Bernhard Lassahn / 18.04.2022 / 12:00 / 31 / Seite ausdrucken

Zurück zur Menschlichkeit: Das große Corona-Latinum

Ein wenig humanistische Bildung kann bei der Aufarbeitung des Corona-Regimes durchaus nützlich sein. Etwa mit diesen ewigen Wahrheiten: „Quod licet Iovi non licet bovi". „Pecunia non olet". „Errare humanum est".  „Manus manum lavat". 

Ich hatte noch einen Lateinlehrer, der erklärt hat, dass es einerseits Menschen und andererseits Leute gäbe: Wer kein Latein könne, so verkündete er, der gehörte nur zu den Leuten und nicht zu den Menschen. So einer war das. Lang ist es her. Zu welcher Gruppe mochte er selbst gehören? Wahrscheinlich zu den Göttern oder Halbgöttern.

Jedenfalls gab es schon bei den alten Römern, die uns am Gymnasium als Vorbilder hingestellt wurden, verschiedene Sorten von Menschen, für die dann auch entsprechend verschiedene Maßstäbe galten: quod licet Iovi non licet bovi, nannten sie das: Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Hornochsen nicht gestattet. Den Spruch zitierte der erwähnte Lehrer besonders gerne. Wobei er mit „Jupiter“ sich selbst und mit den „Hornochsen“ uns Schüler meinte.

Das kleine Latinum für den Alltag

Das macht keinen guten Eindruck. Aber kann man deshalb sagen, dass die gesamte humanistische Bildung für den Kater und für die Katz war? War das alles vergebliche Liebesmüh? Vielleicht nicht. Ein bisschen Latein kann immer noch hilfreich sein. Denken Sie etwa an die AHA-Regeln und die ständige Aufforderung, Desinfektionsmittel zu nutzen und sich so oft wie möglich die Hände zu waschen. Da fällt einem humanistisch vorgebildeten Menschen sogleich der Spruch manus manum lavat ein. Eine Hand wäscht die andere.

Oder denken Sie an den Skandal bei der Maskenbeschaffung und die ruchlose Abzocke mit den Tests. Pecunia non olet, hätte Jupiter vermutlich dazu gesagt: Geld stinkt nicht (was nebenbei bemerkt tatsächlich so gemeint ist, es kommt darauf an, was man mit dem Geld anfängt). Für Karl Lauterbach und Lother H. Wieler hätte Jupiter auch noch einen Spruch in petto: errare humanum est.

Irren ist menschlich. So ist es. Weil der Mensch ein Mensch ist. Allein deshalb irrt er, denn er kann nicht alles wissen. Es gehört zur unveränderlichen Natur des Menschen, dass er Fehler macht und sich irrt. Zwangsläufig. Er ist nicht Gott. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, hatte Sokrates gesagt (so viel wusste er immerhin). Obendrein versteht der Mensch, wie Alfred Adler festgestellt hat, viel weniger, als er weiß. Dann wird es richtig eng.

Der Mensch ist beschränkt. Sein Körper hat ein Haltbarkeitsdatum, sein Sinnen und seine Erkenntnismöglichkeiten reichen auch mit technischen Hilfsmitteln nicht weit: Er kann nicht alles wahrnehmen, was er berücksichtigen müsste, er kann nicht alles wissen, was wichtig wäre zu wissen und obendrein kann er nur einen Bruchteil von dem verstehen, was er zu wissen meint. Der Mensch ist – wie gesagt – beschränkt. Im Unterschied zu Gott. Gott kann alles. Nur eins nicht: sich beschränken.

Das große Latinum für die Menschlichkeit

Schlimm genug. Doch es geht noch weiter. So weit sind wir Hornochsen damals allerdings gekommen, doch es gibt noch einen wichtigen Nachfolgesatz für Menschen mit großem Latinum: errare humanum est. sed perseverare diabolicum. Irren ist menschlich.  Im Irrtum zu verharren, ist teuflisch. Schon sieht das anders aus. Nun kommt noch Personal dazu: Wir hatten es bisher mit Gott und den Menschen zu tun, nun kommt noch der Teufel ins Spiel.

Der Teufel – insofern ist er menschlich – weiß auch nicht alles. Er verkörpert lediglich einen „Teil des Teiles“, wie Mephisto zugibt, als er sich im Studierzimmer von Faust zu erkennen gibt. Ein Teil des Teils – das ist noch weniger als das berühmte gefährliche Halbwissen. Es ist nur ein Bruchteil davon und es ist umso gefährlicher.

