Siegfried Kohlhammer setzt sich im neuen Merkur-Sonderheft: “Kein Wille zur Macht - Dekadenz” noch einmal intensiv mit dem Verrat der Intellektuellen und dem Haß auf die eigene Gesellschaft auseinander. Ein Text, den man bei Nacht und Nebel in jeden Kreuzberger Briefkasten werfen möchte.
“Während das traditionelle Bild die Gesellschaft als notwendig und unkorrigierbar sündige und unvollkommene sah und Hoffnung auf ein Jenseits gesetzt wurde, wird nun an die diesseitige Realität die Forderung nach Vernünftigkeit und Vervollkommnung gestellt, oder, um es mit Hollander zu sagen: Der Glaube an einen diesseitigen Himmel nahm in dem Maße zu, wie der Glaube an den jenseitigen schwand. Die Säkularisierung kompensierte das von ihr bewirkte Schwinden der Religion zwar nicht mit einer neuen Religion, aber mit einem Religionsersatz: Utopien der vollkommenen Gesellschaft (eine andere – bessere – Welt ist möglich) oder deren Projektion auf fremde Gesellschaften (eine bessere Welt gibt es schon, aber woanders).”
(Dank an I.W. für den Tip!)