Man sieht sich, Gott zum Gruß!
Seit ich vor vielen Jahren erstmals auf Prof. Heinsohn als Gast in Volker Panzers „Nachtjournal“ aufmerksam geworden war, habe ich unzählige seiner Artikel und Kommentare voller Faszination gelesen. Heinsohn war einer jener wenigen Intellektuellen, die mit jedem Satz wirklich etwas zu sagen hatten. Was für ein Verlust.
Daß solche Menschen unter uns leb(t)en, versöhnt mich mit Vielem.
Ein großer Denker geht von uns, er ist mir ein Lehrer und Vorbild. Ruhe in Frieden und Danke für alles, verehrter Gunnar Heinsohn! Mein Beileid an Seine Familie. Mario R. Stepanik
So traurig. Das Bild, das ich von der Welt habe, ist wesentlich durch ihn geprägt.
Über Heinsohns „Die Sumerer gab es nicht“ (1988) kam ich zu den „Zeitensprüngen“, wo Herausgeber Heribert Illig, bisher im Schatten Heinsohn stehend, ab 1991 mit seiner eigenen These von ca. 300 Phantomjahren im frühen Mittelalter auftrumpfen konnte – was übrigens der Grund dafür gewesen sein dürfte, dass Heinsohn auch ganz speziell bei den „Zeitensprüngen“ in den Jahren 2011 und 2012 die Cancel Culture erlebte: Da er nach einem Bali-Urlaub aufgrund dortiger Nachforschungen die Idee hatte, in der Geschicht Asiens gäbe es im ersten Jahrtausend n. Chr. ca. 600 Jahre zuviel, und daher auch die europäische, insbesondere römische Geschichte daraufhin überprüfen wollte, stieß er damit bei Illig zunächst auf freundlich-skeptische Distanz, aus der im Laufe der Zeit, je mehr Belege er für seine neue These fand, eine ablehnende und schließlich exterminatorische Haltung wurde – Illig sprach Heinsohns Wirken mit Verweis auf formale Schwächen der These die Wissenschaftlichkeit ab und mobbte ihn ganz offensichtlich mit Unterstützung anderer Autoren aus seinem Magazin regelrecht heraus: die Chronologiekürzung im Mittelalter war SEIN Baby und sollte es bleiben. Seidem war Heinsohn, wie in seinem Abschiedsbrief beschrieben. auf die Unterstützung von Anne-Marie (und Alfred) de Grazia angewiesen, um auf deren Seite seine neue These mit weiteren Forschungsergebnissen zu veröffentlichen. Mit dieser These habe ich mich ebenfalls beschäftigt und bin dabei in den letzten Jahren infolge der Einbeziehung der kalendarischen Aspekte (Zusammenhang mit dem Osterfest und darüber mit der jüdischen Zeitrechnung) zu einer Phantomzeit von 532 Jahren (in zwei ‚Tranchen‘: 236 + 296 Jahre) gekommen, die von Heinsohns Erklärungsansatz mit ca. 700 Jahren zuviel etwas abweichen – darüber möchte ich demächst auf einer eigenen Seite schreiben, auch um dazu beizutragen, ihn nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. In diesem Sinne: Farewell, Gunnar Heinsohn…
“Fast wäre er geworden viermal Zwanzig. Nun isser verstorben, daheim in Danzig. Der Tod ist die Tür, durch die man geht, wenn man am Ende des Weges steht. Dahinter der Frieden, dieser sei ihm nun beschieden, wie auch die Erinnerung, in der man bleibt ewig jung!” Pfia Gott, wie wir in Bayern sagen würden, Herr Heinsohn. CK
Einer der wenigen Autoren, bei welchem man sich genau überlegen musste, wann man sein Buch anfängt zu lesen, weil man schon vorher weiß, dass man es nicht los läßt, bevor man durch ist. Der letzte Abschnitt hat mich zutiefst beindruckt, wie selten etwas Geschriebenes zuvor. Danke für jede Zeile, für jeden Artikel, für jede durchlesene Nacht! Und grüßen Sie Peter Scholl-Latour herzlichst…. . . . . . .
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