Das “Föjetong” wie auch die Radiosender der Sparte “Klassik” sind schon längere Zeit im freien Fall. Zwischen leicht verdaulichen Häppchen, Quotenunfug und Umerziehung zur Buntheit ist leider die wahre Vielfalt verloren gegangen. Die weisen alten Kenner sind durch wissensbefreite Plaudertaschen ersetzt worden. Als Gustav Leonhardt vor elf Jahren starb, ist hier nur wenig erschienen und fast alles glänzte durch Unkenntnis und das, obwohl er bis ins hohe Alter Konzerte gab und er einer der wichtigsten Wegbereiter und Vertreter der historischen Aufführungspraxis war. So traurig es auch sein mag, es interessiert kaum noch jemand. Wir verlieren Kultur, Wissen und Bildung im Geschwindmarsch.
Ich muss sagen, ich kenne sie auch nicht. Bin aber auch ein Laie, werde mir aber schauen, welche Aufnahmen ich von ihr finden kann. Von Feuilletons erwarte ich aber, dass dort Kenner sitzen, die mir etwas beibringen können, aber da stelle ich keine großen Erwartungen mehr. Vor zwei Jahren starb Christa Ludwig und die Nachrufe waren da mau und kenntnisarm. Von Spiegel Online und von von der FAZ kann nichts finden. Der letzte FAZ-Artikel zu Christa Ludwig: “Christa Ludwig zum Neunzigsten” - das war 2018. Nur zum Vergleich: Als neulich der ehemalige Basketballspieler Willis Reed starb, der für das deutsche Publikum eine weit geringere Rolle spielt, hat sich Spiegel bemüßigt, sehr viele Absätze zu spendieren, wo manche aus einem viel umfangreicheren Artikel aus der NY Times übernommen worden sind, aber in dem Spiegel-Online-Nachruf wie Fremdkörper wirken. Ich bin sowohl Basketball als auch der klassischen Musik (als Hörer) verbunden, und finde die Gewichtigung sehr seltsam, wenn man bedenkt, dass das Publikum ein deutsches und Basketball bei uns auch noch eine Randsportart ist und selbst viele meiner Basketballkollegen kannten Willis Reed vom Namen her nicht mal. Klassische Bildung ist den Redaktionen nicht mehr vorhanden und die überlegen auch nicht mehr, was ihrem Publikum interessieren könnte. SPON hat sogar Willis Reed mehr Absätze spendiert als Dixie Dörner, der 2022 verstarb, obwohl Dixie Dörner weit mehr Menschen in Deutschland ein Begriff ist.
Höre seit Kindheit Klassik und habe den Namen NIE gehört.
Was für ein Feuilleton ? War da mal was ?
Danke für diesen nachdenklich stimmenden Nachruf. Mir war diese Geigerin nicht bekannt Da ich ein Kulturmuffel bin und erst sehr spät die Musik als Hobby entdeckte. Ihr Artikel hat nun mein Interesse in das Werk dieser Künstlerin erweckt das mich schwer beeindruckt und zum Besten gehört was ich je auf Geige hörte. Sehr beeindruckt war ich auch von der Interpretation des Dirigenten George Szell (auch der war mir kein Begriff. Ruhm u. medialer Applaus korrellieren leider nicht mit dem was wirklich gut ist. Oftmals gewinn ich den Eindruck, dass die meisten Prüflinge einer Musikhochschule oder manch schlichter Kirchenmusikant besser arbeiten als das was am Markt als “Namhaftes” so alles angeboten wird. ... Aber ich glaube wer wirklich was drauf hat, so wie diese phänomenale Geigerin der braucht die Anerkennung durch andrer sowieso nicht und genügt sich im Grunde selbst. Vielleicht wars sogar mit ein Grund warum sie so in Vergessenheit geriet. Vielleicht geriet sie nicht trotz, sondern wegen ihrem Können in Vergessenheit. Nochmals danke für den tollen Hinweis. Für was ACHGUT nicht alles GUT ist!.
Es sterben jeden Tag Leute, die niemand kennt, die man nicht kennen müsste. Ruhm ist eine Form des Widerhalls. Er bedarf also einer Reflektion. Und sei es nur an den konsumtiven Bedürfnissen der oberen Zehntausend. Violinkonzerte in Südafrika “for whites only” dürften heute auch nicht so rühmlich sein, denke ich. Im Übrigen haben schon viele kleine Geister geglaubt, sie seien berühmt oder könnten es werden. In Wahrheit ist der Ruhm anderer etwas, das der Normalo nicht braucht. Kritiker und Musikhistoriker leben davon, aber auch die sind vergesslich. Der Ruhm ist institutionalisiert und die Berühmten werden medial aus dem Hut gezogen, so spontan, wie sie gebraucht werden. Cassius Clay oder Maradonna sollen etwas geleistet haben, angeblich, das über die normale Arbeit der Gewöhnlichen hinaus geht. Sagt man uns. Die Berühmtheiten leiden an der Inflation ihrer Menge. Darum ist es gut, wenn sie schon gestorben sind. Was ist mit Knud Kiesewetter? Ist der nun berühmt? Oder treibt der sich nur zufällig manchmal zwischen meinen Ohrlöffeln herum?
Ein herzliches Dankeschön an den Autor, der diese herausragende Geigerin würdigt. Ich erinnere mich noch lebhaft an Edith Peinemann und ihre inspirierenden Auftritte.
Ich danke Ihnen für den Nachruf. Ich bin einigermassen bewandert in der klassischen Musik und muss gestehen, ich habe von Edith Peinemann im ganzen Leben noch nie gehört. Platos treffliches “scio nescio bewahrheitet sich doch immer wieder. Ich werde schleunigst die Lücke schliessen.
Deutscher Feuilletons? Es war einmal…
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