Daher kommt auch die Redensart: Der Teufel steckt im Detail. Das soll nicht etwa heißen, dass wir bei Verträgen unbedingt das Kleingedruckte beachten sollen (das sollen wir natürlich auch), der Spruch soll uns vielmehr ermahnen, unser Detailwissen nicht für das Ganze zu nehmen und soll uns ermutigen, Fehler einzugestehen und uns von dem als Irrtum erkannten Teilwissen zu verabschieden. Das müssen wir auch, denn wenn wir es nicht tun, dann wird unsere menschliche Eigenart, Irrtümern zu erliegen und Fehler zu machen, zum Teufelswerk.

Fehler benennen, um sie zu vermeiden

An diesem Punkt sind wir jetzt. Es wurden Fehler gemacht. Das ist menschlich. Was nun? Nun müssen die Fehler benannt werden, um sie in Zukunft zu vermeiden. Was noch wichtiger ist: Wir müssen uns die Menschlichkeit bewahren oder – falls sie verlorengegangen ist – zu ihr zurückzukehren. Das entscheidet sich jetzt.

Wer jetzt weitermacht und auch nach dem Intensivbetten-Skandal immer noch davon spricht, dass eine Überlastung der Krankenhäuser verhindert werden muss; wer weiterhin den Fehler macht, Ungeimpfte als Pandemietreiber zu bezeichnen; wer immer noch den Irrtum verbreitet, dass die Impfung ohne gefährliche Nebenwirkungen ist; wer weiterhin den Irrtum verbreitet, dass die Maske für Kinder sinnvoll ist und die Kleinen damit dafür sorgen, dass Oma und Opa nicht sterben – kurz: Wer immer noch auf den zahlreichen tragischen Fehlern besteht, die im Umgang mit der so genannten Pandemie gemacht wurden, der ist des Teufels. Das darf ich in aller Deutlichkeit im Namen aller Menschen, aller Leute und aller Hornochsen verkünden.

Dem würde vielleicht sogar Jupiter zustimmen. Gott würde zustimmen.

Foto: Pixabay

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Hermine Mut / 18.04.2022

Ich stimme auch zu ! Herzlichen Dank für diesen schönen Text!  Und jetzt -  am Ostermontag - BETE/BITTE ich darum, dass der “Westen” (USA,Nato, UN ,EU, Deutschland etc) auch die eigenen begangenen Fehler gegenüber Russland einsieht und korrigiert, auf Verhandlung besteht, nicht weiter zur Eskalation beiträgt. Europa und Russland sollten zusammen gehören, kooperieren, sich nicht auseinander dividieren Neuanfang - trotz allem !

T. Schmidt-Eichhorn / 18.04.2022

Mein Geschichtslehrer (in den späten 1960-er Jahren) verwendete oft das Zitat “Ouidquid agis, prudenter agas et respice finem” (frei übersetzt: Was auch immer Du tust, handele klug und bedenke, wohin es führt.). Wenn ich lese. dass etliche unserer Politiker, wie z.B. Frau Strack-Zimmermann oder Herr Hofreiter, die rasche Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine fordern, frage ich mich, welches (End-) Ziel sie mit einer solchen Lieferung erreichen wollen. Glauben sie wirklich, dann werde die Ukraine über einen Gegner siegen, der auch taktische Atomwaffen besitzt ? Ich meine, wer als Politiker die Lieferung schwerer Waffen fordert, müsste nicht nur bedenken, sondern auch klar sagen, welches (End-) Ergebnis damit angestrebt wird.

Marco van Orthen / 18.04.2022

Alea iacta est - die Würfel sind geworfen - möchte ich noch aus meinem Asterix-Latein hinzufügen. Das bezieht sich einerseits auf den Eintritt Deutschlands (und vieler anderer Länder) in die Pandemie-Hysterie sowie auch auf die Entscheidung, der Ukraine als „Bollwerk des Westens“ gegen Russland beizustehen. Während ich Letzteres nachvollziehen und sogar Gutheißen kann, da die tapferen Ukrainer Europa am Donbass verteidigen, sind mir die Reaktionen auf das Virus fast allesamt mindestens unklar, da - zumindest nach der Anfangsphase der Unsicherheit, was potentielle Schäden am Menschen sein könnten - klar wurde, dass man auf kurz oder lang ganze Wirtschaftszweige lahmlegen, oder schlimmer, ausradieren würde. Einige Länder mit echten Regierungen, und nicht nur Regierungsdarstellern, wie z.B. die Schweiz, haben bewiesen, dass es für die Pandemie-Sanktionen keine Notwendigkeit gab. Merkel und Co. gehören meiner Ansicht nach dafür und für ihre weiteren Untaten in Sachen „Bankenrettung“, „Energiewende“ sowie „Flüchtlingspolitik“ vor ein ordentliches Gericht. Dass das nicht passieren wird, ist mir auch klar, aber wenigstens habe ich die Hoffnung, dass die Mehrheit der Bundesdeutschen in einigen Jahren anders über die Zeit von 2005 bis 2021 denken wird.

