Annette Heinisch / 11.06.2023 / 15:00 / Foto: achgut.com / 59 / Seite ausdrucken

Zur Sache, Schätzchen!

Das Volk ist zornig. Die Gruber, Monika hat diesen Zorn artikuliert und schon etwas auf die Beine gestellt. Oder anders gesagt: Sie hat die Wut der Normalbürger gegen „die da oben“ kanalisiert, den mundtot Gemachten eine Stimme und den Unsichtbaren eine Bühne gegeben. 

Bravo an die Gruberin!

Anlass – nicht Grund – war die Wärmewende. Diese ist lediglich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte; über die Jahre hat sich eine enorme Menge angestaut. Verschlimmert wurde der Graben zwischen Volk und Führung sowohl durch das Unterdrücken abweichender Meinungen als auch durch die totalitär anmutenden und teils sinnfreien oder sogar kontraproduktiven Maßnahmen.

Es wäre klug gewesen, rechtzeitiger Dampf aus dem Kessel zu lassen, aber Klugheit zeichnet unsere politische Führung leider nicht aus. Die Gruberin hat nämlich recht, wenn sie sagt, dass sich „die da oben“ bei all den Bürgern eigentlich herzlich dafür bedanken müssten, dass sie früh morgens aufstehen, arbeiten und sich abplagen, damit unser Land überhaupt noch läuft. Stattdessen verachten und beschimpfen die Politiker das Volk, wenn es nicht so will, wie es soll. Es wird abgegrenzt, was das Zeug hält, „Brandmauern“ errichtet und das Volk für blöd erklärt. So sagt Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein (CDU): „Wir haben es bisher nicht geschafft, den Menschen unsere Alternativen, zum Beispiel beim Thema Heizen, präziser aufzuzeigen. Wir müssen klarer darlegen, wohin wir wollen.“ Man kann natürlich meinen, dass man seine faszinierenden Pläne nur langsamer, deutlicher und vielleicht auch lauter erklären muss, damit die depperten Bürger die Weisheit der Führung erkennen. 

Es könnte allerdings auch sein, dass die Bürger die Pläne durchaus verstanden haben, aber genau diese ablehnen. Was dann? Auch dafür hat Günther eine Antwort. Sie lautet: Es ist egal, was die Bürger wollen. Denn: Für die Union wiederum stehe trotz aller Herausforderungen nicht zur Debatte, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral sein wolle, sagte Günther. „Das heißt, dass natürlich auch der Wärmebereich emissionsfrei werden muss.“

Ist das ein Weg, den Zorn des Volkes zu besänftigen? Natürlich nicht. Begleitet wird es von dem Mantra, die AfD zu bekämpfen, damit sie und ihre Wähler kein Ansprechpartner seien. 

Nachwirkender Machtrausch

Hier nun liegt der Kern des Übels: Die Politik bekämpft keine Probleme, sie bekämpft Gegner. Sie konstruiert Feindbilder als Nebelkerzen und verschiebt den Diskurs auf eine völlig irrationale Ebene. In dem Beitrag „Hysteriker und Neurotiker aller Welt vereinigt euch“ hatte ich die Nebelkerzen-Methode anhand von Loriots Sketch „Das Frühstücksei“ thematisiert. Anstatt ein objektives Problem sachlich zu lösen, wird das Thema auf die Beziehungsebene katapultiert und dort „verschrottet“. Genau das passierte all die Jahre in der Politik: Anstatt dass die Migrationsprobleme angesprochen, diskutiert und gelöst wurden, wurden all diejenigen verteufelt, die es wagten, darauf hinzuweisen.

Anstatt die Prognoseunsicherheit komplexer Systeme zu berücksichtigen und den mehr als verständlichen Wunsch der Bürger, ein führendes Industrieland zu bleiben, weil nur das Wohlstand sichert und den Sozialstaat finanzierbar macht, wurden Hetzkampagnen gegen noch so integre Kritiker der Klimapolitik gefahren. Und statt bei der Corona-Pandemie Vorsicht walten zu lassen und die Maßnahmen sehr genau auf Effektivität zu prüfen, haben sich die Politiker einem wahren Machtrausch hingegeben und erneut alle Kritiker aus dem Diskurs ausgeschlossen. In diesem Fall ging es erstmalig sogar weiter – Mitbürger wurden aus der Gesellschaft ausgeschlossen, gezielt, vorsätzlich und mit bestem Gewissen.

Das ist zwar vorbei, aber nicht vergessen. Die Tatsache, dass in keinem der Punkte eine kritische Aufarbeitung erfolgte, führt dazu, dass das verlorengegangene Vertrauen nicht wieder erlangt werden kann.

Und deshalb bekommt der „Hubsi“, Hubert Aiwanger von den Freien Wählern, in Erding Beifall. So einfach ist das. Die etablierten Parteien, die sich eingerichtet haben in ihrem Polit-Kartell, sind letztlich Passagiere eines sinkenden Schiffes, eine Erkenntnis, die dem einen oder anderen langsam dämmert. Dummerweise haben sie sich in eine Zwickmühle manövriert: Eingepfercht hinter ihren „Brandmauern“ können sie den Kampf nicht gewinnen. Brechen sie die Mauern ein, werden sie aber von weiten Teilen der Presse gelyncht. 

Es wird spannend sein zu beobachten, wie die Politik damit umgehen wird. Vermutlich wird sie auf dem bisherigen Weg weitergehen und die Wähler beschimpfen, in der Hoffnung, dass diese auf die Nebelkerzen anspringen. Dann wird die Diskussion abgelenkt auf Nebenkriegsschauplätze, zum Beispiel die Frage, wer was und auf welche Weise sagen darf, welche Äußerungen tabu sind und welche gerade noch so akzeptabel. Lässt man sich darauf ein, hat man schon verloren, denn wenn man sich von Anderen vorschreiben lässt, was man sagen darf, braucht man eine Diskussion gar nicht erst anzufangen. Dann hat nämlich der Gegner schon gewonnen.

