Michael Holmes (Gastautor) / 26.06.2007 / 15:45 / 0 / Seite ausdrucken

Zur bösen Rede von den guten Absichten

Erwähnt man gegenüber Linken - und keineswegs nur gegenüber Linken! - die Massaker von Katyn, die Gräuel im kambodschanischen S-21 oder die öffentlichen Folterungen in Maos China, dann darf ein Satz niemals fehlen; es ist ein Satz, den ich so zynisch und unmenschlich finde, dass es mir schwer fällt ihn auch nur wiederzugeben. Sie wissen, welchen Satz ich meine: “Naja, aber im Gegensatz zu den Faschisten hatten die Kommunisten immerhin gute Absichten!” Selten nur, viel zu selten, wird dieser Ungeheuerlichkeit deutlich widersprochen. Noch seltener löst sie Empörung aus.
Gerd Koenen hat in seiner bahnbrechenden Arbeit über die “Utopie der Säuberung” die rhetorische Frage aufgeworfen, was man mit diesen Worten eigentlich sagen will: „Daß, je besser (angeblich) die Absichten und die Gesinnung, um so verständlicher (und also verzeihlicher) die Taten und Untaten? Wären demnach Morde und Gewaltakte, die einen angeblich positiven oder konstruktiven Zweck verfolgen, akzeptabler als jene, die das nicht tun?“ (S. 18) 

Ich würde von all den Menschen, die auf diese Weise ‘argumentieren’, gerne wissen, was sie dem linken Blogger von der Huffington Post entgegnen würden, der das Thema jetzt in folgender Weise kreativ variiert hat:

“You could argue that even the world’s worst fascist dictators at least meant well. They honestly thought were doing good things for their countries by suppressing blacks/eliminating Jews/eradicating free enterprise/repressing individual thought/killing off rivals/invading neighbors, etc. Only the Saudi royal family is driven by the same motives as Bush, but they were already entrenched. Bush set a new precedent. He came into office with the attitude of ‘I’m so tired of the public good. What about my good? What about my rich friends’ good?’”

Oder nein! Ich glaube, ich möchte es lieber nicht wissen.


 

 

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Michael Holmes (Gastautor) / 22.11.2007 / 13:53 / 0

Dinge, die die Welt nicht braucht

The Seven Wonders of the Totalitarian World / mehr

Michael Holmes (Gastautor) / 20.11.2007 / 20:11 / 0

Präferenzen

Edgar Dahl bespricht das neue Buch des amerikanischen Männer- und Frauenrechtlers Warren Farrell. “Wie der amerikanische Soziologe Warren Ferrell in seinem gerade erschienenen Buch “Does…/ mehr

Michael Holmes (Gastautor) / 20.11.2007 / 19:54 / 0

Noch ‘ne Selbsthilfegruppe…

...muss ich wohl mit meinem Leidensgenossen Ingo gründen. Ja, hallo, ich bin der Michael und ich wollte es lange nicht wahr haben… Ob die Kasse…/ mehr

Michael Holmes (Gastautor) / 18.11.2007 / 12:55 / 0

Englische Stachelschweine

In Deutschland ängstigt man sich bekanntlich seit eh und je vor der angeblich zunehmenden “sozialen Kälte”. Und mitunter kann diese Angst auch berechtigt sein. Es…/ mehr

Michael Holmes (Gastautor) / 14.11.2007 / 11:07 / 0

Thomas und Annika vom Prenzl’berg

Der Prenzlauer Berg hat sich zum San Francisco Deutschlands gemausert. Hier ist die elitäre Gegenelite der Republik zuhause. Nur das Meer, die Hügel, die Freundlichkeit…/ mehr

Michael Holmes (Gastautor) / 12.11.2007 / 12:51 / 0

Gnade für die 68er?

Ach wieso denn? Macht doch ordentlich Spaß.  (Dank an Christian Herms) / mehr

Michael Holmes (Gastautor) / 12.11.2007 / 09:32 / 0

Es war nicht alles schlecht…

...am gestrigen ARTE-Themenabend zur Oktoberrevolution. Da war kurz von einer Hungersnot die Rede, der 5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen seien. Natürlich schwärmte der gleiche…/ mehr

Michael Holmes (Gastautor) / 11.11.2007 / 14:23 / 0

Das konnte nur eine Astrid Lindgren!

Die nicht zu bändigende Freiheitsliebe von Pippi und Michel, Ronja und Karlsson in die Erwachsenensprache der Politik übersetzen. 1976 setzte sie sich voller Wut und…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com