Lieber Herr Buurmann, ich kann es nicht genau wissen und es ist intellektuell ja auch nicht redlich zu vermuten, was Ralph Giordano heute zur aktuellen Lage äußern würde. Jedenfalls kann man darüber ja nicht ernsthaft diskutieren. Es ist vielmehr der Geist dieses Mannes, der ja da ist und den man leicht aufspüren und aufsuchen kann. Leicht, weil sich Schriftsteller als Geist wie Wesen bereitwillig offenbaren. Jeder, der Willens ist, kann also selbst diesen Geist befragen und auch ich bin gerne bereit dazu. Ralph Giordano’s Geist ist sicher keiner, der gerne eingesperrt war, ist, noch jemals sein möchte, wie aus Roman und Schicksal ersichtlich wird. Der Geist trägt somit auch keine Maske oder lässt sich als Ungeimpfter widerspruchslos schickanieren. Ein - und ausgesperrt sein und von der Dummheit von Maßnahmen limitiert reagiert dieser Geist bockig. Und er geht in die Offensive, wenn sein Land und seine Leute von Neuem totalitären Attacken ausgesetzt sind.
Die Bilanz der letzten 30 Jahre lässt sich ganz einfach zusammenfassen : Menschen , die grad so aufgeweckt sind wie die Gehirnwäscheprogramme der abendlichen Lagerfeuer im Deutschen Fernsehen werden überhaupt nichts mehr verhindern , weil ihr Instinkt für die Wahrnehmung von Bedrohungen ihrer individuellen Freiheit restlos blockiert ist ; man könnte sagen, der lebenswichtige Gefahrenhorizont wurde ihnen systematisch “zerquatscht” .
Alles was Giordano zum Thema Islam zu sagen hatte, hat sich seit Grenzöffnung 2015 potenziert. Erschreckend eigentlich. Kostprobe: “...Da wird ein Prinzip sichtbar, das über allen Aktivitäten muslimischer Verbände steht, eingeschlossen den „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ (ZDM) oder die „Islamische Gemeinschaft in Deutschland“ (IGD): zu fordern, fordern, fordern, ohne jeden Sinn für eine Bringschuld.” [Zitat Ralph Giordano FAS Aug.2007]
Nach Martin Walsers Paulskirchenrede, die zunächst mit Ovationen bedacht worden war, ging ein medial inszenierter Sturm der Entrüstung los. Ein für mich unerträglicher Höhepunkt war die Ankündigung von Christoph Schlingensief, der das Jahr 1933 scheinbar aus seinem Gedächtnis gelöscht hatte, Bücher von Martin Walser öffentlich zu verbrennen. Damals habe ich viele deutsche Prominente darum gebeten, dies zu verhindern. Das Eisen war bis auf Ralph Giordano allen zu heiß. Ich, ein für ihn völlig Unbekannter, habe Ihn angerufen und er hat mir sofort Unterstützung zugesagt. Ich gehe davon aus, dass er diese Show eines Wichtigtuers verhindert hat.
Schalom, sehr geschätzter Herr Buurmann, je stärker das heutige Klagen über die “große Belastung” unserer Kinder zu hören ist, umso mehr unterhalte ich mich mit meiner noch lebenden, lieben, sehr alten Freundin Lea. Die nur mit letzter Kraft und ihrem starkem Glauben Auschwitz überlebte. Wie sie dort als Halbwüchsige mehrere Rampen-Selektionen listig überstand, fassungslos die hochverehrten, aber nun kahlgeschorenen, nackten Großeltern erlebte und bis zum heutigen Tag die schweren Demütigungen, die Hunde, die schreienden Aufseher und den beißenden Gestank von Auschwitz nicht vergessen kann. Den Raubmord an ihrer Familie . Und nun erneut fassungslos ist über den wachsenden Antisemitismus und einen durch die Medien noch verstärkten Antiisraelismus. Das wegsehen und weghören wie damals. Auch Viktor Klemperer dokumentierte in seinem “LTI” den schleichenden Beginn des Antisemitismus, die andauernde, tägliche Atmosphäre von Angst. Ich jedenfalls brauche keine Antisemitismusbeauftragten, mir fehlen Menschen wie Ralph Giordano.
Herr Giordano würde heute von der Politik und den Medien als ” Rechtspopulist” diffamiert werden.
