Gerd Habermann, Gastautor / 08.05.2024 / 16:00 / Foto: Imago / 13 / Seite ausdrucken

Zu Friedrich August von Hayeks 125. Geburtstag

Vor 125 Jahren, am 8. Mai 1899, kam Friedrich August von Hayek in Wien zur Welt. Eine kleine Erinnerung an seine Verdienste.

Wir verdanken Hayek nicht nur eine grundsätzliche Kritik des Sozialismus – über seinen Lehrer Ludwig Mises noch hinausgehend –, sondern auch des zeitgenössischen Wohlfahrtsstaates und seines Ideals der „sozialen Gerechtigkeit“. In beiden Fällen spricht er von „Konstruktivismus“ – der planvollen Neuorganisation einer Gesellschaft – als „Weg zur Knechtschaft“.

Dieser sei eine „Anmaßung von Wissen“, das individuell und lokal verstreut und grundsätzlich nicht zentralisierbar sei. Nur der Wettbewerb in einer arbeitsteiligen Marktgesellschaft mache dieses Wissen für die Allgemeinheit nutzbar („Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“). Eine in diesem Sinne spontane Ordnung sichere nicht nur die Freiheit, sondern auch das pure Überleben der auf dieser Basis entstandenen Menschenmassen der Gegenwart.

Hayek kritisiert auch die ethische Basis des Sozialismus: Seine Ethik des solidarischen Teilens sei nur für gemeinschaftliche Kleingruppen anwendbar, nicht jedoch auf eine arbeitsteilige anonyme Großgesellschaft übertragbar. Hayek ging über diese grundsätzliche Kritik hinaus, indem er auch die Grundzüge einer freien Gesellschaft entwarf („Verfassung der Freiheit“, „Recht, Gesetz und Freiheit“), schließlich sogar für Freihandel in Geld und einen Wettbewerb der Währungen eintrat („Entnationalisierung des Geldes“).

Die in Interventionismus und Wohlfahrtsplanwirtschaft langsam versinkenden Völker des Westens werden gut daran tun, sich an die Botschaften Hayeks und der österreichischen Schule überhaupt zu erinnern, wenn sie nicht in Verarmung und sozialen Verwerfungen zugrundegerichtet werden wollen.

 

Prof. Gerd Habermann, geb. 1945, ist Wirtschaftsphilosoph, Hochschullehrer und freier Publizist. Er ist seit 2003 Honorarprofessor an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam und geschäftsführender Vorstand der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft. Von Habermann ist das Standardwerk „Der Wohlfahrtsstaat. Das Ende einer Illusion“ erschienen, hier bestellbar.

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Stefan Riedel / 08.05.2024

@peter keller / 08.05.2024 “Pjotr Alexejewitsch Kropotkin war ein russischer Anarchist, Geograph und Schriftsteller sowie Fürst. Er hinterließ viele Schriften, darunter die revolutionäre Schrift: Die Eroberung des Brotes und sein wissenschaftliches Werk : Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt. Wiki. Er war Geograf, Schriftsteller, Aktivist – und einer der bedeutendsten Vordenker des kommunistischen Anarchismus. DLF”? Meinen Sie etwa diesen politischen (nicht geographischen) totalen Spinner? (ich Kulturbanause habe diesen Namen heute zum allerersten mal gehört).

