fast jeder Couleur, die christlichen Kirchen sowie eigentlich nahezu die gesamte Medienlandschaft dies alles so uneingeschränkt positiv zu sehen scheinen. Allenfalls wird hin und wieder generös konstatiert, dass viel Geld und noch viel mehr Anstrengungen von den “Ureinwohnern” zu erbringen seien, damit es mit der Willkommenskultur auch klappt. Was jedoch schmerzhaft vermisst wird, ist eine vorausschauende, verantwortungsvolle Politik, die nicht nur sprunghaft im Krisenmodus reagiert, sondern zielgerichtet agiert und gestaltet. Voraussetzung dafür ist jedoch eine offene, unideologische Bestandsaufnahme der Wirklichkeit dieses Landes, und hieran mangelt es ersichtlich bei den sogenannten “Funktionseliten” in Kultur, Politik und Wirtschaft.
Ich befürchte fast, das die politische und mediale “Elite” unseres Landes in ihrer ideologischen Blindheit und immer offener zu Tage tretenden “Wandlitz-Mentalität”, den letzten Absatz dieser Betrachtung noch zur Realität werden lassen. Selbstverständlich sind dann wieder “die anderen” schuld und nicht die, die diese Zustände rechtswidrig herbeigeführt haben. Die Zeichen sind bereits deutlich. ... “...mit uns zieht die neue Zeit”.
Jeden Tag in der Bahn - wo gucke ich hin? Erst heute wieder, krampfhaftes Starren in mein Buch, statt den Blick über die Aussicht (Rhein bei Bonn) schweifen zu lassen, wie ehedem!! Habe dann das Gefühl, nicht mehr in meinem Land zu sein, mich nicht mehr frei im öffentlichen Raum bewegen zu könen. Ist eigentllich kaum noch erträglich!
Wunderbar geschilderte Analyse vom neuen Deutschland und fuer mich als “Gefluechteter” (lebe seit 1999 im Ausland) aufklaerend und bestaetigend…Hier im Ausland versteht niemand mehr was da gerade abgeht in mei er alten Heimat…Ich komme jedes Mal in Erklaerungsnot…Warum konnte dies passieren? Wer hat Nutzen aus dieser Selbstvernichtung? Warum lassen sich die Menschen dermassen bevormunden durch die Politik und Medienlandschaft.Es wird gelogen,es wird sich weggeduckt.Pfuj!Ich schaeme mich ein Deutscher zu sein,bin aber froh Gleichdenkende hier auf Achgut.com gefunden zu haben.
Wenn bei Kahane ,warum darf diese Frau überhaupt noch in der Politik den Mund aufmachen?, Becker und Co. eines Tages weniger Geld auf ihren Konten eingeht, weil die “ungläubigen, einsilbigen Mecklenburger” keine Lust mehr haben für die “Geschenkten” (lt.K.G.-E.) zu arbeiten, dann wird die Jammerei über die undankbaren Altdeutschen aber groß sein. Tja, da müssen Kahane und Co. selber ackern, falls sie überhaupt wissen, wie das geht.
Na gut, die Norweger sind noch einsilbiger als die Mecklenburger und dorthin verirren sich auch Migranten, zwar meist aus Polen und Pakistan, aber was soll’s? Warum sollten dann nicht ein paar Schwarzafrikaner die Bäuerlichen Gesellschaften und Genossenschaften in MeckPom verjüngen?
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