Ach Gottchen, uns droht wieder der Untergang?! - Geht es auch eine Nummer kleiner? Es ist mitnichten der Untergang, der droht, sondern allenfalls ein Zurück in die Verhältnisse, wie sie vor Mitte der 1960er herrschten. Damals gab es den Begriff der “political Correctness” in Europa nicht, aber dafür gab es den Begriff des Anstands - und zwar inhaltlich praktisch deckungsgleich, mit den gleichen sprachlichen Tabus (“Das sagt man nicht!”) wie Handlungs-Tabus (“Das tut man nicht!”). Der Vorwurf “Das ist politisch nicht korrekt” hieß damals lediglich “Das gehört sich nicht”. Gemeinsam waren den Tabus damals wie heute, dass man andere Menschen nicht bewusst verletzen oder schädigen soll - eine Haltung, wie sie konservativer kaum sein kann. Es wirft daher kein gutes Licht auf die heutigen vermeintlichen Konservativen, dass sie dies mit einer vergleichbaren Vehemenz in Frage stellen wie weiland die Studenten unter den Flaggen von Marx und Mao.
Ein äußerst lesenswerter Beitrag, in Sprache und Inhalt! Das ist es, was die „Achse“ so lesenswert macht. Danke schön.
Die ungehinderte, freie Meinungsäußerung in Wort und Schrift ist eine der wichtigsten europäischen Errungenschaften. Niemals dürfen wir auf dieses elementare Recht eines freien Menschen verzichten. Wer dieses, unser Recht auf freie Meinungsäußerung in Wort und Schrift abbauen, oder reduzieren will, welche Gründe er dafür auch immer anführen mag, bekämpft die Demokratie und den Rechtsstaat!
Wenn Wörter, die einstmals neutral waren, sich plötzlich in Beleidigungen oder Diskriminierungen verwandeln, dann hat das auch immer damit zu tun, wer oder was diesen Begriff ausfüllt. Es kann sich z.B. jeder mal die Frage stellen, welche Assoziationen man bei Norweger bzw. Rumänie hat und welches Image beide Begriffe besitzen. Oder man kann sich auch fragen, was man über einen Kevin und Justin oder einen Thomas und Alexander denkt. Klar, das sind Vorurteile, aber eben aufgrund von Erfahrungen. Auch wenn man heute Zigeuner als Sinti und Roma bezeichnet, werden über kurz oder lang auch diese Bezeichnungen das Image bekommen, welches die so Benannten auszeichnet.
Früher hat man vorlauten Kindern eine aufs freche Maul gegeben und damit war alles klar. Das haben mindesten 2-3 Generationen versäumt und damit alles vermasselt. All diesen selbsternannten Sprachreinigern und Besserwissern gehört eine ordentliche Tracht und ein paar dicke Lippen und den “großdeutschen” Dummschwätzern richtig eine aufs Maul, damit es wieder 50 Jahre vorhält.
Der Linken oder politisch Korrekten brauchen jemanden, für den sie sich einsetzen können, den sie verteidigen können. Wenn es diesen Personenkreis nicht gibt, müssen sie ihn erfinden. Das Proletariat hat ausgedient, dann sucht man sich, warum nicht, zum Beispiel Opfer rassistischer Anfeindung. Wenn es diese Anfeindung gar nicht gibt, erfindet man sie. Gutmenschen und Beschützer der Zukurzgekommenen sind erfinderisch. Das sind sie auch in der Erfindung des entsprechenden Feindbildes, denn das braucht man natürlich auch. Einen Bösen. Vor dem beschützt man dann seine Schützlinge. Alles gar nicht so schwierig.
Ich kann dem Autor dieser Zeilen nur zustimmen: Wahre Rassisten (derer gibt es leider viel zu viele) werden auf keinen Fall durch Wort -und Begriffsverbote zum Besseren bekehrt. Wenn ich allerdings in meinem Umfeld und in den Medien bereits beobachten muss wer alles “Nazi” ist, so zeigen sich die im Text beschriebenen Risse in der gesellschaftlichen Oberfläche bereits. Und dies nicht nur irgendwo im Alltag: Es sind durchaus die “Gebildeten”, die sich dieser Begriffe bedienen. Schon gewusst, dass “Starbucks” aufgrund der Firmen- und Expansionspolitik bereits umgangssprachlich als “Kaffeenazis” gehandelt werden? Und wer sich ein wenig im Flugzeug/Bahn/Kino breitmacht, ist -natürlich- ein “Sitznazi” erster Güte. Bin ich ewiggestrig, wenn ich der Meinung bin, dass man damit die echten Nazis so verniedlicht, dass dies einer Verhöhnung der Opfer gleicht? Aber vielleicht bin ich ja auch nur ein ... Meinungsnazi ... oder so?
Ich kann nichts dafür, dass ich Rassist geworden bin - das Westradio ist schuld! RIAS Berlin in den 70er Jahren: die meistgehörte Jugendsendung in und um Berlin, der “RIAS - Treffpunkt”. Ein Textbeitrag (meist auf hohem Niveau) wurde gesendet und dann die Ansage: “Und jetzt: Fünf kleine Negerlein - die Jackson Five” Mein Gott, wurden wir damals verseucht…
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