Es findet ja schon lange eine Vergewaltigung des Holocaust statt, eine Instrumentalisierung, bei dem die eigentlich Opfer gar nicht mehr vorkommen. Es wird alles auf Islam gemünzt, als hätte Hitler systematisch Moslems ausrotten wollen. Genau das hat er ja nicht. Im Gegenteil fand er doch bei Moslems starke Zustimmung, damals wie heute. Es ist schon schlimm, dass Moslems (natürlich nicht alle, aber doch signifikant viele) sich genau das erlauben, was wir nicht haben wollen (Antisemitismus, Rassismus) und jedem Kritiker des Rassismus bezichtigen. Schon der Umstand, dass sich ein Nonsens-Begriff wie antimuslimischer Rassismus hat etablieren können, ist kaum zu ertragen. Wenn ich also Pierre Vogel für seinen religiösen Extremismus kritisiere, bin ich dann ein Rassist? Man will, dass die Leute akzeptieren, genauso wie sie akzeptieren, dass ein Penis ein weibliches Sexualorgan sein könne und irgendwann gilt 2+2=5. Nichts soll sicher seien. Realität und axiomatische Wahrheiten (2+2=4, Zweigeschlechtlichkeit des Menschen usw.) müssen zerstört werden. Und natürlich werden die Juden besonders darunter leiden, weil wir den Antisemitismus fördern und ins Haus holen. Die ÖRR-Berichterstattung zu Israel ist latent antisemitisch. Karl Lagerfeld hat es eigentlich am prägnantesten ausgedrückt: „Wir können nicht Millionen Juden töten und Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land holen.” - Genau das ist passiert. Und man holte ja diese Menschen ins Land, mit der Begründung, wir hätte eine besondere Verantwortung, weil wir damals 6 Millionen Juden umgebracht hätten. Es ist schlichtweg pervers.
“Als es in Deutschland im Jahr 1992 zu vermehrten Ausschreitungen von Rechtsradikalen kam, und in Hoyerswerda und in Mölln Brandanschläge und Morde verübt wurden, (...)”—- Schon damals in Hoyerswerda ist relativ schnell der Verdacht aufgekemt, dass ehemalige Stasi-Leute dafür verantwortlich waren. Und ich meine mich auch erinnern zu können, dass die Sache in Mölln nicht eineindeutig “Rechtsradikalen” zuzuordenen war. Lang ist’s her, aber gewisse Dinge habe ich nicht vergessen. Die beiden Täter wurden als Neonazis, also als Neonationalsozialisten bezeichnet. Es gab auch Ungereimtheiten bei der Brandursache. Ich hatte damals stark den Eindruck, dass man deutschlandweit Rechtsradikale für alles Schlimme verantworlich machen wollte. Ich selbst habe damals allerdings auch geglaubt, dass es selbstverständlich Neonazis = Rechtsradikale gewesen sein müssen. Denn die Guten waren damals unbedingt die Linken! —- “„Ich werde mich auch weiterhin tabulos wenden gegen alle grundgesetzwidrigen und damit integrationsfeindlichen Verhältnisse und Zustände innerhalb der muslimischen Minderheit, allen voran gegen die inakzeptable Stellung der Frau, wie sie niemand erschütternder dokumentiert hat als die türkische Soziologin Necla Kelek, im Namen aller anderen entwürdigten und bedrohten Leidensgenossinnen. Ich werde auch weiterhin kritisch Stellung nehmen gegen jene Imame und Verbandsfunktionäre, (...)” Er redet so, wie damals viele Gutmenschen geredet haben. Er hate wirklich keine Ahnung vom Islam. Heute reden die Gutmenschen noch immer so oder so ähnlich. Ein Beispiel: Er wendet seine gutmenschlich westliche Sicht rigoros an und verkennt völlig, dass die allermeisten Mohamedanerinnen sehr stolz sind, Allahs Dienerinnen zu sein. Ich vermute, dass Giordano heute gendern würde.
Grüße aus Bremerhaven-Lehe nach Hamburg-Barmbek in die Hufnerstraße sendet Hermann Ludewig, aufgewachsen in der Barmbeker Osterbekstraße. Das gleiche Schicksal wie ,Ralle‘ durch- und überlebte die Familie meines Stiefvaters ebenfalls im Stadtteil Barmbek in Kellergewölben zwischen dem Winterhuder Weg und der Bachstraße. Barmbek ist ein magischer Ort, hier konnte auch der Autor des Buches ‚Neger, Neger, Schornsteinfeger‘ Hass und Willkür überstehen, nämlich Herr Massaquoi aus der Barmbeker Stückenstraße und viele andere mehr, als da waren Berta Diede aus Dulsberg, Anita und Max Diede aus der Bachstraße, Elli Thimäus aus der Barmbeker Straße, Willi Haldorn und Rosa Haldorn aus dem Winterhuder Weg. Möge Gott ihnen allen ewigen Frieden schenken!
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