Irene Luh / 08.05.2024

@Dr. Joachim Lucas, für einen fähigen Wirtschaftswissenschaftler ist das Buch nicht schwer zu lesen, stringent, logisch, einfach gehalten, ohne die hohen wissenschaftlichen Standards herabzusetzen. Im Gegenteil. Eine sehr wohltuende Unterscheidung, von der dümmlichen Pseudo-Intellektualität einer sog. Frankfurter Schule, die jede einfache Botschaft, so “kompliziert” wie nur möglich auszudrücken “verstand”. Hauptsache mehr scheinen als sein. So sind Linke sich immer treu geblieben. Hauptsache angeberisch, hochkompliziert, es darf niemals einfach klingen. Man könnte ja darauf kommen, man habe es mit linken Idioten zu tun. ++ Von Mises, Hayek, die österreichische Schule, wurden damals im deutschsprachigen Raum aktiv abgelehnt, um es einfach zu sagen, der Tendenz nach. Diejenigen an der Macht, die Sozen, lehnten das aus Eigeninteresse ab. Mises dürfte das in seinem Werk beschreiben, oder auch Hayek, oder beide.  Bis heute ist so gebliebene, zum Schaden dieses Landes. ++ Hayek verdanken wir auch einen Karl R. Popper, den er gefördert und unterstützt hat. ++ Ich besitze und habe viele Werke von Hayek & Co., nicht nur gelesen, sondern diese studiert. An unseren Unis werden diese nur am Rande erwähnt, wenn überhaupt, und gelegentlich in Seminaren “besprochen”. So war es jedenfalls zu meiner Zeit. Mit der sog. Austrian School kam ich nur durch Eigeniniative in Berührung, durch eigene Recherchen. Es war kein Bestandteil von Prüfungen. Allein das zeigt, wie erbärmlich töricht unsere Fakultäten geworden sind. ++ Bei den Ordo-Liberalen aus Freiburg war es etwas besser (vlg. @BKopp), da lobe ich meinen Professor, der viele Bücher publiziert hat und auch in diese Richtung wies. Ein toller Lehrer. Aber, die ganze Arbeit blieb Privatsache jedes einzelnen Studenten. 95 Prozent wollten nicht.

peter keller / 08.05.2024

Und trotzdem ist er genau in der “Weg in die Knechtschaft” in den sozialistischen Humbug reingefallen, wonach -wenn es um die Sicherheit der Gesellschaft gehe- Einschränkungen der Freiheiten zulässig sein sollen. Der Mann wird -leider- überschätzt. Dann doch lieber Kropotkin.

BKKopp / 08.05.2024

Hayek ist auch heute und morgen noch wichtig und richtig. Hayek war aber kein Anarcho-Libertärer, kein Sozialdarwinist und kein Verfechter eines Nachtwächterstaates. Er war insbesondere kein Gegner eines öffentlichen Schul- und Bildungssystems, oder eines öffentlichen Gesundheitssystems. Die Ordo-Liberalen der Freiburger Schule, die theoretische Grundlage für die Marktwirtschaft von Ludwig Erhard - Wohlstand für alle - wurde, waren nicht radikallibertär.

Dr. Joachim Lucas / 08.05.2024

Hayek hat das in “Der Weg zur Knechtschaft” wunderbar dargelegt, was man instinktiv weiß, wenn man bei klarem Verstand ist. Ökonomie, Freiheit und Gleichheit gehen nicht zusammen, schließen sich aus. Glaube nicht, dass viele dieses etwas schwer lesbare Buch gelesen haben. Aber man kanns auch praktisch erleben: Wer mal in einer WG gelebt hat, weiß, dass nicht mal das funktioniert. Der mit der größten Einsatzbereitschaft ist da immer der Arsch. Die Linken verkennen die Natur des Menschen und müssen deshalb ständig erziehen. Am Schluß dann mit der Peitsche oder im Gulag (und da gibts dann nur noch nackten Egoismus). Kein einziges sozialistisches Experiment hat je ökonomischen Wohlstand und Freiheit hervorgebracht und wird es auch beim 1000sten Versuch nicht tun. Sozialismus (und jetzt noch der Ökologismus als neue Spielart) ist die Geißel der Menschheit. Neu am Ökologismus ist nur die Apotheose des zwangsläufigen Mangels (“kleiner Fußabdruck” und ähnlicher Quark).

Stefan Riedel / 08.05.2024

Danke für dieses “Telegramm”! Ein kleines Experiment. Im VWL-Seminar der Uni Köln (ja, genau, die)  einmal fragen, wofür stehen: Adam Smith, Ludwig von Mises, Friedrich August von Hayek, Karl Popper, Hans Albert…? Möchte ich jetzt die Antworten hören?

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