Vera Lengsfeld / 11.06.2019 / 13:00 / Foto: Marie-Lan Nguyen / 65 / Seite ausdrucken

Zurück zur SED!

Daniel Cohn-Bendit, einstiger Sprecher der 68er-Studentenbewegung in Paris und nach seiner Übersiedlung nach Deutschland Vordenker der Grünen, fordert allen Ernstes die Vereinigung von SPD und SED-Linker. Im 30. Jahr des Mauerfalls, der das endgültige Ende des SED-Regimes besiegelte, soll die Partei wieder auferstehen, sagt Cohn-Bendit in einem TAZ-Interview. Katja Kipping und Kevin Kühnert sollen sich, wie einst Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck die Hand reichen, um die neu vereinte Partei zum Trittbrett für einen grünen Kanzler zu machen.

Cohn-Bendit: „Es geht um die Rettung der Sozialdemokratie, nicht der SPD. Die Linke ist sozialdemokratisch, die SPD soll wieder eine werden. Also rettest du die Sozialdemokratie, wenn die zersplitterten Linken zusammengehen. 13 und 7 bei der jüngsten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen sind zusammen 20 Prozent, damit ist man wieder ein Machtfaktor.”

Das ist eine klare Ansage. Es soll hinterher niemand sagen, man hätte es nicht kommen sehen können. Cohn-Bendit ist kein altersverwirrter Spinner, sondern ein knallharter Kader der modernen Herrschsucht. Schon unser freiheitlichster Dichter Friedrich Schiller hat erkannt, dass die ganze Geschichte de Menschheit ein Kampf der Herrschsucht gegen die Freiheit ist. Wir erleben gerade eine heiße Phase dieses Kampfes.

Cohn Bendit:

„Deutschland hat dann eine sozialdemokratische Partei, eine liberal-sozialökologische und eine christlich-demokratische, alle in vergleichbarer Größe. Dazu eine undefinierbare liberale Position, die um fünf Prozent kämpft und eine rechtsradikale Partei. Also regieren die Grünen entweder mit den Sozialdemokraten oder den Christdemokraten. Beziehungsweise, um zu dieser Konstellation zu kommen, regieren sie erst mit den Christdemokraten und dann den Sozialdemokraten."

Die Merkel-CDU und die angemerkelte CSU werden sich willig instrumentalisieren lassen. Der Merkel-Flügel hat sich in Gestalt der sogenannten Union der Mitte letzte Woche bereits mit der Forderung nach einer CO2-Steuer bei den Grünen lieb Kind gemacht. Ministerpräsident Armin Laschet sehnt sich danach, Bundeskanzler von grünen Gnaden zu werden und warnt deshalb unablässig, dass sich die CDU nicht etwa wieder auf ihre Werte und ihre Stärken besinnt, sondern am Merkel-Kurs bis zum bitteren Ende festhält.

Ein paar Unwägbarkeiten gibt es noch. Das sind die viel geschmähten alten weißen Männer und Frauen, die sich partout nicht manipulieren lassen wollen und deshalb das Haupthindernis für die grünen Machtphantasien darstellen. Auch in dieser Hinsicht wird bei der taz schon vorgedacht: Den Alten soll das Wahlrecht entzogen werden. Wenn dann in der grünen Republik nach vollzogener Umverteilung die Ressourcen knapp werden, wird man eher früher als später zu der Ansicht kommen, dass Alte unnütze CO2-Emittenten sind.

Zu welchen Verrenkungen die Grünen bereit sind, hat Cohn-Bendit mit aller wünschenswerten Offenheit dargelegt:

„Am Ende wird Deutschland dann Atomstrom aus Frankreich importieren müssen, um die Klimaziele zu erreichen, das heißt schneller aus der Kohle auszusteigen. Und man wird in der Verteidigungsfrage akzeptieren müssen, dass die Franzosen Atomwaffen haben. Das wird zur Sicherheitsarchitektur Europas dazugehören.“

Cohn Bendits Fazit: "Es wird Zeit für einen grünen Kanzler". 

Spiegel-Online springt bereits auf den SED-Zug auf und trommelt für die Vereinigung von SED-Linke und SPD: „Denn das wäre doch was: Eine erkennbar linke SPD setzt sich für einen höheren Spitzensteuersatz ein, für eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer, für eine endlich mal wirksame Kontrolle der internationalen Finanzmärkte.“

Wie die DDR gezeigt hat, geht bei den Steuern noch viel mehr. Handwerker und Kleinbetriebe wurden mit fast 90 Prozent besteuert. Was für die einen die „Bündelung ihrer Sehnsüchte ist, wird für die anderen ein Albtraum. Dreißig Jahre nach dem desaströsen Zusammenbruch.

Auch in Sachen Wohnungsbaupolitik zeigen die Wegweiser zurück in SED-Zeiten: Forderungen nach der Kollektivierung des Wohnungsbesitzes und das geplante Berliner Mietgesetz, das ab Ende des Jahres Mieten für fünf Jahre einfrieren soll, zeigt ebenfalls schon seine Wirkung: Die Aktien der großen Wohnkonzerne rauschen in die Tiefe

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Helmut-Ernst Kassner / 11.06.2019

Cohn-Bendits Daniel hat wohl lange keiner mehr am Hosenlatz gespielt, dass er sich jetzt mit dieser Posse wieder ins Gespräch bringt. Aber alten weißen Männern spielt eben keiner freiwillig am Hosenlatz. Allerdings dem jetzigen SPD “Führungspersonal” wäre eine solche Geschichte zu zutrauen.  Vor allem brauchten sie sich keinen Gedanken mehr um eine neue Vorsitzende/einen neuen Vorsitzenden zu machen. Alle Führungsposten werden eh von den Altkommunisten besetzt und Paus Petra kann wieder als Pionierleiterin Kinder indoktrinieren.

