Ein Nachtrag: Lagerfeld war und ist köstlich!
Er war wirklich brillant - mir fällt als Vergleich Udo Lindenberg ein, bei dem auch die (öffentliche) Marke mit der privaten Person verschmolzen ist bzw. umgekehrt. Man könnte sagen, eine einzige Inszenierung: Aber klug, geschäftstüchtig und niveauvoll - vor allem nicht zum Kotzen politisch korrekt. Allein wegen letzterem lebe er nochmals hoch! Wobei das Genie Lagerfeld war fast universell! Nur “war“ ist nicht korrekt: Er wird bleiben und als die intelligenteste und eine der größten Ikonen der Konsumgesellschaft Bestand haben.
Die größte Aufgabe hat er hinter sich gebracht. Früher oder später sind auch wir drann. Es gibt keine Antwort, kein Ende, kein Anfang, keine Erklärung, kein Garnichts. Mehr gibts darüber nicht zu sagen.
Ich fand ihn immer etwas irritierend bei Live-Auftritten, aber stets genial. Insbesondere seine Sprüche, immer so treffend! Aber auch ich trage gerne Jogginghosen am Wochenende, der Spruch stimmt trotzdem, wenn man darüber nachdenkt. Seine späte Liebe zu seiner Heiligen Birma Choupette hat ihn massive Pluspunkte bei mir, ebenfalls Katzenfreund, gebracht. Solche seltenen, besonders engen Katze-Mensch-Beziehungen gibt es tatsächlich gelegentlich. Sie sind oft die glücklichsten Beziehungen eines Menschen. Ihr Zusammenleben war anscheinend auch typisch Lagerfeld. Einen zweiten Lagerfeld wird es wohl leider so schnell nicht mehr geben. Ruhe in Frieden.
Hatte nie so richtig Zugang gefunden zu Karl Lagerfeld, er war mir zu exzentrisch, zu dekadent. Aber die Nachricht von seinem Tod schreckt mich dennoch auf: Wieder einer von den Alten weg, wieder einer, dem noch auffiel, was da so unvermittelbar schräg, so falsch, so böse mit uns allen gemacht wird, ohne dass man uns auch nur eine Chance ließe, dagegen aufzubegehren. Die Jungen, meine Kinder, deren Generation, die sind wie die Frösche, denen man ganz allmählich das Wasser unterm A**** heiß macht. Die werden nicht mehr springen. Und auf uns Alte hören die sowieso nicht mehr, halten uns für alte Simpel. Mit Karl Lagerfeld ist wieder einer gegangen, ein Aufrechter, der genug kreative Ressourcen in sich selber gefunden hat, so dass er nicht den abgeschmackten Zuchtmeistern der links-grünen Phantasmagorien auf den Leim ging. Für die Älteren unter uns wird es wieder ein Stück einsamer um uns herum. Die Einschläge der Granaten kommen immer näher. Auch für die Jüngeren. In diesem Leben haben wir uns nie getroffen, Karl, aber wer weiß, ...?
Lieber Herr Bechlenberg, Lagerfeld war sicher nie fürs Gleichmachen. Sein Ideal war die Würde, die aus dem Besonderen geschnitzt ist. Die Diva hat er sich hanseatisch erarbeitet. Er war ein bisschen der Helmut Schmidt der Glamour - und Modewelt.Und nicht zufällig hatte dieser ja auch eine starke künstlerisch- musikalische Seite. Ich weiß solche Vergleiche sind immer schwierig. Was aber nun mir wieder egal ist. Das Besondere war für Lagerfeld schon Pflicht. Die Kür, seine Kür, sieht dann nochmals ganz anders aus. Womöglich galt sie der Schaffung eines vollendeten freien und souveränen Subjektes, welches vor Lagerfeld das letzte mal als großes Ideal der Persönlichkeit im Frankreich des 18. Jahrhunderts aus dem Kroppzeug der Geschichte herausragte. Heute herrscht das Ideal des Gleichstands der Mittelmäßigkeit. Höchstens. Ein Ideal, das die Menschheit jeden Tag unglücklicher macht. Mir fehlt Karl Lagerfeld jetzt schon.
Ein absolut brillanter Kopf! - Schade!
Ich habe mich bei der Nachricht vom Tode KLs gefragt, ob achgut einen Nachruf auf ihn veröffentlichen würde, da er nach den Maßstäber der Achse eine bemerkenswerte Persönlichkeit war und ich wurde nicht enttäuscht. @Kleinophorst: Ad 1: Nichts Schlechtes über Tote, außer man schafft das im Monthy-Phython-Stil. Ad2: Wer über Jahrzehnte Leistung bringt, ist kein Pausenclown. Das gilt für jedes Metier.
Bei ihm konnten die Medien nicht viel falsch machen. Das klare Bild von ihm war immer schön.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.