Es bleibt also zu hoffen, dass die Gruberin gescheit genug ist, sich nicht auf diese Abwege zu begeben, und ganz einfach bei der Wahrheit bleibt: Sie ist die Mitte der Gesellschaft und mit ihr die Menschen, die protestieren. Lasst es nicht zu, dass die Politiker euch mit diesem fadenscheinigen Schmarrn mundtot machen und damit einer ernsthaften Debatte ausweichen. Es wird Zeit, zu sagen: Zur Sache, Schätzchen! 

Foto: achgut.com

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Sascha Hill / 12.06.2023

Frau Gruber hat die AFD medienwirksam vom Diskurs ausgeschlossen. Also eigentlich, hat sie sich längst dem politmedialen Diktat gebeugt und somit verloren!? - Ich begrüße die Demo ausdrücklich, aber wenn die Veranstalter die gleichen Fehler, wie der politmediale Betrieb machen, ja dann, hat man in der Tat verloren. Die AFD ist neu und ein Stachel im Fleisch der selbsternannten Elite. Die haben nun Angst um ihre Pfründe. Wie die AFD bewiesen hat, sind Journos längst zu Hetären der Politik verkommen. Man kann die AFD ablehnen, wer aber gleichzeitig Linksextremismus verharmlost, ist ein Heuchler. Und damit meine ich noch nicht einmal die Kleber-Extremisten, sondern eher den Linksterrorismus, wo Richter sogar leuchtene Augen bei bekommen.

Rupert Drachtmann / 11.06.2023

Also wenn auf so einer Demo zu 50% das verdammte Establishment eine Bühne erhält, dann läuft hier etwas grundlegend verkehrt. Denen ihre Drecksbühne sind die Mainstream Medien und die politische Bühne. Das sollte reichen. Es gibt andere die hier sprechen sollten. Mann o Mann !

Michae Hoffmann / 11.06.2023

Die etablierten Parteien haben alle grüne Unterhosen. Daher nicht wählbare Varianten. Eine Union die grüner Schiesser trägt ist keine Alternative für Deutscheland.

Wolfgang Richter / 11.06.2023

@ Gus Schiller - “Ab 2030 regieren hier andere Mehrheiten und denen wird das ebenso wie gendern, queer und Frauenrechte am A….  vorbeigehen.” Es ist schon erstaunlich, daß mich die verwirrten Bessermenschen und selbst ernannten Weltenretter langsam aber sicher dahin gebracht haben, diese Möglichkeit als ggf. die bessere von diversen schlechteren Varianten anzusehen. Und ich erwarte es als echten Spaß zu sehen, wie die “Sicherer Hafen”- BefürworterInnen,  TeddyBärenWeitWerferinnen und die ekstatisch jubelnden Vertreterinnen der Truppe “Wie bekommen Menschen geschenkt, und ich freu mich drauf.” sodann voller unverständnis und um Hilfe geiernd das selbst in Schwung gebrachte Rad dieser Geschichte zurück drehen wollen. Ich für mein Teil als bekennender “Alter weißer Mann” habe schon zu dieser Klientel Kontakt gehabt, als die heutigen Jubelanten und Innen noch a) deren Existenz eingfach geleugnet haben, b) noch bestenfalls in der Pampas unterm tisch krabbelten. Und mich haben sie immer ernst genommen und respektiert. Ich denke, dabei wird es auch nach 2030 mindestens bleiben. Insofern viel Spaß in der Zukunft.

Xaver Huber / 11.06.2023

Allein die Überschrift des Artikels amüsiert mindestens gleichermaßen wie sie verwundert angesichts der damit verbundenen Erinnerungen. Wie viele Leser mögen eine Reminiszenz an den gleichlautenden Film verbinden?

Marion von Gratkowski / 11.06.2023

Frau Grubers Engagement in Ehren, was allerdings Politiker wie Team Vorsicht jetzt Team Bayerische Landtagswahl auf dieser Demo zu suchen haben, verstehe ich nicht. Die AFD hat sie ja auch im Vorfeld ausgeschlossen … weil kein Politiker auf der Demo in Erding sprechen sollte. Kein Politiker heißt kein Politiker. Auch wenn der Söder ausgebuht wurde, hat der Auftritt der Politiker der Sache geschadet. Neutralität geht anders. Bei mir ist die ansonsten sehr geschätzte Monika Gruber jetzt unten durch. Leider.

Wolfgang Richter / 11.06.2023

” „Für die Union wiederum stehe trotz aller Herausforderungen nicht zur Debatte, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral sein wolle, sagte Günther. ” Auch einer, der das selbständige Denken eingestellt hat und zu faul ist, sich zu belesen, stattdessen rum plappert, was gerade politisch angesagt zu sein scheint.  Ein “Member” einer Mischpoke, die von sämtlichen Ämtern fernzuhalten ist, angefangen als Pförtner irgendeines DorfRathauses. Vielleicht hilft die zwangsweise Zuordnung zur Tätigkeit in irgendeinem Gewerbe, zB Bau oder Backstube, daß diese Klientel auf dem Boden der Realität ankommt.

Christina Struve / 11.06.2023

Monika Gruber hätte anstelle M. Söder nebst seinem Freund Aiwanger lieber Gloria von T&T reden lassen und/oder Alice Weidel. Futtertroganwärter M. Hagen (FDP) war ebenfalls völlig fehl am Platz…Durch diese Politikdarsteller hatte es absolut den Geschmack einer Altparteienwahlkampfveranstaltung zur LTWBY2023, sehr schade.

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