Josef Cissek / 11.06.2019

So verlief die Machtübernahme durch die Kommunisten in der Tschechoslovakei, Polen usw. nach 1945. Angesichts der 20%+ Stimmen für die grünen Faschisten, kann man nur sagen “gute Nacht Deutschland”.

Johannes Schuster / 11.06.2019

Ich muß jemand nicht mögen um seiner strategischen Analyse doch etwas abgewinnen zu können. Und obwohl ich Daniel CB für einen Pyromanen der Thesen halte, so zielgenau kann er mit seiner Meinung einen Sachverhalt treffen. 68 war das Experiment, das bewies, wie sehr die Deutschen totale Forderungen umsetzen (RAF/DDR). Und um einen Faschismus der Linken zu unterbinden wäre ihre Profilierung nach links alles andere als verkehrt. Vielleicht hilft etwas Dialektik in einer Zeit kurzer bürgerlicher Verlustängste um Dinge in der Tiefe dann doch etwas differenzierter zu sehen.

Wilhelm Rommel / 11.06.2019

Zunächst, verehrte Frau Lengsfeld, Dank für Ihre klaren Worte und sodann die Vorbemerkung meinerseits, dass es selbst Monsieur Cohn-Bendit (ich musste doch tatsächlich so gerade noch einen spontanen Namens-Tippfehler korrigieren und ein versehentliches “a” durch das “e” ersetzen ;-)) es nicht schaffen wird, mich zu einem Antisemiten zu machen - davor bewahren mich schon meine jüdischen Freunde all around the world, die allerdings mit tiefer Besorgnis Entwicklungen registrieren, die sich im Land ihrer Vorfahren abzuzeichnen beginnen. Aber etwas Anderes. Ein Kurzbesuch bei wikipedia bestätigt das Gewusste und beinahe Vergessene, nämlich dass dieser an unheilbarer Logorrhoe leidende Schwätzer Frankfurter Provenienz (in meiner weserländischen Heimat nennt man solche Leute “Sabbelkloot”) sich mühelos in den sattsam bekannten Verein unserer derzeitigen medial-politischen Pseudo-Eliten einordnet: Nie etwas Nachhaltiges geleistet (im Sinne konkret nachvollziehbarer, d.h. produktiver Arbeit), um sich nach einigen umtriebigen Jahrzehnten in die weichen Straßburger Plumeaus fallen zu lassen - jedenfalls für einen zur mehr als auskömmlichen Alterssicherung hinreichenden Zeitraum - und dann mit seinen weltrevoltionären Ratschlägen aus der Gruft zu fahren, in der man ihn schon längst sicher verstaut geglaubt hatte. Na, “auf Ihnen haben ‘mer gewartet…”! Es läuft einem angesichts der kundgetanen Weisheiten und Empfehlungen heiß und kalt den Rücken herunter und so bleibt nur ein schöner Segenswunsch aus dem reichen jüdischen Repertoire (S. Landmann): “Alle Zähne sollen ihm ausfallen bis auf einen - für Zahnweh”! In dem Sinne beste Grüße…

Anders Dairie / 11.06.2019

Prof.  SINN hielt vor Weihnachten 2018 einen—wie stets—statistisch-technisch fundierten Vortrag zum “Zappelstrom”. Es ist im Onlinedienst des Handelsblatt nachzuerleben.  DANACH funktioniert der Strom-Mix unter Auschluss der Kohle im Zug der “Energiewende” nicht.  Definitiv, unter Nutzung aller Möglichkeiten, gar nicht !  Das Kern- und Wahlthema,  Klimaschutz durch Abschaltung mit CO²-Minderung , basiert entweder auf Irrtümern oder gar Betrug.  Machen sich GRÜNe den erfolgten Niedergang in der Bildung bei MINT-Fächern politisch zwecks Machtgewinn zunutze?  Es ist ja bekannt,  dass das neue Image von GRÜN und die 20 % Stimmanteile auf einer teuren Werbe-Strategie von Profis beruht,  die das eloquenten Gebaren von Habeck und Baerbock und das Verschwinden der Alt-Grünen in backstage mit umfasst.  Die Energiewende soll jenseits der 1.000 Milliarden kosten.

Bernhard Krug-Fischer / 11.06.2019

Eigentlich sollte man solchen Spinner links liegen lassen und nicht beachten. Aber heutzutage springen ja viele auf den Zug von solchen Leuten auf und sind begeistert. Tja, wenn das Bildungssystem besser wäre und Geschichte besser unterrichtet würde, wäre das Thema erledigt. Ich setze ja als “Wessi” auf die “Ossis”, die wissen, wohin das führen würde. Den “degenerierten Wessis” geht es einfach zu gut und haben keine Ahnung. Es ist einfach nur noch traurig.

Pedro Jimenez Duarte / 11.06.2019

Ich muss noch einmal mit Mathematik langweilen. Leider werden aus den 13+7% wohl eher 15 oder gar 10 Prozent. Leider, weil die Wählerwanderung wohl eher in Richtung Grünen und Nichtwählern stattfinden wird.

Bernd Feil / 11.06.2019

Dann hätte ja IM Erika ne echte Chance doch noch Kanzlerin zu bleiben.

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