“Unseren westlichen Kriegskommentatoren” ist schnulle, wie viele Menschen in der Ukraine getötet, verstümmelt oder von Vergewaltigern und Plünderern der jeweils anderen Seite heimgesucht werden. Sie verstehen wohl auch nicht, was “Krieg” für ein Zustand ist. Irgendwann im Herbst 2022 meldete ein deutscher MSM-Journalist begeistert, die ukrainische Armee habe “Hunderte von Russen zu Dünger gemacht”. Wahrscheinlich hielt er das für witzig und war ihm die Brutalität des Satzes überhaupt nicht bewusst. Leider bekomme ich immer mehr das grausige Gefühl, dass in der Ukraine eine Show läuft - eine Show mit echten Toten, echten Verstümmelten, echten zerstörten Städten, echten, kriegsbedingten Zusammenbrüchen der Infrastruktur und echten Kriegsverbrechen. Vielleicht gab es in Mitteleuropa “zu lange” keinen Krieg mehr. Kaum einer “unserer” Journalisten begreift, was in einer Gegend mit schwerster endemischer Gewalt los ist, und jedes Kriegsgebiet wird in sehr kurzer Zeit zu einer solchen Gegend. Meine Eltern waren Kriegskinder; mein Vater und seine Familie flohen Anfang 1945 von Gleiwitz zu Verwandten nach Essen, meine Mutter, ihre Schwester und Mutter wurden als Sudetendeutsche ein paar Monate später vertrieben, mein Großvater kam einige Monate später nach. Es gab Verwandte in Nürnberg, da war klar, wo er seine Angehörigen suchen musste. Später zog die Familie nach Essen. Meine Eltern und ihre Angehörigen kamen relativ glimpflich davon, kannten aber die Wahrheit über den Krieg, über jeden Krieg. Inzwischen, nach über drei Generationen, haben die meisten Deutschen unter 50-60 keine Ahnung mehr,
Mir ist immer noch nicht klar, wie Deutschland guten Gewissens Panzer in die Ukraine schicken kann. Diese werden Russen oder Ukrainer töten, wie damals im Zweiten Weltkrieg. Und wenn dieser Konflikt vorbei ist, werden uns weder Russen noch Ukrainer für unser Engagement dankbar sein, im Gegenteil.
Als ehemaliger Zeitsoldat war ich natürlich bereit, mein Land zu verteidigen. Dafür wurde ich als “Rechter” und als Nazi beschimpft. Jetzt aber bin ich nicht mehr bereit, diese Leute, die mich damals beschimpft haben, zu verteidigen. Und Leuten, die innerhalb von Tagen ihre Meinung um 180 Grad ändern, haben meine Achtung und Vertrauen sowieso vollständig verspielt.
Jeder, der gedient hat, sei es “nur” im Wehrdienst (Rekrutenschule in Österreich) oder als Milizsoldat hat für solche Neo-Kriegsrhetoriker, wie sie der Autor beschrieben hat, nur Verachtung übrig. Und das zu Recht! Dazu ein paar “Schmankerln” aus Österreich zur Ergänzung: Schon lange verwalten die Verteidigungsminister nur mehr den Abriß des Militärs, manche arbeiten auch aktiv daran mit. Unser schlimmster Minister war vor ca. 10-15 Jahren, der nicht nur die Beschaffung der Eurofighter “nachverhandelte” mit dem Ergebnis von nur Teilzeiteinsatzfähigkeit und die Panzerwaffe demolierte, sondern auch ständig Propaganda abließ wie “es wird keine Panzerschlacht im Marchfeld mehr geben”, Panzer haben als Waffe keine Zukunft mehr”, “In Europa wird es sowieso keinen Krieg mehr geben, weil wir sind umgeben von Freunden”. Oder der schiache alte Zausel der die Hofburg besetzt hat und sich Bundespräsident nennt (obwohl weder Ahnung von den Rechten noch den Pflichten dieses Amtes): Selbst hat er sich dem Wehrdienst entzogen (als es noch keinen Zivildienst als Ersatz gab) und immer stolz betont er sei “Kriegsdienstverweigerer” gewesen, aber vor einigen Monaten wollte er, daß unsere jungen Soldaten jetzt(!) zum Einsatz in die Ukraine geschickt werden. Neutralität? Aktive Kriegsregion? Ach geh, die Soldaten sollen “eh nur” Minen räumen im Hinterland, das läßt sich doch mit der Neutralität vereinbaren und passieren wird denen scho nix. Daß dies die aktive Kriegsteilnahme als Konfliktpartei bedeutet muß der Herr Professor ja nicht wissen. Ich bitte die Leser um Verzeihung für meinen “Rant” aber ich bin der Meinung, es zeigt, daß der von Herrn Pichard erwähnte Schlag Kriegsrhetoriker über Ländergrenzen hinweg der gleiche ist bzw. sich überall eingenistet hat, insbesondere auch in der höchsten Politik der meisten westlichen Länder.
“Kriegsrhetoriker” und “billige Solidarität” sind die korrekten Worte. Eine wahre Solidarität mit der Ukraine haben westliche Politiker nicht, denn sie brauchen keine freie und unabhängige Ukraine, sondern eine, die vom russischen Imperium ins Imperium von Klaus Schwab und Uschi vdL gewechselt hat.
Hoffentlich lesen die begeisterten Kriegstrommler wie z.B. Osthold, Heinisch und Co. auch mal so etwas, wenn sie die Ukrainer vom warmen Sofa oder Talkshow-Sessel aus an die Geschütze schicken.
Mein Vater war Soldat im 2. Weltkrieg. Er erzählte nie von Heldentaten sondern nur vom Grauen der Realität. Von den Schreien der Verwundeten und den toten Kameraden, mit denen man am Vorabend noch über die Pläne für die Zeit danach gesprochen hatte. Es gab in den 70er Jahren mal ein Titelbild vom Stern oder Spiegel, auf dem ein vietnamesischer Soldat abgebildet war, dem gerade der halbe Unterarm weggeschossen worden war und die Knochen herausschauten. Es wirkte geradezu unwirklich in seiner Grausamkeit.
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