Thorsten Gutmann / 18.04.2022

Gott würde sicher zustimmen, ob das aber auch Sokrates tun wird? Ich weiß, daß mich Zweifel quälen.

w. grebe / 18.04.2022

Wer arbeitet macht Fehler. Wer viel arbeitet, macht viele Fehler. Wer keine Fehler macht, wird befördert!

Arne Ausländer / 18.04.2022

Hokus Pokus fehlt schmerzlich in diesem Lob des Lateins. So hatte das Volk “hoc est corpus” verstanden. Falsch? Darüber ließe sich streiten. Auch Ausdrücke wie Angler- und Jäger-Latein zeigen die Skepsis der einfachen Leute gegenüber denen, die sich selbst - zur Unterscheidung von ihnen - als Menschen definierten. Ohne diese “Leute” gäbe es kein Deutschland. Militärisch half der ehemalige römische Söldner Arminius dabei. Entscheidend aber war die jahrhundertelange sture Verweigerung gegenüber der Romanisierung, daraus allein entstand der Name “Deutschland”. Diese Sturheit war so mächtig, daß der letzte Versuch, aus Deutschland ein römisches Germania zu machen, im Gewand deutschen Nationalismus daherkommen mußte. Dank ihrer Großen Latina erkannten nur wenige - trotz “Römischem Gruß” und bombastischen vulgär-römischen Architekturmoden - den Anti-Deutschen im GröFaZ.—Ich hatte schon immer mehr Vertrauen in die Kultur der (vermeindlichen) Barbaren. Das Römische Reich existierte ja noch fast 1000 Jahre in Form des Byzantinischen (wenn auch griechischsprachig), danach wurde es von den Osmanen in vielem kopiert. Ein Vorbild? Für mich nicht. Eine andere Fortdauer nahm die Gestalt der Katholischen Kirche an, auch nicht so toll. Freimaurer, Französische Revolution und Mussolini strebten die Wiederbelebung des toten Imperiums offen an, ebenso wie es bis heute viele in den “Eliten” tun. Lassen wir das doch endlich mal!

Michael Hinz / 18.04.2022

“Wer immer noch auf den zahlreichen #tragischen Fehlern# besteht, ....”. Das klingt nach Irrtum, gar nach Schicksal, stimmt aber nicht: es war #Vorsatz#, alles Lügen, lange geplant zur Durchführung eines Staatsstreichs von oben, den die Lateiner - obwohl zu Höherem berufen - heute so wenig wie damals verhindert haben. Im Gegenteil: Gerade Juristen, Lehrer und Ärzte haben ihn zugelassen. Früher nannte man das #Dem_Führer_entgegenarbeiten#.

Harald Unger / 18.04.2022

“Wir müssen uns die Menschlichkeit bewahren oder – falls sie verlorengegangen ist – zu ihr zurückzukehren.” - - - Was auch geschieht. - - -  Im angebrochenen 3. Jahrtausend, seiner totalen Machtergreifung des global-horizontalen Feudalmarxismus, mit dem Islam als geborenen Partner fürs Unten, werden sich beide unmenschlichen Herrschaftssysteme solange verdichten, bis sie an sich selbst zugrundegegangen sein werden. Und dabei einen Großteil der Weltbevölkerung mitnehmen. - - - Das 4. Jahrtausend wird, gleich dem 1., eine akzelerierte Phase von Jungsteinzeit bis Mittelalter sein, bis die Evolution ab dem 5. Jahrtausend einen neuen Anlauf nehmen kann, eine technologische, menschliche Zivilisation hervorzubringen. - - - Mit ungläubiger Abscheu werden die Menschen dort erfahren, zu welchem abartigen, kranken Irrsinn und Aberglauben die Menschen zu Beginn des 3. Jahrtausends abgerichtet und zugerichtet wurden.

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